Eine perfekte Season - Review Staffel 3

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Die Tage bis zur Ausstrahlung der vierten Staffel in den USA kann man mittlerweile an den Fingern abzählen. Der ideale Zeitpunkt also, um noch einmal einen Blick auf die dritte Staffel von "Supernatural" zu werfen.

Dean und Sam: "Deal Or No Deal?"

Nachdem sich im Finale der zweiten Staffel der eine Handlungsbogen zumindest fürs Erste geschlossen und sich damit eine neue Storyline aufgespannt hatte, wurde ordentlich Adrenalin in die Fan-Adern gepumpt. Immerhin hatte Dean seine Seele verkauft für seinen kleinen Bruder und nur noch ein einziges Jahr bleibt ihm. Folglich stellte man sich jede Minute jeder Folge nur eine einzige Frage: Kommt der ältere Winchester aus der Misere unbeschadet heraus oder landet er im ewigen Höllenfeuer? Dass sich diese Frage nicht nur die Fans, sondern auch die Hauptcharaktere stellten, zählte zu den wichtigsten Aspekten der dritten Staffel. Sowohl Dean als auch Sam bekommen einen vollkommen neuen Schliff.

Foto: Jensen Ackles, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jensen Ackles, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Dean, der sich zunächst vollkommen verschließt, wird vorübergehend zum draufgängerischen Jäger. Schließlich hat er nichts mehr zu verlieren, ist gewissermaßen schon ein toter Mann. Von Folge zu Folge wird aber dargestellt, was wirklich in Dean vorgeht. Er hat Angst. Angst davor, zu sterben. Angst davor, in die Hölle zu kommen. Angst davor, als Dämon wieder zurückzukehren. Und mehr als alles andere hat er Angst davor, gerettet zu werden, denn jedes Auflösen des Deals würde den Tod seines Bruders nach sich ziehen – ebenfalls Teil des Deals. Jensen Ackles spielt überzeugend die Zerrissenheit, mit der der ältere Winchester zu kämpfen hat.

Ebenso überzeugend agiert Jared Padalecki als Sam, der einzig und allein von dem Gedanken beseelt ist, seinen Bruder aus dem Teufelspakt herauszuholen. Das Skrupellose an seinem Verhalten ist neu, aber vollkommen verständlich. Einerseits kämpft er mit allen Mitteln, um einen Weg zu finden, um sowohl Dean als auch sich selbst vor dem Deal zu schützen, andererseits muss er sich wohl oder übel Möglichkeiten überlegen, alleine zurecht zu kommen. Sam wird stärker in der dritten Staffel, direkter. So eine Persönlichkeitsänderung durchzuziehen, ohne die typischen Züge des Charakters zu verlieren, ist schwer und dafür alleine muss man dem "Supernatural"-Team ein Lob aussprechen.

Die Gegner

Bereits in der zweiten Staffel hing man bei "Supernatural" sehr am roten Faden. Das wird allerdings in der dritten Staffel bei Weitem verstärkt. Natürlich gibt es immer wieder kleine Ausflüge in andere "Jagdgebiete", im Grunde gibt es aber nur eine Gegnerin und die heißt Lilith. Der gelbäugige Dämon der Vorgängerstaffeln hatte Stil, hatte eine gewisse Eleganz, trotz seiner Brutalität. Lilith, die ganz entschieden dessen Konkurrentin ist, ist hingegen ein durchtriebenes Biest. Zudem ist sie die Vertragshalterin des teuflischen Pakts von Dean. Lilith ist die treibende Kraft im Hintergrund. Sie hält in jeglicher Hinsicht die Fäden in der Hand. Und sie hat Angst vor Sam, weil es ihm ja bestimmt sein soll, die dämonischen Armeen zu führen. Nimmt man also alle Facetten der neuen Gegnerin und vereint sie mit ein paar übriggebliebenen Aspekten der alten Staffeln, dann versteht man, warum Sam und Dean beinahe nur gegen Anhänger Liliths kämpfen, Dämonen also.

Einerseits dient das vollkommen der Geschichte, andererseits ist es schade, dass nun fast nur gegen Dämonen gekämpft wird und die alten Grusel-Legenden ein wenig in den Hintergrund rücken. Immerhin haben die "Ur-Ängste" immer einen Teil der Serie ausgemacht. So lange aber die Dämonen so einfallsreich gewählt sind wie in der dritten Staffel, kann man darüber hinwegsehen. Die Autoren sollten nur aufpassen, dass sie nicht uninnovativ werden, denn das würde der Serie ganz sicher das Tempo nehmen.

Ein großer Dank gebührt übrigens den Machern für den Abschied Gordon Walkers in #3.07 Fresh Blood. Nachdem er zwei Staffeln lang für Unruhe gesorgt hatte, wurde die Nervensäge endlich in die ewigen Jagdgründe geschickt. Den Todesstoß hätte man zwar ein bisschen weniger schockierend gestalten können – immerhin durchtrennt ihm Sam mit einem Stück Draht den Hals – dennoch: weg ist weg und man hat gut daran getan, ihn aus der Serie zu schreiben.

Ruby und Bela

Zwei anderen Figuren trauert man hingegen schon etwas eher nach – Ruby und Bela, der neue weibliche Zuwachs der Crew.

Bela, die den Winchesters, um sich selbst zu bereichern, Steine in den Weg legt, wann sie nur kann, ging vielen, wenn nicht den meisten Fans sehr auf die Nerven. Und in der Tat konnte man die Diebin eigentlich gar nicht mögen. Dennoch muss man sich fragen, warum sie so eine Nervensäge war: Weil sie einfach keinen Auftrag in der Serie besaß, außer Dean und Sam zu ärgern. Denn einzig und allein für ihre Enthüllungen in #3.15 Time Is On My Side ist ihre Rolle einfach zu groß angelegt, man hätte diesen Part einfach kleiner besetzen können. Die Serienmacher hatten Bela ja eine größere Rolle angedacht. Dass sie auf die Fan-Reaktionen selbst reagierten und Bela zum Serientod verdammten, ist lobenswert, aber gleichsam unbedacht.

Denn: "Die Fans mögen Bela nicht, wie können wir ihren Charakter erhalten?" wäre besser gewesen als "Die Fans mögen Bela nicht, lassen wir sie einfach ein wenig nerven, bis wir sie raus schreiben!" Meiner Meinung nach hat man in diesem Fall einiges verschenkt.

Ruby hingegen, die nette Dämonin von nebenan, wurde mit vollstem Potenzial geschrieben und dementsprechend gut aufgenommen. Ihr Charakter, das Menschliche in ihrem dämonischen Blut und die Enthüllung dessen, was sie weiß, macht sie wichtig für die Serie. Ruby schmeißt den Brüdern ihr Wissen häppchenweise vor die Füße und bringt damit die nötige Spannung auf – man kann Dean retten, man kann Dean doch nicht retten, Dean wird ein Dämon, Sam muss seine Kräfte finden, etc. Im Grunde ist Ruby der ideale Katalysator der dritten Staffel. Ohne großartig beteiligt zu werden, treibt sie die Handlung voran und spannt immer wieder den Spannungsbogen fester. Ruby aus Kostengründen zu verlieren, ist ein notwendiges Übel, das man akzeptieren, leider aber auch bedauern muss.

Stärken und Schwächen

In der dritten Staffel nach Stärken zu suchen, ist schwer, weil die dritte Staffel nur aus Stärken besteht. Wir haben, wie immer, perfekt gespielte und noch verfeinerte Hauptcharaktere. Wir haben einen mitreißenden Spannungsbogen. Wir haben tolle Gegenspieler und tolle Mitstreiter. Wir haben wahnsinnig viele bewegende Momente zwischen den Brüdern und einige gute Ansätze für die vierte Staffel.

Die Schwächen der dritten Runde im Kampf gegen das Böse liegen im Grunde noch in der Zukunft. Wird man es schaffen, die Storyline realistisch zu halten? Schafft man es, den Fans einen Ersatz für Ruby zu liefern? Schafft man es, bei vielen Dämonen kreativ zu bleiben? Kann man das Band zwischen den Brüdern weiter im Positiven ziehen? Diese Fragen muss man sich notwendigerweise am Ende der dritten Staffel stellen. Diese steigert sich noch im Vergleich zur zweiten Staffel und der einzig richtige Schwachpunkt, #3.13 Ghostfacers!, ist mehr oder minder dem Autorenstreik zuzuschreiben.

Fazit

Die dritte Staffel lebt von der Beziehung und der Geschichte der Brüder und steigert sich von Folge zu Folge. Dass Dean in der letzten Folge, #3.16 No Rest for the Wicked, wirklich seinem Pakt zum Opfer fällt und stirbt, ist der einzig realistische Ausgang und gerade durch diese stille, morbide Selbstverständlichkeit erhält die Staffel einen auf brutale Weise berührenden Abschluss, der perfekt zu ihrem ganzen Verlauf passt. Top!

Eva K. - myFanbase