Review: #10.12 In the Wake
In der letzten Season wurde angekündigt, dass sich OneChicago mit der mentalen Gesundheit befassen will, wobei "Chicago Fire" es ordentlich versiebt hat und "Chicago Med" eher es auch nur angerissen hat. Die Fehler hat man nun bereinigt, wenn manches auch nicht ganz zu meiner Zufriedenheit war, aber die Sache um Sharon Goodwin bleibt spannend.
Als bekannt wurde, dass Sharon einen Stalker hat, hätte ich es interessant gefunden, wenn es sich bei diesem um Dennis Washington gehandelt hätte, da die Faktoren für mich alle schon so standen, dass man bei der Enthüllung einen richtigen Schock gehabt hätte. Stattdessen ist der Stalker bzw. die Stalkerin Cassidy gewesen. Damit war ich nicht so einverstanden, weil Sharon kaum mit ihr zu tun hatte und ich noch immer glaube, dass es kein Stalking in dem Sinne war, sondern eine tiefe Traurigkeit, die von Cassidy ausging. Zwar ist diese nun im Gefängnis, doch Sharon hat noch immer dagegen anzukämpfen. Auch wenn ich die Enthüllung der Stalkerin nicht toll fand, muss ich sagen, dass man jetzt was Großes aufgebaut hat und ich mich jetzt schon auf den weiteren Verlauf freue. Freuen ist vielleicht nicht ganz das passende Wort, aber noch ist Sharon ja nicht dazu bereit, sich ihrem Trauma zu stellen. Ich fand den Ansatz hier sehr richtig, da sie zunächst dachte, körperlich sei noch nicht alles wieder im Lot und sie sich daher nochmals an Sam Abrams gewendet hat. Diesen mag ich tatsächlich immer mehr, weil ich denke, er ist viel menschlicher und verständnisvoller geworden, auch wenn es sicherlich damit zu tun hat, dass Sharon ihm höher gestellt ist. Interessant war in dem Fall auch, dass Abrams sie in gute Hände gegeben hat, da es sich bei der Psychologin im Ruhestand um seine eingeheiratete Tante Eleanor handelte. Dass Sharon sich erst dagegen gewehrt hat, kann ich vollkommen verstehen. Zum einen weil man allgemein oft denkt: Sowas passiert mir nicht. Zum anderen, weil sie sich keine Schwäche eingestehen wollte und weil sie sich diesem Vorfall nicht noch einmal stellen wollte.
Man ist hier mit Fingerspitzengefühl herangegangen. Im großen Crossover-Event letzte Woche erschien Sharon auch im Krankenhaus und man merkte nichts davon, dass sie mit den Nachwirkungen zu kämpfen hat. Zu diesem Zeitpunkt war sie aber auch nicht im Büro, also nicht am Ort des grauenhaften Geschehens und sie war abgelenkt. Doch genau das fiel ja nun weg. Ich fand und finde es gut, dass man sich langsam an Sharons Trauma herantastet bzw. sie es vor anderen geheimhält, obwohl diese natürlich merken, dass sie noch nicht mental fit ist. Wobei Sharon das natürlich selbst merkt, dass sie nicht ewig so weitermachen kann und deswegen auch das Gespräch mit Elelanor gesucht hat. CCH Pounder für diese Rolle zu gewinnen, war eine der besten Entscheidungen, die man treffen konnte. Sie hat eine gewisse Erscheinung, die dazu einlädt, sich zu öffnen, weil Eleanor jemand ist, der Lebens- sowie Berufserfahrungen hat und genügend Empathie. Gleichzeitig hat sie aber auch eine bestimmende Art an sich, die aber nicht mit erhobenen Zeigefinger daher kommt. Ich war überrascht, dass Sharon keine PTBS sondern eine PTSI hat. Im Grunde ist es dasselbe. Es ist jedoch in dem Sinne keine Störung sondern eine Verletzung. Da ich PTSI tatsächlich noch nie zuvor gehört hatte, habe ich Google befragt. Der Unterschied ist, wie Eleanor es gesagt hat, Sharon hat diese Symptomatik entwickelt, weil sie verletzt wurde. Sie weist für mich aber auch die klassischen Anzeichen auf, die darauf hindeuten, dass es in nächster Zeit noch schlimmer wird. Da man ihr von Medikamenten abrät, die das ganze Trauma ja nur verdecken, will sie es jetzt offenbar aussitzen, weswegen sie nun doch nicht aus ihrem jetzigen Büro raus will. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass man vor so etwas nicht weglaufen kann. Auch wenn man denkt, es wird besser mit der Zeit. Sharon wird womöglich schon bald in Situationen kommen, wo sie vor ihren Dämonen nicht davon laufen und diese auch nicht verschleiern kann. Mir gefällt diese Handlung äußerst gut, weil sie zeigt, dass solche Traumata nicht von Gewaltausbrüchen begleitet werden müssen, sondern mit absoluter Überforderung, die mit Wahrnehmungen einhergehen, die aber nur Sharon wahrnimmt.
Das bringt mich gleich zu Vivian, der Patientin von Hannah Asher. Mir tat sie echt leid, weil sie anscheinend niemanden hatte, dem sie sich anvertrauen konnte oder der sie verstanden hat. Die schwangere Vivian ist selbst von der Brücke gesprungen, weil es ihr die Stimme in ihrem Kopf befohlen hat. Es kann mir schon mal keiner erzählen, dass es niemand bemerkt hat. Da hätten wir ihren Mann, aber der war mit der Situation überfordert. Viele scheinen auch zu vergessen, dass sich während und nach der Schwangerschaft nicht nur äußerlich der Körper verändert. Auch im Inneren passiert eine Hormonumstellung und das war bei Vivian zu viel. Ich denke nicht, dass sie ihrer Tochter Cora etwas antun würde. Zwar kann ich auch ihren Mann ein stückweit verstehen, der die Kleine schützen will, aber er hat auch deutlich gezeigt, dass er fürs Zuhören nicht bereit ist. Umso wichtiger fand ich, dass Daniel Charles und Jackie Nelson ihre Fürsprecher waren, besonders Jackie, die die Situation aktuell nur allzu gut kennt. Ich bin froh, dass die Anwältin dem Antrag nicht zugestimmt hat und ich bin auch froh, dass Daniel Jackies versuchtem Kuss nicht nachgegeben hat. Ich glaube zwar schon, dass die beiden irgendwann zusammenkommen werden, aber in der aktuellen Lage mit ihrem Mann könnte man schnell auf den Gedanken kommen, Daniel sei für Jackie nur ein Trostpflaster und das haben beide nicht verdient.
Kommen wir mal zu Mitch Ripley. Mir gefällt seine aktuelle Entwicklung nicht, auch wenn wir ihn damals als Teenager nicht erlebt haben, der ein hohes Maß an Gewalt erlebt hat. Dennoch ist es für mich ein Rückschritt, was wir jetzt erleben. Seine Trauer um Robert 'Sully' Sullivan ist vollkommen berechtigt... aber in welche Richtung man Mitch entwickelt, das finde ich nicht gut, zumal ich wieder den Eindruck habe, man legt Hannah und ihm erneut Steine in den Weg. Nach der jetzigen Episode muss ich sagen, dass ich die beiden nicht mehr als romantisches Paar sehe. Dafür gab es in der letzten Zeit genügend Ereignisse, die genug Risse verursacht haben und nach Mitchs Aussage, dass die Sucht Hannahs Problemfeld sei, aber nicht seines, wäre das für mich persönlich erledigt. Es mag sein, dass er kein Suchtproblem mit Alkohol und Drogen hat, aber sein tägliches Laufen kompensiert ja eigentlich auch, dass er keine Gewaltausbrüche mehr hat, was man nach der letzte Szene aber auch vergessen kann. Ich war zwar kein riesiger Fan von Sully, aber er hatte recht, dass Hannah die Person ist, für die er dankbar sein sollte, weil sie einiges Schlimmes schon verhindert hat. Vielleicht wäre es auch angemessener gewesen, hätte Mitch bei dem kleinen Mädchen einen Behandlungsfehler gemacht und nicht Doris. Mitch war eindeutig verkatert und hatte sicherlich noch etwas Restalkohol im Blut, was seine Wahrnehmung und kognitiven Fähigkeiten durchaus beeinflusst hätte und mir das als Begründung für den Zustand der Kleinen besser zugesagt hätte. Wer gibt denn einem Kind bei noch nicht richtig abgeklärten Bauchschmerzen Morphium? Meiner Ansicht nach wäre Paracetamol völlig ausreichend gewesen. Auch warum Doris dieser Fehler passiert ist, fand ich nicht wirklich nachvollziehbar. Ich kann verstehen, dass das Pflegepersonal überlastet ist und Personalmangel herrscht. Aber einer so erfahrenen Oberschwester, die sicherlich schon mehr Trubel hatte, dürften solche Fehler nicht passieren, auch wenn Fehler menschlich sind. In dem Sinne fand ich auch Maggie Lockwood nicht ganz in Ordnung. Selbst Caitlin Lenox hat hier enttäuscht. Maggie hätte viel energischer sein müssen, dass sie mehr Unterstützung brauchen und Caitlin ist ja auch nicht erst seit gestern da, um sich ein Bild zu machen. Mal sehen, wie sich das noch entwickelt.
Kommen wir zum Schluss noch zu Dean Archer und Margo Collins. Ich war zwar alles andere als erfreut, wie sich die beiden getrennt haben oder wie man Margo quasi aus der Serie 'entsorgt' hat, aber was wir jetzt erlebt haben, das war eigentlich noch schlimmer, wobei es jetzt immerhin ein ganz klarer Schnitt zwischen den beiden gewesen ist. Ich stehe da auch auf Deans Seite. Es stimmt zwar, dass Sean Archer kein Kind mehr war, aber Margo hat so sehr ihren Standpunkt vertreten, immer fair und sauber nach den Regeln zu spielen, und dann müssen Dean und auch wir erfahren, dass sie Abbys Zukunft mit ihrer Lüge retten wollte. So gesehen war Seans Zukunft durch seine Drogensucht auch verbaut und Margo arbeitet lange genug in dem Bereich um zu wissen, dass es immer Rückschritte geben kann und wird. Ich fand das finale Gespräch zwischen Dean und Margo nicht so toll. Ich kann zwar verstehen, dass sie verletzt war, als Dean sie geghosted hat (obwohl er nicht mal wusste, dass er es tut), aber er hat es erklärt und dann die freundschaftliche Ebene vorgeschlagen, die sie sofort eiskalt abgewiesen hat und dabei sagte sie vor nicht einmal allzu langer Zeit, dass sie Dean jetzt mag. Naja, wie man sich eben mal Nebencharakteren entledigt – kennen wir ja aus der Mutterserie.
Fazit
Man hat ein wichtiges Thema aufgegriffen – Bewältigung von schlimmen und traurigen Ereignissen – und es auf verschiedene Figuren verteilt, aber nicht bei jedem gut umgesetzt, was sehr schade ist, weil man so einige Dinge in nächster Zeit mächtig gegen die Wand fahren kann. Am interessantesten wird aber die weiterführende Handlung um Sharon sein, auf die ich gespannt bin.
Daniela S. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: In the WakeErstausstrahlung (US): 05.02.2025
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Sharon Lewis
Drehbuch: Meridith Friedman
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