The White Lotus - Review des Piloten
Ich muss sagen, dass ich auf die HBO-Serie "The White Lotus" vor allem dadurch aufmerksam geworden bin, weil man zum einen Connie Britton und Jennifer Coolidge für Hauptrollen gecastet hat, aber auch, weil als Inhaltsangabe Folgendes angegeben gewesen ist: Die Serie soll die Gäste und Mitarbeiter eines exklusiven tropischen Resorts im Laufe einer Woche begleiten. Okay, das klingt nicht allzu spannend, aber man hatte mich bei exklusiven tropischen Resort am Haken. Doch nachdem ich die Pilotfolge gesehen hatte, wurde mir klar, dass dahinter sehr viel mehr steckt, vor allem was die Figur Tanya betrifft, die von Jennifer Coolidge dargestellt wird. Was ich genau damit meine? Das erfahrt ihr jetzt.
Zu meiner Schande muss ich ja gestehen, dass die Serie bzw. der Pilot schon lange auf meiner Liste stand, allerdings hat es mich dann doch etwas abgeschreckt, dass es sich um knapp einstündige Episoden handelt. Ja, ich überlege dann doch, ob ich dann nicht doch etwas 'Kürzeres' schauen sollte. Aber spätestens die Golden-Globe-Nominierung von Coolidge, die ich schon seit ihrer Rolle von Stiflers Mom mag, hat mir dann durch meine Neugierde doch keine Ruhe mehr gelassen und wie ich schon in der Einleitung schrieb, scheint sie auch der interessanteste und tiefgründigste Charakter zu sein. Hier kann man wahrscheinlich schon nach der ersten Episode anbringen: Der Schein trügt. Denn ihre Figur Tanya ist wie alle anderen Gäste: reich und vornehmend und das merkt man sofort an ihrem Auftreten und wie sie mit dem Personal spricht – vornehmend, ruhig, aber die Spur von Arroganz schimmert eben doch durch und dazu scheint sie noch ziemlich penibel zu sein.
Doch dadurch, dass die Episoden knapp eine Stunde gehen, hat man eben auch die Möglichkeit, die Figuren bzw. die wichtigsten Figuren näher beleuchten zu können und bei Tanya hat man wirklich einen guten Job gemacht und zeitgleich schafft man es hier auch, eine Mitarbeiterin des Resorts näher zu bringen: Belinda (Natasha Rothwell). Diese hat offenbar sofort einen Draht zu Tanya und erfährt so, dass diese Frau von Verlusten geplagt ist und kürzlich auch ihre Mutter beerdigen musste. Wobei... So ganz stimmt das ja nicht, denn die hat sie ja mit ins White Lotus genommen. Also, die Asche, meine ich. Hier finde ich es aber interessant zu erfahren, welches Verhältnis Mutter und Tochter zueinander hatten und was noch so bei Tanya los ist, da sie eben doch diese Art an sich hat, die sie (für mich) so wahnsinnig interessant und faszinierend macht.
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Interessant finde ich auch das frisch verheiratete Paar Rachel (Alexandra Daddario) und Shane (Jake Lacy). Es heißt zwar immer, dass Gegensätze sich anziehen. Allerdings gibt es auch immer Ausnahmen und hier scheinen wir eine zu haben. Die beiden haben nicht nur relativ schnell geheiratet, sondern kommen aus unterschiedlichen Verhältnissen. Er der Sohn von vermögenden Eltern und sie aus – in dem Sinne eigentlich – ärmlichen Verhältnissen. Ein bisschen greift man dann auch schon in die Klischeekiste, denn Shane regt sich maßlos darüber auf, dass ihm ein falsches Zimmer zugewiesen ist bzw. dass seine Mutter für das falsche Zimmer bezahlt und wird dadurch gleich mal unsympathisch. Im Gegensatz zu Rachel, die einen solchen Luxus nicht gewöhnt ist und einfach nur ihre Flitterwochen mit ihrem Mann genießen möchte. Man merkt aber irgendwie auch schnell, dass sie beide völlig unterschiedliche Vorstellungen von der Ehe und vom Zusammenleben haben. Das Interessante ist hier tatsächlich, dass die Serie offenbar als Flashback erzählt wird, denn Rachel ereilte ein Schicksal, welches man quasi als Einführung präsentiert bekommt und wissen möchte, was genau passiert und wie es dazu gekommen ist und wie es letztlich zusammenhängt.
Dann haben wir noch Familie Mossbacher, bestehend aus Mutter Nicole (Britton), Vater Mark (Steve Zahn), Sohn Quinn (Fred Hechinger) und Tochter Olivia (Sydney Sweeney), die gleich auch noch ihre Freundin Paula (Brittany O'Grady) mit im Gepäck hat. Bei dieser Familie finde ich vor allem die Kinder seltsam. Olivia ist irgendwie die verzogene Göre, die meint, sich alles erlauben zu können und Quinn, der offenbar alles mit sich machen lässt. Ich habe ja auch gerne meine Ruhe vor anderen und gebe mich mit wenig zufrieden, doch ein Klappbett in der Küche, in der man sich ohnehin schon kaum drehen und wenden kann, muss echt nicht sein. Und Quinn scheint auch nicht dumm zu sein, aber eben seltsam. Sein Vater ist davon aber auch nicht allzu weit entfernt. Ich kann verstehen, dass es ihm Sorge bereitet, dass er Hodenkrebs haben könnte, aber er scheint auch kein anderes Thema zu haben und kommt dabei eben sehr nervig rüber, während Nicole eher gelassen, man möchte fast sagen, desinteressiert ist. So richtig weiß ich also noch nicht, wie diese Familie wirklich tickt.
Kommen wir noch kurz zum Personal, denn außer Belinda und Lani (Jolene Purdy) ist mir da keiner so wirklich sympathisch und offenbar müssen wir uns von Lani auch schon wieder verabschieden, die an ihrem ersten Ausbildungstag Wehen bekommt und ein Kind zur Welt bringt. Hier werden gleich zwei Dinge angesprochen, die sich gesellschaftlich ändern müssen: Lani ist übergewichtig, weswegen man sie nicht auf eine mögliche Schwangerschaft angesprochen hat und sie das eben wusste oder davon ausging. Zum anderen wird aufgezeigt, dass Lani so dringend auf Geld angewiesen ist, dass sie sogar noch bis kurz vor der Geburt oder eher bis zur Geburt arbeiten geht. Dann haben wir noch den Resort-Manager Armond (Murray Bartlett), der mir noch im Gedächtnis geblieben ist. Hier musste ich ja doch ein paar Mal grinsen, denn er preist das Resort als das überhaupt tollste an und sagt aber zu allen Anfragen nach Aktivitäten nein – man hätte die Uhr danach stellen können und eine gewisse Selbstgefälligkeit schwingt dann eben auch noch mit, was einen schmunzeln lässt.
Fazit
Zugegeben suche ich bei "The White Lotus" noch etwas den Humor, denn immerhin ist es eine Dramedy. Vielleicht fehlt noch der Durchblick, den Humor verstehen zu können. Wer weiß. Ansonsten konnte mich der Pilot durchaus packen und mitreißen. Alleine die Einführung als Flashback in den ersten Minuten hat sich für mich interessant gestaltet, so dass ich auf jeden Fall am Ball bleiben werde. Das HBO-Format kommt für meinen Geschmack besser aus den Startlöchern als Amazons "Nine Perfect Strangers".
Die Serie "The White Lotus" ansehen:
Daniela S. - myFanbase
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