Review: #9.13 Das große Fressen
Der Fall der Woche rund um peruanische fett-saugende Monster funktioniert besser als der aus der letzten Folge, vor allem da es humorvoller zur Sache ging. Die Auswirkungen des kürzlich stattgefundenen Gespräches der Brüder werden zwar in typischer Manier zur Seite gestellt, aber nicht vollständig vernachlässigt.
"I'm a pishtaco." - "A fish taco?"
In letzter Zeit bin ich mit den Autoren ziemlich hart ins Gericht gegangen und deswegen wird es wieder Zeit, dass ich ihnen ein Kompliment mache. Nach neun Staffeln schaffen sie es manchmal immer noch, uns bis dato unbekannte Monster zu präsentieren, in diesem Fall den Pishtaco. Dieses Wort gibt es tatsächlich und es ist schon eine beachtliche Leistung, wie viele Mythologien die Autoren durchforsten, um sich für ihre Monstergeschichten inspirieren zu lassen. Die peruanischen Pishtacos in "Supernatural" entnehmen ihren Opfern beziehungsweise Klienten Fett, indem aus ihrem Mund eine saugnampf-ähnliche Zunge hervorkommt, die sich am Körper festsaugt. Das war sogleich der ekelerregendste Moment in der Geschichte dieser Serie und das will schon was heißen. Wenn literweise Blut in übertriebenem Maße durch die Gegend spritzt, findet man das mittlerweile sogar lustig, aber der Anblick dieser komischen Zunge werde ich so schnell nicht los und ich war nur froh, dass ich beim Schauen nicht gerade beim Essen war!
Sam und Dean verschlägt es in ein Spa, um dort herauszufinden, wieso ein paar Bewohner aus einem kleinen Örtchen in Minnesota einer übernatürlichen Schlankheitskur zum Opfer fielen. Dafür geben sich beide als Trainer aus und Deans Enthusiasmus, den er den Besitzern des Spas vortäuscht, hat meine Lachmuskeln schon in Bewegung gesetzt. Auch Sams Wissen über Yoga entlockt einem ein Schmunzeln. Der Humor kommt in dieser Episode wirklich zur Geltung und trotz der immer noch angespannten Situation der Brüder wirkt er nicht Fehl am Platz.
Nun bekommt man es zwar mit einem neuen Monster zu tun, jedoch nicht mit einer neuen Herangehensweise. Maritza braucht menschliches Körperfett, um zu überleben, deswegen öffnete sie mit ihrem Ehemann dieses Spa, um Menschen beim Abnehmen zu helfen und nebenbei den eigenen Hunger zu stillen. Genauso also wie in der letzten Folge wird uns ein übernatürliches Wesen vorgeführt, welches mit den Menschen zu koexistieren versucht, ohne großen Schaden anzurichten. Das ist schon eine alte Leier, ganz besonders, wenn zwei Episoden hintereinander dieselbe Thematik behandeln. Und genauso wie letztes Mal sind es wieder Familienmitglieder, die im Endeffekt mit zwei verschiedenen Ansichten aneinander prallen. Während Maritza den Menschen sogar noch helfen will, hat ihr Bruder Alfonso sich nicht unter Kontrolle und gibt seinem Heißhunger auf Fett freien Lauf.
Am Ende so eines Falles stellt sich dann verständlicherweise für die Brüder die Frage, was nun mit dem Monster passiert, das sich gut verhalten hat. Maritza hat ihren Bruder als Mörder enttarnt und Sam und Dean bei der Jagd geholfen, obwohl sie dadurch ein geliebtes Familienmitglied verloren hat. Sams Mitgefühl kämpft und siegt gegen Deans Entschlossenheit, jedes Monster zu töten, genauer gesagt, jedes bis auf Garth und Benny. Im Grunde genommen ist das schon eine sehr egoistische Haltung vom älteren Winchester. Diejenigen, die er als seine Freunde bezeichnet, verschont er, dafür hat er keine Probleme damit alle anderen Monster zu töten, Sams übernatürlichen Freunde (Amy) eingeschlossen.
"Alright, you want to be honest, if the situation was reversed, and I was dying, you'd do the same thing." - "No Dean, I wouldn't. Same circumstances, I wouldn't."
Am Anfang der Folge sieht man einen ermüdeten und schon am Morgen Alkohol trinkenden Dean, dem die Konversation mit Sam, aus der hervorging, dass er ihn nicht mehr als seinen Bruder ansieht, tief in den Knochen sitzt. Und wen wundert das? Dementsprechend fand ich es sehr komisch, dass ihn Sam dann noch fragt, was denn mit ihm los sei. Nach wie vor muss ich bei dem Gedanken den Kopf schütteln, dass der jüngere Winchester an einer rein beruflichen Beziehung zu Dean festhalten möchte. In dieser Folge hat man gesehen, dass sie zwar gemeinsam einen Fall lösen können, doch ihr Umgang ist weit davon entfernt, gesund zu sein. Sie verpassen sich kleine Seitenhiebe, als Dean zum Beispiel Sam davon überzeugen will, dass er besser mit der attraktiven Fitnesstrainerin sprechen sollte. Darin steckt kein Humor, sondern passive Aggressivität.
Und so kommt es auch, dass die Brüder ihr Gespräch aus der letzten Folge fortführen und weitere brutal ehrliche Worte ausgetauscht werden. Es ist erneut Sam, der seinem Bruder verbal eins auf die Nase gibt, doch ich muss zugeben, dass diese brutale Ehrlichkeit wirklich von Nöten ist. Sie zeigt kontinuierlich, dass sich Sam nicht nur weiterentwickelt hat, sondern seinem Bruder auch dessen Fehlverhalten vor Augen führen kann. Ein gewisser Egoismus steckt tatsächlich in Deans unerschütterlichem Bemühen, Sam retten und sein heroischer großer Bruder sein zu wollen. Dafür nimmt Dean jedoch durchaus Leid auf sich und diesbezüglich muss ich Sam stark widersprechen, denn er scheint vergessen zu haben, dass sein Bruder für ihn buchstäblich durch die Hölle gegangen ist. Dean leidet, das weiß jeder Zuschauer! Im Kern drücken Sams Worte allerdings Deans Unfähigkeit aus, ein eigenes Leben führen zu können. Er ist im hohen Maße von Sam abhängig und definiert sich dadurch, was er alles für seinen Bruder tut. In diesem Licht betrachtet ist Sams Offenbarung, dass er, wäre er an Deans Stelle gewesen, seinen Bruder nicht gerettet hätte, alles andere als kaltherzig. Er hätte einfach gewusst, dass Dean dann bereit gewesen wäre zu sterben und Sam hätte diesen Entschluss respektiert. Es geht für den jüngeren Winchester immer darum, es zuzulassen, dass die Brüder unabhängig voneinander Entscheidungen treffen können. Vielleicht hat Dean deswegen Angst vorm Alleinsein, weil er, wenn er nur auf sich gestellt wäre, kein Kampfeswillen mehr hätte. So komme was wolle, Sam war für ihn immer der Katalysator zum Weitermachen.
Der Stein kam ins Rollen und es fühlt sich gerade richtig an, in welche Richtung sich die Beziehung der Brüder entwickelt, obwohl ich nicht komplett vergessen kann, dass am Ende der fünften Staffel dieser Konflikt der Winchesters mehr oder weniger gelöst wurde. Aber die Serie befindet sich nun mal in ihrer neunten und bald sogar zehnten Staffel, also sollte man jegliche positiven Ansätze auch würdigen. Denn eine neue Situation wäre ohne Zweifel damit geschaffen, wenn beide Brüder noch am Leben sind, gemeinsam arbeiten und endlich in einem gesunden Maße voneinander abhängig sind. Ein Zustand, wo sie sich gegenseitig respektieren und nichts mehr verheimlichen.
Fazit
Der Fall der Woche hat seine Schwächen, aber die Inszenierung war nicht so unspektakulär wie beim letzten Mal. Deans Gesichtsausdruck zum Schluss droht einem das Herz zu brechen, aber ich bin überzeugt davon, dass ihm Sam mit seinen Worten einen Gefallen tut. Der ältere Winchester muss lernen, sich selbst schätzen zu können und sein Selbstwertgefühl nicht hauptsächlich von seiner Rolle des großen Bruders abhängig zu machen.
Lukas Ostrowski - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The PurgeErstausstrahlung (US): 04.02.2014
Erstausstrahlung (DE): 21.12.2015
Regie: Phil Sgriccia
Drehbuch: Eric Charmelo & Nicole Snyder
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