Tonis Welt - Review des Piloten

Ab 2015 feierte VOX große Erfolge mit seiner Eigenproduktion "Club der roten Bänder". Daraus entstand 2019 der Kinofilm "Club der roten Bänder - Wie alles begann". Doch schon zum damaligen Zeitpunkt liebäugelte man mit einem Ableger, der den beliebten Charakter Toni Vogel (Ivo Kortlang) ins Zentrum des Geschehens stellen sollte. Jetzt ist die Serie endlich bei TVNOW und VOX an den Start gegangen und ich kann euch schon jetzt verraten, dass ich vom Piloten absolut begeistert bin, dass mit "Tonis Welt" eine Feel-Good-Serie entstanden ist und die Verantwortlichen mit Toni in meinen Augen genau den richtigen Charakter ausgewählt haben.
Manchmal will man lieber normal statt besonders sein
Wer "Club der roten Bänder" gesehen und geliebt hat, der weiß, dass die Verantwortlichen mit sehr viel Liebe, Geschick, Einfühlungsvermögen und Feingefühl ihre Charaktere entwickelt haben. Besonders deutlich wurde dies bei Toni, der am Asperger-Syndrom leidet. In den ganzen drei Staffeln habe ich es gelobt, dass man sein Krankheitsbild nicht klischeehaft behandelt und dargestellt hat. Umso entsetzter und frustrierter war ich, als man dann im Film – der Vorgeschichte der Serie – von einem Klischee ins nächste gelatscht ist. Somit war mir dann doch etwas flau im Magen, als "Tonis Welt" tatsächlich an den Start ging. Denn während man eben bei der Serie gezeigt hat, dass es ohne Klischees geht, geschah im Film genau das Gegenteil. Dadurch stand es 50:50, wie es beim Ableger sein könnte.
Toni ist mittlerweile ein Jahr mit seiner Freundin Valerie (Amber Bongard) zusammen, die am Tourette-Syndrom leidet. Den Club gibt es seit Leos (Tim Oliver Schultz) Tod nicht mehr und auch Tonis Großvater (Dieter Schaad) ist verstorben. Toni arbeitet noch immer als Pfleger im Krankenhaus und Valerie ist dabei Abitur zu machen. Das Leben der beiden verläuft also in geregelten Bahnen, was für Toni besonders wichtig ist. Valerie hat mit dem Tod ihrer geliebten Oma ein einschneidendes Ereignis in ihrem Leben und bedauert es, sie sieben Jahre lang nicht mehr besucht zu haben, woran sie ihrer Mutter Anja (Nora Boeckler) die Schuld gibt. Das wiederum sorgt dafür, dass Toni bewusst wird, seit einem Jahr mit Valerie zusammen zu sein, ihre Mutter jedoch nicht zu kennen. So kommt es auch, dass Valerie ihn zum Abendessen einlädt. Und wie es bei solchen Essen oftmals der Fall ist, geht es nach hinten los.
Wenn man Valeries Mutter kennen gelernt hat, zeichnet sich dabei auch immer ein deutlicheres Bild ab, weshalb sie Toni vor einem Treffen 'bewahren' wollte. Mit Anja führt man in meinen Augen der Gesellschaft den Spiegel vor, wie Menschen mit Beeinträchtigungen von den meisten angesehen werden. So muss man in einer Szene zwischen Anja und ihrem Freund Lars mitanhören, wie sie Toni mehrfach als behindert betitelt, aber auch, dass sie ihn nicht gut genug für ihre Tochter findet – da diese mit ihrer Beeinträchtigung ihrer Meinung nach bereits genug zu tun hat. Somit ist es kein Wunder, dass Valerie den Entschluss gefasst hat, das heruntergekommene Haus ihrer verstorbenen Oma kaufen zu wollen. Man könnte zwar anfangs meinen, dass es sich bei dem Kauf um eine Trotz- oder gar Kurzschlussreaktion handelt, dem ist aber ganz und gar nicht so.
Es lässt sich zwar nicht von der Hand weisen, dass sowohl Valerie als auch Toni von den meisten als besonders, wie er es ausdrückt oder eben als Idioten, wie sie es bezeichnet, angesehen werden, aber auch das spiegelt die Realität. Denn die beiden haben zu wenig Geld, um die 50.000 Euro, die ihre Mutter für das Haus haben möchte, aufzubringen und auch vom Bankangestellten werden sie eher belächelt und nicht für voll genommen. Nach dieser Szene kann man besonders gut bei Valerie den Frust darüber erkennen, endlich einmal als normal angesehen werden zu wollen. Dabei kommt auch der Grund zum Tragen, weshalb sie das Haus ihrer Oma im fiktiven Dörfchen Enzbach kaufen möchte: Es ist Heimat für sie, wo sie sich wohlfühlt, wo sie sein kann, wie sie ist. Ich finde es schön, dass die Serienverantwortlichen mit soviel Feingefühl, Verständnis, Ernsthaftigkeit, aber auch Humor die Serie angegangen sind. Denn es gibt wahnsinnig tolle Momente, die einen das Herz erwärmen, aber auch zum Schmunzeln bringen. So muss man doch schmunzeln, als Valerie den Bankangestellten mit oftmals ordinären Ausdrücken aufgrund ihrer Erkrankung betitelt, weil sie genau das ausspricht, was man als Zuschauer*in denkt.
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Für herzerwärmende Momente sorgt Toni, denn den beiden werden letztlich zwei Wochen Zeit gegeben, um 10.000 Euro Eigenkapital aufzubringen, um einen Kredit für das Haus aufnehmen zu können. Aus der Mutterserie und dem Film weiß man, dass er Eisenbahnen ("The Big Bang Theory"-Sheldon lässt grüßen) über alles liebt und genau diese verkauft er, weil er Valerie mehr als die Eisenbahnen liebt (was ging mir dabei das Herz auf). Zum anderen möchte er ihr auch beweisen, dass er zwar feste Strukturen liebt und braucht, dass er aber auch für Valerie der Freund sein will, mit dem sie ein neues Leben beginnen kann.
So ganz ohne Klischees geht es im Piloten dann doch nicht, allerdings ist das nicht schlimm, da diese kleinen Klischees das Ganze umso besser machen. Natürlich werden die beiden auf dem Weg in die neue Heimat beklaut und natürlich ist es Valerie, die vorschlägt, an der Tankstelle zu klauen und natürlich ist es Toni, der es letztlich mit seiner Ehrlichkeit 'vermasselt'. Seine Ehrlichkeit ist es auch, die dafür sorgt, dass die beiden nicht von den Tankwarts angezeigt werden, sondern man den beiden sogar hilft, ebenso wie es Dietz (Sahin Eryilmaz) getan hat, der Toni 500 Euro geschenkt und ihn ermutigt hat, an seine Träume zu glauben. Damit beweist es mal wieder, dass Ehrlichkeit sich auszahlt.
Zwar müssen Valerie und Toni nach ihrem Ankommen in Enzbach erkennen, dass sie am Haus einiges tun müssen und unbedingt Arbeit brauchen, da Valerie auch noch durch das Abi geflogen ist, man merkt den beiden aber auch an, dass sie voller Leidenschaft sind. Zum Kontrast dazu, lernen wir auch Armin Rohde in seiner Rolle des Dorfarztes kennen, mit dem es die beiden sicherlich nicht leicht haben werden.
Fazit
Wenn man von Ablegern einer Serie spricht, setzt man dies auch damit in Verbindung, dass diese Wiedererkennungswert zur Mutterserie haben sollten und das hat man in meinen Augen mit "Tonis Welt" mehr als geschafft. Ivo Kortlang und Amber Bongard spielen ihre Rollen nach wie vor unglaublich toll und authentisch und nehmen die Zuschauer*innen damit auf eine emotionale Fahrt der Gefühle mit, bei der man aber trotz der Thematik an sich ein Feel-Good-Gefühl empfindet. VOX hat mal wieder gezeigt, dass man wirklich tolle und wichtige Serien produzieren kann, die dann vielleicht doch dafür sorgen, dass die heutige Gesellschaft noch mehr für bestimmte Themen sensibilisiert wird.
Die Serie "Tonis Welt" ansehen:
Daniela S. - myFanbase
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