Bewertung

Review: #5.03 Traumfänger

Foto: Shelley Hennig, Teen Wolf - Copyright: MTV/Jaimie Trueblood
Shelley Hennig, Teen Wolf
© MTV/Jaimie Trueblood

Hand hoch, wer am Ende dieser Episode den Fernseher angebrüllt hat! Das kann doch nicht wahr sein, dass die Episode so endet, ich will mehr! Viel mehr von dieser gigantischen Girl-Power! Ein phantastisches Showcase für Shelley Hennig, die sich als Malia nicht nur nahtlos ins Ensemble eingefunden, sondern mit ihrer witzig-direkten Art das gewisse Etwas mitgebracht hat, das es jetzt umso grausamer macht, ihre Verzweiflung mitansehen zu müssen. Eine Episode, die auf sehr gelungene Weise das ganze Ensemble zum Einsatz bringt, alle Figuren in die Hauptgeschichte einbindet und willkommene Erinnerungen hervorholt.

"See it in your mind and your body will follow."

Diese weisen Worte Dr. Deatons treffen auf ganz unterschiedliche, in beiden Fällen aber unsagbar dramatische Art sowohl auf Malia als auch auf Tracy zu. Malia hat mittlerweile zwar schon ganz gut gelernt, wie man sich als normaler Mensch verhält, aber ihre erfrischend unverblümte Art hat sie behalten. Ihr Instinkt sagt ihr: Tracy ist eine Bedrohung, Tracy muss unschädlich gemacht werden. Dieser Instinkt in ihr ist nicht zuletzt deshalb so stark, weil sie von Erinnerungen geplagt wird, in denen sie ihre tote Schwester im Autowrack liegen sieht und sich selbst für schuldig hält. Stiles war seinerseits noch nie so kategorisch gegen das Töten wie Scott, wenn seine Vorschläge in dieser Richtung anfangs auch vielleicht noch nicht so ganz ernst zu nehmen waren. Mittlerweile aber bilden sich hier zwei Seiten heraus, und Scott und Stiles stehen dabei nicht uneingeschränkt auf derselben. Da Scott jedoch fraglos die Moral auf seiner Seite hat, geht Stiles (noch?) nicht auf Konfrontation und somit folgt auch Malia Scotts Bitte, ihren Killerinstinkt zu überwinden, um Tracy zu retten.

Wie in der vergangenen Episode bereits spielerisch angedeutet, Malia muss sich damit auseinandersetzen, dass ihre Eltern, Peter Hale und der Desert Wolf, gewaltbereite, mordlustige Individuen sind. In der aktuellen Episode wird sie zum ersten Mal mit dem Bild eines Schauplatzes konfrontiert, den ihre Mutter hinterlassen hat: ein Massaker. Man hat beinahe das Gefühl, eine Schublade zu sehen, die Malia öffnet, um diese Information hineinzupacken. Diese Leute auf dem Bild waren böse und ihre Mutter ist gut darin, solche Leute umzulegen. Malia kann einordnen, was ihre Mutter da tut. Ob sie es verstehen kann, ist eine andere Frage, da sie als Mensch in den vergangenen Monaten einen Intensivkurs in Sozialverhalten bekommen hat. Als sie sich selbst in diesem - phantastisch inszenierten - Zweikampf mit Tracy wiederfindet, Monster gegen Monster, da hört sie in sich hinein, sieht Tracys Schwäche und lässt ihre Menschlichkeit siegen. Gerade als Tracy dieses Welpenfiepsen von sich lässt, was auch mich direkt ins Herz getroffen hat, lässt Malia ihren Drang zu töten los und gibt Tracy frei. Und das, nur um mitansehen zu müssen, wie Tracy im nächsten Moment von den Doktoren vor ihren Augen ermordet wird. Was sich da auf Malias Gesicht abspielt, ist herzzerreißend. Unverständnis, Schock und echtes Grauen. Ein Wahnsinnsmoment für das Ende einer Episode.

Tracy war Schlafwandlerin und die Doktoren haben diese Schwäche ausgenutzt, um ein Monster aus ihr zu machen. Obwohl sie wach und ihre Handlungen real waren, befand sie sich komplett in ihrem Kopf. Dinge, die sich normalerweise nur im Alptraum abspielen, setzte Tracy in die Tat um: Sie ermordete die Menschen, die ihr helfen wollten, allen voran ihren eigenen Vater. Es fragt sich an dieser Stelle jedoch: Warum? Wolverine im Staffelauftakt sollte offensichtlich Scott und sein Rudel töten. Das liegt ja nahe. Tracy aber schien diesen Auftrag nicht zu haben. Sie war zum Kanima geworden, aber irgendwie nur halb. Nicht nur optisch, auch schien sie keinem Master zu folgen. Die Experimente der Doktoren scheinen noch nicht sehr ausgereift zu sein. Eines aber ist sicher, die blutigen Effekte in dieser Staffel sind ohne Frage ausgereift. Der nach außen drängende Kanima-Schwanz, der sich unter der Haut bewegte, bevor der ganze Rücken aufplatzte und die Wirbelsäule freilegte? Dieser Moment kann sich sofort neben die Schlange einreihen, die aus Jacksons Auge austrat. Oder vielmehr noch vor der Schlange! Das war wirklich ein Spitzenekelmoment!

"I can help you!"

Während das Kanima die Sehnsucht nach Jackson hervorholte, übte Theo sich als neuer StalkerDerek. Schwankte Tyler Hoechlin in diesen Szenen jedoch immer herzallerliebst zwischen Sour Wolf und Grumpy Cat, kann Cody Christian sich weiterhin nicht dagegen wehren, wie ein Engel auszusehen. Ein heißer Engel! Oh, war das herrlich! Wie oft kann man innerhalb einer 50-Sekundenszene seine Hilfe anbieten? Fragen wir Theo! Bei seinem Auftauchen in der Tierklinik entfleuchte mir ein riesiges "YES!" Ich mag die Dynamik, die Szenen mit ihm haben: der schweigende Austausch zwischen Scott und Stiles und die Dringlichkeit seiner Einsatzbereitschaft, wie auch immer diese motiviert ist. Die vergangene Episode schloss mit einer höchst alarmierenden Szene Theos, aber die Eulen sind bekanntlich nicht, was sie scheinen (Zitat frei nach "Twin Peaks"). Wir werden bestimmt einen Kontext geliefert bekommen, der diese Szene in ein ganz anderes Licht tauchen wird. Schließlich darf man nicht vergessen, dass wir weder die Hand des Mannes gesehen haben, als der Hammer niederging, noch haben wir einen Schrei gehört. Ich bin sicher, das Mysterium um Theo wird noch einige Überraschungen bringen. Ganz sicher. Völlig sicher!

Diese Theorie hat jedoch zur Konsequenz, an Stiles' Bauchgefühl bezüglich Theos zweifeln zu müssen. Und das bereitet Magenschmerzen, welche darüber hinaus nicht unwesentlich dadurch verstärkt werden, dass Stiles' Jeep nun zum dritten Mal in Folge Aussetzer hat, die mit Stiles' innerer Unruhe - um nicht zu sagen Wutanfällen - einherzugehen scheinen. Als "Supernatural"-Fan fällt es einem nicht schwer, den Wagen als echten Charakter mit eigener Seele zu sehen, welche Stiles' Stimmungsschwankungen aufschnappt. Aber sind es vielleicht eher elektronische Wellen, die hier ausgesandt werden? Hat Stiles mit dem Sieg über den Nogitsune eigentlich auch die Dunkelheit des Selbstopfers in seinem Herzen überwunden, die Deaton den dreien damals als dauerhaften Zustand prophezeit hat? Und wie sieht es hinsichtlich dieses Aspekts mit Scott aus? Er war schließlich immer dabei, wenn der Jeep streikte.

Randnotizen

  • Donovans eiskalte Tirade "I'm not angry like I'm going to throw a brick through your window. I'm angry like I'm going to find you, I'm gonna get a knife and I'm going to stab you with it until you're dead” war gerade noch dabei, mir eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen, als plötzlich die Tonart wechselte und Stiles seinen Konter brachte. Dieser Moment war so unerwartet, dass mir die Luft wegblieb! Zusammen mit einleitenden Szene der Jungs und Sheriff Stilinski im Büro eine der besten Eröffnungsszenen der Seriengeschichte!
  • Kiras Fuchsfeuer ist wieder da! Endlich, endlich, endlich! Aber wieso gerade jetzt? Es galt Lydia zu schützen und Kira war die einzige am Platz mit übernatürlichen Fighting Skills. War das der Grund? Während die anderen ihre liebe Mühe haben, ihre Kräfte im Zaum zu halten, kommen Kiras nur hervor, wenn sie auf sich allein gestellt ist? Jedenfalls wissen wir nun, woher Lydias Wunde stammt, die man im Cold Open der ersten Folge sehen konnte.
  • In "Teen Wolf"-Casting Calls steht doch sicher drin, dass Namensvettern gesucht werden, oder? Wir haben mittlerweile zwei Tylers, zwei Dylans, zwei Ians und nun auch noch zwei Codys. Ich liebe das! Besonders da man fix einen passenden Weg gefunden hat, auch Cody Saintgnue alias Shirtless Brett wieder in die Handlung zu integrieren. Und was erwähnte er da im Nebensatz? Seine Schwester und er sind geborene Wölfe, deren Familie einem Brand zum Opfer gefallen ist. Wieder eine so überdeutliche Parallele zu den Hales!
  • Eine wunderbare Hommage an Derek Hales Hang zur Theatralik bot uns wiederum Scott, als er – nur für uns Zuschauer, denn jemand anders war in der Szene ja nicht dabei – diesen bescheuerten Salto von der Mülltonne herunter machte! Oh Himmel, bei solchen Szenen habe ich ein großes Grinsen im Gesicht und gleichzeitig feuchte Augen!
  • Mason und seine kindliche Begeisterung sorgten sicherlich hier und da für Auflockerung, aber als eine Art zweiter Stiles funktioniert er für mich noch nicht. Das mag daran liegen, dass wir recht wenig Szenen von ihm und Liam zu sehen bekommen, die es erleichtern würden, in diese Freundschaft zu investieren. Ebenso geht es mir mit Liams namenloser (?) Schulkameradin. Hätte ich wählen dürfen, wäre es mir lieber gewesen, Tracy zu behalten und Namenlos zu verabschieden.
  • Saved the best for last: Sheriff Stilinskis Date war Mrs. Martin? Der Schock der Episode! Wenn das irgendwas anderes war als ein Übungsdate, dann weiß ich nicht weiter. Natürlich war es ungeheuer süß, das Ehepaar Walters Ashby bei einem ersten Date zu sehen, aber Sheriff Stilinski ist schon Melissa McCall versprochen!

Fazit

Die Episode war Spannung, Spaß und mitreißende Unterhaltung pur! Das Bedürfnis, sie direkt zweimal hintereinander anzuschauen, ist für mich angesichts des umfangreichen Angebotes an immer neuen, tollen Serienepisoden mittlerweile etwas absolut Außergewöhnliches und daher sehr Willkommenes geworden.

Nicole Oebel - myFanbase

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