Where's Wanda? - Reviews
Staffel 1
In unseren Kritiken schildern unsere Autoren und Autorinnen ihren ersten Eindruck von einer Episode in Form einer kurzen Review. Nutzt die Gelegenheit, eure Meinung zu diesen Folgen kundzutun und mit uns über die Serie "Where's Wanda?" zu diskutieren.
#1.01 Die Klatts
© Apple TV+; Frédéric Batier
Auch Apple lässt jetzt Serien aus Deutschland produzieren und startet mit einer Art Comedyserie zu einem äußerst heiklen Thema, nämlich dem Verschwinden einer Jugendlichen (Wanda, Lea Drinda) und den Umgang der Familie mit diesem Verschwinden. Es ist irgendwie makaber, solch ein Thema eher belustigend als rein dramatisch umzusetzen, weil der Fall an sich natürlich überaus dramatisch ist und wahrscheinlich nicht nur Müttern und Vätern nahe geht. Auf der anderen Seite wird man sich schon was dabei gedacht haben und sollte der Idee erstmal eine Chance geben, auch wenn es befremdlich wirkt. Nun führt Wanda uns aus dem Off durch das Geschehen und macht das so überaus sympathisch und kurzweilig, dass man eigentlich davon ausgeht, dass sie auf jeden Fall noch lebt und vielleicht aus freien Stücken verschwunden ist, auch wenn die kurzen Szenen im Wald etwas ganz anderes vermitteln wollen. Dass Wanda auf jeden Fall noch lebt, glauben auch ihre Eltern Carlotta und Dedo (Heike Makatsch und Axel Stein), sie fühlen sich aber weder von der Polizei noch von den Medien wirklich ernst genommen und nehmen die Suche nach Wanda selbst in die Hand, indem sie auf unterschiedliche Weise in potenzielle Häuser eindringen, weil sie überzeugt davon sind, dass ihre Tochter noch in der Nähe ist. Der erste spontane Einbruch in den Keller, bei dem diverse Reptilien freigelassen werden, hatte da zunächst eine gewisse Komik, die aber nach der Hälfte der Episode wegen der Ernsthaftigkeit des Themas noch befremdlich ist. Immerhin kommt dabei die Verzweiflung der Familie ganz gut zum Ausdruck. Die Eltern sind definitiv bereit, alles dafür zu tun, Wanda wiederzufinden, auch sich als Handwerkerfirma auszugeben, um geheim Videokameras in Häusern zu installieren. Die Gesamtinszenierung macht trotz allem Lust auf mehr und ich bin überrascht, wie seriös der von mir als Comedian nicht so sehr gemochte Axel Stein in dieser ersten Episode rüberkommt. Spannend innerhalb der Familie ist vor allem der Bruder Ole (Leo Simon), der offenbar nicht nur wegen seiner Schwerhörigkeit sehr zurückgezogen ist, Wanda definitiv vermisst, eventuell aber mehr wissen könnte. Am Ende der Episode bleibt man also neugierig darauf, was mit Wanda passiert ist, inwieweit der Bruder eine Rolle spielt und ob das Konzept, die Suche nach einem verschwundenen Mädchen so dramaturgisch aufzuziehen, aufgeht oder befremdlich bleibt. Außerdem ist man natürlich neugierig, auf die noch nicht aufgetauchten Darsteller:innen, denn der Cast enthält doch einige bekannte Namen aus der deutschen Fernsehriege. Bye the way, ich mag das Intro sehr, sowohl musikalisch als auch in der Miniaturweltumsetzung.
#1.02 Die Hessels
© Apple TV+; Frédéric Batier
Durch den Episodentitel dachte ich zunächst, dass man den Fokus eventuell sehr stark auf eine andere Familie richtet, aber eigentlich sind die Klatts logischerweise weiterhin im Mittelpunkt. Dass Wandas Bruder Ole (Leo Simon) und dessen Umgang mit dem Verschwinden seiner Schwester thematisiert wurde, halte ich für ausgesprochen wichtig, zumal sein Charakter, leicht nerdig, zurückhaltend, aber sehr gewieft, doch einiges zu bieten hat. Zwischenzeitlich hatte ich den Eindruck, dass er eventuell mehr über Wanda weiß, als er zugibt, um die Situation für sich auszunutzen. Etwas später hatte ich den Gedanken aber erst mal wieder verworfen. Da zum Ende hin angedeutet wird, dass Wanda noch lebt, erwarte ich eigentlich, dass es da noch viel Hin und Her mit den Informationen gibt und der ein oder andere Gedanke dadurch wiederkehren könnte. Ich möchte auch wirklich sehr, dass Wanda noch lebt, weil das angesprochene Makabre sich quasi in Wohlgefallen auflösen könnte. Ich muss aber auch sagen, dass ich in dieser Episode schon besser damit umgehen konnte, weil insgesamt mehr passiert ist und der Schockmoment auch für die Familie weniger Raum eingenommen hat. Die Hessels waren derweil nicht unbedingt der Pluspunkt der Episode. Zum Einen war zu erwarten, dass dort Wanda nicht versteckt wird, zum anderen hatte man aber auch nicht genügend Screentime für die Familie, als dass man irgendwie mehr als letztendliche Genugtuung empfinden könnte. Mal schauen, ob es quasi wöchentlich zu diesem "Fehlalarm" kommt oder man sich dann doch noch etwas mehr einfallen lässt.
#1.03 Die Roths
Weiter geht die Suche nach Wanda und auch diese Episode sorgt dafür, dass es skurril komisch ist und viele weitere Fragen aufgeworfen werden. Zunächst mal ist die verdächtigte Familie Roth ein Pärchen, was in Rollenspielen aufgeht und dadurch für falschen Alarm sorgt. Das Geheimnis ist also ein anderes als das, welches Carlotta und Dedo aufdecken wollen. Das war witzig, vor allem weil man mit Angelkünsten eine Kamera ausrichten wollte. Gleichzeitig sorgt die illegale Überwachung bei einem anderen Haus für die Rettung einer in den Wehen liegenden Mutter. Das passiert alles irgendwie nebenbei, während deutlich wird, dass auch Dedo Geheimnisse hat und es daher mit Carlotta auch alles kein Selbstläufer ist. Und Rüdiger ist natürlich auch ein sehr interessanter Charakter, der vielleicht oder vielleicht auch nicht seine Finger mit im Spiel hat und eventuell was über Wanda weiß. Ich mag es sehr, wenn es so viele Ebenen gibt und an so vielen Stellen kleine Dinge passieren. Zum Einen hat man dadurch das Gefühl, dass man hier ein riesiges Puzzle hat, welches langsam ineinandergreifen wird, zum anderen weckt es natürlich die Neugier, wenn hier und dort auch noch Fragen dazu kommen. Und in dieser Episode ist da wieder viel möglich, was durch den Wechsel der Zeitebenen natürlich zusätzlich Lust auf die weiteren Episoden macht. Da ein Vergleich mit "How to Get Away with Murder" naheliegt, hofft man natürlich auch auf ein ähnlich ausgefeiltes Drehbuch. Mir gefällt jedenfalls die Waage zwischen Humor und Drama gut und da man noch alle Möglichkeiten offen hält und mit dem Ende der Episode gar weitere Möglichkeiten schafft, hat man natürlich Lust, sofort weiterzuschauen.
#1.04 Die Vinsons
© Apple TV+
Man kommt kaum voran, ist das Credo zu Beginn der Episode, doch eigentlich kann man das in der Episode selbst nicht behaupten. Carlotta lernt Lucy (Harriet-Herbig Matten, bekannt aus der Amazon-Prime-Serie "Maxton Hall - Die Welt zwischen uns") kennen und gleichzeitig alles über ihr Geheimnis. Dass es sich um eine Beziehung und mögliche Schwangerschaft mit einem Lehrer handelt, ist irgendwie plump und langweilig, aber die Konstellation ist dadurch so nachvollziehbar, dass man sich nicht wundert, dass Lucy nichts zur Polizei gesagt hat. Ihre kleine Info sorgt aber doch dafür, dass wir Zuschauer dann endlich mal erste Antworten bekommen statt immer nur Fragen. Dass ich mal dachte, Wanda wäre absichtlich durchgebrannt, erübrigt sich nun. Möglichkeiten gibt es dennoch viele, aber wir sind jetzt auch erst in der Halbzeit und ich bin froh, dass es überhaupt erste Antworten gibt. Derweil wird es auch für die Klatts langsam schwieriger. Eine ihrer Kameras wird entdeckt und so müssen Ole und Dedo schnell reagieren. Prinzipiell fand ich sie als Vater-Sohn-Team sehr nett anzuschauen, aber mit dem Einbruch, dem Kampf und der Flucht, die in einem Unfall endet, war man doch auch wieder etwas drüber. Manchmal mag ich es auch mit weniger Übertreibung, zumal man das in den emotionalen Momenten auch sehr gut ausbalanciert. Noch kommen Ole und Dedo gut dabei weg, weil der Zeuge durch den Alkohol unglaubwürdig ist, aber mit dem Kaugummipapier wird schon angedeutet, dass es wohl noch ein Nachspiel haben wird. Auch das gefällt mir an der Serie sehr gut. Jede Szene hat eine Bewandnis, manchmal offensichtlich, manchmal weniger. Ich kann mir gut vorstellen, nach der Staffel alle Episoden noch mal anzuschauen, um die Puzzleteile noch besser zusammensetzen zu können.
#1.05 Die Novaks
© Apple TV+
Endlich steht Wanda mal richtig im Mittelpunkt und dadurch werden zahlreiche Antworten geliefert. Eigentlich wird ihre gesamte Geschichte erzählt von dem Tag, an dem sie verschwunden ist. Wir erfahren, warum sie überhaupt im Wald war (Bindung zu ihrem Großvater), dass sie durch den Mord an die investigative Influencerin ins Fadenkreuz gelangt ist, auf ihrer Flucht von Chris Novak, einem ehemaligen Mitschüler, gefangen genommen wurde und dieser seinem 'Chef' gegenüber so getan hat, als wenn Wanda tot sei. Chris hält sie seitdem im Keller versteckt. Nun besteht die Gefahr, dass sie entdeckt wird. Neben den vielen beantworteten Fragen und den losen Fäden, die nun zusammengefügt sind, ist eigentlich am interessantesten, dass Carlotta und Dedo damit recht hatten, dass Wanda irgendwo in der Nähe versteckt wird. Außerdem ist natürlich spannend, dass die Inhaberin der Kneipe offenbar ein ganz großer Fisch ist, der unscheinbar wirkt, aber über Leichen geht. Durch all diese Zusammenhänge wird man auch das Gefühl nicht los, dass es noch sehr gefährlich werden könnte für die Klatts. Auch die ermittelnde Polizistin kommt der Wahrheit nämlich langsam näher. Drei Episoden vor dem Staffelfinale bekommt man also sehr viele Antworten geliefert und auch eine Ahnung, wie die nächsten Eskalationsstufen wohl noch aussehen werden. Es wird auf jeden Fall richtig spannend und ich bin sehr froh, dass diese vielen Informationen nicht in ein voll gepacktes Finale gepackt wurden sondern eben jetzt schon einen richtigen Schub für die Serie verleihen.
#1.06 Die Küchlers
© Apple TV+
Die sechste Episode war äußerst emotional und damit wirklich sehr weit weg von Comedy. Im Keller eingesperrt von einer recht skurrilen Mutter und deren Tochter, die dem Staat nicht mehr vertrauen, müssen sich Dedo und Carlotta viel mit sich selbst beschäftigen und Dedo gesteht seine Geldprobleme nahezu vollständig, zeigt sich dabei von seiner verletzlichen Seite und offenbart sein niedriges Selbstbewusstsein. Zunächst dachte ich, dass er das auch ein bisschen spielt. Je länger der Konflikt aber ging, desto glaubhafter war er damit auch. Carlotta indes war sehr sauer und aggressiv und damit irgendwie ein perfektes Ebenbild zu ihrer Tochter, die ebenso impulsiv mit Chris umgesprungen ist, um sich aus der Gefangenschaft zu befreien. Beide Konflikte hatten eine sehr philosophische Seite, insbesondere Wanda musste/konnte viel über sich nachdenken und überlegen, welche Wirkung sie auf andere hat mit ihrer starken Persönlichkeit und wie einschüchternd sie dabei ist. So nachvollziehbar ich all diese Emotionen und Impulse fand, so ungewöhnlich war es doch, Wanda so aggressiv zu erleben, ist sie in den Off-Kommentaren doch meist sehr nachdenklich. Das Ende hatte dann immerhin das Ende der letzten Episode nochmal aufgegriffen. Chris konnte Wanda gerade noch so aus dem Keller lassen und sie ist nun quasi frei. Geht sie nun zur Polizei, zu ihren Eltern oder versucht sie vorher noch alle anderen an den Pranger zu stellen, bevor ihr niemand glauben wird. Wir werden es schnell erfahren.
#1.07 Der King
© Apple TV+
Das war mal eine richtig typische Episode direkt vor einem Finale. Es ging in erster Linie um Beziehungen. Wanda versteckt sich mit Chris erst mal in einem alten Haus. Warum sie nicht direkt zur Polizei geht, ist mir noch nicht so richtig klar, aber offenbar ist Chris nicht bereit genug, seinen Cousin ans Messer zu liefern. Aber irgendwie wirkt es trotzdem wie die deutlich schlechtere Entscheidung. Auf der anderen Seite spitzt sich die Lage so natürlich besser zu. Insgesamt haben mir Chris und Wanda sehr gut zusammen gefallen, auch wenn es sich nach den letzten Episoden schon angekündigt hatte. Dass Wanda am Ende doch Reißaus genommen hat und die Villa offenbar dem King gehört(e), bringt natürlich weitere Spannung für das Finale rein. Stand jetzt glaube ich, dass die Tochter vom King jetzt die Barbesitzerin ist und sein Erbe einfach fortgesetzt hat. Die zweite emotionale Geschichte der Episode war Wandas Bruder vorenthalten. Ole hat sich verliebt und sein Gegenüber erwidert dies sogar offensiv. Ich finde es schön, dass es nicht automatisch ein Outing gewesen ist, sondern so formuliert wurde, dass man, wenn man jung ist, sich ausprobieren will und Dinge, die sich gut und richtig anfühlen, einfach auch machen sollte, ohne eine Schublade dafür zu öffnen. Das ist eine schöne Message. Ansonsten gefällt es mir auch, dass man Ole überhaupt noch mal diesen Raum für die Geschichte gibt, obwohl es im Moment keine wirkliche Verbindung zur eigentlichen Geschichte zu geben scheint. Diese ist neben Wandas neuer 'Freiheit' auf die Organisation des Wanda-Festes fokussiert und die Planung der Klatts, wie sie die Kameras wieder aus den Wohnungen ausbauen, bevor die Kommissarin sie dafür belangen könnte. Dafür darf auch Devid Striesow in seine herrlich skurrile Rolle schlüpfen. Das hatte alles nicht viel Tempo, strahlt aber die typische Ruhe vor dem Sturm aus, der zweifelslos in der nächsten Episode zu erwarten ist, weil alle Teile sich wahrscheinlich auf dem Wandafest zusammenfügen werden. Ich freue mich.
#1.08 Wanda Fest
© Apple TV+
Das war doch mal ein Finale mit vielen Richtungswechseln, sehr viel Spannung und einem schönen offenen Ende. Leider war es nicht ganz so flüssig wie in den anderen Episoden, weil es doch ein paar Zufälle und Konstellationen zu viel gab, um das gesamte Konstrukt aufrecht zu erhalten. Aber der Reihe nach. Wanda ist geflüchtet, erreicht ihre Familie zufällig nicht, kennt aber auch nur die Festnetznummer und nicht eine Handynummer (heutzutage kennt man auch keine Nummern mehr). Ihr Anruf bei der Polizei wird natürlich von dem Beamten angenommen, der mit den Verbrechern unter einer Decke steckt und die eigentliche Kommissarin hat gerade keinen Nerv für den Anruf. Ergo wird Wanda von einer Geiselnahme in die nächste befördert, nur dass Ole auf den Überwachungskameras alles sieht und Dedo informiert. Dann ist es tatsächlich ein Tiger, der den falsch spielenden Polizisten überwältigt, Wanda erneut fliehen kann und bei ihren Eltern landet, nur um im emotionalen Moment des Wiedersehen erneut in erneute Geiselhaft zu kommen. Doch Dedo kann inzwischen Schlösser knacken, das organisierte Verbrechen ist nicht in der Lage die Aufsicht über die Klatts zu organisieren und so retten sie sich wieder fast, als der verlässliche Teil der Polizei schließlich eingreift und die Situation für alle klärt. Nur Ole ist noch fern von der Familie bei der Planerin des Wandafestes, bei dem diese sich direkt zur Bürgermeisterinnenkandidatin ausgerufen hat. Und da sich herausstellt, dass nicht die Barbesitzerin die Drahtzieherin von allem ist, sondern ebenjene unscheinbare Mutter, der alles an der Gemeinde liegt und dessen Sohn der Freund von Ole ist, ist alles bereit für eine weitere Staffel, die dann "Where’s Ole" heißen müsste. King ist also für den Zuschauer enttarnt, für alle anderen nicht. Es war ein äußerst ereignisreiches Finale mit dem richtigen Maß an Humor, Emotionen und Spannung. Das offene Ende macht zudem Lust auf mehr und da einmal mehr bewiesen wurde, dass mit dem richtigen Mut und der künstlerischen Freiheit auch Deutsche Serien sowohl gut geschrieben als auch gut gespielt und produziert werden können, würde ich mich sehr freuen, wenn diese Geschichte noch weitererzählt werden würde. "Where’s Wanda" war ein erfrischendes Erlebnis, kurzweilig, schlagfertig und trotz meiner anfänglichen Bedenken lustig und ernst zugleich. Und auch wenn das Finale etwas konstruiert daher kommt, so war es doch ein toller Abschluss für diese insgesamt acht Episoden der ersten Staffel.
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Emil Groth - myFanbase
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