Why Women Kill - Review Staffel 1

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Als ich zum ersten Mal von "Why Women Kill" gehört habe, fiel mir zuerst der Serienmacher auf: Marc Cherry. Cherry ist der Erfinder von "Desperate Housewives" und "Devious Maids", die mich beide nach kurzer Zeit gepackt haben. Also stand für mich schon mal fest, dass ich auf jeden Fall einen Blick reinwerfen werde. Der Serientitel tat dann auch sein Übriges. Denn: Warum töten Frauen? Eifersucht, Betrug, Verrat, Manipulation. Jedoch stellt sich hier eben auch die Frage, wie es letztlich dazu gekommen ist bzw. wie man die von mir aufgezählten Dinge verpackt hat. Wie mir die erste Staffel der Dramedy gefallen hat, erfahrt ihr jetzt.

Wie bereits in der Pilotreview geschildert wurde, spielt die Serie in den Jahren 1963, 1984 und 2019 und alle drei Paare sind damit verbunden, da sie alle im selben Haus im jeweiligen Jahrzehnt gelebt haben. Beginnen möchte ich damit, wie mir die Geschichte aus dem Jahr 1963 gefallen hat.

1963: Beth Ann und Rob

Zugegeben erinnert mich Beth Ann (Ginnifer Goodwin) optisch und teilweise vom Verhalten ziemlich stark an Bree (Marcia Cross) aus "Desperate Housewives", doch das ist nicht schlimm, denn sie ist kein reiner Abklatsch, was man schon sehr deutlich bei der ersten Episode bemerkt hat. Ich denke, so ziemlich jede Frau hätte die Geliebte ihres Mannes zur Schnecke gemacht und ihr Knall auf Fall auf den Kopf zugesagt, dass sie die Frau des Mannes ist, mit dem April (Sadie Calvano) eine Affäre hat. Jedoch ist April so süß und freundlich und wirkt zudem so unschuldig, dass ich persönlich Beth Ann gar kein wirklichen Vorwurf machen konnte, als sie ihr Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt hat.

Es war zwar mehr als ungewöhnlich, dass sie sich mit dieser auch noch angefreundet hat und die Freundschaft dann auch noch tiefer und inniger wurde. Bei genauer Betrachtung habe ich für mich allerdings festgestellt, dass den beiden einfach eine Freundin gefehlt hat, mit der sie sich austauschen konnten. Das Schwierige und teilweise auch sehr Amüsante daran war aber auch, dass Beth Ann für April lange Zeit nie Beth Ann gewesen ist – sondern Sheila. Selbst das konnte ich nachvollziehen, denn man gibt bei so etwas eben nicht gerne seine (vollständige) Persönlichkeit preis. Allerdings wird durch dieses Ausgeben einer anderen Person alles verkomplizierter und damit meine ich nicht nur aus dem Grund, weil es eine 'echte' Sheila (Alicia Coppola) gibt, die direkt auf der anderen Straßenseite von Beth Ann wohnt und in diesen ganzen Wahnsinn auch noch hineingezogen wird. Irgendwie fand ich es am Ende ziemlich schade, wie es sich zwischen Sheila und Beth Ann entwickelt hat, denn für mich hat diese Freundschaft wunderbar funktioniert, weil sie von den Charakteren bzw. von der (Lebens-)Einstellung so verschieden gewesen sind. Sheila, die kein Blatt vor den Mund nimmt und die Dinge beim Namen nennt, die aber dennoch Fein- und Mitgefühl hat, wenn es drauf ankommt. Beth Ann, die nach Außen hin als nett und zurückhaltend wirkt, aber bei der es unter der Oberfläche brodelt und die auf gewisse Dinge durchaus neugierig ist. Die aber auch eine schreckliche Traurigkeit hinter der Freundlichkeit verbirgt.

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Bereits in der ersten Episode von "Why Women Kill" wird der Tod von Beth Anns und Robs (Sam Jaeger) Tochter Emily (Ava & Grace Scarola) angedeutet und auch schon zu diesem Zeitpunkt wird deutlich, dass dieser Verlust die Ehe der beiden unglaublich schwer belastet und mit dem weiteren Staffelverlauf wird zum einen klar, dass Beth Ann zwar absolut davon schockiert ist, als sie von Aprils Schwangerschaft erfährt, weil es nicht nur Robs Vaterschaft bedeutet, sondern auch, dass Beth Ann ihren Mann eben doch noch an April verlieren könnte, da er mit Leib und Seele gerne Vater gewesen ist. Aber ich konnte auch gut verstehen, weshalb Beth Ann April von der Abtreibung abgehalten hat. Nicht nur, weil sie April zu diesem Zeitpunkt als Freundin nicht verlieren wollte, sondern weil der Verlust von Emily noch immer tief in ihr sitzt und sie somit verhindern wollte, dass April Ähnliches widerfährt.

Man könnte fast vermuten, Robs Affäre ist der Grund, weshalb Beth Ann ihn hat killen lassen. Das war sicherlich auch ein Grund, aber in meinen Augen nicht der ausschlaggebende Grund. Der war der Tod von Emily und die Tatsache, dass nicht Beth Ann schuld hat, sondern Robs damalige Affäre mit seiner Sekretärin Claire (Lindsey Kraft) und dass jene eigentlich schuld hat, dass die Kleine vom Auto angefahren wurde und sterben musste und Rob die ganzen zwei Jahre davon wusste und seine Frau absichtlich gestraft hat. Ich kann sie durchaus verstehen, jedoch hat sie damit auch noch ihrer Nachbarin Mary (Analeigh Tipton) geholfen, deren Ehemann Ralph (Scott Porter) auch ein Tyrann ist, und Rob nach einem (gefälschten) Brief mit einem (ebenfalls gefälschtem) Geständnis erschossen hat. Abschließend möchte ich noch auf das Schauspiel von Ginnifer Goodwin zu sprechen kommen, die durch ihre Darstellung der Beth Ann einmal mehr bewiesen hat, wie gut sie spielen kann, da man vieles einfach nur durch ihre Mimik und Gestik erkennen konnte.

1984: Simone und Karl

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mir der Ausgang dieser Geschichte in diesem Jahrzehnt am besten gefallen hat, da der Mord nicht aus Eifersucht, Wut oder Rache geschehen ist, sondern aus Liebe, Respekt und Akzeptanz heraus. Man muss aber sagen, dass man das gar nicht vermutet, wenn man an Simones (Lucy Liu) Reaktion aus der Pilotfolge zurückdenkt, als sie von Karls (Jack Davenport) Betrug und dem versuchten Suizid erfahren hat und ihm mit schlagenden Argumenten (im wahrsten Sinne des Wortes) verdeutlicht, was sie davon hält. Wobei man ja nicht mit Steinen werfen sollte, wenn man im Glashaus sitzt. Simone ist eine modebewusste Frau, die viel Wert auf Etikette legt, sich aber auch ihren Reizen bewusst ist. Nach dem Ehebruch von Karl beginnt sie eine Affäre mit Tommy Harte (Leo Howard) - dem Sohn ihrer Freundin Naomi (Katie Finneran). zwar ist Simone ihm verfallen und anfangs hat sie sich auch dagegen gewehrt, aber man konnte sich dennoch zu diesem Zeitpunkt bereits denken, dass Naomi alles herausfindet und das alles kein gutes Ende nehmen wird.

Sehr gut haben mir bei Simone und Karl auch die bissigen und schwarzhumorigen Dialoge gefallen, für die Marc Cherry ein Händchen hat und die einfach sitzen. Simone fühlt sich zunächst nämlich absolut von Karl hintergangen und lässt an ihm auch nicht immer ein gutes Haar – auch nicht vor den Schwiegereltern ihrer Tochter Amy (Li Jun Li) - die auch ziemlich gewöhnungsbedürftig sind. Karls Homosexualität war in den 80er Jahren bei Weiterem noch nicht so gesellschaftsfähig wie es heutzutage ist, was bedeutet, dass er diese nicht offen ausleben konnte und Opfer bringen und eine Frau heiraten musste. Im Zuge der Homosexualität wird auch HIV und AIDS in die Geschichte eingebunden. Nicht nur, dass wir Karls Liebhaber Hector (Philip Anthony-Rodriguez) kennenlernen, der auch noch gleichzeitig Simones Frisör ist, sondern es wird auch geschildert, dass diese Krankheit zum damaligen Zeitpunkt noch ziemlich unbekannt war und man insbesondere Karl aus der Gesellschaft ausgrenzt, was stellenweise für mich schon ziemlich krass gewesen ist.

Simone ist bei weitem keine Frau, die keinen Wert auf Ansehen legt und sich oftmals dann doch als die wichtigste Person überhaupt nimmt. Doch mit mit dem Fortschreiten von Karls Krankheit erkennt sie immer mehr, dass sie ihn liebt. Es ist die Art von Liebe, wenn man den jeweils anderen ganz besonders für seine Art zu schätzen weiß. Simone ist sich nämlich durchaus im Klaren darüber, dass sie schwierig sein kann und als sie erfährt, dass Karl mit Hector hätte durchbrennen können und geblieben ist, erkennt sie, wie wichtig er ihr eigentlich ist und dass sie ihn durch die Krankheit verlieren wird. Tommy wird für mich auch wunderbar eingebunden. Er liebt Simone von ganzem Herzen (was das Tattoo nur umso deutlicher unterstreicht) und er ist sogar bereit, seine Mutter für sie zu verlassen, da diese Simone ja umbringen wollte, nachdem sie herausgefunden hat, dass Simone die Frau ist, mit der ihr Sohn eine Affäre hat. Man kann auch Tommy verstehen, dass er nicht immer hinten anstehen will. Aber spätestens nachdem er selbst mitbekommen hat, wie schnell sich Karls Zustand verschlechtert, ist er bereit, auf seine Reise zu verzichten und Simone zu unterstützen. Jene ist in dieser Zeit in meinen Augen reifer geworden, denn sie lehnt das Angebot ab, um es Tommy nicht zu versauen. Gleichzeitig ist sie selbst auch bereit, Karl loszulassen, indem sie ihn dabei hilft, in Würde zu sterben und damit seinen größten Wunsch zu akzeptieren und zu respektieren.

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2019: Taylor und Eli

Hier muss ich sagen, dass die Geschichte in diesem Jahrzehnt zwar auch enorm stark ist und den anderen beiden in nichts nachstehen muss, dennoch konnte sie mich persönlich nicht ganz so packen, wie die anderen beiden und ich habe auch leider keine wirkliche Erklärung dazu. Taylor (Kirby Howell-Baptiste) und Eli (Reid Scott) führen eine offene Ehe, die wirklich gut in die aktuelle Zeit passt. Allerdings sprang bei mir nicht richtig der Funke über. Vielleicht lag es daran, dass ich glaube ich, nicht wirklich der Typ für eine offene Ehe wäre. Aber vielleicht auch, weil Taylor doch etwas arg wie der Bestimmertyp rüberkommt und keine richtigen Widerworte duldet.

Mit dem Einbinden von Taylors Affäre Jade (Alexandra Daddario) bringt man eine Frau in die Beziehung der beiden ein, die nett, höflich, hilfsbereit, etwas naiv aber auch etwas verloren wirkt. Das Interessante bei dieser Geschichte ist vor allem die Entwicklung und die Wendung(en), denn zunächst sucht Jade Schutz und fühlt sich bei Taylor und Eli geborgen. Doch dann nistet sie sich bei den beiden ein, bringt die Beziehung der beiden zum Kippen und entpuppt sich als eine Frau, die gemeingefährlich ist und gar nicht Jade heißt – sondern Erin und mit dem Morden keine Probleme hat, um ihre (wahre) Identität zu schützen.

Auch wenn die Ehe von Taylor und Eli nicht so innig und liebevoll wirkt, versichern sie sich, dass sie sich gegenseitig am meisten lieben und das spiegelt sich auch im Staffelverlauf wider, so zum Beispiel, als Eli durch Jade wieder drogenabhängig wird oder von Jade im Staffelfinale niedergestochen wird. Somit mordet die Frau – Taylor – ebenfalls aus Liebe und zum Selbstschutz, was die tiefe Liebe zu Eli einfach nochmals umso deutlicher unterstreicht. Im Staffelfinale gefällt mir auch gut, dass wir Zuschauer*innen auch zu sehen bekommen, wie die jeweiligen Paare zu Mietern des Hauses wurden.

Fazit

Mit "Why Women Kill" hat Marc Cherry mal wieder bewiesen, wie gut es ihm gelingt, einzelne Fäden zusammenlaufen zu lassen und dabei ein Gesamtbild entstehen zu lassen, welches mich als Zuschauerin zufrieden zurücklässt. Wenn man zuvor "Desperate Housewives" und/oder "Devious Maids" gesehen hat, kommt man zwar nicht drum herum, den ein oder anderen Vergleich zu den beiden Formaten zu ziehen, allerdings schafft es diese Serie durch tolle Darsteller*innen, tolle Geschichten, den schwarzhumorigen Stil sowie den spitzfindigen Dialogen ganz wunderbar, sich als eigenständiges Format zu behaupten. Absolute Sehempfehlung!

Die Serie "Why Women Kill" ansehen:

Daniela S. - myFanbase

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