Bewertung

Review: #5.14 Das Schwert und der Geist

Foto: Shelley Hennig, Teen Wolf - Copyright: MTV/Jaimie Trueblood
Shelley Hennig, Teen Wolf
© MTV/Jaimie Trueblood

Der Kreis hat sich geschlossen! So wie die Ouroboros einen Kreis bilden, indem sie einander in den Schwanz beißen, kehrt "Teen Wolf" in dieser Episode an den Ausgangspunkt zurück. Endlich kommen wir in der Gegenwart an, die wir mit Lydia im Eichen House in #5.01 gesehen haben. Action verknüpft mit Erläuterungen, alte Halunken verknüpft mit neuen Abenteuern, Herzensmomente verknüpft mit Heldenmusik, Stiles bei Lydia am Krankenbett, "Teen Wolf" fühlt sich so rund und vertraut an wie ein Lieblingskissen. Das Kissen für alle Arten von Träumen - to hell and back!

"Now we get Lydia!"

Letzte Szene zuerst: War das genial! Es war die ganze Folge über schon klar, dass wir uns hier in einer ziemlich guten "Teen Wolf"-Episode befinden, zu einer richtig guten fehlte bis zu den letzten Minuten aber noch der Kloß im Hals. Aber er kam, und wie der kam! Und der Aufbau dorthin über die letzten vier Episoden war nahezu perfekt. Die Art, wie das Rudel wieder zusammenfindet, jeder auf seine ganz individuelle Weise. Scott und Stiles, die einander gegenseitig abgestoßen hatten und beide wieder aufeinander zugehen mussten; Kira, die die anderen aus Selbstzweifel verlassen hatte und die sie zurückgeholt haben, weil sie sie lieber bei sich haben, als ohne sie zu sein; Malia, die zwar weiß, dass Scott und sie nicht immer auf einer Wellenlänge liegen, aber dennoch Ergebnisse schafft und Dr. Deaton heimbringt; und schließlich Liam, der Scott verletzt hat und um jeden Preis Wiedergutmachung leisten will, dafür aber doch noch ein wenig Hilfe braucht. Und dann, endlich, die erste Umarmung für Scott! Von seinem Ersatzvater Deaton! So dringend ich noch diverse andere Umarmungen gebrauchen könnte, so sehr wärmte es das Herz, dass Stiles und Scott beide erstmal eine feste Umarmung von ihren "Dads" bekamen. Und von da aus war der Weg nicht mehr weit: Das Rudel vereint im Kreis stehend, die Blicke der Zustimmung, die Scott mit jedem einzelnen austauscht, die Heldenmusik und der gemeinsame Plan, Lydia zu retten. Mein Herz machte Purzelbäume!

Kiras Vater scheint mir weiser als alle Skinwalker zusammen: Vertraut euch selbst! "In the long run, the sword will always be conquered by the spirit." Scotts Rudel hatte es noch nie mit so vielen, mächtigen Gegnern auf einmal zu tun, aber mit welchen Waffen sie auch kämpfen werden, im Geiste vereint wird das Rudel sie besiegen.

"Break the glass!"

Wäre "Teen Wolf" Staffel 5B ein Spaziergang zweier Leute mit angeregter Unterhaltung, wäre ich die, die immer wieder stehenbleibt und fragt: "Wait, what?" Mal aus Verwirrung, mal aus Empörung, mal aus Begeisterung! Verwirrung auf der einen Seite deshalb, weil wir als Zuschauer seit Monaten wissen, dass Parrish ein Höllundhund ist, Hayden noch lebt, Godzilla das Biest von Gevaudan ist etc., die Figuren sich dieses Wissen aber erst erarbeiten müssen. Wer auf welchem Stand ist, gibt immer wieder Anlass zur Verwunderung, gleichzeitig aber zeigt es auch, wie konsequent die Handlung in der zweiten Staffelhälfte weitergeführt wird. Verwirrung auf der anderen Seite deshalb, weil #5.11 die gleiche Form mit einem Flashforward als Rahmenhandlung (Lydia im Eichen House) wie der Staffelauftakt hatte, und hier die Figuren zwar wussten, wo (in der Zeitlinie) sie waren, wir Zuschauer uns das Wissen aber erst erarbeiten mussten. Empörung, weil Theo es immer nochmal schafft zu schockieren, seiner Dreistigkeit noch eins obendrauf zu setzen. Und Begeisterung, weil Theos grenzenlose Egozentrik in Lydias Altruismus einen gleichwertigen Gegner hat, denn Lydia ist einfach mal für Malia wieder aufgewacht!

Ein "Wait, what?" mit hochgezogenen Augenbrauen haben allerdings auch die Mütter verdient! Es war schon fragwürdig genug, dass Noshiko Yukimura ihre Tochter mit der Aussicht auf ewiges Sandschlucken in die Wüste geschickt hat, und es war mehr als fragwürdig, dass Mrs. Martin Lydia überhaupt ins Eichen House eingewiesen hat. Es fällt einem jedoch die Kinnlade runter, wenn man sieht, dass Mrs. Martin die Zustände zu akzeptieren scheint, die in dieser Absteige herrschen. Das Eichen House verdient die Abrisskugel, wie kann sie das nicht sehen? Stattdesssen ist sie selbst ganz der Raeken ball und zerstört die schönste Szene, die dieser Schuppen je gesehen hat! Stiles, der vorsichtig Lydias porzellanweiße Hand hält und an sie appelliert, zu ihnen zurückzukommen, weil sie sie wirklich brauchen. Und zwar nicht nur, weil sie sie so gerne haben, sondern weil sie ihre Intelligenz und ihr Gespür brauchen. Weil sie ohne sie unvollständig sind. Was Süßeres gibt's doch gar nicht!

Während man bei Noshiko Yukimura und Natalie Martin vielleicht noch im Zweifel für den Angeklagten entscheiden könnte, sind bei Malias Mutter anhand der derzeitigen Beweislage jedoch Zweifel ausgeschlossen! Was sie an ihrer Tochter vergeht, ist ein wahres Verbrechen. Sie ist so eifersüchtig auf ihre eigene Tochter, dass sie sie töten will, um die Kräfte zurückzugewinnen, die sie bei der Geburt an ihre Tochter abgegeben hat. Schöner Zug! Und sie lässt andere die Drecksarbeit für sie erledigen, indem sie ein Bündnis mit Theo eingeht, der ihr ihre Tochter inklusive schwächender Verletzung liefern soll. Damit schlägt sie sogar Victoria und Kate Argent noch um Längen, die bei aller Skrupellosigkeit wenigstens immer das Beste für ihre Familie im Sinn hatten. Ich bin gespannt, wo dieses Level an Missgunst und Brutalität hinführen soll. Und ob Peter Hale ein Wörtchen mitzureden haben wird!

Theo verspielt langsam die letzten Sympathien, die er sich durch all das Lebenretten in 5A aufgebaut hatte. Bei der "You're gonna have to come closer than that"-Szene und seiner Samtstimme schlug mein Herz Sturm, aber Theos Vorstellung von Romantik ist ...tatsächlich doch nochmal schockierend. Flirten, betäuben, foltern. Diese Szene war ein Wechselbad der Gefühle, denn wie mutig und schnörkellos Malia sich der Herausforderung gestellt hat, war eines Superhelden würdig. Die Szene mitanzusehen, jedoch war schwer, weil Malia so wenig Gelegenheit hat, irgendetwas aufzuarbeiten, was mit ihr geschieht. Sie ist eine Figur, die keinerlei Aufhebens um ihre eigene Person macht und auch keinerlei Aufmerksamkeit für sich selber einfordert. Gerade in diesem Zusammenhang war es eine Wohltat zu sehen, wie Braeden mit Malia Klartext gesprochen hat.

Waren das die Garuda-Krallen, die Theo für seinen Verrat an Malia erhalten hat? Damit konnte man die Kräfte eines anderen Wesens aufsaugen. Er will nun also das Biest um dessen Kräfte erleichtern? Dessen Kräfte bestehen doch einfach nur daraus, der perfekte Killer zu sein. Wollte er nicht vielmehr ein echter Junge bzw. Werwolf sein? Oder ist er der klassische Junkie, immer auf der Suche nach dem nächsten Rausch? Mit Deucalion jedenfalls hat er sicherlich sein Gegenstück an Gerissen- und Durchtriebenheit gefunden. Denn der ließ sich doch zweifellos bewusst von drei Baby-Frankenstein-Chimären abschleppen. Jede Faser seiner Existenz vermittelte genau eines: Ich check mal die Lage! Dass Deucalion sich erneut – ohne ein Alpharudel zur Unterstützung – mit Scott anlegen will, wage ich zu bezweifeln. Es mag an Gideon Emerys britischer Coolness liegen, aber wie er da so saß, wirkte er, als bekäme er "coffee in an I.V." und empfände Theos Ideen als netten Zeitvertreib.

Auch Gerard Argent wirkte wie die Katze in der Sahne. Seine Sprüche waren nie besser ("And what if you were wrong? Would you have burned my eye out?" - "Yeah.") und es war einfach nur herrlich zu sehen, mit wie viel Genuss er wieder im Spiel mitmischt. Natürlich kennt er die Frequenz der Doktoren, behält das aber mal schön für sich. Seine Erklärung für die Gestalt des Biests passt derweil wie die Faust aufs Auge: "A shape pretending to be real". Sollte man zuvor mit dem Look der CGI-Bestie gehadert haben, sie verkörpert haargenau diese Beschreibung. Wenn einem aber eines bei "Teen Wolf" zu denken geben sollte, dann ist das, wenn die Halunken sich hilfsbereit zeigen. Gerard und Deucalion machen uns hier den Peter Hale und haben dabei fraglos ihre eigene Agenda. Wenn jetzt noch Peter Hale selbst auftaucht, dann wären wir komplett!

Randnotizen

  • Ein winziges bisschen wundere ich mich weiterhin über Scott. Bei der Aussprache mit Stiles letzte Woche und der Versöhnung mit Liam diese Woche war fraglos noch ein wenig die Handbremse angezogen. Da ist ein Hauch Blasiertheit, Selbstgefälligkeit, die fremd anmutet.
  • Schon letzte Woche wirkte der Umgang der Dread Doktoren mit Theo wie der zwischen Eltern und Kind, wenn auch sehr gestört. Diese Woche hat Stiles das gleiche Gefühl im Zusammenhang mit dem Biest. Und wie kommt es überhaupt, dass wir seit einer Weile nur noch zwei Docs zu sehen bekommen?
  • "Do you guys believe in the supernatural?" und dann der Blick zwischen Scott und Stiles! Ich lag am Boden vor Lachen! Tja, aus dem letzten blonden Deputy ist mittlerweile ein HotDog geworden. Wir sollten ein Auge auf den neuen blonden Deputy halten!
  • So gut manche der neuen Figuren auch sein mögen, allen voran Mason, in einer Episode wie dieser, wo keine Minute an Nebenhandlungen verschenkt wird, kann ich nicht behaupten, dass sie mir gefehlt hätten.
  • Liam hat mit Mason und Hayden oder auch Brett Talbot und Dr. Geyer Figuren an die Seite gestellt bekommen, mit denen eigene Geschichten für den neuen Teen Wolf entwickelt werden können. Und im Grunde geschieht da ja auch schon einiges, was – mal mehr, mal weniger – mitreißt. Episoden wie die aktuelle jedoch zeigen einmal mehr, wie sehr Dylan Sprayberrys Szenen durch die Interaktion mit Tyler Posey gewinnen. Posey hat sage und schreibe mit jedem aus dem Ensemble Chemie. Er ist und bleibt der Teen Wolf! Ein Casting-Volltreffer!

Fazit

Die Episode hat die Haupthandlung ordentlich vorangetrieben, richtig Spaß gemacht und was fürs Herz geboten. Es geht bei "Teen Wolf" noch besser, aber in der bisherigen zweiten Staffelhälfte war das die beste Episode.

Nicole Oebel - myFanbase

Die Serie "Teen Wolf" ansehen:


Vorherige Review:
#5.13 Der Test
Alle ReviewsNächste Review:
#5.15 Stromausfall

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Teen Wolf" über die Folge #5.14 Das Schwert und der Geist diskutieren.