The Rain - Review Staffel 3
Ich habe in den letzten Jahren Serien mit wenigen Staffeln sehr zu schätzen gelernt. Während es früher immer ein riesiges Drama war, wenn meine Lieblinge abgesetzt wurden, bin ich heute dankbar, wenn es schon früh ein klar definiertes Ende gibt, so dass eine sinnvolle und runde Geschichte entsteht und stattdessen nicht alles zum Nachteil der Qualität in die Länge gezogen wird. Daher ist die erste dänische Netflix-Serie, "The Rain", ein gutes Beispiel dafür, denn nach drei Staffeln mit insgesamt nur 20 Episoden (man bedenke, dass einzelne Staffeln von Broadcast-Serien diese Zahl sogar übertreffen) ist das Ende angekündigt worden. Ist der gewählte Endpunkt denn auch der richtige?
Die Serie "The Rain" ansehen:
Ich hätte auch niemals gedacht, dass ich "The Rain" in einer Zeit beenden würde, in der das Thema der Serie wie die Faust aufs Auge auf unsere aktuelle Realität passt! Was hier als apokalyptisch angepriesen wurde, würden wir mit Corona niemals so bezeichnen, denn wir reden uns die Gefahr eines solchen Virus lieber klein. Aber weit ab davon unterstreicht die Aktualität nur die Qualität von "The Rain", was sich als unerwarteter Serienerfolg für Dänemark und die ganze Welt entpuppte. Natürlich waren die Auswirkungen des Regens tatsächlich eine deutliche Portion dramatischer, aber hier zeigt sich, dass die Serie mit ihrer Thematik stets sehr realistisch gearbeitet hat. Zudem war immer großartig, dass die Serie trotz einer jugendlichen oder doch zumindest jungen erwachsenen Zielgruppe das typische zwischenmenschliche Drama auf ein Minimum geschraubt hat, so dass stets das Thema im Fokus stehen konnte und eine flotte Erzählweise zugelassen wurde.
Umso blöder, dass nun ausgerechnet die Abschlussstaffel genau mit diesen Prinzipien bricht. Wenn man nur noch sechs Episoden à circa 45 Minuten zur Verfügung hat, dann kann ich es nicht verstehen, dass an einigen Stellen so gebummelt wurde, um dann wieder alles zu überstürzen, damit am Ende alles in das ausgedachte Endkorsett passt. Das Ende ist wirklich gut gelungen, runder hätte man es tatsächlich nicht machen können, weil es genau das Maß Hoffnung ausstrahlt, was man am Ende einer solchen Serie haben will, ohne aber nach Happy End zu schreien. Aber das verblasst doch vor der Erkenntnis, dass zuvor nur wenig gelungen ist.
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Wenn man ein klares Ende vor Augen hat, dann lohnt es sich immer, dass man nicht noch zig neue Aspekte einführt, denn so ergibt sich ein größerer Pool an losen Enden, die zusammengebracht werden müssen. Um das dann zu erfüllen, verlieren angestammte Teilhandlungen und Charaktere die Zeit, die sie verdient hätten. So hätte es meiner Meinung nach Daniel (Rex Leonard) und seine Familie, sowie die Waisenkinder, die ums Überleben kämpfen, nicht gebraucht. Die rettende Blume hätte Simone (Alba August) auch problemlos alleine finden können, schon wäre mehr Zeit gewesen, um bereits bekannten Figuren wie Jean (Sonny Lindberg), Patrick (Lukas Løkken) und Kira (Evin Ahmad) mehr Raum zu verschaffen. Gerade bei Kira wird es versucht, indem in Rückblenden ihre Zeit als Flüchtlingskind beleuchtet wird, aber auch das hat leider für den zentralen Inhalt der letzten Staffel keinen Mehrwert. Sie verkommt damit genauso wie die anderen beiden genannten Figuren zu reinen Laufburschen, obwohl sie das nicht verdient hatten. Auch wenn es zentral von Anfang an um die Geschwisterbeziehung von Simone und Rasmus (Lucas Lynggaard Tønnesen) ging, so haben doch alle Figuren in ihrer Gesamtheit zum Überleben und Durchhalten beigetragen, so dass es nun definitiv unwürdig erscheint.
Der andere zentrale Knackpunkt ist eben das ungleichmäßig verteilte Erzähltempo über die Staffel hinweg. Während die Rückblenden zu Kira oder auch zu Daniels Familie sehr langatmig gehalten waren, um vermeintlich möglichst viel Gefühl für ihre Situationen zu erzeugen, sind zahlreiche wichtige Charakterentscheidungen völlig übers Knie gebrochen worden. Martin (Mikkel Følsgaard) entscheidet von jetzt auf gleich, dass er sich von Rasmus infizieren lassen wird, Sarah (Clara Rosager), die stets Rasmus für sich alleine wollte und alle anderen wegstieß, sieht plötzlich doch noch das große Ganze und der vom Virus besessene Rasmus beschließt von jetzt auf gleich, sich zu opfern. Das war für keinen Zuschauer nachvollziehbar, was hier die jeweiligen Entscheidungen bewirkt hat.
Fazit
Schade, dass sich "The Rain" ausgerechnet in seiner finalen Staffel nicht auf seine Stärken besinnt. Zwar ist das Ende perfekt (immerhin!), aber der Weg dorthin ist doch sehr übereilt und dadurch oft nicht nachvollziehbar gestaltet worden. Vor allem neue Figuren hätte es nicht mehr gebraucht, denn so ist der angestammte Cast auch in der Vielzahl in den Hintergrund gedrängt worden. Vielleicht hätte man Staffel 3 noch vier Episoden mehr spendieren müssen und schon wäre es deutlich besser ausgegangen. Dennoch verschleiert diese enttäuschende Staffel aber nicht, dass es thematisch insgesamt eine Serie am Puls der Zeit war.
Lena Donth - myFanbase
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