Bewertung

Review: #5.04 Zustand hoffnungslos

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Ryan Kelley
© myFanbase/Nicole Oebel

Eine etwas holprige Übergangsepisode. Zu Anfang dieser "Teen Wolf"-Staffel durfte unser Rudel noch Zukunftspläne machen und schöne Freundschaftsmomente teilen, da der Horror über die Nebenfiguren anrollte. Nun hat er wie eine Sturmflut eingeschlagen und unser Rudel komplett zerpflückt. "Erfolg vs. Misserfolg" ist Programm - diese Woche allerdings auch beim Betrachten der Episode. "Condition Terminal" lässt mich beim Abspann mit dem verzweifelten Wunsch nach mehr zurück, noch stärker als letzte Woche, jedoch liegt es diese Woche zum Teil daran, dass wir nicht viel weiter gekommen sind. Ein großer Erfolg ist definitiv auf seiten der Inszenierung und Darstellung auszumachen, phantastische Close-Ups von ausdrucksstarken Gesichtern, feurige Momente zum Anheizen der Spekulationen, aber dabei blieb die Charakterzeichnung der neuen Figuren auf der Strecke. Einige Passagen zogen sich, während andere jedoch vielversprechende Weichen für die nächste Episode stellten.

"You can last longer than that!"

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt spielt Deputy Parrish in seiner Wohnung mit einer Spielkarte, einer Lydia-look-alike-Herzkönigin. Dieser Parrish ist unerwartet creepy. Zu einem anderen unbestimmten Zeitpunkt, vermutlich in den vergangenen sechs Monaten kurz vor den Ereignissen dieser Staffel, spielen Lydia und Parrish mit dem Feuer. Ein Wortspiel? Zweifellos, denn Parrish scheint hier förmlich in Lydias hypnotischen Augen zu versinken. Kein Wunder, dass er da die Flamme unter seiner Handfläche vergisst, selbst wenn Lydia ihm nicht erklärt hätte, dass er sich den Schmerz einfach nur wegzudenken braucht. Mit Holland Roden könnte Sinead O'Connors Musikvideo zu "Nothing compares to you" neu gedreht werden, nur ihr Gesicht, die blasse Haut, die sprechenden Augen, unendlich viel Gefühl.

Parrish rekapituliert in dieser Szene einen Traum, in welchem er Leichen zum Nemeton trägt. Bei der Schilderung wirkt er aufrichtig bis zu dem Moment, als er sagt, dass er im entscheidenden Moment aufwacht. Parallel erfahren wir, dass er einen Kartentrick beherrscht. Einen Kartentrick mit der Lydia-Herzkönigin. Einmal verbrannt, einmal nicht. Warum verheimlicht er ihr, dass er sich am Ende des Traumes mit massenweise Leichen auf dem Nemeton sitzen und in Flammen aufgehen sieht? Und ist es wirklich ein Rückblick, in welchem er von dem Traum spricht, dann hat er hellseherische Fähigkeiten oder es wurde ihm auf diesem Wege eine Art Auftrag erteilt, denn am Ende der Episode beginnt sein Traum in der Realität. Mit Lucas, dem Monster der Woche, trägt Parrish die erste Leiche zum Nemeton. Waren es also alles übernatürliche Wesen, die wir in den Flammen gesehen haben? Experimente der Doktoren? Das waren eine ganze Menge! Und was geschieht, wenn sie an diesem Ort in Flammen aufgehen? Kommen sie zurück?

"You scored high on the psychopathic deviant scale"

Oh Theo, dieser Satz aus deinem Munde hätte in keiner besseren Szene kommen können! Gegen dich ist Donovan doch offensichtlich ein Chorknabe! Dass Theo in direkter Verbindung mit den Doktoren steht, hat mich nicht vor Begeisterung umgehauen, aber meine Hoffnung auf eine persönlichere Komponente seiner Absichten ist unerschütterlich. Da steckt etwas in ihm, was rettungswert ist. Was das angeht, bin ich Scott! Angesichts dieser frühen Offenlegung seiner Allianzen erwarte ich hier einen wandlungsfähigen Charakter. Darstellerisch hat Cody Christian vielleicht noch nicht die Bandbreite eines Dylan O'Brien, der in Staffel 3B mit minimalen Nuancen zwischen Bösartigkeit und Unschuld wechseln konnte, aber Codys engelsgleiches Gesicht verleiht Theos grausamem Handeln eine umso groteskere Wirkung. So werden bei mir als Zuschauer drei Saiten angeschlagen: 1. Als neuer Charakter fasziniert Theo mich bereits genug, dass ich bereit bin, ihn mit aller Leidenschaft zu hassen! Niemand nimmt mit einer solch niederträchtigen Schadenfreude die Stilinskis ins Fadenkreuz, ohne sich den Hass der sieben Weltmeere einzuhandeln. 2. Die beiden Liedzeilen "Emancipate yourself from mental slavery, none but ourselves can free our minds" aus dem "Redemption Song" laufen ununterbrochen vor meinem inneren Ohr ab. Was haben die Doktoren mit Theo gemacht? Ich freue mich auf redemption. Und 3. Ich jubele innerlich! Der Cliffhanger bedeutet vor allem eins: mehr Szenen für Stiles nächste Woche. Stiles in dramatischen Szenen - ich kann es kaum erwarten, was Dylan O’Brien aus diesen Szenen machen wird!

Ganz klar ist, dass Stiles diese Woche auf der Ersatzbank saß. Der Moment am Anfang jedoch traf einen mit umso größerer Wucht. Als Stiles Lydia schwerverletzt auf dem Boden liegen sieht, bricht in ihm alles zusammen. Der schlagfertige, hilfsbereite Stiles verlor bei diesem Anblick jeglichen Halt und wurde absolut handlungsunfähig. Das war keine der Stilinski-Panikattacken, wie wir sie kennen, das war eine echte Schockstarre, aus der er erst erwachte, als die geschwächte Lydia ihm selber aufmunternd zulächelte und ihn anspornte. Was für ein Taschentuchmoment schon so früh in der Episode! Und diesen Schock, diesen Schmerz, diese ungeheuer starke Beziehung zwischen den Freunden sieht Theo mit eigenen Augen. Sich dies zu Nutzen zu machen und Donovan auf Stiles zu hetzen, vermutlich um derjenige zu sein, der ihn beim nächsten Mal rettet oder ähnliches, erfordert schon einen perfiden Charakter sondersgleichen. Mit Engelsgesicht. Ich liebe es und kann es nicht erwarten!

"The rules have changed"

Die Erwachsenen waren diejenigen, die in dieser Episode für den bodenständigen Ausgleich sorgten. Sheriff Stilinski hat es satt, dass seine Tatorte und seine Fälle immer manipuliert werden müssen. Mama McCall macht ihrem verunsicherten Sohn klar, dass er nicht mehr tun kann als sein Bestes, und bringt dabei mit "should-ing all over yourself" einen der besten Sprüche der gesamten Episode. Mrs. Martin will sich nicht mit langen Erklärungen aufhalten, sondern einfach nur sehen, dass für ihre verletzte Tochter alle Menschenmögliche getan wird. So weit, so liebenswert. Nur bei Dr. Deaton haperte es etwas. Zum einen wussten wir schon letzte Woche, dass die Regeln sich geändert haben, zum anderen musste ich unwillkürlich laut auflachen, als er mit besorgtem, todesernsten Gesicht bestätigte, Tracy sei nicht übernatürlich. Wir haben ihren Kanimaschwanz aus ihrem Rücken herausplatzen sehen, das war schon ziemlich übernatürlich! Selbst wenn es das Ergebnis eines Experimentes ist. So sehr ich Deatons Input und seine ruhige, besonnene Art liebe, alles, was wir diese Woche von ihm sahen, wirkte wie eine Wiederholung der letzten Woche. Es hat uns der Motivation der Doktoren keinen Schritt nähergebracht.

Gleiches gilt für die Szenen im Club. Die Szenen zwischen Liam und Namenlos waren total uninteressant, und Mason kann für mich noch keine Szenen alleine tragen, schon gar nicht, wenn er jemanden wie Lucas zur Seite gestellt bekommt, der als Monster of the Week nicht ansatzweise so interessant und ausgereift war wie Tracy. Brett und Liam, später mit Hilfe von Scott und Kira, zusammen im Kampf zu sehen, während nebenan oberkörperfreies Clubbing abgeht, war zwar classic "Teen Wolf", einsame Spitze, dafür aber hinterließ der Auftritt der Doktoren wieder eine Menge Fragezeichen. Lucas hatte als Werwolf-Skorpion gerade vier Gegnern gleichzeitig standgehalten. Wenn das ein Misserfolg ist, was ist für die Doktoren dann Erfolg? Scott, den sie in der ersten Folge noch als Hindernis bezeichneten, aus dem Weg zu räumen, schien ja nicht von Interesse zu sein. Mit seiner "Why did you do that?"-Frage wirkte er jedoch auch nicht wirklich wie eine Bedrohung für die Doktoren. KleinScotty mit Schlappohren!

Randnotizen

  • Malia sprach drei Mal von den maskiertern Killern und jedes Mal gab es nur betretene Blicke von den anderen? Hätte Stiles nichts darüber auf seine Wand geschrieben, hätte ich mich gefragt, ob sie sie überhaupt gehört haben. Fällt es wirklich so schwer, ihr zu glauben? Und steht das im direkten Zusammenhang damit, dass sie Stiles dann am Ende in der Bibliothek alleine lässt?
  • Wen gab es zuerst, das Buch oder die Doktoren? Und wer gab Tracy das Buch? Theo? Um es in ihre Alpträume einzubauen?
  • Kira und Scott – so leid es mir tut, das funktioniert nicht mehr! Scott haut die drei Worte "I love you!" raus, als wäre sie ein Kumpel, und sie regt sich darüber zur falschen Zeit am falschen Ort auf. Dass sie jedoch kurz darauf zum tödlichen Schlag gegen Monster Lucas ausholt und nur im letzten Moment von Scott gebremst werden kann, zeigt, dass Scotts Mantra niemanden zu töten, auch für sie nicht mehr an oberster Stelle steht.
  • Die Biolehrerin war überraschend betroffen von Scotts möglichem Versagen in ihrem Kurs. Sie hat nicht wenig Screentime. Irgendwas ist los mit ihr.
  • Das Zähneziehen war der blanke Horror! Aber wie cool war denn bitte Donovans anschließendes Joker-Gesicht? Donovan bleibt für mich ein interessanter Nebencharakter, von dem ich durchaus mehr sehen möchte.
  • Die gute alte Nemeton-Musik ist wieder da! Gruselig-heimelig!
  • Wenn beim Ausgehen plötzlich einige Leute ein stacheliges, übersteigertes Selbstwertgefühl haben? Classic Clubbing!
  • Cody Christian schrieb zur Episode "This Theo guy is a douche. TOUCH STILES AND I WILL HUNT YOU DOWN AND GUT YOU. Wait. That's me tho. This is confusing." Können wir ihn bitte in der Serie behalten?

Fazit

Eine schwer zu bewertende Episode. Die Zeit verging wie im Fluge, Spannung war da, es gab tolle Effekte, aber die Hauptfiguren hatten zu wenig Handlung. Man spürt, dass "Teen Wolf" zum ersten Mal auf 20 Episoden anstatt auf 12 konzipiert ist. In dieser Episode wurden hauptsächlich Weichen gestellt, und das war einfach ungewohnt.

Nicole Oebel - myFanbase

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