The Wilds - Review Staffel 2
Vor anderthalb Jahren ist die erste Staffel von "The Wilds" erschienen und was damals wie eine neue Version von "Lost" für Jugendliche erschien, hat dann aber doch einen ganz anderen Weg eingeschlagen und das definitiv zum Glück! Zwar sind einige logische Aspekte definitiv nicht wegzudiskutieren, weil man kaum glauben kann, dass das Sozialexperiment "Dawn of Eve" einfach so laufen kann, ohne dass mal jemand wirklich kritische Fragen stellt, aber weil die Serie diese Seite nahezu konsequent ausspart, ist das ein Punkt, den man irgendwann einfach als gegeben einordnen kann. Mir hat vor allem gefallen, welch intensive Charakterstudien die Serie ermöglicht hat, so dass es definitiv nicht möglich war, die Serie als typisches Teeniedrama abzuhaken. Zudem hat auch die Handlung immer wieder Wendungen möglich gemacht, die man so nicht kommen sah. Einziger Kritikpunkt war vielleicht, wie viele Fragen aufgeworfen wurden, wozu es keine Antworten gab. Da die zweite Staffel aber früh bestätigt wurde, hat man sich gleich vertröstet mit "kommt wohl noch". Und am Ende gab es dann den großen Cliffhanger, dass es auch das Projekt "Twilight of Adam" gibt. Für die zweite Staffel sicherlich ein Wagnis, denn ich hatte mich mit den Mädels gut eingespielt und nun wird durch neun neue Charaktere alles aufgewirbelt. Wie gestaltet sich das also nun konkret in Staffel 2?
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Grundsätzlich muss ich nach der zweiten Staffel definitiv sagen, dass es sich gelohnt hat, die Kontrollgruppe der Jungs einzuführen, weil es natürlich im Sinne des Sozialexperiments absolut folgerichtig ist. Zudem ist es auch gelungen, dass man sich mit der Gruppe der Jungs gleichermaßen identifiziert hat, auch wenn sich natürlich vollkommen andere Potenziale ergeben haben, aber ich wollte die Dynamik und das Miteinander genauso intensiv ergründen, wie es bei den Mädels der Fall gewesen ist. Diese Aufgabe wurde also definitiv erfüllt. Jedoch verfügt die zweite Staffel nur über acht Episoden und parallel wird auch noch die Geschichte der Mädels weitererzählt, wodurch sich relativ schnell bestätigen lässt, dass die Intensität der Charakterstudien deutlich reduziert werden musste. Das ist etwas schade, da nicht alle Hintergrundgeschichten der Jungs erzählt werden konnten. Möglicherweise wurde auch bewusst einiges für eine dritte Staffel aufgespart, wer weiß, aber sollte es nicht der Fall sein, wirkt es einfach etwas unfair, zumal es definitiv immer Highlights für mich sind, mehr zu erfahren. Es ist definitiv auch so gelungen, sich von allen Charakteren ein gutes Bild zu machen, aber diese Rückblenden ermöglichen noch eine weitere Ebene und das ist diesmal nur bei fünf von acht eingelöst worden. Zudem muss man sagen, dass auch die Befragungen aus der Zukunft überraschend nichtssagend geworden sind. Das Spannende in der ersten Staffel war schließlich oft, die Vergangenheit zu kennen, in der Anfangszeit der Insel zu sein und dann einen Blick in die Zukunft zu erhaschen, die meist eine enorme Diskrepanz aufgewiesen hat. Bei den Jungs hatte ich dieses Gefühl aber nicht. Es ging viel um philosophisches Gerede, das für mich aber keinen entscheidenden Mehrwert geboten hat.
Kommen wir aber zu den Jungs selbst, die eine wirklich wilde Mischung abgegeben haben. Auch wenn ich jetzt keine Klischees bedienen will und auch überzeugt bin, dass die Serie selbst keine übertrieben angewendet hat, es ist schon eine deutliche Unterscheidung zwischen den Gruppen und ihrer Dynamik untereinander zu merken und das ist nun mal vom Geschlecht abzuleiten, weswegen es auch die Kontrollgruppe ist. Gerade wenn die Szenen auch konkret nacheinander liefen, war deutlich zu merken, dass es bei den Mädels viel um das Miteinander ging. Es war weniger Überlebenskampf, sondern eher gemeinsam um sich selbst kämpfen. Die Jungs dagegen haben zwar immer wieder den Gemeinschaftssinn beschworen, aber dennoch sind immer wieder Konflikte hochgekocht. Ob nun Spion oder nicht, jeder hatte seine eigene Agenda und es immer gleich in die Extreme abgerutscht, während bei den Mädels eher das Harmoniebedürfnis immer zu merken ist. Aber wie gesagt die Mischung bei den Jungs ist gelungen. Mir persönlich ist es schwer gefallen, einen wirklichen Liebling zu finden, da auch bewusst mit der Diskrepanz zwischen Außenwahrnehmung und innerem Charakter gespielt wurde. Einen Kirin (Charles Alexander) hätte ich wirklich gerne öfters geschüttelt, um ihn von seinem arroganten Ross zu holen, aber gleichzeitig hat er sich gegenüber Josh (Nicholas Coombe) ohne Zögern loyal und beschützend gezeigt, als es darauf ankam. Ein Seth (Alex Fitzalan) wirkt sofort wie die Klebstoff, der diese Gruppe so erbittert zusammenhält, aber wenn man in den Abgrund blickt, wenn auch nur kurz, da würde man am liebsten schon wieder schreiend weglaufen. Als echte Konstanten haben da eigentlich nur Henry (Aidan Laprete) und Raf (Zack Calderon) herausgestochen, die beide sehr sensibel sind, wenn leider auch etwas beeinflussbar, aber dennoch die definitiv ehrlichsten Typen auf der Insel. Das beste Duo waren natürlich die besten Freunde Bo (Tanner Rook) und Scotty (Reed Shannon), die zwischendurch etwas untergegangen sind, die aber dennoch miteinander etwas sehr Episches hatten.
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Die Erzählung der Jungs hat natürlich vor allem von der Ambivalenz von Seth gelebt, denn mit ihm ging es vor und zurück. Es war schon ein interessanter Prozess, denn das Interagieren mit Seth hat eigentlich jeden der anderen herausgefordert und das auf höchst unterschiedliche Art und Weise. Es gab auch sehr schockierende Szenen, die ich so nicht erwartet hätte, die aber gleichzeitig das Themenspektrum aus Staffel 1 noch einmal intensiviert, denn es ist definitiv keine Wohlfühlserie, es ist eine, die erbittert herausfordert, sich mit den Themen auch wirklich auseinanderzusetzen. Bei Seth ist eben auch das Spannende, dass man zwar in Rückblenden seine Geschichte erzählt bekommt und dennoch ist seine Rolle in dem Experiment völlig unklar, wenn auch etwas anderes suggeriert werden soll. Aber in der ersten Staffel wurde schon betont, dass Gretchen (Rachel Griffiths) die Frauen für das stärkere Geschlecht hält. Manipuliert sie also das Experiment? Und überhaupt: was genau will sie eigentlich? Es ist unheimlich schwer, ihre Beweggründe festzunageln, so dass es weiterhin bei losen Vermutungen bleibt. In der Zukunft wird sie aber wenigstens mal an ihre Grenzen getrieben, was mal eine neue Seite ist, die sie aber in der Konsequenz noch stärker unerbittlich macht. Während also die Geschehnisse auf der Insel für mich weiterhin der starke Anker sind, ist alles rund um das Experiment weiterhin sehr offen gestaltet, demnach ändert sich an den ganzen offenen Fragen aus Staffel 1 nicht wirklich etwas.
Wenn wir noch einmal zu den Mädels kommen, dann ist augenscheinlich, dass sie etwas zurückstehen mussten und dass auch die Handlungen im Vergleich zur ersten Staffel eher auf der Sparflamme geköchelt sind. Es gab ganz klare Highlights wie die emotionale Herausforderung für Martha, was eine wirklich erschütternde Szene war, oder Fatin (Sophia Ali), die im Geheimen die Recherchearbeiten in Gang setzt und nach und nach der Wahrheit auf die Spur kommt. Shelby (Mia Healey) und Toni (Erana James) sind mit ihrer zarten lesbischen Beziehung für viele Fan Favourites geworden. Es ist zu merken, dass sie immer noch im Fokus stehen, aber durch die deutlich weniger vorhandene Erzählzeit wird mehr in Extremen agiert. Zudem gibt es gewisse Andeutungen bezüglich Shelby, die auch eher Schlimmes erahnen lassen und was dann gleich eine dunkle Wolke über das Glück ziehen lässt. Dot (Shannon Berry) ist für mich völlig untergegangen, was ich extrem schade finde, weil sie ein wenig die Mutter der Kompanie war, aber so eine richtige eigene Handlung hatte sie leider nicht. Wie in der ersten Staffel ist der größte Fokus auf Leah (Sarah Pidgeon), was mit Blick auf die Handlung in der Zukunft auch durchaus sinnig ist, aber sie ist als Figur einfach nur anstrengend. Die Rolle ist volltrefflich gespielt, aber für die eigenen Nerven definitiv eher eine Belastung. Insgesamt wächst die Gruppe bei allem aber immer näher zusammen und das ist schön zu sehen. Sie hatten das Glück, dass die erste Staffel ihnen ganz alleine gehörte, weswegen ihre Sympathiewerte in Staffel 2 trotz etwaiger Flaute andauern.
Mit dem Cliffhanger ist nun die Bühne bereitet für eine dritte Staffel, die ich dann gerne als finales Erlebnis konzipiert sehen würde. Denn nachdem diesmal die Jungs mehr im Fokus standen, ist die beginnende Vermischung beider Gruppen nur der nächste logische Schritt und ich kann mir wunderbar vorstellen, wie viele neue Konflikte sich ergeben und neue Konstellationen entstehen, wobei natürlich die alten auch nicht alle über den Haufen geschmissen werden sollte. Aber ich bin überzeugt, dass sie zusammen einen endgültigen Weg aus der Misere herausfinden könnten, was dann wohl auch die wichtigste Botschaft der Serie wäre, Experiment hin oder her. Und damit wären wir bei einem natürlich endenden Spannungsbogen, weswegen ich doch sehr die Daumen drücke, dass die dritte Staffel noch genehmigt wird, um dann ein sauberes Ende vor Augen zu haben, denn alles andere wäre bei dieser Serie echt enttäuschend. Das heißt: Bitte Antworten liefern!
Fazit
"The Wilds" sucht mit Staffel 2 und der Einführung von acht neuen Hauptfiguren eine neue Herausforderung, die im Grunde auch logisch für das Sozialexperiment ist, aber erzählerisch gewisse Schwächen mit sich bringt. Die Serie ist immer noch eine intensive Charakterstudie, es ist immer noch sehr spannend, auch weil der Berg an Fragen immer weiter anwächst und das unweigerlich an den Bildschirm fesselt, aber der Spagat zwischen den Jungs und Mädels ist sehr schwierig zu meistern. Während die Mädels etwas zurücktreten müssen, gelingt die Charakterarbeit bei den Jungs nicht bei allen konsequent. Es macht die zweite Staffel insgesamt etwas schwächer, aber dennoch ist die Bühne für eine (hoffentlich finale) dritte Staffel bereitet und darauf wurde konsequent hingearbeitet.
Die Serie "The Wilds" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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