XO, Kitty - Review Staffel 1

Foto:

Nachdem mich Jenny Han zunächst mit ihren Büchern begeistern konnte und ich dann auch von ihrer adaptierten Filmtrilogie "To All the Boys I've Loved Before" zufrieden zurückgelassen wurde und nachdem ich auch weiterhin "Der Sommer, als ich schön wurde" auf Prime Vide als wunderbare Sommerserie 2022 empfunden habe, war es für mich selbstverständlich, dass ich auch die Spin-Off-Serie "XO, Kitty" begleiten würde. Zumal eben Han selbst wieder kreativ eingebunden wurde, was mich für sie als Autorin wirklich unheimlich freut. Es ist auch gut, dass Anna Cathcart noch einmal etwas älter geworden ist, um die als 16-Jährige angedachte Kitty darzustellen. Dennoch ist es natürlich eine Jugendserie, die sich an ein eher jüngeres Publikum richtet. Kann man sich die Serie aber auch als Erwachsener gut ansehen?

Foto: Choi Min-yeong & Anna Cathcart, XO, Kitty - Copyright: 2023 Netflix, Inc.; Park Young-Sol/Netflix
Choi Min-yeong & Anna Cathcart, XO, Kitty
© 2023 Netflix, Inc.; Park Young-Sol/Netflix

Zunächst einmal möchte ich in dieser Review die negativen Aspekte ansprechen, die sich für mich im Verlauf von 10 Episoden "XO, Kitty" herausgestellt haben. Sie sind mir aufgefallen, aber sie sind dennoch am Ende kein Argument, der Serie keine Chance zu geben, weswegen ich auch auf einer positiven Note enden will. Nun aber zur Kritik. Cathcart spielt Kitty auf jeden Fall großartig, da gibt es für mich nichts dran zu rütteln, aber dennoch ist die Figur durchaus anstrengend. Sie war auch schon in der Filmreihe laut und sich überall einmischend, aber wie gesagt, sie hätte sich ja auch etwas weiterentwickelt können. Ich finde es zwar wichtig, dass Kitty als Figur ganz bei sich geblieben ist, aber man kommt manchmal kaum mit, wie schnell sie sich von Rückschlägen erholt. Sie ändert wahnsinnig schnell ihre Meinungen und es ist eben auch manchmal pietätslos, wo sie sich überall einmischt, obwohl es sie eigentlich nichts angeht. Vermutlich habe ich diese Charaktereigenschaften und diese übertriebene Energie nur so gut ertragen, weil Kitty im Herzen ein echt guter Mensch ist. Sie denkt nicht nur an sich selbst, sie muss nicht integrieren oder Ähnliches und sie hat vor allem familiär Wurzeln, die sie als Mensch entscheidend prägen. Als ich letztens aber den Vergleich zu Lily Collins als Emily aus "Emily in Paris" las, da habe ich nur eilig genickt. Das passt gut. In Bezug auf Kitty gibt es auch noch einen weiteren Aspekt, den ich sehr schade fand. Sie argumentiert mehrfach, dass es bei dem Auslandsjahr nicht nur um Dae (Minyeong Choi) gehen sollte, sondern auch um ihre verstorbene Mutter und für sie ihre koreanischen Wurzeln zu ergründen. Davon habe ich leider nicht viel gesehen. Es wäre doch so passend gewesen, wenn sie als relativer Neuling in Südkorea mit uns gemeinsam dieses Land erkundet hätte. Aber dass sie es noch nicht mal schafft, Südkoreanisch zu lernen, das sagt eigentlich alles. Es sind genug südkoreanische Schauspieler*innen involviert, um das Authentische der Serie zu sichern. Schade, dass ausgerechnet Kitty dazu nicht viel beigetragen hat.

Foto: Anna Cathcart & Gia Kim, XO, Kitty - Copyright: 2023 Netflix, Inc.; Park Young-Sol/Netflix
Anna Cathcart & Gia Kim, XO, Kitty
© 2023 Netflix, Inc.; Park Young-Sol/Netflix

Ein weiterer Kritikpunkt ist definitiv auch, dass es für eine Teenieserie (leider) fast schon üblich ein munteres Hin und Her bei den Partnerschaften gibt. Mir ist bewusst, dass das auch zur Unterhaltung beiträgt, aber vielleicht bin ich dafür einfach zu alt. Aber auch unabhängig vom Alter finde ich es nicht immer passend, dass die Love Interests so fleißig gewechselt werden, wie es gerade beliebt. Eben gerade, weil es dabei zwangsweise verletzte Gefühle geben muss und ich weiß nicht, was das vermitteln soll, wenn es einfach nichts zählt. Auch hier ist Kitty wieder im Mittelpunkt. Sie ist für Dae angereist, entdeckt dann ihre Gefühle für Yuri (Gia Kim) und am Ende kommt auch noch Min Ho (Sang Heon Lee) um die Ecke. Der hat wiederum was mit Madison (Jocelyn Shelfo), Yuri liebt eigentlich Julianna (Regan Aliyah), ist aber in einer Fake-Beziehung mit Dae. Wenigstens stehen Q (Anthony Keyvan) und Florian (Théo Augier Bonaventure) für Konstanz. Ja, es ist schon stark durcheinander, aber es ist nicht alleine das, was mich etwas enttäuscht hat. Es war dann irgendwann auch die Handhabung von Dae. Auf der Schule ist er eher der Außenseiter, wenn auch nur vom Papier her, weil er eben nicht aus wohlhabendem Hause kommt. Dementsprechend waren die Ansätze mit seinem Vater Mr. Kim (Lee Sung-wook) und seiner Schwester Bora (Doyeon Ko) wirklich toll, aber irgendwann war das gar kein Thema mehr und der grundsympathische Dae wird einfach aufs Abstellgleis gestellt. Das fand ich megaschade, vor allem weil es bei den anderen Figuren rund gelungen ist. Es war nicht erklärlich, warum Dae plötzlich nicht mehr groß von Bedeutung war. Er hat am Ende einen runden Bogen bekommen, der wieder unterstrichen hat, dass er als Charakter eigentlich schon am meisten in sich ruht, aber es hat eben auch aufgezeigt, dass er am meisten vernachlässigt wurde.

Partnerlinks zu Amazon

Kommen wir nun aber zu den guten Teilen. Abseits dieser übertriebenen Liebesthematik fand ich, dass die typischen Kämpfe von Jugendlichen in der Pubertät gut dargestellt wurden. Kittys Identitätssuche, weil sie von ihren Schwestern am wenigsten von ihrer Mutter erleben durfte, war absolut nachvollziehbar. Aber genauso hat es auch gepasst, dass sie ihre Sexualität hinterfragt hat, als sie erstmals für ein Mädchen Gefühle entwickelt. Ich fand es angenehm, wie unaufgeregt das passiert ist und das Allerbeste war dann ohnehin ihr Gespräch mit ihrem Vater Dan (John Corbett), der völlig entspannt auf ihr Geständnis reagiert hat, wohl bisexuell zu sein. Da wurde dann genau die Familiendynamik aufgegriffen, die wir in der Filmreihe erlebt haben und die erfreulicherweise nicht verloren gegangen ist. In Bezug auf ihre Identitätssuche fand ich es schlau, dass rund um das gefundene Krankenhausbändchen in Bezug auf eine Geburt noch ein Mysterium eingebaut wurde. Mein erster Gedanke war tatsächlich skeptisch gewesen, aber in der Gesamtkonstruktion war es eine tolle Möglichkeit für Kitty wirklich herauszufinden, wer ihre Mutter war. Es sind auch schöne falschen Fährten gelegt worden, so dass die Storyline mir insgesamt am besten gefallen hat. Denn sie hat auch viele Figuren miteinander geknüpft, die alle etwas daraus ziehen konnten. Aber am meisten eben Kitty, die anschließend auch eine Art Frieden mit Südkorea schließen kann. Sollte es eine zweite Staffel geben, wird das Geschehen sicherlich wieder an die K.I.S.S. zurückkehren, aber dennoch ist es für Kitty erstmal rund gestaltet. Ein wichtiges Ziel ihrer Reise konnte sie nämlich erfüllen.

Foto: Anna Cathcart & Yunjin Kim, XO, Kitty - Copyright: 2023 Netflix, Inc.; Park Young-Sol/Netflix
Anna Cathcart & Yunjin Kim, XO, Kitty
© 2023 Netflix, Inc.; Park Young-Sol/Netflix

Yuri wirkt im Gegensatz zu Kitty viel mehr in sich ruhend. Sie ist zwar eine Figur, an die man sich auch erstmal gewöhnen muss, weil sie genauso nett wie egoistisch sein kann, aber spätestens durch ihre Familienverhältnisse verzeiht man es ihr irgendwann. Sie ist die rebellische Jugendliche par exellence und das war auch wichtig. Ihre Mutter Jina (Yunjin Kim) ist durch den Einfluss ihres fürchterlichen Ehemannes (Hyongchol Lee) nicht mehr die Frau, die einst mit Kittys Mutter eng befreundet war. Yuri hat dagegen immer wieder angekämpft, weil sie das Wesen ihrer Mutter eben im Kleinen erahnen kann, es sich aber ausgebrochen fühlt. Natürlich war ihre Fake-Beziehung mit Dae sehr klischeehaft, aber sie meinte es mit ihm dabei auch gut und sie hat vor allem ihr eigenes Ziel dabei nicht aus den Augen verloren. Auch wenn nicht zu erahnen ist, was in einer zweiten Staffel passieren könnte, ihre beständige Liebe für Julianna trotz der Distanz war schon inspirierend. Min Ho wiederum stammt aus einem bekannten Elternhaus. Er ist ein Star, ohne ein Star zu sein, aber sich zu verhalten, macht einen innerlich ja nicht gleich glücklich. Zwar hat er vor allem zu seiner Mutter ein doch sehr gutes Verhältnis, aber ihm ist immer anzumerken, wie ihn das gleichzeitig auch schmerzt, weil er nur zu selten ausgiebigen Kontakt zu ihr haben kann. Dementsprechend fand ich Min Hos Klammerung an Dae als seinen Freund auch sehr nachvollziehbar, denn er wird unter enormen Verlustängsten leiden und Kitty ist eben die, die eine noch natürlichere Verbindung zu seinem besten Freund hat. Dass er sich am Ende in Kitty verliebt und wie er damit umgeht, das war schon sehr amüsant, aber ich konnte es auch irgendwo verstehen. Selbst wenn sie keine Mutter mehr hat, man merkt ihr eine Verwurzelung an und ich denke, dass sich Min Ho speziell danach sehnt. Er ist damit eine oberflächlich erscheinende Figur, aber mit ganz viel Seele in sich drin.

Foto: Anthony Keyvan & Théo Augier, XO, Kitty - Copyright: 2023 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix
Anthony Keyvan & Théo Augier, XO, Kitty
© 2023 Netflix, Inc.; Courtesy of Netflix

Ein weiteres Highlight ist auch Lehrer Alex (Peter Thurnwald). Ich war anfangs etwas irritiert, was er genau für die Geschichte bedeutet, denn seine direkte Verbindung zu Kitty war etwas seltsam. Am Ende hat es sich clever aufgelöst, aber ich muss auch so sagen, dass Alex eine unwahrscheinlich angenehme Präsenz war. An einer Stelle wurde es richtig betont, er ist nicht der perfekte Lehrer, weil er auch etwas zu gutgläubig ist und sich auf der Nase herumtanzen lässt, aber was ihn als Lehrer grandios macht, das ist seine Empathie und seine Weitsicht, dass über das Lehrmaterial hinaus noch so viel mehr den Schüler*innen zu vermitteln ist. Er war aber auch so angenehm, weil er im krassen Gegensatz zu Professor Lee (Michael K. Lee) steht. Beide können den Schüler*innen auf ihre Art und Weise etwas mitgeben. Ein Highlight ist aber auch Q. Sein Darsteller Keyvan war auch schon in "Love, Victor" zu sehen und als stolzer schwuler Charakter ist er wirklich sehr gut besetzt. Er hat auch so eine magnetische Präsenz, der man sich kaum entziehen kann. Vor allem ist er eben auch die Figur, die Kitty sofort willkommen heißt. Deswegen fand ich seine Freundschaft mit ihr auch so toll. Sie entstand natürlich, ohne großes Aufheben und die beiden haben sich perfekt ergänzt, nicht nur als Matchmaker. Aber auch die Liebesgeschichte zu Florian gehörte wie erwähnt zu den beständigsten Elementen dieser Staffel. Auch für Florian als Nebenfigur hat man einen guten Hintergrund hinbekommen. Vielleicht fehlt zu Q selbst noch einiges, über den ich über sein Wesen hinaus gar nicht so viel sagen kann, aber das hat mich auch nicht gestört, denn Q ist einfach ein toller Kerl und es ist wichtig, wie er für andere fungiert und wirkt. Aber dennoch dürfte er für eine zweite Staffel noch besser ausgearbeitet werden.

Partnerlinks zu Amazon

Fazit

"XO, Kitty" ist in vielen Aspekten deutlich auf ein junges Publikum ausgerichtet und das merkt man vor allem an dem wilden und unentschlossenen Liebesreigen. Dennoch disqualifiziert das ältere Altersgruppen keinesfalls. Ja, vielleicht verdreht man mal die Augen, aber alles in allem finde ich die Serie authentisch. Sie hat noch Potenzial nach oben, vor allem wenn es um die südkoreanische Kultur geht, aber sie bietet auch viel Tiefsinn, wo es darauf ankommt. Vor allem aber fängt sie die Atmosphäre auf, die man durch die "To All The Boys I've Loved Before"-Filmreihe lieben gelernt hat.

Die Serie "XO, Kitty" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

Zur "XO, Kitty"-Übersicht

Kommentare