Noch besser als Staffel 1 - Review Staffel 2
"Supernatural" hat sich mit der ersten Staffel die Messlatte sehr hoch gelegt und begeisterte in vielfacher Hinsicht. Vor der Ausstrahlung der zweiten Staffel bei ProSieben im Herbst steht die Frage im Raum, ob die Geschichte um die beiden Winchester-Brüder ihr Niveau auch halten kann.
Sam, Dean und John
Über die schauspielerische Leistung von Jensen Ackles und Jared Padalecki aka Dean und Sam Winchester muss hier gar nicht gesprochen werden, denn sie spielen, wie bereits in der ersten Staffel, absolut überzeugend. Beide Schauspieler waren Glücksgriffe und hauchen "Supernatural" die nötige Seele ein.
Mit den Charakteren wird es allerdings in der zweiten Staffel schwieriger. Auf der einen Seite ist es wunderschön zu sehen, dass sich die Figuren weiterhin entwickeln, schneller und drastischer noch als in der ersten Staffel. Die Beziehung der Brüder wird immer besser und folglich wird es auch für den Zuschauer leichter, in den Gesichtern der Winchesters zu lesen. Auf der anderen Seite haben wir aber da den riesigen Konflikt in der Familie, ausgelöst durch den Tod des Vaters (siehe #2.01 Während ich starb) gleich zu Beginn. Die Folgen zwei bis vier hinken in ihrer Glaubwürdigkeit der restlichen Staffel hinterher, weil die Reaktion Deans auf den Verlust seines Vaters und sein Schuldgefühl an dessen Ableben bei jedem verständlich wäre... außer bei Dean. Hier ist es den Drehbuchautoren meiner Meinung nach nicht gelungen, den Charakter des großen Bruders einzufangen. Die anscheinend gewollte Unberechenbarkeit Deans schlägt in Antipathie um und die Appelle Sams nerven bereits nach der dritten Folge.
Gott sei Dank werden die Brüder recht schnell wieder – und hier äußerst gelungen am Ende von #2.04 Spiel nicht mit toten Dingen – von den Autoren aufgefangen und hier beginnt die eigentliche Spannung der zweiten Staffel. Das Potenzial, das die letzte Unterhaltung zwischen Dean und seinem Vater in sich birgt, wird voll ausgeschöpft. Die ständigen Versuche Sams, sich von Dean zu distanzieren, um sich seinem Schicksal zu stellen, sind ebenso mitreißend wie die Tatsache, dass die zwei Winchester-Brüder in der Zwischenzeit zu stark miteinander verbunden sind, als dass sie sich gegenseitig etwas vormachen könnten. Ihr gemeinsamer Kampf gegen das vermeintliche Böse in Sam macht die Staffel nach einem schwachen Einstieg mehr als sehenswert. Und dafür sorgen nicht nur die Helden, sondern auch die Bösewichte der Serie.
Der gelbäugige Dämon und seine bösen Freunde
Bereits nach dem Finale der ersten Staffel durfte man auf einen Bösewicht der Sonderklasse hoffen. Nachdem nun das Geheimnis um den Tod der Mutter gelüftet ist, bekommen es Sam und Dean jetzt wirklich mit genau diesem Bösewicht zu tun. Der gelbäugige Dämon, der Erzfeind der Winchesters, ist ein Gegner mit Karat. Fredric Lehne gibt seinem Charakter Format und Stil und wäre er nicht so böse, könnte man den psychopathischen Auswuchs der Unterwelt beinahe sympathisch finden. Und auch seine Anhänger und Kinder haben sich eine Scheibe von ihm abgeschnitten und spielen mitunter nett anzusehende übernatürliche Wesen. Der Crossroad-Dämon aus #2.08 Kreuzung zur Hölle und der Trickster aus #2.15 Tricks und Legenden zählen wohl zu den Meisterleistungen des Teams und wenn Fälle einmal nicht mit solchen charmanten Wesen ausgestattet sind, dann wird, wie in Staffel eins, zumindest Gänsehaut garantiert.
Mitunter gut gelungen ist auch der Aspekt, dass nicht alles Böse absolut böse und alles Gute absolut gut ist. Wahrscheinlich musste man diesen Kompromiss alleine schon wegen des roten Fadens eingehen, in den sich Sam so schön verstrickt. Wären alle Folgen in schwarz-weißer Weltsicht gedreht worden, hätte Sams Konflikt wahrscheinlich an Glaubwürdigkeit verloren.
Die neuen Charaktere
Mit der Glaubwürdigkeit hapert es allerdings teilweise bei einem der neuen Charaktere. Gordon Walker mag gut gespielt sein, mag sogar als Charakter genau das sein, was er sein soll – ein skrupelloser Vampirjäger – er ist und bleibt jedoch bei "Supernatural" überflüssig. Außer das Leben Sams in Gefahr zu bringen, hat er anscheinend keinen wirklichen Auftrag in der Serie, denn für die "Schattenseite" des Berufes Dämonenjäger, also für die Extremisten der Branche, bleibt er alles in allem zu blass. Er handelt unmotiviert – sogar gefühlsmäßig, wie es scheint – und fanatisch, und nervt von Auftritt zu Auftritt mehr. Mag sein, dass er einige Leute als hirntote Killer-Maschine überzeugen konnte, für mich hat er in dieser Serie nichts verloren.
Ganz im Gegensatz dazu stehen die anderen neuen Charaktere. Ellen, Jo und Ash geben der Serie sowohl Charme als auch Witz und Tiefgang. Den Drahtseilakt zwischen Humor und Gefühl können die Drei ebenso gut mitmachen wie Bobby, der vor allem im Staffelfinale vollkommen überzeugen kann. Gordon Walker bleibt also als Charakter der einzige Schwachpunkt. Auch kleinere Rollen wie die Psycho-Freaks, sind wundervoll fertig gezeichnete Persönlichkeiten und so glänzt "Supernatural" auch in den kleinsten Nebenrollen mit überdurchschnittlich guten Schauspielern, einem einfühlsam geschriebenen Drehbuch und nicht zuletzt mit einer kreativen Leitung, die es versteht, Details wichtig zu nehmen und somit das gewisse Etwas auch aus einer Mystery-Serie herauszukitzeln.
Stärken und Schwächen
Die Serie besticht weiterhin durch gute Schauspieler, einer deutlichen Entwicklung der Charaktere und der Handlung, geradezu perfekten Bösewichtern und viel Liebe zum Detail. Der neue Handlungsstrang, der sich aus dem der ersten Staffel ergibt, bietet den perfekten roten Faden, der zu solidem Stoff verwoben wird. Außerdem wird einem im zweiten Teil des Finales großes Kino geboten, das einen alle Schwächen vergessen lässt.
Diese weist die Serie klar in den ersten Folgen auf, sowohl inhaltlich als auch im Bild der Charaktere, allerdings ist das zu vernachlässigen, weil man schnell mit guten Folgen entschädigt wird. Größte Schwachstelle ist mit klarem Vorsprung Gordon Walker, der gut und gern aus der Serie geschrieben werden könnte.
Fazit
Die Macher der Serie lehnen sich bisweilen zu weit aus dem Fenster und geraten so bei ihrem Tanz auf dem Drahtseil ein wenig aus der Balance. Manchmal bekommt man als Zuschauer zu viel Pathos, zu viel Fanatismus, zu viel Experimentelles bei den handelnden Personen. Sieht man von diesen Ausrutschern ab, kann "Supernatural" durchaus an die erste Staffel anknüpfen, wird sogar gegen Ende der zweiten Staffel besser als in ihren Anfangszeiten, weil man vertrauter mit den Winchesters wird. Ausschlaggebend, auch für die dritte Staffel wieder einzuschalten, sollte einen das alles noch nicht überzeugt haben, ist die Storyline, die sich aus dem Finale ergibt.
Eva K. - myFanbase
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