The Big Door Prize - Reviews Staffel 1

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In unseren Kurzkritiken schildern unsere Autoren und Autorinnen ihren ersten Eindruck von einer Episode in Form einer kurzen Review. Nutzt die Gelegenheit, eure Meinung zu diesen Folgen kundzutun und mit uns über die Serie "The Big Door Prize" von AppleTV+ zu diskutieren.

#1.01 Dusty

Foto: Gabrielle Dennis, Chris O’Dowd & Djouliet Amara, The Big Door Prize - Copyright: Apple TV+
Gabrielle Dennis, Chris O’Dowd & Djouliet Amara, The Big Door Prize
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Eher zufällig bin ich auf "The Big Door Prize" gestoßen und da es meine Zeit zugelassen hatte, habe ich einfach mal in die erste Episode reingeschaut. Und schon nach ein paar Minuten war mir klar, dass es kein Zufall sondern eher Bestimmung war. Es geht um einen Lehrer, der gerade 40 Jahre alt wird und eigentlich genau das Leben führt, was er sich vorstellt. Da habe ich mich persönlich doch sofort wiedergefunden. Hinzu kommt, dass ich, so gerne ich mich von Serien auch amüsieren und unterhalten lasse, noch viel lieber über die Geschichten nachdenke, die mir präsentiert werden. Und "The Big Door Prize" trifft da eventuell einen Nerv auf mehreren Ebenen. Zunächst finde ich es sehr spannend, zu erörtern, ob man seines eigenen Glückes Schmied ist und wie die eigene Erwartungshaltung in dieses Bild passt. Dusty (Chris O'Dowd) ist hier eigentlich sehr von seiner Selbstwirksamkeit überzeugt, aber Sätze wie: "Wenn du alles hast, was du wolltest, dann wolltest du vielleicht nicht genug" sind anregend und regelrecht philosophisch. Trotzdem will Dusty als Pädagoge mit einer anderen Haltung überzeugen, die Jugendlichen animieren, sich selbst zu finden. Dass eine Maschine unbekannter Herkunft das karikiert, ist die nächste interessante Grundlage der Serie. Algorithmen beeinflussen inzwischen an so vielen Stellen unsere Vorlieben und Interessen, dass dieser Computer in dem Store schon fast antiquiert anmutet. Aber er macht auch den entschiedenen Punkt deutlich. Auf Grundlage von wenigen Informationen (Sozialversicherungsnummer und Handabdruck), berechnet die Maschine das eigene Potenzial, bei Dusty tatsächlich den Ist-Zustand (wobei das Pfeifen definitiv noch Luft nach oben hat). Als Serienidee ist es natürlich genial, weil man für jede Person ein Potenzial und damit eine Art Geheimnis hat und insbesondere auch erzählen kann, wie die Person darauf reagiert. Damit lässt sich unglaublich viel erzählen, tiefsinnige Sozialstudie betreiben, natürlich immer zwischen Ernst und Spaß wechseln und dabei viel Bezug auf das echte, von Computern schon stark dominierte Leben ziehen. Und die Episodentitel, die die Charakternamen tragen, weisen stark darauf hin, dass immer ein anderer der Charaktere im Mittelpunkt stehen wird. Ich bin also sehr gespannt, in welche Richtung sich die Serie entwickeln wird, denn es ist jetzt schon offensichtlich, dass durch die Maschine einiges in Gang kommen wird. Letztlich ist es wie bei einem Besuch einer Wahrsagerin. An das Gute will man glauben, das Schlechte wird einen verfolgen. Ich glaube erst mal daran, dass diese Serie mich gut unterhalten und zum Nachdenken anregen wird. Die Grundlage dafür ist mit dem Pilot jedenfalls gelegt. Und da ich mich mit Dusty so gut identifizieren konnte, war das ein perfekter Auftakt für mich. Mal schauen, wie es mit den anderen Charakteren läuft.

#1.02 Cass

Foto: Djouliet Amara & Gabrielle Dennis, The Big Door Prize - Copyright: Apple TV+
Djouliet Amara & Gabrielle Dennis, The Big Door Prize
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Der Schwerpunkt dieser Episode lag auf Cass (Gabrielle Dennis), aber die beeindruckenden Momente kamen eigentlich von Jacob (Sammy Fourlas), sodass ich mich noch mehr auf die kommende Episode freue. In Dustys Unterricht wird ausführlich über die Maschine diskutiert und es sind sehr neugierige Jugendliche, die sich schon intensiv mit der Maschine und der möglichen Herkunft beschäftigt haben. Aber man hat eben auch kaum etwas herausgefunden. Als Jacob dann aber den Unterschied zwischen Schicksal und Potenzial erläutert, ist man wirklich neugierig. Natürlich denkt man, dass er was Negatives bekommen hat, es stellt sich aber heraus, dass bei ihm "Held" notiert ist und ihm das unangenehm ist. Tatsächlich kann so eine Vorhersage auch sehr unter Druck setzen. Dazu aber gewiss in der nächsten Episode mehr. Cass und Dusty wurden schließlich auch intensiv begleitet und diskutieren darüber, ob man die kleinen Kärtchen wirklich ernst nehmen sollte oder nicht. Das hat natürlich immer mit dem Charakter selbst und der Aussage zu tun. "Royalty" ist natürlich ein schönes Potenzial und streichelt enorm das Ego, was Cass unbewusst schon leicht verändert. Dustys Eltern sind da gleich aktiver und schlussfolgern aus ihren Ergebnissen der Maschine, dass sie sich trennen sollten, um ihren Träumen folgen zu können, ein wahrer Akt der Liebe. Ich denke, dass man auf der Suche nach dem Glück, welches man von außen eingeredet bekommt, eigentlich nur am Ende wieder da ankommt, wo man angefangen hat (es sei denn, man war wirklich schon unglücklich). Das ist wie bei meinem Lieblingshörspiel als Kind, Schlapps und Schlumbo, die auf der Suche nach dem perfekten Sofa die Welt bereisen und dann feststellen, dass ihr Sofa Zuhause eigentlich am schönsten ist. Das muss aber nicht bedeuten, dass man die Reise keinesfalls angehen sollte. Auch Dustys Eltern könnten durch ihre Erfahrungen wieder zueinander finden, zumal ihren Aussagen zufolge ihre Liebe stärker denn je ist. Ich bin gespannt, was da noch passiert, aber die Story zeigt, dass diese kleine Maschine große Veränderungen initiieren kann. Ob das gut oder schlecht ist, wird sich zeigen. Cass entscheidet sich in einem tollen Gespräch mit der philosophischer wirkenden Tochter Trina (Djouliet Amara), dass sie gerne will, dass die Karte recht hat, und geht mit einem ganz neuen Anspruch in die Welt hinaus. Mal schauen, was das für Folgen hat. Es bleibt spannend zu beobachten, ob der Impuls der Maschine die Menschen wirklich glücklich macht. Inhaltlich wissen wir jetzt, dass bei der Potenzialanalyse immer das selbe rauskommt, wenn man den Test wiederholt. Technisch heißt das für mich, dass es ein konkreter Algorithmus ist und kein Zufallsgenerator: Offen bleibt die Frage, warum die meisten eher allgemeine Aussagen bekommen, die zu jedem passen könnten (Held, Tänzer, Geschichtenerzähler…), es bei Dusty aber so konkret auf ihn zugeschnitten gewesen ist. Bei ihm gibt es kaum Interpretationsspielraum. Nicht nur deshalb freue ich mich auf die nächsten Episoden.

#1.03 Jacob

Foto: Sammy Fourlas & Aaron Roman Weiner, The Big Door Prize - Copyright: Apple TV+
Sammy Fourlas & Aaron Roman Weiner, The Big Door Prize
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So langsam kommt Leben in die Serie, denn die Handlungen kommen immer mehr in Gang. So wird Jacob als großer Held gefeiert, was ihm überhaupt nicht gefällt, weil er eigentlich nichts gemacht hat außer den Rettungsdienst zu holen. Sein Gang zur Schulärztin war dann sehr offenbarend, was Jacobs Ängste angeht, nur leider konnte ihm nicht wirklich geholfen werden, weil die Ärztin als Underachiver genauso mit sich hadert. Im Prinzip teilt die Maschine die Menschen in zwei Gruppen. Diejenigen, die mit dem Potenzial zufrieden sind und neue Seiten an sich entdecken (wie beispielsweise Cass und ihre Freundin, die ihre Potenziale stolz auf einen Pullover gedruckt haben, was eine witzige Idee ist, aber auch sehr egozentrisch und wenig emphatisch daher kommt). Und diejenigen, die mit dem "Urteil" nicht so glücklich sind, weil die Aussage entweder ernüchternd ist (wie offenbar bei Pater Rueben (Damon Gupton), was in der nächsten Episode erörtert wird) oder weil es nicht mit dem Wesen übereinstimmt (wie bei Jacob). Wobei Jacob aus seiner Vergangenheit wirklich ein ordentliches Päckchen mit sich rumträgt. Doch es gibt auch gute Momente, die vor allem im Zusammenhang mit Trina stehen. Es tut der Serie gut, wenn auch ein paar Glücksmomente ohne den Einfluss der Maschine zustande kommen. Für Glücksmomente ist es bei Dusty derweil schwierig. Er sieht mit an, wie seine Frau Cass sich verändert und aus sich rauskommt, banale Dinge wie Essensvorlieben offenbart, die sie zuvor zurückgehalten hat, und die Dusty logischerweise nachdenklich machen. Verhindert er, dass seine Frau glücklicher ist? Sie wimmelt das mit einem "Wir können uns immer noch überraschen" ab, dass es erst mal nicht den Eindruck macht, dass eine echte Ehekrise bevor steht. Auf der anderen Seite ist Cass auch nur mit sich beschäftigt und von ihren neuen Energien zu begeistert, als dass sie mitbekommen würde, wie es Dusty dabei geht. In einer Beziehung muss sich eben immer mal jemand zurücknehmen, es darf nur nicht immer die selbe Person sein. Im Übrigen finde ich es schon dreist, wie offensichtlich Giorgio (Josh Segarra) Cass immer wieder anbaggert. Nebenbei erfahren wir übrigens noch, dass die Maschine offenbar wie durch Zauberhand plötzlich im Laden auftauchte und niemand weiß, wo sie herkommt. Das ist natürlich unmöglich, aber ein schönes Bildnis für die Digitalisierung und in dem Zusammenhang Apps, die auch plötzlich da sind, gehypet werden und man nicht zwangsläufig Ursprung und Nutzen hinterfragt.

#1.04 Father Reuben

Foto: Ally Maki & Damon Gupton, The Big Door Prize - Copyright: Apple TV+
Ally Maki & Damon Gupton, The Big Door Prize
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Pater Reuben soll der Mittelpunkt dieser Episode sein, aber eigentlich hat man mit der Fortführung der eigentlichen Handlung so viel zu tun, dass man dem Schwerpunkt eigentlich nicht wirklich gerecht wird bzw. ich einfach durch die Episodentitel wohl etwas anderes erwartet habe. Letztlich wirft man einen etwas konkreteren Blick auf das Ergebnis der Potenzialanalyse von Reuben und offenbart, dass Priester die eigentliche Berufsbezeichnung ist und "Father" wohl eher nicht Pater bedeutet sondern wirklich Vater. Entsprechend geknickt ist Reuben und ist in seinem Kummer wie immer in der Bar, in der man quasi eher Hana (Ally Maki) besser kennen lernt als Reuben. Sie erscheint mir auch der spannendere Charakter zu sein und ich hoffe, dass man von ihr noch mehr mitbekommen wird, auch wenn es keine Episode gibt, die ihren Namen trägt. Ansonsten reizt mich die geheime Beziehung zwischen Trina und Jacob schon sehr, was hoffnungsvoll zur nächsten Episode blicken lässt. Unterdessen kann man weiter beobachten, wie die Potenziale die Leute mehr und mehr verrückt werden lassen. Die Hochzeit ist nicht nur eindeutig überhastet, wie Dusty immer wieder sarkastisch amüsant erwähnt, sie ist als Veranstaltung mit den Tanznummern auch wirklich an vielen anderen Stellen überdreht. Bisher sind die meisten Leute noch sehr glücklich mit ihren Änderungen, Euphorie überwiegt. Die wenigen Gegenstimmen kann man schon noch als Einzelfälle abtun, die ja vor allem deswegen Vorbehalte haben, weil die Potenziale nicht so lebensverändernd waren. Ich erwarte aber schon, dass die Tendenz langsam kippt und auch erst positiv-gestimmte Personen durch Misserfolge skeptischer werden und nicht immer noch einen Ausweg finden und sich die Geschichten so drehen, dass es immer noch passt. Zumindest für Dustys Ehe mit Cass sieht es von Episode zu Episode irgendwie düsterer aus, weil Dusty immer mehr den Eindruck gewinnt, dass Cass ohne ihn besser dran sein könnte, auch wenn sie immer noch Gegenteiliges behauptet. Insofern kann ich sagen, dass die Episode insgesamt hinter die anderen etwas zurück fällt, prinzipiell die Gesamtspannung aber halten kann.

#1.05 Trina

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Diese Episode hat zwei sich stark von einander abhebende Teile, die zu einer kurzweiligen und durchaus auch aufwühlenden Episode führten. Auf der einen Seite ist da der Wochenendtrip von Dusty und Cass in das renovierte Hotel, welches wie ein Schiff wirken sollte. Dieser Part war äußerst amüsant. Das lag an den Ideen und Umsetzungen für das Hotel und noch mehr an dem Pärchen, welches Cass und Dusty kennen lernen. Dass Hawaii (Emily Topper) ihr Potenzial Entdecker so auslegt, dass sie ihre Sexualität entdecken will und damit so ziemlich jede Praktik ausprobieren will, dafür ihren Freund aber Bäume fotografieren lässt und es so gedreht wird, dass sie ihrem Freund Freiräume lässt, war eigentlich zum Fremdschämen, aber eben auch sinnbildlich für die skurrilen Züge, die die Maschine zur Folge haben kann. Mit der richtigen Überzeugung und einem Ticken Cleverness kann man sich seine Karte so drehen, wie man sie braucht. Und es wird auch immer Leute geben, die das glauben und akzeptieren. Dass aus dem Dreier dann nichts wird, ist ok, denn so richtig leicht war diese spontane Aktion eh nie. Insgesamt war es aber sehr unterhaltend und hatte mit Cass’ Gespräch mit ihrer "Stiefmutter" sogar noch Erkenntnisgewinn. Viel emotional intensiver war hingegen die Storyline um Trina, die am Geburtstag ihres verstorbenen Freundes die Zeit mit dessen Familie verbringt, also pikanterweise auch mit Jacob, mit dem sie nun zusammen ist (und offenbar sogar schon vor dem Tod). Zunächst waren die direkte Art im Umgang mit der Trauer, die Karte von Trina für Jacob zum Beispiel, etwas befremdlich, aber irgendwie hatte das auch einen spannenden, schwarzen Humor. Das Gespräch zwischen Trina und Jacobs Vater Beau war dann sehr intensiv und bewegend und ein krasser Kontrast zum versuchten Dreier bei Trinas Eltern. Trinas Karte sagt also Lügnerin, was ja schon eine komische Potenzialanalyse ist. Wenigstens ignoriert sie die Karte und versucht es mit Ehrlichkeit, aber das scheint erst mal zu misslingen. Trina ist mir nach wie vor sympathisch, auch wenn sie zu Beginn ihre Wut ausgelassen hat. Ich bin gespannt, wie sich die Puzzleteile noch zusammen setzen, was Jacob alles weiß, wie es denn nun überhaupt zu dem Unfall seines Bruders gekommen ist usw. Und da Beau nächste Woche der titelgebende Charakter ist, erwarte ich hier auch einige neue Erkenntnisse.

#1.06 Beau

Foto: Chris O'Dowd & Aaron Roman Weiner, The Big Door Prize - Copyright: Apple TV+
Chris O'Dowd & Aaron Roman Weiner, The Big Door Prize
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Eigentlich war es die ganze Zeit recht offensichtlich, dass es vor allem die Erwachsenen sind, die mit den Potenzialen der Maschine deutliche Änderungen in ihrem Leben vornehmen, während die Jugendlichen eher hilflos sind und nicht so wirklich wissen, was sie mit den Karten anfangen sollen. Das wurde in dieser Episode etwas deutlicher hervorgehoben, als das Basketball-Team sich bei Beau Zuhause trifft, weil dieser unbedingt herausfinden will, mit wem Trina seinen Sohn betrogen hatte. Die Erwachsenen agierten abermals hart an der Grenze des Nachvollziehbaren, was wohl nur umso mehr zeigt, wie sehr sie eigentlich mit ihren Leben hadern und daher den neuen Impuls fast herbeisehnten, letztlich aber doch nicht so wirklich was Richtiges damit anfangen können. Da das alles nur so über der Episode mitschwingt, aber nicht wirklich konkret wird, bleibt handlungstechnisch vor allem die Entwicklung bei Trina und Jacob spannend. Beide merken, dass die notwendige Geheimhaltung ihrer Beziehung doch vor allem Traurigkeit befördert und die Liebe wie ein Hemmnis wirkt, weil der Tod von Colton so viele Schuldgefühle mitschwingen lässt. Und ich bin auch nach wie vor gespannt, wie es genau zu dem Unfall kam und ob da nicht noch einige Erkenntnisse die Schuldgefühle von Trina noch nachvollziehbarer machen. Mein Gefühl sagt mir, dass es zum Unfall kam, nachdem Kolton vom Betrug erfahren hat. Wir werden sicherlich zum Staffelfinale hin erfahren, was da vorgefallen war. Irgendwie wünsche ich mir trotzdem ein Happy End für Trina und Jacob, weil sie trotz aller Traurigkeit irgendwie gut zusammen passen und zu harmonieren scheinen. Und viel Harmonie gibt es ja sonst nicht. Die Erwachsenen streiten sich, weil Giorgio sich vollkommen inakzeptabel einmischt, dass Dusty in den Rücken fällt und ihn vor Cass quasi blamiert. Ich bin neugierig, ob ich nach der nächsten Episode, die Giorgio näher beleuchtet, etwas mehr Empathie empfinden kann. Dieses Mal fand ich ihn wieder unmöglich und hinterlistig. Cass ist allerdings auch nicht viel besser. Sie hat ihr Business im Sinn, Merchandise-Artikel zur Maschine und den Potenzialen, und will mit einer Stiftung Menschen ermöglichen, ihre Potenziale zu entfalten. An sich ist die Idee gar nicht so schlecht, setzt sie aber eben auch voraus, dass man an die Maschine glaubt. Man könnte auch ohne all das junge Menschen und ihre Träume unterstützen. Auch hier bin ich gespannt, wann bei den Erwachsenen der Groschen fällt und der Hype um die Potenziale sich umdreht. Insgesamt war die Episode an sich nicht ganz so stark, eben weil die Entfremdung der Erwachsenen so unaufhaltsam voran schreitet. Im Gesamtkontext der zehn Episoden ist die Entwicklung aber wahrscheinlich folgerichtig, um zum Ende hin die Widersprüche "abarbeiten" zu können.

#1.07 Giorgio

Foto: Gabrielle Dennis, Josh Segarra & Crystal Fox, The Big Door Prize - Copyright: Apple TV+
Gabrielle Dennis, Josh Segarra & Crystal Fox, The Big Door Prize
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Im Mittelpunkt der Episode stehen Giorgio und die Spendengala von Cass, die Giorgio unterstützt. Dabei wird eigentlich mal wieder nur deutlich, wie sehr Giorgio sich an Cass ranschmeißt und wirklich alles für sie tut, sogar seine Wertsachen verkaufen, damit überhaupt Geld zusammen kommt. Mal davon abgesehen, dass ich sein ganzen Verhalten nach wie vor verabscheuend finde, tat er mir doch ein wenig leid, weil seine Liebe zu Cass so riesig und über Jahre unerfüllt ist und er letztlich ihretwegen seine Karriere zerstört hat, die gleichzeitig sein Potenzial Superstar zusätzlich zum Ausdruck bringt. Das hat natürlich auch eine gewisse Tragik, rechtfertigt für mich aber nichts von seinem Tun. Gleiches gilt allerdings auch für Dusty, der sich so ein bisschen in Machtlosigkeit ergibt und die Opferrolle regelrecht genießt. Ich habe den Eindruck, dass er auch gar nicht mehr versucht, seine Frau in ihrem Tun zu unterstützen und lieber abdriftet und Drogen probiert. Da sehe ich für die Ehe wirklich schwarz im Moment. Man kann Dusty zwar auch verstehen, weil Cass durch ihre neue Rolle sehr unnahbar wirkt und er sich fühlt, als wenn er nur im Weg steht. Aber er sollte auch sehen, dass sie trotz allem immer zu ihm hält und trotz guter Argumente ihre Ehe eigentlich gar nicht in Frage stellt. Gespannt bin ich allerdings, ob Cass aus der Spendenaktion ihre Schlüsse zieht und feststellt, dass ihre Idee vielleicht ehrenhaft ist, aber eigentlich niemanden interessierte bzw. animierte. Bleibt noch das Ende der Episode, in welchem Izzy, Cass' Mutter, die Potenzialmaschine zerstören will (weil sie als Bürgermeisterin wohl auch erkannt hat, was das mit der Stadt macht), ausgerechnet Jacob dies aber verhindert. Das hätte ich nicht erwartet, wirkte er doch recht kritisch dem Ganzen gegenüber. Und dass er die wirtschaftliche Seite für den Laden vielleicht im Sinn hat, kann ich mir eigentlich auch nicht vorstellen. Insofern hat die letzte Minute in einer insgesamt durchwachsenen Episode dazu geführt, dass man doch wieder neugierig auf die nächste Woche ist.

#1.08 Izzy

Foto: Patrick Kerr & Crystal Fox, The Big Door Prize - Copyright: Apple TV+
Patrick Kerr & Crystal Fox, The Big Door Prize
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Vor dem zweiteiligen Finale hat die Episode rund um Izzy zwei Überraschungen parat. Zunächst mal erfahren wir, dass die Maschine weder den Handabdruck noch die Sozialversicherungsnummer benötigt, um das Potenzial auszuwerfen, was es natürlich noch mystischer macht bzw. algorithmisch eigentlich unlogisch, weil bei einer bestimmten Person immer das selbe Ergebnis kommt, egal was die Person eintippt. Izzy erfährt das von Jacob und hält es für besser, niemanden was zu verraten, damit die neu eingeschlagenen Lebenswege nicht ad absurdum geführt werden. Die Menschen sollen ruhig an das glauben, was sie glauben. Das ergibt erst mal Sinn, weil aller Übertreibung zum Trotz die Maschine die Menschen dazu gebracht hat, über sich und das Leben nachzudenken und sich vielleicht auch mal aus der Komfortzone zu bewegen. Dass Izzy am Ende doch alles verrät und damit so einigen Personen vor den Kopf schlägt, hätte ich eher erst für einen Cliffhanger im Staffelfinale erwartet, so ist es einer für das Staffelfinale. Die zweite Überraschung ist, dass sich bei Whistler nicht das seltsame Potenzial des Pfeifens verbergen könnte, sondern der kanadische Skiort, an dem Dusty gerne ist und sich in der Zaubershow auch mental hinbegibt. Hier sieht man wieder schön, dass es absolut auch Interpretationsspielraum ist, was man aus den Kärtchen der Maschine macht. Insofern wird es jetzt spannend sein, zu sehen, was alle aus den neuen Erkenntnissen machen. Gefälschte Karten, Ausnutzen der Situationen, woher kommt die Maschine nun eigentlich. Kleine Fragen, die für das große Ganze noch große Bedeutungen haben könnten.

#1.09 Deerfest: Part One

Foto: Ally Maki & Damon Gupton, The Big Door Prize - Copyright: Apple TV+
Ally Maki & Damon Gupton, The Big Door Prize
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Diese Episode war wirklich vollgepackt mit richtungsweisenden Geschichten für das Finale und irgendwie hat man es ganz gut angestellt, dass man nicht das Gefühl hatte, dass dies komplett überzogen wirkte. Vielmehr waren es dann doch logische Schlussfolgerungen aus den vielen Zwischenschritten. Zunächst war da Trina, die nicht mehr mit dem Label 'Lügnerin' leben möchte und deshalb einfach der ganzen Schule die Wahrheit über sich und Jacob erzählt. Das war wirklich mutig, aber aus Jacobs Perspektive definitiv übergriffig, führte aber neben einem kleinen (vorläufigen) Happy End für beide vor allem zu einem guten Beispiel in Dustys anregender Unterrichtsstunde. Endlich wurde das Setting mal wieder genutzt, um über die Maschine und die Potenziale zu sprechen und was es überhaupt bedeuten kann, seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Die Interpretation hat mir gut gefallen. Das Potenzial ist nicht das Ziel, sondern ein Impuls für eine neue Richtung. Das eröffnet noch mehr Interpretationsspielraum und scheint dadurch noch beliebiger zu sein, löst aber auch gewisse Zwänge auf. Schade ist nur, dass Dusty nicht interessiert, wie die Maschine funktioniert, sondern nur warum sie in ihrem Dorf steht. Durch den interessanten Cliffhanger am Ende der Episode wird das sicherlich noch eine Rolle spielen. Jedenfalls hat Dustys neue Deutung dazu geführt, dass auch Pater Reuben neu nachdenkt und sich und seine Gefühle Hana offenbart. Das hatte sich schon länger angedeutet und kommt daher nicht überraschend, zeigt aber, dass es nicht viel braucht, um allen im Dorf einen erneuten Handlungsimpuls zu geben. Dass Cass plötzlich ihre Beziehung zu Dusty in Frage stellt, kommt dagegen doch überraschend. Ich finde es ein wenig einfach gedacht, dass ihre Pfeile nun eventuell nicht in die gleiche Richtung zeigen könnten. Erstens kann es mehrere Wege zu einem Ziel geben und zweitens war die Situation vor der Neuinterpretation der Potenziale nicht wirklich besser. Dusty nimmt erst mal recht gelassen Cass' Hand, aber erledigt ist das Thema damit wohl noch nicht. Alles in allem ist es eine typische erste Hälfte einer Doppelfolge, die inhaltlich und meteorologisch einen Sturm ankündigt und damit noch mehr äußerst neugierig auf das Staffelfinale macht.

#1.10 Deerfest: Part Two

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Im Staffelfinale steht nun Hana eindeutig im Mittelpunkt, denn über sie gibt es doch einige neue Erkenntnisse, die der Handlung durchaus wieder eine neue Richtung geben. Hana kennt die Morpho-Maschine bereits aus einer anderen Stadt, hat aber nichts gesagt. Warum, bleibt noch ihr Geheimnis, aber auch sie sagt am Ende, dass die Maschine diese Kopplung mit Dustys ehemaligem Geschenk und der Frage, ob man für das nächste Level bereit sei, noch nie nicht gemacht habe. Bleibt die Frage, was die Maschine sonst gemacht hatte, ob sie einfach wieder verschwunden ist oder immer noch in dem anderen Dorf existiert. Hana schein sich nun aber ihren eigenen Fluchtgründen zu stellen. Ansonsten geht beziehungstechnisch natürlich einiges vor sich. Giorgio hat ein kleines Happy End, anders als andere Paare. Jacob stellt Trina quasi die Zukunftsfrage und da Trina sich nicht festlegen will, fragt Jacob sich irgendwie zurecht, warum man dann zusammen sei, wenn schon klar sei, dass es nicht für immer sein wird. Schwieriges Thema, weil die Wahrscheinlichkeit natürlich verschwindend gering ist, dass es wirklich ein Für immer geben könnte. Es deshalb aber auszuschließen, erscheint auch komisch. Prinzipiell sollte man solche Themen wohl besser gar nicht erst anschneiden, denn eigentlich kann das nicht gut gehen. So eben auch bei Jacob und Trina, die ihrem langen Hin und Her nach kurzem Happy End nun wieder treu bleiben und die Trennung einleiten. Das war wirklich unnötig und ich finde es auch sehr schade. Anders geht es mir da inzwischen bei Dusty und Cass. Da auch er nun zu zweifeln anfängt, scheint es wohl das beste zu sein, sich einfach mal voneinander zu entfernen, um dann hoffentlich festzustellen, dass sie eigentlich zusammen gehören. Eigentlich wollte die Staffel auch von Anfang an genau darauf hinaus. Was die Maschine angeht, so bin ich abschließend doch etwas enttäuscht, weil weiterhin vollkommen unklar ist, wie die Karten zustande kommen und wo die Maschine herkommt. Es bleibt irgendwie eher Science Fiction, ich hoffe aber weiterhin, dass da doch mehr kommt als ein göttlicher Vergleich. Insofern bin ich natürlich froh, dass es eine zweite Staffel geben wird. Überzeugt hat mich das Finale aber nicht.

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#1.04 Father Reuben
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#1.06 Beau
#1.07 Giorgio
#1.08 Izzy
#1.09 Deerfest: Part One
#1.10 Deerfest: Part Two

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Emil Groth - myFanbase

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