AnimagiC 2018 in Mannheim
So heiß ging es noch nie im Rosengarten Mannheim her: Zum zwanzigsten Geburtstag gratulierten vom 3. bis 5. August im Congress Center japanische Stargäste und beliebte Comichelden der Convention. Nebenbei konnten Anime geguckt, Merchandise geshoppt und Games gezockt werden!
Alles fing 1999 in Koblenz an und schon 2002 waren YUME mit dabei: Die deutsche Showgruppe führte seinerzeit das "Sailor Moon"-Musical "Sailor Stars" auf. 2018 feiern die japanischen Musicals rund um die Kriegerinnen für Liebe und Gerechtigkeit ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag. Dazu ging es für YUME noch einmal wir berichteten vom letzten Auftritt 2016 auf die Bühne. Zusammen mit dem Fanprojekt SailorMoonGerman wurden nicht nur flotte Tänze in sogenannten Sailor Fukus aufs Parkett gelegt: Mitreißende Gesangsnummern und humorvolle Informationen ergänzten das Programm. Evergreens ("See Me") durften ebenso wenig fehlen wie neue Songs aus den Stücken, die nach einer kleinen Pause seit 2013 wieder in Japan aufgeführt werden ("We Are The Pretty Guardians").
Nicht alle Darstellerinnen verließen danach die Bühne: Die Gruppe NONI feierte ihr Debüt im Musensaal. Neben Parodien und kompletten Eigenkompositionen wurde auch eine Babymetal-Choreographie dargeboten, ebenso wie das gefühlvolle "Gold von den Sternen" aus dem Musical "Mozart!". Liebevolle Illustrationen im Hintergrund und eine kreative Instrumentenwahl rundeten die dreißigminütige Premiere der Band ab.
Wer nicht gerade dem Showprogramm beiwohnte oder durch die Ebenen schlenderte, machte vermutlich Cosplayfotos beim Mannheimer Wasserturm. Während speziell die Animecharaktere aus "Sailor Moon" und "One Piece" in Scharen erschienen, so kristallisierte sich kein großer Cosplaytrend heraus, wie zum Beispiel, als einst die "Frozen"-Welle über das Land schwappte. Dennoch: Erstaunlich viele Joker, egal, ob männlich oder weiblich oder im Knastoutfit, waren zugegen. Lange Schlangen bildeten sich zudem jederzeit vor dem Maid Café, um mit den dazugehörigen Damen und Herren nicht nur Kaffee zu trinken, sondern ebenfalls Karten zu spielen.
Freitagabend rockten ZWEI den Mozartsaal. Auch diese japanische Band ist gern gesehener Gast auf der AnimagiC. Der Bass von Megumi Ueno strahlte im coolen Hellblau um die Wette mit den Glowstäben, die die Fans vor der Bühne in die Höhe reckten. Auch ihre stimmgewaltige Schwester hielt sich nicht zurück: Ayumu kickte in die Luft, bangte mit dem schwarzen Haar und rückte sich die Sonnenbrille zurecht. Ihre aktuelle Single, "Last Game", erschien Ende April und wird als Ending für "STEINS;GATE 0" verwendet. Besonders gefiel aber der Opener für "Robotic;Notes" - "Junjou Spectra", mit einer epischen Hookline.
Leider hätte der generelle Ton besser sein können viele Töne kamen beim Publikum verwaschen an und wurden dem hervorragendem Quartett rund um ZWEI nicht gerecht. Davon ungerührt freute sich Megu über die Fanchöre und meinte: "Deutsche Otaku you are a super Publik!"
Eine Extraepisode von "Violet Evergarden" wurde in der Europapremiere am Samstag im ANIMAX1 vorgeführt. Diese Serie ist sicherlich einer der Animehits der letzten Zeit. Die dreizehn Folgen rund um die blonde Auto Memory Doll Violet Evergarden wurden dank der detailreich gezeichneten Szenen, wunderschönen Melodien und der spannenden Geschichte (verfügbar auf Netflix) zum großen Erfolg. Regisseur Taichi Ishidate war bereits im Vorjahr zur Gast, um das Fantasy-History-Drama zu präsentieren (und sich von Deutschland inspirieren zu lassen er fände das Land sehr schön!). Hierbei geht es um Violet, zurück aus dem Krieg, die beginnt, beruflich Briefe für andere Menschen zu schreiben. Doch wie schreibt man einen Liebesbrief, wenn man nicht wirklich weiß, was Liebe ist? Als Waise und mit ihrer harten Vergangenheit hat sie nie gelernt, menschlich zu sein, bis auf den Einen, der sie normal behandelte
Synchronsprecherin Yui Ishikawa, die Stimme der Titelheldin, begrüßte die Fans stolz mit "Guten Tag!!!". Sie zeigte sich beeindruckt von der vorangegangenen Signierstunde um die Mittagszeit, bei der die Fans ihr zahlreich für ihre Arbeit gedankt hätten. Moderiert wurde das Panel von Nino Kerl, den man auf YouTube als Ninotaku kennt. Dieser meinte, herausgehört zu haben, dass es eine zweite Staffel gäbe ("Darf ich das jetzt entscheiden?! Ich twittere mal die Bestätigung!"), was die japanischen Gäste mit Humor nahmen.
Auf Spoilergefahr wurde geachtet, denn die Spezialfolge spielt nicht etwa nach dem Finale, sondern zwischen der vierten und fünften Episode, um die Gefühlswandlung von Violet dazwischen zu erklären. Da sie auch lange nach Abschluss der Arbeiten am Finale entstand, war es für Taichi Ishidate: "Es war sehr schwierig. Es war sehr schwierig. Es war sehr schwierig." Er hätte sich erst wieder in die unbeholfene Violet hineinversetzen müssen. Man solle den sogenannten OVA aber dennoch als Flashback nach dem Finale sehen. Über das positive Feedback des Publikums waren beide sehr erfreut. Die erkennbar lebenslustige Yui Ishikawa erklärte, dass die Unterschiede zum Gemüt ihrer Figuren auch schwierig zu überbrücken waren. Besonders in der ersten Folge sei es kompliziert gewesen, denn Violet kenne zu diesem Zeitpunkt viele Emotionen gar nicht. Darum hätte sie auch nicht zu traurig oder depressiv klingen dürfen ebenfalls unbekannte Gefühlslagen. Die große Herausforderung hat sie definitiv gemeistert!
Das Panel klang mit einer Runde "Schnickschnackschnuck" ("Nur Stein, Schere und Papier, ich will keinen Brunnen sehen!") gegen die Stargäste aus, um exklusive Autogramme zu erhaschen. Es galt ohnehin die gesamten drei Tage über, Autogramme zu ergattern: Deutsche Synchronsprecher, sowie deutsche und japanische Mangaka freuten sich darauf, ihre Fans kennenzulernen. Leider zog sich durch das ganze Wochenende nicht nur die enorme Hitze, sondern ebenso das strenge Getränkeverbot, das teilweise selbst auf leere Flaschen zutraf, die nicht mit ins Gebäude genommen werden durften. Den Höhepunkt erreichte die Auflage des Veranstaltungsorts im ANIMAX1, in dem Trinken nicht erlaubt war. Essen durfte ebenfalls nicht in die Convention mit hineingenommen werden hier kollidierte der eine oder andere Kreislauf dann doch mit den Möglichkeiten, sofort an Zucker- oder Salzhaltiges zu kommen.
Dank der Manga Zeichenschulen Düsseldorf und Hamburg (manga-hamburg.de bzw. manga-duesseldorf.de) gab es Ablenkung: Ein großer Zeichenbereich lud dazu ein, kreativ tätig zu werden. Für alle, die nicht das richtige Händchen für das Zeichnen haben oder sich einfach nicht trauten, gab es eine Reihe von Plätzen, von denen aus man jungen Talenten bei der Arbeit zusehen konnte. Ringsherum fanden zudem die verkaufenden Künstler ihren Platz, sowie die BringnBuy-Tische. Und natürlich die Go-Spieler!
Am Sonntag starteten die Berliner Showgruppe Kira Kira Hikaru zusammen mit den Fans und ihrem "Guardians of Galaxy"-Stück in den letzten Tag der AnimagiC. "Der letzte Auftritt mit einem Stück ist für uns immer etwas besonderes, da sowohl für uns, als auch für das Publikum immer die eine oder andere Überraschung dabei ist. Obwohl hier und da ein paar unerwartete Schwierigkeiten dabei waren, haben wir unser Bestes getan, diese mit Hilfe unserer Erfahrungen zu überspielen und so das Publikum noch ein wenig mehr zum Lachen zu bringen. Trotz der Hitze, die wir sehr zu spüren bekommen haben, waren alle, das Publikum und wir, sehr gut gelaunt und haben jede Menge Spaß während des Auftritts gehabt." Im Herbst kommt die Gruppe mit einem neuen Stück zurück. Und wir sind jetzt schon gespannt, was das nächste Jahr auf der AnimagiC bringen wird!
Simone Bauer und Jen Posduga - myFanbase
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