Will Trent - Review Staffel 2
"Will Trent" war für mich in der vergangenen TV-Season der großen US-Networks sicherlich eine der größten positiven Überraschungen. Zwar als gewöhnliche Procedural-Serie getarnt, so kam dennoch schnell rüber, dass die Produktion über viele ungewöhnliche Aspekte verfügt, die in der Gesamtbetrachtung "Will Trent" herausstechen lassen. Ich war auf Staffel 2 nun deshalb sehr gespannt darauf, denn ich hatte den großen Kritikpunkt zum Auftakt, dass das GBI und APD zu oft unabhängig voneinander agiert haben. Da war also der interessante Aspekt: Haben sie erkannt, dass die Serie noch besser funktioniert hat, wenn es zum Zusammenspiel aller Hauptfiguren kam? Oder bleibt doch alles beim Alten? Durch den Doppelstreik von Autor*innen und Schauspieler*innen in den USA hat Staffel 2 aber leider nur zehn Episoden bekommen. Von den 13 aus Staffel 1 nun wahrlich nicht weit entfernt und doch hatte ich gleich im Gefühl, dass es dadurch ganz andere Herausforderungen geben wird.
© 2023 20th Television. All rights reserved.; Disney/Daniel Delgado Jr
Das hat sich für mich vor allem in einem Punkt sehr stark bestätigt. Es war nicht die Staffel von Faith Mitchell (Iantha Richardson). Sie war nicht verschwunden oder Ähnliches, aber ich fand es in der ersten Staffel schließlich so genial, dass alle fünf als Hauptfiguren gelistete Rollen so viel Raum bekommen habe und da ist Faith für mich einfach gegen abgefallen. Bis auf die Verknüpfung mit Luke Sullivan (Ser'Darius Blain), die ich noch nicht so recht einzuschätzen weiß, haben wir noch die sehr spannende Hochzeitsepisode, in der sie sehr gut den roten Teppich ausgerollt bekommen hat, aber das ist für zehn Episoden dennoch zu wenig. Gerade, wenn ich bedenke, was bei den anderen alles passiert ist. Amanda (Sonja Sohn) muss ich natürlich noch etwas ausklammern, weil sie als Chefin ohnehin überall ihre Finger drin haben soll als wirklich auf eigenen Beinen stehend etwas zu haben. Dementsprechend wirkt ihre Rolle ganz anders. Aber mit Will (Ramón Rodríguez), Angie (Erika Christensen) und Ormewood (Jake McLaughlin) im Hinterkopf hätte Faith Besseres verdient gehabt. Auch ihre berufliche Beziehung zu Will macht keine größeren Sprünge. Es bleibt bei der Energie aus der ersten Staffel, die gut funktioniert, keine Frage, aber dafür, dass Will individuell viel durchmacht, hätte man hier eine Vorlage gehabt.
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Wer mich aber völlig von den Socken gehauen hat? Ormewood! Auch wenn er in der ersten Staffel wahrlich nicht der Antagonist war, aber er war doch der, mit dem man sich am schwersten getan hat. Ehebrecher, Sexist, Macho, es gab viele Begriffe, die eindeutig einiges von ihm aufgegriffen haben, aber diese Staffel ist daran nicht interessiert und präsentiert uns stattdessen einen alleinerziehenden Vater, der in eine ganz neue Rolle geworfen wird und dadurch ganz andere Seiten von sich zeigen kann. Ormewood ist spielerisch leicht der Gewinner der Staffel, weil er zunächst gegenüber Ehefrau Gina (Sara Antonio) ehrliche Reue und Besserungswillen zeigt. Als diese sich dann eine Auszeit nehmen muss, da muss er mit jedem Tag neu sich rein finden, was es bedeutet, für die Kinder Cooper (Jophielle Love) und Max (Owen Trumbly) verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen. Gewisse Kanten behält er, das ist auch richtig, aber es war doch sehr charmant, wie er sich an Coopers Haaren versuchte, später ihre Gesundheitsbeschwerden kaum einschätzen konnte oder angesichts von Max' doch viel klarerem Bild auf die Welt nicht nur Ausflüchte suchen konnte. Es hat ihn nicht nur mehr zu einem Familienmenschen gemacht, sondern auch zu einem besseren Teamplayer. Dementsprechend hätte ich nicht gedacht, dass ich für Staffel 3 mal so gespannt wäre, was die Serie mit Ormwood nun vorhat.
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Auch wenn ich Amanda eben ein wenig ausgeklammert habe, so hat sie doch aber auch wieder eine sehr starke Episode geschrieben bekommen. Sohn wird dabei auch wieder sehr gut durch Sydney Park ergänzt, die ihre jüngere Version spielt. Ich finde es auch konsequent, immer wieder Geschichten aus Amandas Vergangenheit hervorzuholen, weil sie als Schwarze Frau es weit nach oben geschafft hat und dementsprechend muss sie in ihrer Karriere einiges richtig gemacht haben. Nun zeigt eben diese Rückblicks-Episode aber ein sehr ambivalentes Bild zu Amanda, was aber fast noch sinniger ist, denn so kann man sich seine ganz eigenen Gedanken machen und sich fragen, ob man ähnlich gehandelt hätte. Aber sie aus gewissen Situationen zu befreien, das ist auch Führungsstärke. Mit Amanda im Hinterkopf kann man aber auch gut den anfänglich noch mal aufgegriffenen Kritikpunkt in den Blick nehmen. Es bleibt dabei: Die Behörden bleiben oftmals separiert, wenn es auch weiterhin gemeinsame Ermittlungen gehabt, wie zu Beginn und zum Ende der Staffel hin. Aber es ist deutlich augenscheinlicher, dass die wichtigsten Figuren auf einer intimeren Ebene zusammenrücken. Ormewood braucht an einigen Stellen Hilfe mit der Familie und andere sind da. Auch Amanda kämpft wieder mehrfach wie eine Löwin für ihre Leute, wenn oft auch eine spitze Bemerkung hinterherfolgt. Aber er ist natürlich besonders schön an Will festzumachen, der in Staffel 1 so oft lieber der Solist war, aber das hat sich deutlich gewandelt. Ich habe die immer wieder gut positionierten Gemeinschaftsszenen auf jeden Fall sehr gefeiert!
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Will und Angie muss man eigentlich unweigerlich immer im Zusammenhang betrachten, weil die beiden weder gut miteinander, noch gut ohne einander können. Zu Beginn der Staffel sind sie getrennt, aber dennoch ist Will auf vorsichtige Art für Angie da, nachdem diese sich von ihren schweren Verletzungen erholen muss. Ich fand es gut, dass so auch ganz andere Seiten an den beiden aufgezeigt werden. Denn auch wenn die sexuelle Chemie unterschwellig immer vorhanden sein wird, aber die beiden haben durch gemeinsame Vergangenheit und vor allem geteilte Erlebnisse ein Verständnis füreinander, das andere Menschen nicht so leicht rekreieren können. Bei Will wurde mit Cricket (Susan Kelechi Watson), der Bombenexpertin, im Staffelauftakt etwas versucht. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, sie nach "This Is Us" wieder auf dem Bildschirm zu sehen und es war auch gleich eine spezielle Chemie mit Rodríguez da, aber leider, leider, Cricket hat die eine Episode nicht mal überlebt. Das war echt ein Schock! Aber es war irgendwie auch die Ausgangslage dafür, dass Will den intensiven Wunsch entwickelt zu ergründen, woher er genetisch und kulturell kommt. Ich hatte mit der Einführung von Antonio (John Ortiz) als sein Onkel ehrlich gesagt ein ganz komisches Gefühl. Als würde das nächste Unglück auf Will nur wieder warten, entweder weil Antonio nicht lange überlebt, oder weil er gar nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Aber letztlich war es wirklich ein Kapitel in Wills Leben, das ganz normal ausgespielt wurde. Sein Spanischlernen und dazu der Ausflug nach Costa Rica, wodurch Will sich auch vielem aus seiner Zeit als Pflegekind widmen konnte, das war sehr rund gestaltet, auch weil es mit den Ermittlungen immer wieder geschickt verknüpft wurde.
Angie ist nach ihrer Rückkehr in den Job vor allem als Mentorin gefragt. Einmal für Crystal (Chapel Oaks) und dann für Joey (Charlie Besso). Aufopfernd für andere, das war sie schon in Staffel 1. Bei ihr ist das Problem auch eher, dass sie sich für andere zu sehr reinwirft und sich damit selbst in Gefahr bringt. Aber sie sieht in Crystal auch zu sehr sich selbst, als sie einfach sich selbst überlassen zu können. Genau an diesem Punkt werden Will und Angie wieder zusammengeführt. Diese Beziehung wird auf eine Art immer fragwürdig sein, weil man beiden Figuren den Drang nach einem Neuanfang anmerkt, aber sie werden sich auf eine Art immer an früher erinnern. Dennoch wirkten sie diesmal zusammen gefestigter. Das wurde auch an Betty gut dargestellt, denn Angie war wahrlich kein Fan von dem kleinen Hündchen in Staffel 1, aber inzwischen sieht auch sie in Betty etwas, was irgendwie die Seele heilt. Deswegen haben sie dann zu dritt auch einige sehr gemütliche Szenen und sie helfen sich gegenseitig so, wie sie es brauchen. Umso heftiger ist natürlich das Staffelfinale. Es wurde sehr geschickt mit den gegenseitigen Sequenzen gearbeitet: Auf der einen Seite eine Zukunftsvision, so klar ausgearbeitet, dass man sie an Wills Stelle einfach leben wollen würde, aber auf der anderen Seite das Wissen umeinander und dass das Glück mit gewissen Geheimnissen vielleicht gar nicht möglich ist. Es war also am Ende echt herzzerreißend und bietet unweigerlich viel Potenzial für Staffel 3.
Fazit
"Will Trent" bestätigt in der kurzen zweiten Staffel das Niveau. Auch wenn ich Faith als Figur etwas vernachlässigt empfunden habe, aber ansonsten wurde wirklich viel Charakterarbeit geleistet, besonders bei Ormewood. Dazu wurde auch ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt, das immer inniger und authentischer erscheint. Die Fälle bleiben auch spannend und abwechslungsreich, was also unterm Strich belegt, dass Procedural-Serien durchaus herausstechen können.
Die Serie "Will Trent" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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