Station Eleven - Review des Piloten

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Ich war schon immer fasziniert von Dystopien, Szenarien, die eine schwierige Zukunft vorhersagen. Ob das in Serien wie beispielsweise "Outer Limits" oder "The Walking Dead" oder Filmen wie "Children of Men" oder "I am Legend", diese "Was wäre wenn"-Herangehensweise zieht einfach. Doch während in der Regel Science Fiction für eine Art Metaebene genutzt wird, um aktuelles, menschliches Verhalten zu reflektieren, nehmen reale Katastrophen immer mehr Gestalt an und so wird aus der ein oder anderen Dystopie eine gefährlich reale Geschichte.

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Ähnlich wie schon in der deutschen Serie "Sløborn" ist es auch in "Station Eleven" ein schnell ausbreitendes, tödliches Virus, das hier um sich greift. Doch "Station Eleven" will mit mehreren Zeitebenen arbeiten und hat ein paar Metaebenen, die in der ersten Episoden nur angerissen werden. Zunächst besticht der Pilot aber durch eine langsame Erzählweise, weil ein alltäglicher Theaterbesuch und ein Herzinfarkt des Hauptdarstellers der Auftakt der Katastrophe ist. Dass man sich hier recht viel Zeit lässt und Jeevan Chaudhary (Himesh Patel) eigentlich nur damit beschäftigt ist, die die Kinderdarstellerin Kirsten Raymonde (Matilda Lawler und Mackenzie Davis) nach Hause zu bringen, gefällt mir sehr gut. Denn es fühlt sich so real an. Es ist beeindruckend und bedrückend zugleich, weil der Schritt vom vergleichsweise harmlosen Realitätsvirus Corona nicht mehr so groß zu sein scheint. Jeevan ist zudem alles andere als souverän oder heldenhaft und hat regelrechte Angstzustände. Taugt er also überhaupt zum Helden? Das wird sich gewiss noch zeigen. Die Episode endet mit einem Zeitsprung, den man nach dem Trailer schon viel früher erwartet hätte. Auf der anderen Seite finde ich es im Moment viel spannender, mögliche Pandemieentwicklungen zu verfolgen (zum Beispiel was aus der Schwester wird), als mehrere Jahre in das Danach zu springen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie viel wir Zuschauer von den 80 Tagen noch erfahren werden und wie man die unterschiedlichen Zeitebenen insgesamt berücksichtigt.

Je länger ich darüber nachdenke, desto ungewöhnlicher finde ich diesen Auftakt zur Miniserie, denn es bleibt noch sehr viel offen und man ist sich nicht mal sicher, inwieweit der Stil der Serie hier überhaupt schon vorgegeben wurde oder ob es nicht nur eine Darstellung der Szenerie ist, die man erzählt, um ab der zweiten Episode richtig starten zu können. Denn wesentliche Aspekte sind hier noch gar nicht zum Tragen gekommen. Wie der Serientitel mit dem Comicheft erklärt werden wird und was das überhaupt mit allen anderen zu tun hat, ist noch vollkommen im Verborgenen. Auch scheint das Theater und insbesondere Shakespeare ein durchgängiges Thema zu sein, dessen tiefere Bedeutung nur mit diesem Pilot nicht wirklich erkennbar ist. Interessanterweise sind beide Aspekte für mich bisher nicht interessant und gar nicht der Grund zum Weiterschauen. Das Setting an sich ist spannend genug. Aber ich kenne auch die Romanvorlage überhaupt nicht und denke, dass Fans der Bücher sicherlich noch viel Vorfreude auf die angesprochenen Aspekte haben.

Fazit

Die langsame und bedrückende Auftaktepisode der Miniserie "Station Eleven" eröffnet sehr viel Potenzial und macht neugierig, lässt aber auch noch sehr viel offen, so dass man noch gar kein richtiges Gefühl für die Erzählweise und den Stil der Serie entwickeln konnte. Im Moment habe ich auch noch gar kein Interesse an den Zeitsprüngen nach vorn, sondern wüsche mir mehr zur Entwicklung der Katastrophe.

Die Serie "Station Eleven" ansehen:

Emil Groth - myFanbase

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