Bewertung

Review: #3.02 Your Body is a Battleground

Wie meist am Anfang einer neuen Season, braucht "Switched at Birth" immer eine Weile, bis sich die prägenden Handlungsstränge für die gerade gestartete Staffel klar herausbilden. So ist auch nach der zweiten Episode von Staffel 3, #3.02 Your Body is a Battleground noch nicht so richtig klar, wie sich die Geschichten unserer Protagonisten weiterhin entwickeln werden. Im Vordergrund stehen aktuell noch die zahlreichen Veränderungen in Carlton, wie die neuen Schüler aber auch Dinge wie Tobys und Daphnes Versuche, eine Feldhockeymannschaft aufzubauen. So bleiben diese Handlungsstränge momentan leider noch etwas vage, aber wie immer kann man sich bei "Switched at Birth" darauf verlassen, dass die Serie zumindest in den kleinen, emotionalen Momenten überzeugen kann.

Besonders gefallen hat mir hier in dieser Hinsicht Daphnes Nachdenken über die Unterschiede ihres eigenen Umgangs mit ihrer Gehörlosigkeit im Vergleich zu Campbells Einstellung zu dessen Behinderung. Die Serie hat die Besonderheit der Gehörlosenkultur und dem damit einhergehenden Stolz bisher so überzeugend dargestellt, das man ohne viele Worte sofort weiß, wie sich Daphne hier fühlt. Aber es ist immer wieder schön, wenn man auch andere Blickwinkel auf eben andere Probleme kennenlernt. Es gibt nicht viele Serien in der TV-Landschaft, die eine derart vielfältige und dabei immer sensible Herangehensweise an unterschiedliche Behinderungen vorzuweisen haben. Damit sticht "Switched at Birth" immer aus der Masse der TV-Serien heraus und besonders auch dadurch, dass man sehr subtil und unheimlich realistisch an diese Themen herantritt.

Etwas mehr Subtilität hätte allerdings der aktuellen Geschichte rund um Kathryns Depression auch gut getan. Einerseits finde ich die Grundprämisse dieser sehr spannend, ich kann mich dabei sehr gut in sie hineinversetzen und finde ihre Verlorenheit und Einsamkeit wirklich gut nachvollziehbar. Das es dabei aber eben auch zum Streit mit John kommt, ist aber irgendwie schade. Ich finde, dass durch den erzwungenen Streit die Ursache ihrer Probleme leider erzählerisch in den Hintergrund rücken. Es wird mehr Augenmerk darauf gelegt, ob und wann John ihre kleinen Lügereien erfahren wird, als warum sie sich momentan so unglücklich fühlt. Und Johns ignorante und homophobe Bemerkungen in Sachen Renzo tun dann ihr Übriges, diesen Teil der Geschichte doch mit einem bitteren Beigeschmack zu versehen. Wahrscheinlich ist Johns oberflächliche Toleranz Homosexuellen gegenüber sicher auch ziemlich realistisch, denn gerade eine Aussage wie die, dass man ja nichts gegen Schwule habe, man das aber bitte am besten gar nicht mitbekommen sollte, ist auch heute noch von absoluter Brisanz und Aktualität. Aber da hier drei Probleme ineinandergemischt werden: Kathryns Depression, ihre Eheprobleme mit John und dessen Homophobie, kann keines davon wirklich bedeutungsvoll beleuchtet werden.

Auch die Geschichte rund um Daphnes und Sharees Rivalität hätte man in meinen Augen deutlich besser gestalten können. Zum einen ist die bisherige Präsentation von Sharee nicht nur gefährlich nahe am rassistischen Klischee der wütenden, schwarzen Frau (angry black woman), was ich in einer aufgeklärten Serie wie "Switched at Birth" eigentlich nicht sehen möchte, es ist auch alles wahnsinnig vorhersehbar, was hier mit ihr in dieser Folge passiert. Natürlich ist sie eine hervorragende Sportlerin und natürlich lässt sie sich am Ende auf die Arbeit im Hockey-Team ein. Damit hat man nun zwar das Ziel erreicht, dass man in Zukunft mehr Zeit mit ihr verbringen muss und ihre Figur so hoffentlich ein paar mehr Facetten zeigen kann, aber das hätte man auch ohne ausgelutschte Klischees schaffen können.

Viel besser hat mir hingegen Bays Rolle in dieser Episode gefallen, ob als gute Freundin für Tank, als streitsüchtige kleine Schwester von Toby (ihre Weigerung, am Sport teilzunehmen kam mir persönlich nur allzu bekannt vor) oder mit ihrer eigenen Kunst ringend. Ein weiterer sehr gelungener Aspekt hier war außerdem Emmetts Ermittlungen in Bezug auf die aufgeschlitzten Reifen in Carlton. Mit der Erkenntnis, dass eben keiner der von den ursprünglichen Schülern so ignorant als Gauner und Kleinkriminelle wahrgenommenen neuen Schülern der Täter ist, sondern einer der Ihren, entwickelt die Serie den Konflikt zwischen den Neuen und den Alten sehr clever weiter. Hatte ich noch in der letzten Folge große Sorgen, dass die Bilder der neuen Schüler recht einseitig und aufgeladen sind, hat man genau diesen Eindruck hier genutzt und die Vorurteile auch der Gehörlosen zur Schau gestellt. Das ist eine interessante Entwicklung und verspricht einiges an Konfliktpotential.

Zu guter Letzt will ich noch auf Reginas Rückkehr in ihre alte Welt in East Riverside eingehen. Reginas berufliche Storylines sind meist von gemischter Qualität und ihr Liebesleben ist auch eher eine durchwachsene Quelle für Geschichten innerhalb der Serie, aber ihre Erinnerungen an ihre Vergangenheit und die unterschiedlichen Sichtweisen darauf von ihr und Daphne waren mit die schönsten Szenen dieser Episode. Mehr davon und weniger halbherzigen Liebeskummer mit Angelo würde mich sehr freuen. Ebenso in Sachen Daphne und Campbell, die hier lange Zeit wirklich interessante Gespräche führen durften, um dann am Ende der Folge doch leider wieder in Richtung einer Liebes- bzw. Eifersuchtsgeschichte abzudriften.

So hatte diese Episode von "Switched at Birth" eigentlich in allen Teilgeschichten einige gute Aspekte, aber auch immer wieder problematische Momente zu bieten. Unterm Strich ist #3.02 Your Body is a Bodyground also eine sehr unterhaltsame, aber insgesamt doch eher durchwachsene Folge.

Cindy Scholz - myFanbase

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