"And just like that..." but make it diverse - Wie sich das "Sex and the City"-Revival der modernen Gesellschaft stellt

Am 9. Dezember 2021 startete die neue Staffel von "Sex and the City" - äh, die Fortsetzung "And Just Like That…" in den USA bei HBO und in Deutschland bei Sky. Inzwischen sind die neuen Folgen auch im deutschen Free-TV bei VOX zu sehen. "Sex and the City" war immer eine 'comfort show' für mich, aber I couldn't help but wonder: Ist es gay?

"Sex and the City" drehte sich um vier Singlefrauen in New York City. Das war aber 1998. Inzwischen sind diese vier Singlefrauen zu dritt – und verheiratet. Demnach haben sich die Geschichten rund um schlechte Dates, schlechten Sex und coole Klamotten deutlich geändert. Wobei, die coolen Klamotten sind definitiv geblieben. Carrie Bradshaw beziehungsweise Carrie Preston (Sarah Jessica Parker, deren jugendliches Wesen auch in der neuen Serie bezaubert wie eh und je) prägt alte wie neue Looks, vor allem: Zwei Taschen gleichzeitig zu tragen. Die sehr großen Blüten sind ebenso zurück. "Sex and the City" war aber mehr als märchenhafte Mode – und wenn wir ehrlich sind, war auch nicht jedes Outfit ein Mädchentraum aus Tüll, so, wie die Medien es gerne romantisieren.

"Sex and the City" war in jeder Hinsicht bahnbrechend und thematisierte, was zu diesem Zeitpunkt rund um die Jahrtausenderwende ein echtes Tabu war: Frauen haben Sex und Spaß daran! So führte Samantha Jones (Kim Cattrall) über mehrere Episoden hinweg eine lesbische Beziehung - und für Samantha hieß das einiges, denn eigentlich führte sie noch nicht einmal heterosexuelle Beziehungen. Damals hatte noch nicht jede Serie einen "Quotenqueero", wohlgemerkt. Auch Carrie fand sich Lippen an Lippen mit einer Frau wieder: Mit Alanis Morissette alias Dawn auf einer Party.

Samantha jedenfalls ist bekannterweise nicht im Sequel am Start: Kim Cattrall möchte nicht mehr länger "sich auch nur eine Stunde" in einer Situation unwohl fühlen, sagt sie. So bleiben in der Clique noch Charlotte York Goldenblatt (Kristin Davis) und Miranda Hobbes (Cynthia Nixon). Dazu kommt das schwule Ehepaar Stanford Blatch (Gott hab ihn selig: Willie Garson) und Anthony Marantino (Mario Cantone).

Natürlich, das klingt jetzt nicht nach der queeren Totalexplosion. Aber selbst "The L Word - Wenn Frauen Frauen lieben", die Mutter aller Lesbenserien (oder auch: die fast einzige), hatte einiges nachzuholen, um repräsentativ für alle in eine neue Runde zu starten. Auch "Charmed" kam beispielsweise super divers zurück. Was heißt das für "And Just Like That…" und wie wurde es umgesetzt?

Es gibt mehr als Cis-Gender

Diese Erfahrung darf Miranda sehr verwirrend machen. Sie ist zurück an der Uni, um sich mehr für Frauenrechte einzusetzen. Hier wurde übrigens schön die Entwicklung der letzten Jahre unter Trump eingeflochten, so wie später auch mehrfach auf die Covid-19-Pandemie hingewiesen wird. Jedenfalls sind Mirandas Kommilitonen Kommiliton*innen und überhaupt alles in between. Carries Boss, Che Diaz, gespielt von Sara Ramirez (selbst nonbinary) ist ebenfalls die Definition von "queer". Und dabei gekleidet wie ein absoluter "Stud" (über-maskulines Äußeres, mit viel schwarz und derbem Schmuck). Che sprüht als Stand-up-Comedian nur so vor Selbstbewusstsein. Personen in der Szene wie Che gibt es unzählige, was Che äußerst authentisch macht. Che mag die Fangemeinde spalten, der queere Teil sagt aber: "JA!" Dann wäre da noch eine Transfigur, deren Entwicklung wirklich authentisch gehandhabt wurde.

Es gibt auch Frauen, die nicht weiß sind

Diese Erfahrung darf Miranda ebenfalls sehr verwirrend machen. Beziehungsweise: Weil sie alles versucht, richtig zu machen, springt sie bei ihrer schwarzen Professorin (Karen Pittman) mit viel Schwung ins Fettnäpfchen. "Sex and the City" schreckte halt nie vor absoluten Cringe-Situationen zurück (was Carrie auch in #7.02 Das kleine Schwarze sehr eindrucksvoll unter Beweis stellen darf, in Bezug auf einen uns allen sehr bekannten Charakter).

Im Vorfeld wurde vermutet, dass man Samantha einfach mit einer vierten Person im Freundinnenkreis ersetzt hätte. Das ist nicht der Fall, dennoch spielt wiederkehrend eine "Schwarze Charlotte" eine große Rolle: Nicole Ari Parker als Lisa Todd Wexley ist wie Charlotte im Elternbeirat der Schule. Darauf angesprochen, wie die Aktrice es gefunden hat, dass "Sex and the City" gar so weiß war? "Die Armen!"

Samanthas Abwesenheit selber ist mal mehr, mal weniger gut gelöst. Dass die Begründung generell übertrieben wirkt, mag ein Hinweis auf die realen Umstände im Cast sein. Nichtsdestotrotz fehlt sie am Restauranttisch der Freund*innen nicht – selbst, wenn die Clique nur zu dritt ist. Die Dynamik stimmt.

Es geht nicht mehr zwangsläufig um Sex

Carrie spricht zwar jetzt in einem Podcast ("die sind jetzt wie Jurypflicht!") über Sex, wenngleich sie inzwischen weniger "and is not afraid to ask" ist. Im Grunde trifft es eigentlich wieder Miranda, die sehr plakativ ihre Sexerfahrungen macht … Eine super heiße, queere Szene gibt es daher in #7.04 Einige meiner besten Freunde.

Ansonsten hat ein eher jüngerer, vertrauter Charakter aus dem Ensemble sehr viel Sex. Für diesen ist das "Kondom auf jeden Fall halb voll", wie Carrie zu sagen pflegt. Und das gilt auf jeden Fall für das gesamte Prequel!

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Simone Bauer - myFanbase
20.01.2022 15:24

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