Shadow and Bone - Review Staffel 2
Die erste Staffel von Fantasy-Hit "Shadow and Bone" auf Netflix hat mich wirklich sehr überzeugt, da die von Leigh Bardugo erschaffene Welt optisch und auch inhaltlich großartig umgesetzt wurde. Ein wahrer Kniff stellte für mich auch die Einbindung der Krähen dar, die eigentlich erst im Sequel zum Grishaverse eine Rolle spielen. Aber die Verschmelzung beider Welten hat hervorragend geklappt, denn was man sich als Buchfan schon mal so gewünscht hat, "wenn jetzt Alina auf Kaz treffen könnte", ist einfach passiert und das noch so grandios. Gleichzeitig habe ich mir aber natürlich auch die Frage gestellt, wie sich das wohl für eine zweite Staffel lösen lässt, denn es sind andere Geschichten, auch atmosphärisch und stilistisch sind die Reihen schwer zu vergleichen. Von daher hat es einen kleinen besorgten Gedanken gegeben, aber die pure Vorfreude hat letztlich doch überwogen. Also ab in meine Bewertung von Staffel 2!
Vorab war schon vermittelt worden, dass für die zweite Staffel von "Shadow & Bone" gleich beide ausstehende Bände der Grisha-Reihe, also "Eisige Wellen" und "Lodernde Schwingen", adaptiert werden würden. Ich hatte das ehrlich gesagt wieder etwas verdrängt, als ich dann tatsächlich die erste Episode startete, aber irgendwann ist es mir natürlich unweigerlich aufgefallen. Vielleicht hatte ich es auch schnell wieder vergessen, weil so ein Runterbrechen von literarischen Werken für mich immer ein großes Alarmsignal ist. Natürlich gibt es Autor*innen, die sich in ellenlangen Beschreibungen verlieren, aber alles in allem hat es oftmals einen Grund, warum diese Bücher genau so erschienen sind und da finde ich Inhalte einfach wegkürzen auf jeden Fall problematisch. Jetzt kommt das große ABER: Leigh Bardugo möge es mir verzeihen, doch "Eisige Wellen" war für mich ein etwas anstrengender Zwischenband, der viel von eifersüchtigem Liebesdrama geprägt war, was jetzt nicht unbedingt ein großes Highlight für mich darstellt. Dementsprechend war das Anziehen des Tempos für die Serie auf jeden Fall ein angenehmer Aspekt. Natürlich ist auch durch die erneute Einbindung der Krähen inhaltlich sehr viel angepasst worden, dennoch hatte ich beim Schauen nicht das Gefühl, dass ich großer wichtiger Momente beraubt wurde. Weiterhin fand ich das Erzähltempo nicht übertrieben. Sicherlich kann man angesichts der zahlreichen Reisen, die getätigt werden, schon etwas die Stirn runzeln, ob das zeitlich wirklich alles zueinanderpasst, aber ich fand diesen Gedanken nicht aufdringlich. Insgesamt habe ich eine zweite Staffel angeboten bekommen, die sehr dicht erzählt war und unfassbar spannend gestaltet worden ist, weil immer was Neues passierte. Sie hat es einfach geschafft, die Schwächen aus den Büchern vergessen zu machen. Somit hätte ich es ehrlich gesagt nicht gedacht, dass ich mal so klar sage, dass eine Serienadaption einen tolleren Weg findet, das Grishaverse in Szene zu setzen.
Für die erste Staffel hatte ich angemerkt, dass gerade auf der Gefühlsebene manches etwas übereilt wirkte. Solche Fälle gibt es in der zweiten Staffel auch, aber ich fand es diesmal nicht unangenehm, zumal eben für die Gefühlsmomente, die dann inszeniert wurden, sich viel Zeit genommen wurde, so dass sie richtig unter die Haut gingen, dazu aber gleich vereinzelt mehr. Dazu hatte ich den Eindruck, dass schon in Staffel 1 einige Schwächen aus dem Buch ausgemerzt wurden und angesichts des vorangegangenen Abschnitts kann ich das nur doppelt und dreifach für diese Staffel betonen. Ich hatte meine Wehleiden mit den Eifersuchtsdramen schon angesprochen, aber daran verknüpft war in den Büchern natürlich auch die Wirkung der beteiligten Figuren selbst, speziell natürlich Alina (Jessie Mei Li) und Mal (Archie Renaux). Nach Staffel 2 durchflutete mich nun erneut sehr, sehr viel Erleichterung, denn im Besonderen für Mal wurde so viel Gutes getan. Im Buch war er oft so kindisch und stand tatsächlich gegenüber Alina sehr zurück und dementsprechend hat er sich dann eben verhalten. Wenn man bedenkt, was Mal später für die Buchreihe noch für eine Bedeutung hat, dann war das fast schon unfair. Ich habe aber einen sehr sensiblen, rationalen, loyalen und weiter denkenden Mal erlebt, dem ohne Frage sein Darsteller Renaux auch so viel Herz mitgegeben hat, dass man diesen Kerl einfach mögen muss. Mein spezielles Highlight war, wie erwachsen er mit dem Vorschlag umgegangen ist, dass Alina sich mit Zarensohn Nikolai (Patrick Gibson) verloben könnte und dass er auch zu eben diesem eine Beziehung unterhalten konnte, die irgendwann von großem Respekt geprägt war. Dazu wurde auch auf das Eifersuchtsdrama von seiner Seite aus mit Zoya (Sujaya Dasgupta) verzichtet, ein weiterer Pluspunkt.
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Auch Alina hat zwangsweise von einem verbesserten Mal profitiert, denn ihre Handlungen sind weniger als Reaktionen auf verletzte Gefühle zu interpretieren, stattdessen kommen ihre Motivationen stärker aus ihr selbst heraus. Man merkt auch deutlich, wie sehr sich Alina mit zunehmender Macht verändert. Ich finde es richtig, dass das hier für die Serienadaption beibehalten wird, denn bei Bardugo hat man immer gemerkt, dass sie sich nicht in der Verantwortung sieht, aalglatte Helden und Heldinnen zu entwickeln, die alle lieb haben können. Das sieht man natürlich am extremsten an den Krähen, denn wer hätte gedacht, eine Diebesbande so zu feiern? Aber man merkt es eben auch an Alina, die nicht die selbstlose Heldin ist, wie sie vielleicht andere Reihen dieser Art anbieten. Deswegen finde ich den Cliffhanger am Ende auch so vielversprechend, denn wir erleben eine Andeutung auf eine Alina, mit der vielleicht nicht zu spaßen ist. Dennoch ist auch diese Staffel von sehr viel Menschlichkeit und Empathie durch sie geprägt. Wie sie beispielweise Genya (Daisy Head) willkommen heißt, nachdem sie sie das letzte Mal gesehen hat, nachdem sie realisiert hatte, von ihr manipuliert worden zu sein. Aber auch gegenüber Nikolai merkt man ihr Feingefühl an, da sie seine Gefühle für sich irgendwann spürt, aber damit sensibel umgehen will. Angesichts dieser faszinierenden Ambivalenz, die sie ausstrahlt, funktionieren eben auch Alina und Mal so gut miteinander. Im Buch waren sie oft so anstrengend, aber diese Gedanken hatte ich nun gar nicht. Deswegen fand ich sogar den Moment am besten, als Alina Mal freigibt, weil sie weiß, dass es für ihn am besten ist. Das zeigt, obwohl sie ihn gerne an ihrer Seite hätte, dass sie ihn so sehr liebt wie vielleicht ihren eigenen Vorteil, und auf ihn verzichtet. Diese Liebe ist damit viel erwachsener erzählt und das steht ihr!
Etwas kurz gekommen ist vielleicht der Dunkle (Ben Barnes), wobei man andererseits auch sagen muss, dass er eben schon in Staffel 1 seine Backstory bekommen hat, die in den Büchern eben erst später erfolgt. Dadurch war er für diese Staffel eben isolierter und konnte seine Höhepunkte nur setzen, wenn er Alina über eine gedankliche Verbindung aufsuchen konnte. Aber egal, dass er diesmal nicht so präsent wie in Staffel 1 war, Barnes bleibt einfach eine geniale Umsetzung, weil er dem mehr als suspekten Verhalten seiner Figur auch immer etwas Charmantes beimischen kann. Man hat auch deutlich gemerkt, wie er seine Mutter Baghra (Zoë Wanamaker) trotz aller Enttäuschungen dennoch liebt, weswegen ihre finale Szene miteinander auch so innig war. Aber auch seine Liebe zu Alina, egal wie viel Trugbild da vielleicht hinter stecken mochte, war deutlich zu merken. So wütend er auch manches Mal war, er wollte sie doch einfach für sich, weil er eben in ihr etwas von sich erkannt hat. Dass er damit nicht falsch liegt, haben wir ja schon an meinen Ausführungen zu Alina gesehen, denn sie hat definitiv etwas Dunkles auch in sich.
Staffel 2 hatte auch einige Neuzugänge zu bieten, auf die ich mich wirklich sehr gefreut habe und erneut kann ich nur ein riesiges Kompliment für die Castingabteilung ausdrücken, denn Nikolai, die Zwillinge Tamar (Anna Leong Brophy) und Tolya (Lewis Tan) sowie Wylan (Jack Wolfe) waren gut adaptiert. Aber auch die Drehbücher haben natürlich geholfen, dass sie hervorragend in Szene gesetzt wurden. Nikolai hatte ich bislang schon mehrfach angesprochen. Wir lernen ihn zunächst als Sturmhond kennen und da hat er mir auch besser gefallen, denn dieses Zügellose, das lose Mundwerk, das stand ihm gut. Bei ihm ist vielleicht das Oberflächliche zu nennen, weil seine Gefühle für Alina etwas an den Haaren herbeigezogen wirkten, aber man hat dann auch bei Nikolai gemerkt, dass er wirklich Herrscher werden könnte, weil er immer an allen Perspektiven interessiert ist und nicht nur für sich selbst entscheidet. Die Zwillinge dürfen in weiteren möglichen Staffeln auf jeden Fall noch mehr Raum einnehmen, aber ich fand es auch toll, dass sie isoliert agieren konnten, weil man für sie individuell so ein besseres Gefühl bekommen hat und es hat umgekehrt auch ihre gemeinsamen Momente dann besser gemacht, weil man verstehen konnte, wie viel sich Tamar und Tolya bedeuten und wie sehr sie aufeinander eingestellt sind. Zuletzt haben wir Wylan, womit wir dann auch quasi schon bei den Krähen sind. Bei ihm fand ich es tatsächlich am schwersten mir im Vorfeld jemanden vorzustellen, der als Sprengstoffexperte fungieren könnte. Natürlich gab es die Beschreibungen aus dem Buch, aber dennoch schaue ich mir dann jetzt Wylan an und denke mir, hätte ich so vielleicht nie gecastet, aber genial. Er ist so zart und man würde ihm nie zutrauen, dass ausgerechnet er alles in die Luft sprengen kann, aber genau dieser Widerspruch ist dann auch das Reizvolle. Er hatte von allen vier mein Herz definitiv am schnellsten erobert, aber das ist in einem weiteren Schritt auch kein Wunder, denn als bekennender Fan von Jesper (Kit Young) gehört der Love Interest dann eben einfach dazu. Auch wenn es mir ein Ticken zu schnell ging, aber die beiden sind schon süß zusammen und auch in ihnen vereint sind es wieder die Gegensätze, die für mich funktionieren.
© 2023 Netflix, Inc.; Dávid Lukács/Netflix
Sind wir also bei den Krähen und ich kann wieder nur applaudieren, denn es war ja eben mein Sorgenpunkt, ob die Integration ein weiteres Mal gelingt. Ja, sie ist gelungen! Ich fand die Idee mit der Unzähmbaren Klinge sehr raffiniert, weil es hervorragend als Auftrag für die Gruppe funktionierte. Gleichzeitig hat die Staffel aber auch in Ketterdam viel Zeit und Raum bekommen. Ich hatte sogar manches Mal das Gefühl, dass sie in Gesamtsumme präsenter in den jeweiligen Folgen war. Das mag aber nur ein subjektiver Eindruck sein, weil ich als Fan so natürlich voll auf meine Kosten kam. Aber so viel wie aus ihnen schon gemacht wurde, muss das Spin-Off unbedingt her (lest hier unseren Ausblick auf die Zukunft des Grishaverse). Ich fand es aber auch gut gelöst, dass die Krähen und die Kämpfe gegen den Dunklen nicht nur isoliert voneinander waren, sondern dass es Vermischungen gab, wie dass Tolya und Zoya mit ihnen nach Shu Han reisen oder am Ende, dass Inej (Amita Suman) mit der ehemaligen Crew von Sturmhond reist. Das lässt die Welten noch inniger miteinander verschmelzen. Es gab auch wieder so viele kleine Szenen, wie Kaz (Freddy Carter), der Nikolai seinen Stock gab, die zeigen, dass alles ganz wunderbar ineinander übergibt, ohne aber den Ursprungsgedanken nach Bardugo zu missbrauchen.
Auch wenn Jesper mein Liebling bleibt und dank Wylan und seiner Mutter nun mehr zu seinem Dasein als Durast stehen kann, so war es doch ohne Frage die Staffel von Kaz. Ich fand es passend, schon jetzt seine Vergangenheit und warum er immer seine Handschuhe tragen muss, einzubauen, denn für so einen komplexen Charakter braucht man einfach eine Handhabe. In diesem Kontext war es dann auch richtig gut gespielt. Kaz konnte sich wieder als Genie und auch als robuster Kämpfer beweisen. Doch auch die sanfte Seite durfte nicht fehlen, die Inej in ihm weckt. Die Szenen zwischen den beiden waren sehr prickelnd und ich finde tatsächlich auch, dass es die bislang am besten entwickelte Beziehung in der Serie ist. Es wird sich Zeit genommen und das merkt man deutlich. Natürlich darf ich aus der Gleichung dann Nina (Danielle Galligan) und Matthias (Calahan Skogman) nicht rausnehmen, aber ihre Fans hatten diesmal keine einfache Zeit. Es machte Sinn, die beiden so klar zu trennen, weil es eben auf die Handlung der Krähen hinarbeitet, aber gleichzeitig war die Matthias-Dosis viel zu gering diesmal. Nina hat auch ohne ihn genug Raum bekommen und ich finde sie immer wieder herrlich, aber die beiden zusammen habe ich dennoch vermisst.
Insgesamt habe ich die Staffel 2 wirklich als wilden Ritt empfunden, aber im besten Sinne gemeint. Natürlich ist aufgefallen, dass die Rolle des Asketen (Kevin Eldon) angesichts seiner Inszenierung in Staffel 1 sehr enttäuschend war. In den Büchern spielt er angesichts des Fanatismus der Gläubigen wegen Alina eine viel größere Rolle. Die Storyline habe ich zwar nicht vermisst, aber sein plötzliches Auftauchen am Ende wirkt dann auch völlig deplatziert. Gleichzeitig ist mit dem Dunklen jetzt eine wichtige Figur weg und der Kern des Grisha-Bücher ist aus erzählt. Jetzt kommt durch Nikolai noch "King of Scar", was adaptiert werden kann, aber dennoch gibt es dann eine geringere inhaltliche Vorlage, wobei weiterhin der große Hauptcast bespaßt werden will. In dem Sinne wird Staffel 3 vielleicht die bislang größte Herausforderung, aber was die Showrunner bislang abgeliefert haben, ist eine Leistung, vor der man den Hut ziehen muss. Daher liegt das Vertrauen bei ihnen.
Die Serie "Shadow and Bone - Legenden der Grisha" ansehen:
Fazit
"Shadow & Bone" konnte mich erneut auf allen Ebenen umhauen und hat für mich doch völlig unerwartet die Handlung aus gleich zwei Bänden sinnig und sogar verbessert adaptiert. Ich würde die zweite Staffel sogar nochmal als besser bezeichnen, auch weil noch mehr ikonische Charaktere hinzugestoßen sind und weil man mit den anderen noch vertrauter geworden ist. Es gibt immer noch kleinere Kritikpunkte, aber mein Fanherz ist glücklich.
Lena Donth - myFanbase
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