Saint X - Review Miniserie
"Saint X" beruht auf einem gleichnamigen Roman nach Alexis Schaitkin, der ihr Debüt 2021 darstellte und, wenn ich so durch die Rezensionen scrolle, sehr gut angekommen ist. Ich selbst habe die Vorlage nicht gelesen, aber es werden ja nicht immer nur Stoffe fürs Fernsehen oder fürs Kino adaptiert, die bei einem breiteren Publikum ankommen. Dementsprechend habe ich das schon einmal als eine gewisse Hausnummer gesehen. Die Miniserie nun ist auf zwei Ebenen erzählt. Einmal im Urlaubsparadies Saint X (im Übrigen eine fiktive Insel, als Urlaubsziel muss das hier also nicht recherchiert werden), wo Familie Thomas idyllischen Urlaub verbringen will und dann wieder 20 Jahre später in New York, wo die jüngere Thomas-Schwester Emily (Alycia Debnam-Carey) immer noch mit den Ereignissen von damals zu kämpfen hat. Diese Serie hat mich nun letztlich gereizt, weil sie mysteriös angelegt ist und mit der Ankündigung einer Miniserie auch ein abgeschlossenes Ende anstrebt. Aber gelingt die Unterhaltung über die acht Episoden hinweg?
Da ich mich im Vorfeld nicht intensiv mit dem Inhalt von "Saint X" auseinandergesetzt habe, ist mir der Einstieg in die Miniserie doch etwas schwerer gefallen. Dass die kleine Clairey (Kenlee Townsend) aus der Vergangenheit in der Gegenwart nun den Namen Emily trägt und ein und dieselbe Person ist, stellte dabei nicht das Problem dar. Aber die Serie ist wie in der Einleitung angedeutet bemüht, mysteriös zu wirken, aber für mich wurde es damit etwas übertrieben. Wenn ich eine Serie starte, dann will ich nicht schon alle Antworten auf der Hand haben, dann brauche ich gar nicht einzuschalten, aber ich will dennoch einen Widerhaken spüren, etwas, wo ich hängen bleibe. Das gelingt für mein persönliches Empfinden am besten, wenn ich einen emotionalen Anker erhalte, erste Andeutungen und vor allem eine gewisse Ordnung, um die Figuren für mich sortieren zu können und mich so dann aufgeregt auf das Abenteuer einlassen zu können. Gerade die erste Episode ist aber so chaotisch. Es war nicht so, als hätte ich gar nichts für mich sortiert bekommen, aber die Zeitebenen gehen nahezu nahtlos ineinander über. Das eine mag im kalten und regnerischen New York spielen, das andere in der heißen Karibik, aber dazwischen werden dann noch richtige Rückblenden in das Leben der Inselbewohner geschoben und das nochmal ansatzloser und da wurde es dann richtig schwer zu entscheiden, wer nun wer ist. Dazu war das mit dem emotionalen Anker eine Herausforderung. Auf der Insel lernen wir Familie Thomas, aber noch zig andere Gäste kennen. Alles was viel, daher von allen nur ein bisschen. Aber große Sympathien kamen bei mir nicht auf. Auch wenn ich bei Alison (West Duchovny) gleich das Gefühl hatte, dass sie mir angenehm rebellisch genug ist, so kam von ihr aber gleichzeitig keine Wärme, sondern eher Idealismus in der Form, dass sie sich nichts und niemandem was sagen lässt und tut und macht, was sie will. Wenigstens haben wir in der Gegenwart Emily und da ich Debnam-Carey nun schon aus einigen Serien kenne, war es hier vielleicht auch leichter mit der Sympathie. Dennoch ist auch Emily kein Charakter, den man sofort in den Arm nehmen will. Sie ist sehr komplex und man merkt, dass sie mental in all den Jahren viel durchgestanden hat und oft noch labil ist. Aber letztlich wurde sie doch mein Haken, um weiterhin einzuschalten.
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Auch wenn ich die acht Episoden letztlich durchgezogen habe, "Saint X" ist für mich keine herausragende Miniserie, eher ein aufgebauschtes Konstrukt, das seine Highlights in Einzelheiten hat, aber nicht im großen Ganzen. Das kann ich an einer Sache relativ gut festnageln. Wir haben nun diese beiden Perspektiven und am Anfang der Serie hätte ich mir vorgestellt, dass sie so ineinandergreifen, dass Emilys Auseinandersetzung damit in der Gegenwart alles für die Vergangenheit klärt. Eigentlich sind die beiden Zeitebenen aber sehr für sich geblieben. Nachdem Emily zufällig auf Gogo (Josh Bonzie) getroffen ist und ihn wiedererkannt hat, versteift sie sich so darauf, dass er es damals mit Edwin (Jayden Elijah) war, der Alison zu Tode gebracht hat, dass sie ihm auflauert und dann eine Beziehung aufbaut, um zu verstehen, warum. Das zieht sich über Episoden hinweg und die ganze Zeit bleiben Gogo und Edwin die einzigen Kandidaten. In der Vergangenheit bekommen wir den völligen Kontrast geboten. Ja, auch hier werden Gogo und speziell Edwin in ein suspektes Licht gerückt, aber die Serie streut auch so viele Szenen zu für mich völlig unwichtigen Charakteren ein (beispielsweise Josh Cooke als notgeiler Ethan und Hani Furstenberg als seine hilflos zuschauende Ehefrau Dana), damit auch nur ja alle die Möglichkeit haben, dass sie der oder die Täterin sein könnten. Das Bild passt einfach nicht zusammen, wie das Damals die große Büffetauswahl hat, während es im Heute die Versteifung auf zwei Kandidaten gibt. Deswegen war für mich irgendwann klar, dass es irgendwann genau in der Mitte liegt und so war es dann auch. Auch wenn wir am Ende wissen, wie Alison gestorben ist, so hat sich für mich nicht ergeben, wie es auf einmal Emily in der Gegenwart wissen konnte. Selbst wenn sie Gewissheit hatte, dass es Gogo und Edwin definitiv nicht waren, warum konnte es plötzlich nicht mehr einer von den anderen 50 Kandidaten sein? Auch wenn am Ende Emily eine Art Frieden findet und nun wirklich mit ihrem Leben weitermachen kann, so gibt es für mich große logische Löcher in der Geschichte. Dennoch fand ich die dargestellte Entwicklung der Beziehung zwischen Emily und Gogo wirklich gut. Auch wenn es langgezogen war und auch wenn Emily die meiste Zeit Angst vor ihm hatte, so wurde schön deutlich, dass diese beiden Menschen nicht umsonst ins Leben des anderen getreten sind. Gogo kann wieder in seine Heimat zurückkehren und Emily hakt die Vergangenheit auf ihre Art ab, nichts davon war also umsonst.
© 2023 ABC Signature. All rights reserved.; Palmoa Alegria/Hulu
Diesen Eindruck von widersprüchlichen Entwicklungen mit kleinen Höhepunkten prägt die gesamte Art von "Saint X". Es gibt wirklich nur wenige Figuren, die mir lange in Erinnerung bleiben werden. Der Cast ist wirklich groß, aber dabei vollgestopft von Charakteren, die nur Mittel zum Zweck sind, aber nicht wie individuelle Menschen behandelt werden. Das führt natürlich umgekehrt auch dazu, dass die mit Potenzial nicht so viel Zeit bekommen, wie es dann für das Interesse angemessen gewesen wäre. Ich fand zum Beispiel Josh (Pico Alexander) und Sunita (Kosha Patel) als Freund und beste Freundin von Emily sehr sympathisch, denn bei beiden hat man zu jedem Zeitpunkt gemerkt, dass sie es nur gut gemeint haben. Auch wenn ihre Sorge Emily erdrückt hat, aber es war verständlich, nicht nachzugeben, weil sonst eine ganz andere Katastrophe zu erahnen gewesen wäre. Auch Bery (Terralon Walker) ist eine dieser Figuren, die viel mehr mitbekommt, als sie immer sofort preisgibt und die es im Herzen wirklich gut meint. Auch Emilys Mutter Mia (Betsy Brandt) möchte ich noch nennen, wobei es bei ihr schon anfängt, wo sich erklärt, warum es für einige Figuren schwierig wird. Mia ist in meinen Augen eine warmherzige Frau, auch eine, die ihren Töchtern angemessene Freiheiten lässt, selbst wenn es ihr vermutlich schwerfällt. Sie steht zwar zwischen ihrem Mann Bill (Michael Park) und vor allem Alison oft zwischen allen Stühlen und wirkt dadurch manchmal etwas naiv, aber insgesamt würde ich schon sagen, dass sie immer genau weiß, was los ist. Aber vieles davon beruht nur auf Annahmen, denn vor allem in der Gegenwart verliert die Serie völlig den Zugriff auf die Eltern Thomas. Das passiert auf vielen Ebenen, selbst bei Emily, die doch am Ende vielleicht die meiste Bildschirmzeit hat, denn ihr Trauma und die Auswirkungen zu verstehen, da hat die Serie irgendwo versagt.
© 2023 ABC Signature. All rights reserved.; Palmoa Alegria/Hulu
Für mich die streitbarsten Charaktere sind eindeutig Alison und Edwin. Bei Letzterem haben sich mir fast durchgängig die Nackenhaare aufgestellt, weil er so unglaublich fake wirkte. Das einzig ehrliche an ihm war wohl seine Beziehung zu Gogo. Am Ende zeigt sich, warum das so wirkt. Er hat natürlich ein tragisches Schicksal in Retroperspektive, aber das hat die Reise bis zu diesem Punkt dennoch nicht einfach gemacht. Mit ihm und Gogo werden natürlich auch gesellschaftlich-relevante Themen angesprochen. Das ist auch das, wogegen Alison rebelliert, denn auch wenn sie den Urlaub genießen will, es stört sie, dass ihr Vater ein Kapitalist ist, der die Familie auf die Insel lotst, wo die Menschen nicht mal ansatzweise diesen Luxus verspüren oder kennen. Natürlich sind Edwin und die anderen davon abhängig, dass es auf ihrer Insel Tourismus gibt, weil sie davon leben, aber natürlich steckt da eine gewisse Perversion hinter. Parallel ist auch die Hautfarbe von Bedeutung, denn man merkt vielen Urlaubsbesuchern eine völlige Ignoranz dem gegenüber an. Alison dagegen ist hypersensibel bei diesen Themen, aber wirkt dadurch umgekehrt aber auch so bemüht, dass es sich auch wieder nicht richtig anfühlt. Hier werden also eindeutig auch gesellschaftliche Brennpunkte erkundet. Diese erklären, dass Edwin eine Rolle spielen muss, aber er spielt eben ein unfreundliches Selbst. Zu Alison wiederum ist schon vieles angeklungen und sie hat mich fasziniert und vor Rätsel gestellt zugleich. Wie sie da mit den Männerherzen gespielt hat, einfach weil sie es konnte. Wie sie dann aber auch Menschen, die es dringend nötig hatten, eine Ansage gemacht hat, respektabel. Irgendwo mittendrin steckte dann eine höchst verletzliche Seele, die aber auch nie so wirklich greifbar wurde. Das ist schade, weil Alisons Zustand löst die ganze Geschichte überhaupt erst aus, sie ist Dreh- und Angelpunkt, aber ihr Zusammenbruch im Finale, auch wieder nur ein Pool an Vermutungen.
Fazit
"Saint X" ist eine komplex erzählte Miniserie, für die ich keine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen kann. Die Serie hat an vielen Stellen vorgegeben mehr zu sein, als sie tatsächlich ist und so fühlte ich mich vor allem auf der Charakterebene und bei der Auflösung des Mysteriums der Serie betrogen. "Saint X" hat auch starke Momente und bemüht sich um die Einbindung relevanter Themen. Insgesamt wäre wohl ratsam gewesen, die Episodenanzahl und auch die Menge der Charaktere zu stutzen und sich mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Die Serie "Saint X" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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