The Witcher - Review des Piloten
Seit dem Ende von "Game of Thrones" vergeht kein Monat, in dem nicht ein Sender den vermeintlichen Nachfolger des erfolgreichen Fantasyepos an den Start schickt. Doch die Fußstapfen, die hinterlassen wurden, sind riesig und je höher die Erwartungen im Vorfeld angeheizt werden, um so wahrscheinlich ist es meiner Wahrnehmung nach, dass die Fallhöhe einfach zu groß ist. Netflix hat mit seiner neuen Fantasyserie "The Witcher" keinen Hehl daraus gemacht, dass man große Hoffnungen in die Serie setzt und dementsprechend die Werbemaschinerie angeschmissen. Nun hat die Produktion auch den Vorteil, dass einer im deutschen Sprachraum eher unbekannten Romanverlage von Andrzej Sapkowski auch ein Videospiel vorausgeht, das sich durchaus großer Beliebtheit erfreut hat. Dementsprechend gibt es bereits eine Fanbase, die dem Start von "The Witcher" möglicherweise zu helfen weiß.
Im Vorfeld der Serie sind Videos zu den drei Hauptcharakteren erschienen, die diese schon einmal präsentieren. Bereits dort ist bei mir der Verdacht entstanden, dass die Welt von "The Witcher" offenbar sehr komplex ist, so dass den Zuschauern bereits im Vorfeld einiges an die Hand gegeben werden muss, um Verständnis zu erzeugen. Dennoch kann ich nach der ersten Episode konstatieren, dass ich mich noch nicht überfordert fühle, da die Einführung in das Geschehen zum Glück gemächlich ausfällt. Der Auftakt fokussiert sich auf zwei große Handlungsbögen und führt die damit verbundenen Figuren ein. Da in beiden Teilhandlungen auch Actionszenen eingebunden sind, ergibt sich durchaus eine kurzweilige erste Stunde mit der neuen Serie.
Auf der einen Seite lernen wir die titelgebende Hauptfigur kennen: der Hexer Geralt von Riva, der von niemand geringerem als dem Superman persönlich – Henry Cavill – verkörpert wird. Hier hat man einen Schauspieler gewinnen können, der sicherlich ein großer Name im Geschäft ist, an dem sich aber trotzdem die Geister scheiden, da er oft einen sehr stoischen Gesichtsausdruck trägt. Ohne Frage hat man mit ihm aber eine Persönlichkeit gecastet und ich finde durchaus, dass gerade diese Gelassenheit und der harte Ausdruck sehr gut zu dem Hexer passt, dem nachgesagt wird, dass er keine Gefühle empfindet. Gleich in der ersten Episode wird aber deutlich, dass viel mehr hinter Geralt steckt, denn er sucht die Nähe zu den Menschen, auch wenn er von ihnen verachtet wird. Zudem lässt er sich auf Prinzessin Renfri (Emma Appelton) ein, die er eigentlich töten soll, aber deren traurige Geschichte ihn mitnimmt, weswegen er sich von ihr einlullen lässt. Hier merkt man doch deutlich, dass er eine gespaltene Persönlichkeit hat, bei der es noch viel zu entdecken gibt. Dennoch ist es schade, dass hinter sein Dasein als Hexer noch nicht wirklich geblickt wird. Es werden bereits Andeutungen gemacht, die vermuten lassen, dass die Ausbildung zu einem Mutanten kein Zuckerschlecken ist, aber das sind doch entscheidende Informationen, die Geralts Charakter maßgeblich ausmachen und die würden helfen, den Zuschauer noch näher an seine Figur zu binden.
Auf der anderen Seite haben wir Prinzessin Cirilla, kurz Ciri (Freya Allan), die vom Charakter her sehr an eine Arya Stark erinnert. Ciri wächst am Hof auf, wo sie in Watte gepackt wird, weil sie eine höhere Bestimmung hat. Sie sehnt sich jedoch nach Freiheit, will im Geschehen mittendrin sein und ist voller Mut. Im Vergleich zu Geralt ist sie natürlich die Figur, die man sofort mag, da man schon jetzt ahnt, dass sie die Heldin dieser Sage werden könnte. Warum sie so behütet werden muss, wird bereits angedeutet, denn sie scheint über eine übernatürliche Fähigkeit zu verfügen, die sie aber selbst nicht versteht. Unverständlich ist für den Zuschauer auch zu begreifen, aus welcher Welt genau Ciri eigentlich stammt. Es scheint sich um ein Königreich zu handeln, das schließlich von seinen Feinden vernichtet wird, so dass Ciri alleine übrig bleibt und nur weiß, dass ein gewisser Geralt von Riva eng mit ihrem Schicksal verknüpft ist. Da auch dieser parallel erfährt, dass er nach den Mädchen in den Wäldern Ausschau halten soll, ist die große Rahmenhandlung der Serie erstmal klar. Diese beiden Figuren sollen zueinander finden. Für den Auftakt reicht das erstmal, aber ich denke, je tiefer wir in dieser Welt eintauchen, desto begreiflicher sollte sie auch werden. Die Frage ist, ob "The Witcher" das bietet, oder ob es eher ein Seherlebnis für einen exklusiven Club bleibt.
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Fazit
"The Witcher" bietet einen kurzweiligen Auftakt, bei dem vor allem durch Charakterarbeit Interesse erzeugt wird. Man will wissen, wie es für Geralt und Ciri nun weitergeht und hat im Hinterkopf, dass mit Yennefer (Anya Chalotra) eine Hauptfigur noch gar nicht aufgetaucht ist. Über die Qualität der Fantasyserie wird nun entscheiden, ob es den Machern gelingt, auch die Zuschauer in die neue Welt mitzunehmen, die noch kein Vorwissen haben.
Lena Donth - myFanbase
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