Spinning Out - Review Staffel 1

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Mein Urteil über den Serienauftakt zum Eiskunstlaufdrama "Spinning Out" von Netflix ist durchaus positiv gewesen, denn man hat sich sehr bemüht, der faszinierenden Sportart eine Plattform zu bieten, die aufgrund mitreißender Bilder, toller Choreographien und passender Musik voll ausgenutzt wurde. Trotz dieser positiven Aspekte wurde durch Andeutungen deutlich, dass die Serie von klischeehaftem Drama nur eine Nuance entfernt ist. Wie fällt nun das abschließende Urteil für die gesamte erste Staffel aus?

Die erste Staffel der Dramaserie lässt sich am besten dadurch zusammenfassen, dass alle Bestandteile der Serie ihre Hoch und Tiefs durchlaufen haben. Wo ich mich im einen Moment wahnsinnig gefreut habe, konnte ich mich im nächsten schon wieder ärgern. Das spricht nicht gerade für eine restlos überzeugende Serie, aber es hat auch dafür gesorgt, dass ich nur immer weiter sehen wollte. Ich bin gar nicht der klassische Binger, habe lieber Abwechslung in meinem täglichen Programm, aber diese Serie hat mich in einen Sog gezogen, so dass ich am Ende selbst überrascht bin, wie viele kritische Aspekte es doch gegeben hat. Aber eins nach dem anderen…

Foto: Kaya Scodelario, Spinning Out - Copyright: Christos Kalohoridis/Netflix
Kaya Scodelario, Spinning Out
© Christos Kalohoridis/Netflix

Im Bereich der Eiskunstlaufthematik fällt mein Urteil überwiegend positiv aus. Vor allem die dargestellten Küren sind wunderschön anzusehen gewesen und sind auch atemraubend gefilmt worden. Mal aus einer Vogelperspektive, mal, als ob man selbst mit auf dem Eis ist. Ich habe jedenfalls jedes Mal gebannt vor dem Bildschirm gesessen. Ärgerlich war nur, wenn die Küren gezeigt wurden und es wurde auf Reaktionen oder gar Gespräche anderer Figuren geblendet. Vor allem das lange Programm von Kat (Kaya Scodelario) und Justin (Evan Roderick) konnten wir so nicht in Gänze sehen, was mir schon sehr sauer aufgestoßen ist. Auch hinter die Kulissen und die Trainingsarbeit wurde natürlich geblickt, hier waren einige interessante Einblicke geboten, aber insgesamt hätte ich mir ein Ticken mehr gewünscht. Oftmals hat das persönliche Drama doch so viel Überhand genommen, dass das Eissportzentrum auch mal länger nicht zu sehen war.

Foto: Kaya Scodelario & Evan Roderick, Spinning Out - Copyright: Christos Kalohoridis
Kaya Scodelario & Evan Roderick, Spinning Out
© Christos Kalohoridis

Bei den Charakteren hat mir schon im Piloten am meisten Hauptfigur Kat zugesagt und das ist auch durchweg so geblieben. Scodelario hat die Rolle wirklich toll verkörpert und durch die bipolare Störung hatte sie auch ein breites Spektrum darzustellen, was sie in jedem Moment ausgefüllt hat. Selbst als sie unerträglich wurde und man sie am liebsten geschüttelt hätte, war sie noch authentisch. Positiv überrascht war ich vor allem von Justin. Anfangs als Bad Boy vom Dienst inszeniert, merkt man schnell, dass er vor allem durch sein cooles Benehmen nur seine inneren Wunden überdecken will. Dennoch ist er zu keinem Zeitpunkt in ein Klischee abgerutscht, weil er dafür viel zu detailversessen dargestellt wurde. Seine Chemie zu Kat war wirklich die größte Sogkraft der Staffel, die beiden hatten zahlreiche Momente, die mitreißend waren. Vollkommen überraschend war für mich aber seine Verbindung zu seiner langjährigen Trainerin Dasha (Svetlana Efremova) ein weiteres Highlight. Der liebevolle Umgang miteinander hat mir immer wieder das Herz erwärmt und vor allem die Szene beim Bingo hätte ich mir gerne direkt noch einmal angesehen.

Foto: January Jones & Willow Shields, Spinning Out - Copyright: Christos Kalohoridis
January Jones & Willow Shields, Spinning Out
© Christos Kalohoridis

Etwas schwieriger wurde es schon mit den weiteren Charakteren. Mutter Carol hat ebenfalls die psychische Erkrankung und sie hat diese deutlich weniger im Griff als ihre Tochter. Aber selbst medikamentös eingestellt hatte sie etwas furchtbar Nerviges an sich. January Jones ist im Schauspielbereich durchaus ein größerer Name, daher war ich enttäuscht, wie einseitig ich ihr Schauspiel erlebt habe. Willow Shields als jüngere Schwester Serena ist zu sehr als naive Jugendliche inszeniert, trotzdem gab es tolle Schwestern- und am Ende auch wichtige Familienmomente. Einzelne Handlungen haben auch Kats beste Freundin Jenn (Amanda Zhou) und ihr Kollege Marcus (Mitchell Edwards). Beide habe ich als sehr sympathisch erfunden, aber insgesamt waren sie vom Geschehen eher isoliert. Vor allem Letzterer hatte nur wenig Anknüpfungspunkte und ist stellenweise auch gänzlich abgetaucht.

Foto: Willow Shields & Will Kemp, Spinning Out - Copyright: Christos Kalohoridis
Willow Shields & Will Kemp, Spinning Out
© Christos Kalohoridis

Im Bereich der Handlungen war das Klischeepotenzial unfraglich am größten. Am stärksten war definitiv die Darstellung der bipolaren Störung, die Vorurteile, die damit verknüpft sind und wie gefährlich dies vor allem im Leistungssport ist. Für viele anderen Handlungen konnte man dagegen Vorhersagen treffen, die dann auch genauso eingetroffen sind. Gerade in Bezug auf die Beziehungen, diesmal in einem Viereck angeordnet durch Kat, Justin, Jenn und Marcus, gab es wenig Innovatives. Es war eher an den Nebenschauplätzen, wo es dann doch noch positive Überraschungen gab, wie die sexuelle Orientierung von Dasha oder wer der tatsächlich Übergriffige ist. Ebenfalls möchte ich unterstreichen, dass es der Staffel gelungen ist, einen immensen Spannungsbogen aufzubauen. Während der Auftakt vor allem von Ruhe und Eleganz lebte, waren es am Ende Spannung und Fülle, die überzeugen konnten. Inhaltlich ist der Aufbau also absolut gelungen. Etwas überraschend endet die Staffel aber ohne spektakulären Cliffhanger. So immens, wie die Dramatik aufgebaut wurde, hätte ich mit dem großen Knall gerechnet. Stattdessen ist das Ende vor allem versöhnlich, aber das fand ich sogar gut. So muss es keine zweite Staffel geben, auch wenn ich persönlich diese gerne sehen würde.

Fazit

"Spinning Out" war ein tolles Bingeerlebnis, bei dem durch einen klugen inhaltlichen Aufbau eine ungeheure Sogwirkung erzeugt werden konnte. Dennoch kann man auch nicht verhehlen, dass in allen Bereichen auch Kritikpunkte zu finden sind. So ist es am Ende tendenziell eher eine oberflächliche Unterhaltung, die die einen mitreißt, die anderen eben nicht.

Lena Donth – myFanbase

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