Shrinking - Reviews Staffel 2

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In unseren Kurzkritiken schildern unsere Autoren und Autorinnen ihren ersten Eindruck von einer Episode in Form einer kurzen Review. Nutzt die Gelegenheit, eure Meinung zu diesen Folgen kundzutun und mit uns über die Apple-Serie "Shrinking" zu diskutieren.

#2.01 Mach den Jimmy

Foto: Jason Segel & Michael Urie, Shrinking - Copyright: Apple TV+
Jason Segel & Michael Urie, Shrinking
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Endlich geht es weiter. Streikbedingt mussten wir über eineinhalb Jahre darauf warten, dass die Serie weiter geht. Aber es hat sich gelohnt, die Serie nicht einfach abzuschreiben. Im Prinzip setzt man recht zeitnah am Ende der letzten Staffel an. Jimmy (Jason Segel) versucht Grace (Heidi Gardner) zu helfen, die sich auch aufgrund seiner Ratschläge gegen ihren Mann (Tilky Jones) gewehrt hat und daher nun im Gefängnis sitzt. Das macht Jimmy zu schaffen. Er hat Albträume und Gewissensbisse. Gleichzeitig muss er für sich definieren, was mit ihm und Gaby (Jessica Williams) denn nun ist. Sind sie zusammen, führen sie eine Beziehung oder ist es eher nur Freundschaft plus. Für all dies sind natürlich Jimmys Freunde nun relevant. Sie müssen ihn auffangen und beraten, was dann in Summe wieder eine ganz wunderbare Episode ergibt. Es ist sicherlich kein dramatisches Feuerwerk, ist gibt auch nicht einen Gag nach dem anderen, man kann nicht mal von einer starken, inhaltlichen Entwicklung sprechen. Aber die Serie schafft es sofort, alle Charaktere wieder in ein sehr sympathisches Licht zu rücken. Der Humor ist unterschwellig und nicht aufdringlich, unterstützt aber die Erzählweise perfekt. Es gibt gleich wieder einen tollen Vater-Tochter-Moment, Christa Miller Lawrence hat für mich eh eine unübertroffene Kamerapräsenz in ihrer Rolle und irgendwie kommt es einem nach den 30 Minuten so vor, als wäre die Serie nie in der langen Pause gewesen. Ich bin also irgendwie rundum zufrieden mit diesem Auftakt, ohne das ganz konkret begründen zu können. Es war einfach alles rund, der Konflikt ergibt sehr viel Sinn und der Rest läuft eben weiter. So ist das Leben und so wird es perfekt auch dargestellt.

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#2.02 Ich liebe Schmerz

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Ted McGinley & Christa Miller, Shrinking
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In der zweiten Episode war inhaltlich natürlich deutlich mehr Zug drin. Durch den plötzlichen Besuch von der Person, die in den Unfall von Tea mitverwickelt war, gibt es natürlich einiges zu verarbeiten. Allein schon die Mitteilung an Alice war natürlich ein großes Thema. Jimmy war dabei eigentlich wieder mal alles andere als der Mustervater, aber man kann ihm auch wieder mal nicht absprechen, dass er sein Bestmögliches gibt. Alice beschäftigt das dann natürlich auch und findet in ihrer Freundin zumindest jemanden, dem sie sich mitteilen kann. Und dann passiert natürlich auch weiterhin das normale Leben. Jimmy und Gabby einigen sich darauf, nicht mehr eine Freundschaft+ zu haben, man merkt aber beiden an, dass sie es eigentlich nicht wollen. Gabby springt dann fast mehr über ihren Schatten. Ich finde die Vorwürfe an Jimmy aber auch etwas unfair. Ob ich da mein Herz geöffnet hätte, wage ich zu bezweifeln. Alice lässt derweil den Nachbarsjungen abblitzen, verkuppelt ihn aber später mit ihrer Freundin (wohl auch um in Ruhe gelassen zu werden), was eine nette Abwechslung zu den sonst eher schwereren Themen war. Und dann ist da noch Paul (Harrison Ford), der in dieser Episode mit seinem Sarkasmus zu Höchstform aufgelaufen ist, sich wieder mal Jimmy gegenüber als der Bessere inszeniert, der besser wisse, was seine Patienten brauchen, nur um am Ende heimlich Jimmys Rat befolgt. Das Beste an dieser Storyline ist eigentlich, dass wir mit Neil Flynn einen ehemaligen "Scrubs"-Star als Gast haben, der wohl noch häufiger auftauchen könnte. Er war gleich sympathisch, die ganz großen Momente fehlten aber noch. Durch ihn ist aber fast untergegangen, dass auch Sean in seiner Entwicklung einen wichtigen Schritt gegangen ist. Ob er damit wirklich glücklich ist, bleibt für mich aber offen. Es ist zwar das, was Paul vorhergesehen hat, ich kann mir aber auch vorstellen, dass diese Stimmung wieder kippt.

#2.03 Psychologischer Irgendwas-ismus

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Brett Goldstein, Shrinking
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Weiter geht es. Nach dem Auftakt mit Doppelepisode, bei dem gerade die zweite inhaltlich richtig Fahrt aufgenommen hatte, behält man das Tempo bei. Zunächst mal gibt es Hin und Her bei Grace. Diese möchte für ihr Verbrechen leiden, freut sich also gar nicht, dass das Verfahren gegen sie eingestellt wird, will daraufhin ihren miesen Ex-Mann pflegen und sich somit selbst bestrafen, bis es dann aber doch eine geballte Ladung Wahrheit durch Brian (Michael Urie) braucht, um ihr endlich klarzumachen, dass ihr Ex-Mann sie über Jahre hin kaputt gemacht hat. Die Sorgen all ihrer Freunde und der Schwester überzeugen sie dann also doch, einen Schlussstrich zu ziehen und wegzuziehen. Damit ist eine zentrale Geschichte aus Staffel 1 nun abgeschlossen und irgendwie auch für Jimmy gut ausgegangen, auch wenn er damit final gar nicht mehr viel zu tun hatte. Ähnlich ist es auch bei der Freundschaft mit Brian gelaufen, die kurzzeitig auf der Kippe stand, weil Jimmy Brian nicht von Gabby erzählt hatte und dieser das als Vertrauensbruch auslegte. Ich fand hier beide Seiten ungerecht zueinander, aber manchmal muss es eben richtig knallen, damit man alle Lasten über Bord werfen kann und sich auf das Wesentliche besinnt, nämlich die Freundschaft, die eigentlich an keine Bedingungen geknüpft ist. Mal schauen, ob dieser Disput damit erledigt ist oder an anderer Stelle wieder Fahrt aufnimmt. Anders ist da das Verhältnis von Gabby und Jimmy. Gabby ist richtig fies und nachtragend und aus meiner Sicht hier auch wirklich unreif. Ich mag ihre Schlagfertigkeit und Direktheit sehr und an anderen Stellen hat es auch richtig gut gepasst. Aber irgendwie finde ich mich in dem Hin und Her mit Jimmy nicht so wirklich auf ihrer Seite wieder. Natürlich darf sie enttäuscht sein, verletzt sein, aber ich hatte immer das Gefühl, dass sie durchaus auch emphatisch ist und zumindest auch etwas Verständnis für Jimmy aufbringen kann. Ich hatte jedenfalls nie den Eindruck, dass er bösartig oder rücksichtslos mit Gabby umgegangen wäre. Eher war er hilflos ob seiner eigenen Gefühle. Insofern finde ich ihr Verhalten hier etwas schwach, auch wenn es durchaus witzige Momente gab. Inhaltlich stärker fand ich da die Auseinandersetzung von Paul und Julie (Wendie Malick), einfach weil Paul hier der passive Part ist, von der Situation überfordert ist und daher nicht so souverän ist wie sonst. Das war mal was anderes, passte aber perfekt zu Paul. Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Noch viel interessanter aber ist die Entwicklung von Alice (Lukita Maxwell). Diese widersetzt sich Pauls Rat und sucht doch den "Mörder" ihrer Mutter auf, um daran emotional zu zerbrechen und dann Connor (Gavin Lewis) in die Arme und ihrer Freundin damit in der Rücken zu fallen. Das war alles sehr emotional, wahnsinnig ergreifend und vor allem alles auch nachvollziehbar. Außerdem hatten wir wieder einen tollen Gastauftritt mit Brett Goldstein (wahnsinnig stark schon in "Ted Lasso"), der sicherlich noch mal auftauchen wird, mindestens um das Portemonnaie zurück zu geben. Ich bin gespannt, ob es hier noch eine kleine Wendung gibt, wenn Louis wirklich zu Wort kommen wird. Doch auch das war noch nicht alles in dieser Episode. Liz versucht sich nämlich mal nicht egoistisch zu verhalten und macht damit leider alles falsch. Statt mit Sean (Luke Tennie) zu reden, stellt sie ihn vor vollendete Tatsachen, die wegen ihrer Missinterpretation quasi alles kaputt machen. Sean und sein Vater müssen sich trotzdem mal richtig aussprechen und vielleicht hat es am Ende dann doch noch was Gutes. Liz hat mir jedenfalls leid getan, weil es irgendwie auch mal schön war, sie so eifrig daran arbeiten zu sehen, dass es anderen gut gehen könnte, und dabei selbst etwas aufzugeben. Die Länge der "Kurzreview" zeigt schon, es war eine wirklich tolle vollgepackte Episode. So darf es gerne weiter gehen.

#2.04 Reingelegt

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Ted McGinley, Jessica Williams, Shrinking
© Apple TV+; Beth Dubber

Mit Schwung, Witz und sehr passendem Tempo geht es voran. Alice muss ihren Fehltritt eingestehen und versucht erstmal überhaupt aus dem Haus zu kommen. Gut, dass sie sich nicht ernsthaft verletzt hatte. Wobei die seelischen Schmerzen sicherlich noch ein Thema sein werden. Nicht nur, dass sie mit sich selbst nicht zurecht kommt, sie hat nun auch die Gefühle ihrer Freundin auf dem Gewissen. Eigentlich ist Alice wirklich der spannendste Charakter, wobei die anderen auch alle ihre tollen und wichtigen Schritte gehen. Da wäre zum Beispiel Paul, der mit seiner Arroganz ein Schutzschild aufgebaut hat, von Jimmy nun aber doch mal überrumpelt wird und seine Schwächen und Ängste eingesteht. Sean offenbart sein ganzes Dilemma mit seinem Vater, der irgendwie stolz ist, ihn aber auch sehr im Stich gelassen hatte mit seinem Trauma. Sean tut einem schon echt leid. Diese Wut, die in ihm schwelt, wurde schon gut eingefangen. Und Jimmy hat endlich ma nicht versucht, alles richtig zu machen und sich zu kümmern und hat dadurch einen viel besseren Draht gehabt. Gabby hat derweil weiter sehr an der "Trennung" mit Jimmy zu knabbern, was vor allem Derek sehr gut spürt, weshalb er sehr herzlich und bezaubernd einen Freund (Damon Wayans Jr.) aus dem Hut zaubert, der erst mal perfekt für Gabby zu sein scheint. Die beiden machen jedenfalls sehr viel Spaß mit ihren Dialogen. Allerdings hat man von Anfang an das Gefühl, dass Derek Nr. 2 fast zu perfekt ist und nur dazu da ist, dass Gabby irgendwie wieder einen Weg zurück zu Jimmy finden wird. Dieser eingeschlagene Weg macht aber wirklich Spaß und ich finde es wirklich schön, dass Derek Nr. 1 hierbei eine so emotionale Rolle zukommt. Er wirkt ja meistens nur wie ein Sidekick seiner Frau, der eben immer da ist. In dieser Episode ist er richtig aktiv, hat emotionales Gespür und feine Worte übrig und kommt richtig gut weg. Nicht nur Gabby gönnt er Glück, auch Brian ist er irgendwie eine Stütze, als es darum geht, ob er ein guter Vater sein könnte. Ich fremdle ja nach wie vor mit Brian und seinem Freund, aber die Autoren schaffen es immer wieder, das Paar als harmonisch, letztlich gut kommunizierend darzustellen. Und da bekommt Brian am Ende sogar noch ein kleines Highlight. Als Louis vor der Tür steht, ist er zurecht erst mal wütend, fängt sich dann aber, ist erst freundlich und dann sogar noch zugewandt und erkennt, dass Louis selbst auch Betreuung benötigt. Auch das dürfte noch spannend werden. Unter dem Strich ist das also auch wieder eine sehr gelungen Episode geworden, in der viel passiert, gut durchdacht alles weiter erzählt wird und es immer wieder kleine Highlights gibt. Die einzelnen Geschichten arbeiten perfekt zusammen und konkurrieren nicht.

#2.05 Ehrlichkeitsära

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Kelly Bishop & Wendie Malick, Shrinking
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Ich kann gar nicht genau sagen, was mich an der Episode gestört hat, aber im Großen und Ganzen war sie "nur" ok. Vielleicht lag es in erster Linie daran, dass mich die Schwerpunkte in der Storyline einfach etwas weniger interessiert haben. Pauls Familie und seine Altersprobleme sind von meinem persönlichen Leben zum Glück noch so weit weg, dass die Story für mich eben einfach vorwärts geht, ohne dass ich da größere Emotionen hätte. Paul bleibt in seinem Verhalten knuffig, seine neue Partnerin Dr. Julie Baram (Wendie Malick) sehr klar, die Tochter Meg (Lily Rabe) mag ich eigentlich in ihrer Einstellung zwischen Kümmern und Vergangenheit verarbeiten und Kelly Bishop mal wieder zu sehen, hat mir auch gefallen. Gepackt hat mich der Teil aber genauso wenig, wie die Familiengeschichte von Gaby. Hier waren für mich die Szenen mit Jimmy natürlich interessant und am intensivsten. Und da blitzte sowohl in der Chemie des Casts als auch im Feingefühl der Dialoge durch, warum die Serie so toll ist. Seans Entwicklung ist auch nachvollziehbar gewesen und ich mag seinen Vater immer weniger, weil er echt nicht kapiert, was sein Sohn eigentlich für Probleme hat. Er macht es natürlich schlimmer und Sean wirft sich in eine sinnlose und aussichtslose Schlägerei, um seinen Frust auszuleben und selbst zu spüren. Das ist für ihn ein riesiger Rückschritt und ich bin gespannt, wie das aufgefangen wird in den kommenden Episoden. Highlights der Episode waren für mich natürlich die Szenen mit Alice, die nun da durch muss, dass Connor ihr Geheimnis preisgegeben hat (aufrichtig aber sehr unglücklich). Alice interessiert mich derzeit wirklich am meisten, weil sie auf so vielen Ebenen etwas zu verarbeiten hat und sichtbar leidet, obwohl sie eigentlich die bestmögliche Unterstützung und sehr viel Verständnis bekommt. Trotzdem macht es das für sie nicht einfacher. Wie Jimmy Alice imitiert und einen Abgang hinlegt, war dann richtig großartig und ein echter Lacher in einer intensiveren Szene. Allein für diesen Moment hat sich die Episode gelohnt. Insgesamt war es also wieder eine ordentliche Episode, die eben nur nicht meine Lieblingsschwerpunkte gesetzt hat und trotzdem immer wieder zeigte, was gutes Storytelling und ein gut zusammengestellter Cast ausmachen.

#2.06 Einsamkeit

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Lukita Maxwell & Jessica Williams, Shrinking
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Was für eine emotionale Episode. In jeder Konstellation wurden wahnsinnig intensive Gespräche geführt, die ganz viel mit dem Elterndasein zu tun haben und dadurch auf mich eine sehr intensive Wirkung hatten, die mich zwischendurch zu Tränen gerührt haben. Versuchen wir uns mal von emotional zu maximal emotional entlang zu hangeln. Da war zunächst mal Liz, die jetzt damit leben muss, dass die Kinder nun vollends weg sind und sie eine gewisse Einsamkeit spürt, erst recht, als ihr ein für sie wichtiger Abschied verwehrt geblieben ist. Die viele Energie, das Erziehen und auch mal das hart und vielleicht ungerecht sein haben nun ein Ende. Und neben der Leere kann da auch immer fehlende Dankbarkeit eine Rolle spielen. Jetzt heißt es in den Hobbys aufzugehen und Gaby ist da eventuell eine gute Unterstützung. Diese muss derweil selbst über ihren eigenen Schatten springen und sich mit ihrer Schwester auseinandersetzen, die sich immer mehr um die gemeinsame Mutter gekümmert hat. Inhaltlich hat mich der Teil zwar nicht so sehr interessiert, aber das Gespräch zwischen Gaby und ihrer Schwester war trotzdem sehr gelungen, ehrlich und trotzdem auch amüsant. Ich hatte immer eher das Gefühl, dass Gaby ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Familie hat, aber das war nicht wirklich zu spüren. Dadurch habe ich jetzt doch eine gewisse Neugier, wie es hier weitergeht. Ebenfalls emotional war es natürlich bei Sean, der sich am Ende der letzten Episode quasi freiwillig hat verprügeln lassen und nun im Krankenhaus liegt. Der Beginn war sehr lustig, als Sean unter Drogen mal der gesamten "Band" die Meinung geigt. Emotionaler wurde es dann, als Jimmy und Paul die Ruhe des Wassers suchen, dort aber auf Seans Vater treffen und diesen mehr oder weniger von ihrem Job zu überzeugen versuchen, dann aber durch das Aufzählen ihrer eigenen Vätersorgen deutlich machen, was wirklich wichtig ist. Dass sich am Ende quasi alle drei im Krankenhaus sehen und insbesondere Seans Vater somit über seinen Schatten springt, ist eine schöne Entwicklung. Ich zweifle aber noch daran, dass dies von langer Dauer ist. Anders sieht es bei Alice aus. Sie erfährt von Brian, dass er mit Louis schon längere Zeit kommuniziert, weshalb sie spontan will, dass sie ihn besuchen. Dieser Besuch ist zunächst sehr skurril und irgendwie amüsant, weil Brian sich in seinem Unwohlsein doch äußerst peinlich aber irgendwie auch liebenswürdig verhält. Traurig und zu Tränen rührend wird es aber, als sich doch ein richtiges Gespräch ergibt. Zunächst war Alices Wutrede großartig. Ehrlich, emotional und auf den Punkt. Louis Reaktion war aber auch ergreifend. Er lässt das über sich ergehen, weil er weiß, dass er das auch verdient hat. Weil er selbst leidet und dann mehr über Alices Mutter wissen will. Dies führt dann dazu, dass Alice Louis den fatalen Fehler vergibt, weil ihre Mutter das auch getan hätte. Es ging richtig intensiv unter die Haut, wie man spürte, wie sowohl Alice als auch Louis leiden. Ich habe in der Szene meine Tränen nicht unterdrücken können, weil das Leben manchmal so unfair ist und alle darunter leiden. Ich bin hier sehr gespannt, wie es weiter geht, weil ich so eine Szene tendenziell erst in Richtung Staffelfinale erwartet hätte. Nun wird sich eventuell zeigen, wie Jimmy mit dieser Entwicklung umgeht und ob er Louis auch irgendwann vergeben kann.

#2.07 Geh ins Meer

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Damon Wayans Jr. & Jessica Williams, Shrinking
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Diese Episode ist vollgepackt mit Beziehungsproblemen und schafft es dabei mal wieder, eine schöne Abwechslung zwischen Humor und Emotion darzubieten, um am Ende dann die Emotion überwiegen zu lassen und so mit zwei Cliffhangern die nächste Episode vorzubereiten, in der es dann sicherlich auch wieder äußerst emotional sein wird. Aber zunächst der Reihe nach. Alice und Summer vertragen sich wieder, nachdem Summers Aktionen gegen Alice immer übertriebener werden (Der Song war aber wirklich mega), beide von der Schule suspendiert wurden und Alice einen tollen Moment mit ihrem Vater hatte, bei dem er ihr klarmachen konnte, dass sie noch mehr Summers Perspektive einnehmen müsse für eine aufrichtige Entschuldigung. Das gelingt ihr dann auch und man merkte richtig, wie froh Summer darüber war, dass sie die Freundschaft mit Alice zurück hat. Sofort blödelten sie rum und Summer konnte ihren weiteren Rachefeldzug darlegen. Es war schön, diesen freundschaftlichen Moment für beide zu sehen. Manche Dinge sind dann eben doch wichtiger. Bei Liz sieht das doch schon etwas schwieriger aus. Sie trifft sich mit dem alten Schulfreund Mac (Josh Hopkins), ignoriert alle Hinweise ihrer Freunde und lässt sich dann vielleicht ein bisschen gewollt überrumpeln und hintergeht ihren Ehemann mit einem zu langen Kuss. Man darf ihr zugute halten, dass es nicht mehr ist, sie das unterbricht und nach guten Zureden von Paul Derek ziemlich direkt die Wahrheit sagt. Hier bleibt aber natürlich offen, ob man so ehrlich ist, damit man selbst nicht damit belastet ist oder ob man es dem Partner zuliebe tut, damit er es nicht durch Zufall irgendwann erfährt. Das wird sich nicht aufklären und die Situation ist eh verzwickt genug. Liz präsentiert ihr Dilemma eigentlich glaubhaft und aufrichtig, doch Derek hat ziemlich gute Argumente. Denn es ist ja wirklich so, dass er in erster Linie Beiwerk ist, in der Serie kaum selbstständig ist und irgendwie viel über sich ergehen lässt, obwohl er durchaus gute Ratschläge zu geben weiß. Er hat das alles ziemlich gut eingeschätzt und ist entsprechend nachvollziehbar erschüttert über diesen Fehltritt. Ich gehe nicht davon aus, dass die beiden sich trennen werden, aber das Thema wird Liz sicherlich noch ein paar Episoden beschäftigen. Viel schneller ist dagegen das Thema Adoption bei Brian und Charlie abgelaufen. Auf die Entscheidung bekommen sie unnatürlich schnell bereits die Chance und sind damit natürlich überfordert. Das wäre wohl jeder. Dass es ausgerechnet Jimmys aktueller Patient ist, der Charlies Ansicht dazu holt und sich die beiden Männer eigentlich einig sind in ihrer gemeinsamen Angst, war gut dramatisch und angemessen humorvoll. Auch das hat mir in der gesamten Kombination gefallen, zumal auch hier Gaby und Derrick #2 involviert wurden, die der Episode den größten Teil der Leichtigkeit verliehen. Das fing schon mit dem Beginn der Episode an, als Gaby all ihre Freunde nach Attraktivität einsortierte und alle sich einig waren, dass Jimmy da bestenfalls an vierte Stelle kommt und Derek #4 mit Abstand der attraktivste Mann sei. Um Gaby ist es jedenfalls geschehen und Dereks offene, direkte Art war auch irgendwie charmant. Dass er trotzdem zurückhaltend bleibt, alles andere als egoistisch ist und weiterhin so liebenswürdig bleibt, macht ihn nur noch attraktiver. Mir tut Jimmy zwar trotzdem leid, für Gaby freut es mich aber umso mehr, dass sie da gerade einen Mann an der Angel ist, der hoffentlich nicht zu gut ist um wahr zu sein. Bleibt zuletzt noch der nächste Downer für Jimmy. Während er beruflich ein weiteres Erfolgserlebnis verzeichnen kann, stolpert er just in dem Moment, in dem Alice, Louis und Brian entscheiden, Jimmy die Wahrheit zu erzählen, über eben dieses Trio und muss sich enorm hintergangen fühlen. Ich hatte kurz geglaubt, dass er sich direkt übergibt, als er seine Tochter, seinen besten Freund und den "Mörder" seiner Frau zusammen lachen sieht. Das wird sicherlich das bestimmende Thema der nächsten Episode sein und ich freue mich sehr darauf, weil es eigentlich kein richtig oder falsch gibt und Cast und Crew bei genau diesen Dingen immer das richtige Fingerspitzengefühl gezeigt haben. Also, tolle Episode, die eine noch tollere erwarten lässt.

#2.08 Der letzte Drink

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Jason Segel & Harrison Ford, Shrinking
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Nach der letzten Episode war eigentlich klar, dass es sehr emotional werden würde, doch zunächst hatte ich Sorge, dass wir eine Rückblicksfolge präsentiert bekommen, die diese erwartete Emotionalität eine Episode lang aufschiebt. Es war zwar irgendwie nett, ein paar Szenen vom letzten Tag mit Tia zu erleben und auch zu sehen, wie glücklich Louis eigentlich mal war, doch ich wollte vielmehr wissen, wie Jimmy darauf reagiert, dass seine Tochter und sein bester Freund Zeit mit dem "Mörder" seiner Frau verbringen. Entsprechend war ich doch froh, dass es nach dem Intro wieder in die Seriengegenwart ging und genau diese Situation betrachtet wurde. Die etwas humorvolleren Momente in der Episode waren für Brian reserviert, der in unangenehmen Situationen mal wieder sehr viel redete. Seine Zusammenfassung war allerdings ziemlich gelungen, auch wenn es Jimmy überfordert haben musste. Entsprechend hat er deutlich gemacht, dass er Zeit braucht, was ich sehr gerechtfertigt fand. Er versucht dann schrittweise seinen Frust loszuwerden und redet mit Paul und Liz, was ihn eigentlich zu einem richtigen Schluss kommen lässt, nämlich dass Alices Rat, Louis zu vergeben, gut für ihn sein könnte. Leider knüpft er dies an die Bedingung, dass Louis sich aus seinem Leben raushält und er ihn nie wieder sehen will. Ich kann das zwar verstehen, finde aber, dass er hier Brian und vor allem Alice nicht vor vollendete Tatsachen stellen sollte. Mal davon abgesehen, dass ich überrascht bin, dass diese Episode quasi schon ausreichte, um den riesigen Knall der letzten Episode zu großen Stücken abzuschließen, bin ich doch etwas enttäuscht von Jimmy und seinem Umgang damit. Zumal man in den Rückblicken nochmal gesehen hat, wie sehr er Alice durch seine eigene Trauer im Stich gelassen hat, diesen Missstand selbst realisierte und nun aber eigentlich etwas tut, was wieder nicht im Sinne seiner Tochter sein kann. Insofern kann ich auch nicht glauben, dass er Louis wirklich vergeben hat. Er hat es eher nur gesagt, damit er ihn loswerden kann. Insofern ist der Konflikt vielleicht doch weniger erledigt, als man glauben könnte. Ebenfalls recht schnell behoben ist auch die Krise zwischen Derek und Liz. Derek erkennt recht schnell, dass er vielleicht im entscheidenden Moment für Liz da war und gibt sich quasi selbst die Schuld. Das ehrt ihn und passt zu seinem Charakter, dass er aber so gar nicht nachtragend ist, hat mich trotzdem überrascht. Da die zwei Hauptkonflikte der Episode sehr viel Entwicklung genommen hatten und entsprechend Zeit in Anspruch genommen haben, blieb nicht mehr viel anderes übrig. Allerdings hat man Pauls Sorge vor seiner Krankheit vorangetrieben, die dann am Ende im Episodentitel gipfelte. Irgendwie ist es schön, dass Paul seinen letzten Drink mit Jimmy teilt, der immer so um seine Anerkennung ringt. Ich hätte es dann aber doch glaubhafter gefunden, wenn er eine größere Nummer daraus gemacht hätte. So ergibt sich ein sanfter Ausstieg aus einer Episode, die so abgeschlossen wirkt, dass man irgendwie in der Luft hängt zwischen dem Gefühl ein unspektakuläres Staffelfinale gesehen zu haben und einer gewissen Ratlosigkeit, was denn im Rest der Staffel nun noch passieren soll. Ich bin aber überzeugt, dass schon die ersten Minuten der nächsten Episode ziemlich schnell dieses Gefühl wieder verdrängen werden. Trotzdem kann ich insgesamt sagen, dass diese Episode nicht so sehr mit dem Wechselbad der Gefühle punkten konnte, sondern eher dauerhaft etwas traurig-emotional war und so eine ganz andere Färbung als sonst hatte. Damit ist es eine gute Episode geworden, die aber bei weitem nicht so stark war, wie ich sie erwartet hatte.

#2.09 Das Gesicht eines Erwachsenen

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Claudia Sulewski, Shrinking
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Nachdem die letzte Episode die größten Konflikte erst mal beigelegt hatte, muss diese Episode nun erst mal wieder eine neue Dynamik aufbauen und neuen Schwung aufnehmen. Dabei schaut man sich ein paar der Nebenstorys an, denen noch teilweise die Tiefe fehlt oder zu der man noch keine richtige Verbundenheit aufbauen konnte. So geht Gabys Teil ein Stück weit an mir vorbei, weil sowohl ihre Schwester als auch ihre Mutter bisher kaum eine Rolle spielten und die Problematik mich nicht wirklich abholt. Paul in dem Kontext ein ganz netter Sidekick und gerade in Gabys beruflichem Umfeld sehr amüsant, aber wirklich relevant kam es mir auch nicht vor. Anders war das bei Charlie und Brian, die etwas überraschend schon wieder eine konkrete Perspektive für ein Kind haben und aufgeregt auf das Interview mit der werdenden Mutter Ava (Claudia Sulewski) hinfiebern, was vor allem für Brian ein großes Thema ist, weil dieser bei Nervosität wirklich peinlich wird. Trotz Übungen misslingt ihm es beim Gespräch dann zunächst für sich zu werben, doch es nimmt zum Glück noch eine angenehme Wendung bis hin zur Perfektion (Liebe zum Musical, Stellenwert des Kindes), dass man verwundert und froh zugleich war, dass sich Ava trotzdem für die andere Familie entschieden hat. Irgendwie war es alles etwas dick aufgetragen, aber für den letztlich offensichtlichen Fortschritt war es das wert. Die Enttäuschung über die Absage zeigt, dass die beiden Männer bereit sind für ein Kind. Bleibt die Frage, wann es soweit sein wird. Witzig war auf jeden Fall, wie Liz immer mal wieder gesagt werden musste, dass es nicht ihr Kind sein wird, auch wenn sie ähnlich Feuer und Flamme ist wie Brian und Charlie selbst. Das war insgesamt nett, aber reichte bei weitem nicht für die beste Storyline. Diese ist ein mal mehr der Vater-Tochter-Beziehung zwischen Jimmy und Alice vorbehalten. Alice versucht sich am normalen Teenager-Leben und hat ein Date, braucht dafür ein Kleid und bringt Jimmy in die Bredouille, seiner Tochter eine Freiheit zuzugestehen, für die er eigentlich noch nicht bereit ist. Er schafft das aber mit sehr viel Größe und Charme, ist für Alice da, als sie es braucht, und kann seine Bedürfnisse auch ein Stück weit geltend machen, ohne Alice damit vor den Kopf zu stoßen. Eigentlich könnte das der Anfang einer ganz wunderbaren Vater-Tochter-Beziehung werden, in der Alice erwachsen wird und Jimmy sein Versprechen an seine Frau einhält. Was in der Episode ein bisschen unter den Tisch fällt bzw. nur angedeutet wird, ist, dass Alice noch nicht weiß, warum Louis sich nicht mehr bei ihr meldet. Das ist für mich die eigentlich spannendste Frage nach der letzten Episode. Da man hier nicht viel Fortschritt erreicht hat, war das insgesamt eine schöne, runde Episode, die aber eher eine Ruhe vor dem eigentlichen Sturm ausstrahlt und daher nicht zu den besten der Serie zu zählen ist.

#2.10 Durchbrochene Muster

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Brett Goldstein & Lukita Maxwell, Shrinking
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Drei Episoden vor Schluss widmet man sich zunächst vor allem Gaby und Paul, nutzt aber auch Alices Geburtstag, um den offenen Konflikt zwischen und ihr und ihrem Vater in genau dem Moment zum Platzen zu bringen, als alles perfekt zu sein schien. Da kann man sich wohl auf zwei intensive Episoden freuen. Aber gehen wir doch in Ruhe alles der Reihe nach durch. Paul gibt wieder den äußerst grantigen Kerl, muss sich aber eingestehen, dass er für seine Freundin nur bedingt da ist. Immerhin hat sie den Tod ihres Ex-Mannes zu verkraften und auch wenn er bei der Beerdigung ist, so spürt er doch, dass die richtige Bindung fehlt. Paul war ja seit jeher jemand, der ein sehr dickes Schutzschild um sich herum aufgebaut hat, damit auch niemand wirklich an ihn heran kommt. Dass sich das in der zweiten Staffel nach und nach aufgelöst hat, ist eine schöne Entwicklung, die gar nicht mal so fokussiert wurde sondern eben einfach passiert ist. Insofern ist es nur konsequent, dass er mit sehr selbstkritischen Worten den überfälligen Einzug von Julie anspricht und damit einen riesigen Sprung über seinen Schatten wagt. Gefühlt ist Pauls Entwicklung damit für diese Staffel auserzählt, es sei denn, mal will seine Krankheit noch in den Fokus rücken, was mir mit letzten Konsequenz in zwei Episoden aber viel zu kurzfristig wäre und nur vorbereitend auf Staffel 3 sinnvoll erscheint. Pauls Schritt hat schließlich auch Gaby dazu bewegt, den Rat ihrer Freunde anzunehmen und nicht nur an andere sondern auch an sich zu denken. Dabei muss sie ihrer Mutter aber vor den Kopf stoßen und vielleicht hat sie das auch nicht besonders gut kommuniziert. Der Schritt ist ja durchaus nachvollziehbar, aber das muss ihre Mutter auch wissen. So nimmt es kein besonders schönes Ende und man muss schon hoffen, dass Derek sie da auffangen wird. Wobei dieser langsam an seine Grenzen der guten Laune zu stoßen scheint. Er macht ja seit einigen Episoden viel mit, bleibt immer verständnisvoll und witzig und übertünscht damit seinen Frust, der zumindest mal kurz anklingt. Gepaart mit der nicht vorhandenen Eifersucht gegenüber Jimmy, die dieser einklagt, kann man sich auch vorstellen, dass es am Ende der Staffel eher wieder Gaby und Jimmy sind, die sich sehr gut verstehen. Zumal man in dieser Episode auch noch Jimmy einen Love Interest vorgesetzt hat. Cobie Smulders als Sofi sorgt natürlich erst mal für eine sehr coole "How I Met Your Mother"-Reunion und ist auch direkt sympathisch mit ihrem eigentlich sehr peinlichem Auftritt. Irgendwie war es aber schön, jemanden zu sehen, der auch Jimmy wieder ein positives Gefühl gibt. Das tut seinem Selbstbewusstsein sehr gut. Und eigentlich sah es auch so aus, als wenn dieses Selbstbewusstsein auch von seiner Tochter sehr viel Zuspruch bekommt, doch aus dem tollsten Geburtstag wird dann doch der schrecklichste, weil Louis eine kurze Geburtstagsnachricht schrieb, darin einen Abgang angibt und Alice deswegen zu ihm fährt und recht schnell ahnt, dass Louis an einem Kontaktabbruch gar keine Anteile hat. Ich fand die Szenen der beiden auch sehr schön, obwohl ich mich schon gewundert habe, wo Summer eigentlich ist. Auch, dass sie das Thema überhaupt an ihrem Geburtstagsabend noch klären will, war etwas befremdlich, zeigt aber wohl auch, wie wichtig ihr Louis geworden ist. Entsprechend hält sie es ihrem Vater auch direkt vor. Dieser ist natürlich erst überrascht und dann wütend auf sich selbst. Wie er aber auch nur denken konnte, dass er mit diesem Alleingang was gewinnt, kann man schon mal in Frage stellen. Ich fand es vor zwei Episoden schon äußerst schlecht und sehe mich nun bestätigt. Die Folge hatte jedenfalls eine insgesamt gute Dynamik, die sich langsam bis hin zum Ende der Episode steigerte und mit zwei größeren Dilemmata endet, die sich wohl auch in den verbleibenden zwei Episoden für viel Drama eignen.

#2.11 Abnutzungserscheinungen

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Wie bereitet man ein Staffelfinale vor? Genau, man bringt die Hauptcharaktere an ihre emotionalen Grenzen und baut somit die größtmögliche Spannung auf, weil aus dieser Verletzlichkeit heraus einfach alles passieren kann. Und genau das passiert natürlich in "Shrinking", weil Bill Lawrence als Showrunner sowieso einer der Meister für emotionale Großtaten ist und hier wohl mal wieder eine vorbereitet hat. Aber fangen wir erst mal klein an. Brian und Charlie leiden unter der Absage für das Adoptivbabys, Brian dramatisiert natürlich mal wieder über alle Maßen, doch das Karma für dieses Paar schlägt doch noch zu. Die andere Familie hat übermäßige Ansprüche an die Geburt gestellt, sodass sich Ava doch wieder umentscheidet und ihr Kind doch ihnen überlassen will, was eigentlich von Beginn an die bessere Entscheidung gewesen wäre. Ich hoffe sehr, dass da nichts mehr dazwischen kommt, weil es Brian und Charlie zu gönnen ist, weil es für die nächste Staffel so viel Spaß verspricht und weil ich einfach auch nicht noch mehr Drama im Staffelfinale brauche. Auch hoffe ich, dass Ava vielleicht immer mal wieder auftaucht, weil sie mit Brian doch wunderbar matched, wie man in dem kurzen Telefonat sofort wieder spürte. Das war es aber auch schon mit den positiven Nachrichten. Emotional etwas schwieriger ist es bei Alice, die sich von ihrem noch nicht so richtigen Freund trennen will und dabei ein schlechtes Gewissen hat. Das ehrt sie sehr, aber eigentlich macht sie sich da viel zu viele Gedanken. Die Erfahrungstipps der anderen waren witzig und machen aus dem Teil der Geschichte eine recht amüsante und nicht ganz so emotionale Episode, die aber Entwicklungspotenzial hat und eine andere Story gelungen einleitete. Gabbys Tipp hat Derek 2 nämlich sehr nachdenklich gemacht. Ich hatte das bisher immer mehr als Zufall wahrgenommen und Derek war auch äußerst geduldig und gutgläubig. Insofern spricht er zurecht an, ob er nicht der nächste Typ ist, bei dem Gabby darauf wartet, dass er Schluss macht. Allerdings war ich doch enttäuscht, dass Gabby sich so wenig gewehrt hat. Das macht es eigentlich eindeutig, obwohl Gabby alles andere als glücklich wirkt. Am Ende des Tages muss sie aber mal über ihren Schatten springen und ihre Gefühle zulassen. Selbiges gilt auch für Paul, der überfordert ist mit Julies Klarheit und sich um seine Gesundheit ernste Sorgen macht, diese Gefühle aus meiner Sicht aber auch nicht zulassen will bzw. genau deswegen zumacht. Ich mache mir etwas Sorgen, dass seine Krankheit im Staffelfinale doch deutlich hervortreten könnte. Noch mehr Sorgen mache ich mir aber natürlich um Jimmy, der eigentlich ein tolles Erfolgserlebnis mit seiner Patientin Wally (Kimberly Condict) feiern konnte, damit aber selbst emotional übermannt wird und in ein tiefes Loch fällt. Im Prinzip hat er einen Rückfall, findet aber dabei keinen Halt und versucht sich anders zu helfen. Ich war erst mal sehr froh, dass er nicht in einen Unfall verwickelt wurde, dann hatte ich gehofft, dass er vielleicht Sofi anruft. Als dann Paul auf der Bank neben ihm Platz nahm, war ich aber auch erleichtert. Jimmy war also in der Lage, seinen Zustand anzuerkennen und sich wirklich Hilfe zu holen. Im Prinzip hat er zwei Staffeln lang geleugnet, dass er diese Hilfe benötigt. Nun ist zu hoffen, dass er das schafft, aber wenn Paul gesundheitliche Probleme bekommt, könnte das für Jimmy auch schwierig werden. Es stehen also einige Veränderungen bevor (auch für Sean, der vielleicht eine eigene Bleibe hat), die vielleicht in der nächsten Episode, dem Staffelfinale von Staffel 2 schon eingeschlagen werden. Dafür werden wir aber alle Charaktere an Thanks Giving an einem Tisch haben, ein perfekter Raum für eine großartige Episode. Ich bin mehr als vorfreudig.

#2.12 Das letzte Thanksgiving

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Lukita Maxwell & Jason Segel, Shrinking
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Thanksgiving ist der Aufhänger für diese finale Episode und das ist eigentlich immer ein ganz praktischer Rahmen, weil man hier alle Charaktere zusammen bringen kann und das ein oder andere dann entsprechend eskalieren kann. Doch so sehr ging es gar nicht um Eskalation und das Aufdecken von Geheimnissen sondern eben um die Besinnung darauf, wofür man dankbar sein sollte und das doch eigentlich viele Dinge sehr gut sind, auch wenn man das gar nicht immer so wahrnimmt. Doch zuvor ging es erst mal darum, wer eigentlich zum Fest kommen wird und wer nicht. Pauls Tochter sagt kurzfristig ihr Treffen ab, sodass Paul zwar nun Zeit hätte, aber eigentlich nicht zu Gabby kommen will, letztlich aber gezwungen wird. Gabby wiederum versucht ihre Fehler der Vergangenheit auszuräumen, lädt sowohl ihre Mutter als auch Derek noch mal explizit ein, die aber beide jeweils gute Gründe haben, nicht zu kommen. Es war schön, dass Gabby endlich über ihren Schatten springen konnte, auch wenn es trotzdem bei den Absagen blieb. Sie war aufrichtig und ehrlich. Letzteres war auch Jimmy endlich seiner Tochter gegenüber. Das Gespräch war natürlich ein Highlight, auch wenn es fast ein bisschen zu glatt verlief. Jimmy hat all seine Fehler hervorgehoben und sich als schlechter Dad definiert, was eigentlich schon etwas sehr übertrieben war. Ein bisschen differenzierter hätte er da schon sein können. Dafür ist Alice, sicherlich auch etwas unterstützt durch das Gespräch mit Sean, sehr positiv und stellt die vielen tollen Dinge ihres Dads heraus. Dadurch ergab sich ein schönes, emotionales Gespräch, was allerdings einen Haken hatte. Es ging mir zu wenig um die Zeit nach Tias Tod. Alice hat viele Beispiele aus ihrer Kindheit genannt, wo es Jimmy natürlich auch gut ging. Die letzte Zeit spielte da eine untergeordnete Rolle, wobei das ja die entscheidende Zeit ist. Insofern ist für mich hier noch nicht alles aufgearbeitet, insbesondere wie es Jimmy insgesamt geht. Trotzdem waren die Worte natürlich sehr hilfreich. Neben dem Schwerpunkt Jimmy und Alice (ergänzt durch Summers Diebstahlversuch) und Gabbys Schattensprung hat die Episode noch eine amüsante Komponente rund um die Nanny-Suche von Brian und Charlie, die natürlich von Liz dominiert wurde, weil sie die notwendige Erfahrung hat. Dass sie dank Dereks Impuls dann auch selbst Verantwortung übernehmen darf, weil sie nun mal die beste mögliche Betreuung ist, das war aber auch eher folgerichtig als überraschend. Für Thanksgiving war nun jedenfalls alles vorbereitet und das Fest konnte beginnen. Das war lange Zeit überwiegend harmonisch und fröhlich, die Dankesrunde war auch lange wenig spektakulär, bis Paul dann seine ausführlichen Worte an alle richtete und sehr bewegend seine Ängste offenbarte. Da wurde sicherlich eine Grundlage für die dritte Staffel gelegt. Als dann noch Derek und Gabbys Mutter vorbeischauten, war es fast ein bisschen kitschig, weil sich irgendwie jeder Konflikt in Wohlgefallen auflöste, insbesondere der einzige wirkliche Spannungsmoment der Episode. Louis wird mal wieder von der Vergangenheit eingeholt und aus seiner Thanksgiving-Veranstaltung ausgeladen. Er bleibt allein zurück, kann Alice nicht erreichen, weil die ihr Handy beiseite gelegt hatte und ist so unglücklich, dass er vor den Zug springen will, als ausgerechnet Jimmy auftaucht und auch dieses Drama sich auflöst. Sie sitzen zusammen auf der Bank und denken sich Geschichten zu anderen Passagieren aus, so wie Louis das immer gemacht hat. Dass Jimmy hier Louis zur Seite steht, ist ein enormer Schritt, den er dank Alice nun so tun konnte und der vielleicht in Verantwortung mit seinem Beruf auch unbedingt nötig war. Damit scheint der Teil ein Stück weit abgeschlossen und man bekommt das Gefühl, dass man immer eingeplant hatte, dass diese Episode auch das Serienfinale hätte sein können. Dafür war es mir insgesamt aber eigentlich zu simpel, harmonisch und konfliktarm, die emotionalen Momente insgesamt zu nachvollziehbar und dadurch irgendwie nicht emotional genug. Vielleicht hatte ich auch einfach mehr erwartet von dieser insgesamt tollen Serie/Staffel als ein rundes, konfliktarmes Finale.

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Emil Groth - myFanbase

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