Supergirl - Review des Piloten
#1.01 Pilot
Eine neue Superheldenserie? Das kann doch eigentlich nur ein weiteres "Arrow"-Spin-Off auf The CW sein. Oder doch eine neue Marvel-Produktion auf ABC? Nein, diesmal ist es tatsächlich der Sender CBS, hauptsächlich bekannt für Comedy- und Crimeserien, der sich an dieses Genre wagt. Schon ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass ein Großteil der einstündigen Serien von CBS eher Anklang bei älteren Zuschauern findet, die wiederum an fliegenden Superhelden mit Hitzeblick wohl eher nicht so interessiert sein dürften. "Supergirl" auf CBS ist ein Experiment, das entweder fliegt oder abstürzt.
Die Pilotfolge dürfte zunächst einmal ziemlich gemischte Reaktionen hervorrufen. In diesen ersten knapp 45 Minuten versteht "Supergirl" es durchaus, Sympathiepunkte zu sammeln, die Zuschauer zum Schmunzeln zu bringen und für gute Unterhaltung zu sorgen. Auf der anderen Seite fehlt es an wirklicher Spannung, die Action haut nicht vom Hocker und stellenweise wirkt diese erste Folge noch zu kitschig und harmlos, um nicht zu sagen süsslich.
"Die Welt hat mehr als einen Helden"
Die Titelheldin Kara Danvers alias Kara Zor-El alias Supergirl erobert recht schnell die Herzen der Zuschauer. Sie strahlt etwas aus, dass die meisten Vertreter der Superheldenzunft nicht zeigen und wohl auch nicht empfinden: Freude. Sie hat Spaß an ihren Fähigkeiten und richtig Lust darauf, die Welt zu retten. Sie will nicht im Schatten bleiben, sondern endlich was erleben, etwas bewirken. Dazu braucht sie nur Leute, die an sie glauben und sie machen lassen. Wir lernen ein Supergirl kennen, das optimistisch, lustig, manchmal naiv und total liebenswert ist. Melissa Benoist erweist sich als wirklich gute Besetzung für diese Rolle.
Zum Auftakt beweist die Serie auch einigen Sinn für Selbstironie und wirft zum Beispiel das Thema Feminismus auf. Ist es nicht abwertend, die fliegende Heldin als SuperGIRL zu bezeichnen statt als SuperWOMAN? Kara ist zunächst nicht begeistert über ihren Spitznamen. Es nennt ihren berühmten Cousin ja auch niemand SuperBOY. Ich denke, es würde der Serie sehr viel Charme verleihen, wenn das Thema Feminismus und die Unterschiede in der Wahrnehmung von männlichen und weiblichen Superhelden auch weiterhin augenzwinkernd betrachtet werden. Das bietet die Möglichkeit, eine wichtige Botschaft sympathisch und massentauglich zu kommunizieren.
Ebenfalls sehr interessant sind die zahlreichen Anspielungen auf den Superman-Mythos, auf die diversen Comics, Filme und Serien. Dazu zählt unter anderem ein Kurzauftritt von Dean Cain als Karas Adoptivvater. Cain hat die Rolle des Superman in den 1990er Jahren in der Serie "Superman - Die Abenteuer von Lois & Clark" gespielt.
Karas Cousin erscheint in dieser Folge – und das wird vermutlich auch so bleiben – als eine Art Lichtgestalt. Es wird viel über ihn geredet und er ist auch zu sehen, aber nie vollständig. Sein Gesicht bleibt verborgen. Superman ist bereits ein etablierter, weltberühmter Held, geliebt von vielen Menschen und gefürchtet von denen, die der Menschheit Übles wollen. Kara als Supergirl ist von diesem Status noch sehr weit entfernt und muss sich vieles erst erarbeiten. Immer mit dem Supercousin verglichen zu werden ist natürlich auch nicht einfach.
Zwischen Kaffee kochen und Welt retten
Kara hat aber nicht nur einen fast gottgleichen Cousin, sondern auch eine sehr herrische Chefin und eine dominante Adoptivschwester. Karas Chefin, die Medienmogulin Cat Grant, ist offizielles Mitglied im Club der Prada tragenden Teufelinnen. Sie ist reicht, mächtig, spitzzüngig, skrupellos und gemein. Eigentlich hat es mir ziemlich gut gefallen, wie Calista Flockhart diese Rolle ausfüllt, aber die Grenze zum too much war am Ende doch arg dünn. Cat ist ein überspitzter Charakter und bewegt sich als solcher am Rande der Unerträglichkeit.
Karas Schwester Alex gehört einer geheimen Militäreinheit an, die außerirdische Aktivitäten überwacht und gefährliche Besucher aus dem All eliminiert. Diesen Job verdankt sie nicht unwesentlich der Tatsache, dass sie sich mit einem Mädchen vom Planeten Krypton ein Bad geteilt hat. Alex' Bestreben war es bisher, zu verhindern, dass die Welt von Karas Existenz erfährt. Nun will sie ihre Schwester dabei unterstützen, eine richtige Superheldin zu werden. Konflikte sind hier natürlich vorprogrammiert. Das Verhältnis der Schwestern ist zwar eng, aber dennoch kompliziert, denn natürlich hat es die einen oder anderen psychologischen Auswirkungen, bis in die Jugend ein Einzelkind zu sein und dann eine Schwester mit Superkräften von einem fremden Planeten zu bekommen. Die Beziehung der Danvers-Schwestern bietet durchaus Potential, wenn sie nicht auf das Schema "am Anfang der Folge streiten wir, vor dem Abspann versöhnen wir uns" reduziert wird. Nebenbei ist es schön, Chyler Leigh in einer Rolle zu sehen, in der sie einen Flugzeugabsturz überlebt.
Natürlich gibt es auch potentielle Verehrer in Karas Leben, die beide praktischerweise schon wissen, dass sie Supergirl ist. Für dieses Dreiecksverhältnis wurde eine klassische Variante gewählt: den einen, Winn (Jeremy Jordan), sieht Kara nur als Freund, obwohl er gerne mehr für sie wäre, und zu dem anderen, James Olsen (Mehcad Brooks), den nur seine Mutter und Superman noch "Jimmy" nennen dürfen, fühlt sie sich hingezogen. Ihn findet sie sexy und aufregend. Vielleicht überrascht uns die Serie, aber ich rechne hier eher mit vielen klischeehaften Momenten. Ob sich schon Zuschauer in "Team Winn" und "Team James" aufgeteilt haben, weiß ich nicht, ich finde Winn eher nichtssagend und zu bemüht, witzig rüber zu kommen, während der Charakter James momentan nur davon lebt, Superman gut zu kennen.
Ach ja, ihren ersten großen Kampf besteht Kara auch noch. Sie erledigt Vartox, einen leicht reptilienartigen Ausbrecher aus einem intergalaktischen Gefängnis, der natürlich nur die Vorhut ist. Vartox dient hier als klassischer Einstiegsgegner, mit dem Kara erst Mühe hat, den sie dann aber bezwingt, auf das sich die Zuschauer in ein paar Wochen nicht mehr an ihn erinnern werden. Die Actionszenen sind nichts Besonderes, aber man sollte hier Supergirl natürlich zu Gute halten, dass sie ihren Kampfstil erst noch finden muss. An der Action kann man immer noch basteln und das ist wohl auch nötig, damit "Supergirl" im Kosmos der Superheldenserien akzeptiert wird.
Fazit
Unterhaltsam ist diese erste Begegnung mit "Supergirl" durchaus, was vor allem der sympathischen Titelheldin zu verdanken ist, aber gerade in den Bereichen Spannung und Action besteht noch Luft nach oben. Sonst läuft die Serien Gefahr, für zu süß befunden zu werden.
Maret Hosemann - myFanbase
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