Bewertung

Review: #9.07 Die Spockumentation

Foto: Melissa Rauch, The Big Bang Theory - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Melissa Rauch, The Big Bang Theory
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Ich muss es gleich vorweg sagen, diese Episode war seit langer Zeit mal wieder nach meinem Geschmack. Es gab humorvolle Elemente, emotionale Tiefe und mal eine richtige inhaltliche Entwicklung.

"I'm changing everything that depresses me when I look at it. Try not to be one of those things."

Schon allein die Tatsache, dass in dieser Episode Howard und Bernadette im Fokus stehen und sie nach langer Zeit mal wieder eine echte Geschichte bekommen, die ihre Beziehung betrifft, hat mich gleich optimistisch gestimmt. Die Renovierung des Hauses ist da ein guter Ansatz, der zwar erst mal in den typischen Klischees hängen bleibt, weil Bernadette die Macherin ist und Howard nicht aus dem Knick kommt, mal konstruktiv zu sein, aber die Dialoge hatten die richtige Würze. Ich finde es zwar schade, dass Howard selbst beim Angebot, erst mal nur einen Raum anzugehen, auch nicht wirklich Reife zeigt und man sich eigentlich mal wieder nur fragt, warum Bernadette eigentlich mit ihm verheiratet ist, aber sie braucht auch so einen kindlichen Kerl zum Herumkommandieren. Zunächst hat man aber eigentlich nur wie die letzten ungefähr drei Jahre schon festgestellt, dass Howard sich wie ein kleines Kind benimmt und Bernadette diejenige ist, die über wesentliche Dinge des Zusammenlebens nachdenkt. Vielleicht war es wichtig, das noch mal zu zeigen, weil dem ein oder anderen Zuschauer dieses Paar schon fremd geworden ist, weil es in der Regel nur für One Liner und plumpe Gags hergehalten hatte, ohne wirklich eigenständig zu wirken.

"Howards not only like your father, but he is also like the child that you're afraid to have."

Dann kam aber doch eine überraschende Wende dazu, die ich wirklich toll fand. Bernadettes Vater will beim Umbau helfen und spricht Howard darauf an, dass ein Zimmer auch ein Kinderzimmer werden könnte. Endlich nimmt mal jemand das Thema Kinder in den Mund, was eigentlich seit drei Jahren auf der Hand liegt und eigentlich unnötigerweise so lange hinausgezögert wurde. Jedenfalls offenbaren sich hier bei Howard und Bernadette nachvollziehbare Ansichten. Howard würde durchaus gerne Kinder haben, doch Bernadette blockiert das alles, und wenn man ehrlich ist, zurecht, denn natürlich kann man verstehen, dass sie bei Howards infantilen Verhaltensweisen nicht noch ein echtes Kind in ihrem Leben braucht. Offen bleibt dabei nur die Frage, warum das Paar nicht schon längst mal über so etwas gesprochen hat. Oder gibt es noch viel triftigere Gründe, warum Bernadette keine Kinder will? Jedenfalls ist jetzt endlich mal die Katze aus dem Sack und Bernadette verspricht, sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen. Ein paar Jahre früher wäre diese Geschichte zwar etwas perfekter gewesen, aber man nimmt ja, was man kriegt. Vielleicht kann man das in unterschiedlichen Nuancen jetzt ja immer wieder mal thematisieren, auch im Zuge von finanziellen Gedanken, diversen Absprachen und und und. Es bleibt dabei allerdings die Angst, dass Bernadette jetzt eben drei Jahre intensiv darüber nachdenkt. Kurz nach als Notiz. Raj hat in der ganzen Szenerie natürlich den reifesten Eindruck gemacht und mit seinen Vorschlägen und Analysen voll überzeugen können. Jetzt muss er mit seiner eigenen Beziehung aber auch mal wieder herausgefordert werden.

"Allow me to make things entertaining again in this little Spockumentary."

Die zweite Storyline beginnt ebenfalls erst mal recht unscheinbar. Sheldon soll bei einer Doku über den Einfluss des Charakters Spock mitwirken und wird dafür von Leonard Nimoys Sohn gefilmt und befragt. Es war eine schöne Idee, aber eigentlich ist mir nicht ganz klar, wie man mit dem Material eine ordentliche Dokumentation machen sollte. Sheldons Erzählungen zu Beginn passen natürlich super, aber das man so lange mit der Kamera draufhält, ist schon ganz schön widerlich, zumal Wil Wheaton ja immer auch durchscheinen lässt, dass er Sheldon vorgeschlagen hat, um ihn ein Stück weit zu mobben. Hier hätte ich mir früher gewünscht, dass man die Kamera abschaltet und die privaten Dinge, wie den Ring, privat lässt, weil es absolut keinen Bezug mehr gab. Sheldons Hinweis, man sei etwas Off-Topic gewesen, reicht mir da nicht.

"Being upset about Amy all the time isn't accomplishing anything. If I wanna resolve this situation, then I need to take action."

Jedenfalls hat diese Geschichte eine bahnbrechende, überraschende Wende für Leonard und Penny, als der Ring auftaucht. Der Zuschauer wusste das zwar schon, aber durch Sheldons eher unbedachte Preisgabe dieser Information bekommt man die Gelegenheit, wirklich tiefgreifend in Sheldons Seelenleben hineinzuschauen. Bisher wurde ja vor allem darauf aufgebaut, dass er nicht mit der Situation umgehen kann, weil ihm die Konventionen für die Zeit nach einer Trennung fehlen. Jetzt hat man auch endlich mal richtig sehen dürfen, wie sehr ihn das emotional beschäftigt, auch wenn er noch so versucht, seinem Vorbild Spock nachzueifern und emotionslos zu sein. Auch das ist ja schon ein deutliches, emotionales Zeichen. Seine Konsequenz ist dann natürlich in sich logisch, aber auch haarsträubend. Amy hätte doch niemals den Heiratsantrag angenommen. Insofern ist es eigentlich gut, dass Sheldon durch Amys Date davon abgehalten wird und sicherlich tief getroffen sein wird. Jetzt ist es nämlich keine Theorie mehr sondern bittere, grausame Wahrheit. Das ist natürlich traurig, aber richtig getroffen hat es mich nicht, weil man nicht das Gefühl hat, dass die Autoren es wirklich ernst meinen. Es sieht alles so aus, als wäre es nur ein weiterer Schritt auf der langen Reise, die Amy und Sheldon am Ende wieder zursammen führt. Da es hier um eine Comedyserie geht, ist das auch vollkommen in Ordnung so. Hier braucht man keine Spannung, sondern Gefühle und das hat man in dieser Woche gut hinbekommen. Im Übrigen haben in dieser Storyline Penny und Leonard als kommentierender Sidekick für viel Auflockerung und Witz gesorgt. Es funktioniert natürlich auch, wenn sie mal nicht im Fokus stehen.

Fazit

Aufgrund der inhaltlichen Entwicklungen ist #9.07 endlich mal wieder eine sehr zufriedenstellende Episode, an der sich die Autoren auch in Zukunft orientieren sollten. Die Episode hat Witz, Charme, verständliche emotionale Momente und inhaltlich bei Howard und Bernadette auch mal wieder an die Realität gedacht. Nur kleinere Mängel machen also summa summarum 8/9 Punkte.

Emil Groth – myFanbase

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