The Kominsky Method - Review - Staffel 2
Es gibt Serien, denen fiebert man entgegen. Und es gibt Serien, die hat man gar nicht so recht auf dem Schirm. "The Kominsky Method" ist letzteres für mich. Von der Existenz erfuhr ich nur durch dauerhafte Werbung seitens Netflix. Und wenn man alles interessantes gesehen hat, dann sieht man sich eben auch Serien an, die so gar nicht ins eigene Beuteschema passen.
Michael Douglas heimste für die erste Staffel von "The Kominsky Method" einen Golden Globe Award als bester Darsteller in einer Comedyserie ein. Die Serie selbst wurde als beste Comedyserie ausgezeichnet. Auch wenn nicht alle Gags wirklich zündeten und doch arg auf die körperlichen Gebrechlichkeit älterer Männer fokussiert wurde, die erste Staffel war kurzweilig und lustig. Dies ist war in erster Linie Michael Douglas und natürlich seinem nicht minder genialen Sparringspartner Alan Arkin zu verdanken.
Die zweite Staffel knüpft nahtlos an die erste an und konzentriert sich voll und ganz auf die einzigartige Freundschaft der beiden alten Herrschaften, die über einander und über die Welt schimpfen und lästern. Doch auch wenn sie weiterhin mit bissigen und zynischen Kommentaren um sich werfen, so tritt man auch in der Charakterentwicklung nicht auf der Stelle.
Norman Newlander leidet verständlicherweise noch immer unter dem Tod seiner Frau, erlebt jedoch mit dem Auftauchen einer alten Flamme einen späten zweiten Frühling und nähert sich dabei seiner drogenabhängigen Tochter an, die dieses Mal glücklicherweise weniger aggressiv-nervig von Lisa Edelstein verkörpert wird als in den vergangenen Episoden. Arkin spielt den zynischen alten Grandler herrlich leichtfüßig und macht eine langsame Wandlung durch, die zu keiner Zeit aufgesetzt oder gezwungen wirkt, sondern ehrlich und aufrichtig. Er beginnt dank seiner ehemaligen Freundin, über sich selbst nachzudenken und erkennt, dass die Fehler mit seiner Tochter nicht alleine auf ihre Sorglosigkeit zurückzuführen sind, sondern eben auch durch einen großen Teil darin begründet sind, dass er selbst andauernd nur wütend war... auf sie, auf ihre Entscheidungen, aber auch auf sich selbst. Und dies führt zu herrlichen, unaufgeregten Szenen zwischen Norm und Phoebe, die sich erst nach dem Tod von Eileen allmählich annähern können, weil beide erkennen, wie fehlbar sie sind.
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Und während Norman an sich selbst arbeitet, um die Beziehung mit seiner Tochter ins Reine zu bringen und seine alten Tage nicht alleine verbringen zu müssen, kämpft Sandy mit seinem Gesundheitszustand. Zugegeben, die Krebserkrankung, die aus dem nichts auftaucht, wirkt lange Zeit wie ein schlechter Scherz und ich habe ehrlich jeden Moment damit gerechnet, dass sich herausstellt, dass die Untersuchungsergebnisse vertauscht wurden. Am Ende ist es dann aber doch fantastisch, dass die lebensbedrohliche Erkrankung zwar thematisiert wird, Sandy körperlich, wie auch seelisch zwar mit nimmt und ihm auch den ein oder anderen neuen Blickwinkel auf sein Leben gewährt, ihn jedoch nie zu einem leidenden und mit sich hadernden Kranken degradiert. Nein, im Gegenteil. Sandy nimmt die Herausforderung an, weil er keine andere Wahl hat. Er hat Lungenkrebs, in einem frühen Stadium, wahrscheinlich heilbar. Er begibt sich in die Hände der Mediziner, schluckt ein paar Pillen und lebt dann sein Leben weiter, eben weil die Problemchen, die sich aufgetan haben, mit der Diagnose nicht in Luft auflösen. Welch andere Wahl hat er auch.
Was in der zweiten Staffel auch wesentlich besser in die Handlungen integriert wird, ist der Schauspielunterricht. Während Sandys mangelnder beruflicher Erfolg noch ein wesentlicher Bestandteil von Staffel eins war, so konzentriert man sich in den neuen Episoden mehr auf die Arbeit mit seinen Schauspielschülern. Diese sind zwar immer noch unglaubliche Stereotypen und einzig und alleine dafür da, um zu zeigen, dass der erfolglose Sandy mehr Klasse hat als alle Möchtegern-Darsteller seines Kurses zusammen. Doch hin und wieder gibt es einige grandiose Szenen, in der Sandys Leidenschaft für die Schauspielerei aufblitzt. Und dann taucht da Allison Janney auf und zeigt auf, wie bedeutungslos er doch in Wirklichkeit ist. Sandy hat es wirklich nicht leicht.
Weil das verbale Ping Pong-Spielchen zwischen den Charakteren sicherlich eines der Highlights der ersten Staffel gewesen ist, gibt es auch in Staffel zwei genügend Raum für die Charaktere, sich aneinander abzuarbeiten. Natürlich liegt der Fokus weiterhin auf Arkin und Douglas, die einfach hervorragend miteinander können. Mit Paul Reiser gibt es schließlich noch einen Neuzugang, quasi einen Dritten im Bunde der alten Herren, der Arkin und Douglas in Sachen Wortwitz und komödiantischem Timing in nichts nachsteht. Er spielt Mindys Freund und anders als befürchtet, gibt es zwischen Vater und Schwiegersohn in spe keine Reibungspunkte, weil Sandy ihn nicht als gut genug für seine kleines Mädchen anerkennt. Im Gegenteil, die alternden Herrschaften freunden sich durch ihre Fehlbarkeiten und Gebrechen miteinander an und finden eine ungewöhnliche Freundschaft, die derartig unerwartet kommt, dass nicht nur Mindy sich manchmal fragt, ob sie vielleicht im falschen Film ist.
Und so lacht man, schmunzelt man und schüttelt den Kopf, wenn die drei Männer jammern und schimpfen, neue Wege gehen, alte Gewohnheiten hinterfragen, neue Seiten an sich entdecken und über ihren Schatten springen, um etwas neues zu wagen. Kurzum, es macht Spaß, den drei alten Herren dabei zuzusehen, wie sie mit Veränderungen in ihrem Leben zurechtkommen.
Fazit
"The Kominsky Method" besinnt sich auch in Staffel 2 ihrer größten Stärke – die Freundschaft älterer oder alternder Männer mit ihresgleichen. Alan Arkin und Michael Douglas sind das Herzstück dieser in vielen Belangen unglaublich witzigen Comedyserie übers Altern, die in der zweiten Staffel sich ein wenig zurück nimmt, ruhigere Töne anschlägt und nicht mehr ganz so vulgär/sexuell daherkommt wie in den Episoden zuvor. Eine wahrlich tolle Serie.
Melanie Wolff - myFanbase
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