Bewertung

Review: #10.03 Geister

Foto: Jeffrey Dean Morgan, The Walking Dead - Copyright: Jackson Lee Davis/AMC
Jeffrey Dean Morgan, The Walking Dead
© Jackson Lee Davis/AMC

In "Geister" geht es in erster Linie um Carol, die sich nicht eingestehen will, Hilfe zu benötigen. Auch sonst merkt man, dass unsere Gruppe an ihre Grenzen gerät.

"Es wird noch schlimmer, bevor es besser wird."

In immer kürzeren Abständen greifen Beißergruppen an und sorgen für anstrengende Kämpfe, wie man am Anfang der Episode im Zeitraffer miterleben konnte. Richtig eindringlich war das aber nicht. Im Prinzip ist es das gleiche Szenario wie in der ersten Episode beim Training, außerdem kann man aus dem Schutze heraus agieren und die Beißer eigentlich ins offene Messer laufen lassen. Die große Anstrengung ist für mich nicht ganz nachvollziehbar, auch wenn man die Dauer nicht unterschätzen darf. Zudem muss man auch ein bisschen hinterfragen, wie diese wohl von den Whisperern geschickten Gruppen so zielstrebig und regelmäßig ankommen, ohne das Whisperer selbst dabei sind. Mich haben die Szenen jedenfalls nicht mitgenommen und ich fand eher die kleine Diskussion beim Stadtrat interessant, in der Eugene aber nicht zu Wort kam. Immerhin hat man dadurch die Abnutzungserscheinungen der Gemeinschaft gut verdeutlicht und somit sinnvoll den Gesamtkontext der Episode umrahmt.

"Wenn ich dich ansehe, dann fühle ich gar nichts."

Die Whisperer stellen auch ihre Forderungen, geben sich aber gnädig und wollen kein Blut vergießen, sondern nur ihr Land erweitern. Das kann man nett finden, aber die Grenzüberschreitungen so krass zu werten, auch wenn es welche außerhalb der Feuerbekämpfung gab, ist schon heftig. Noch interessanter fand ich aber, wie unterwürfig alle bis auf Carol agiert haben. So viel Respekt/Furcht hatte man nicht mal Negan entgegengebracht, auch wenn man da eine Zeit lang machtlos war. Man hatte immer den Widerstand gespürt. Auch hier zeigen sich die Abnutzungserscheinungen und ich habe mich gefragt, ob Rick sich das auch gefallen gelassen hätte. Nur Carol gibt sich stark. Interessant, dass sie damit durchkommt. Das muss man Alpha dann doch hoch anrechnen. Ihr von Mutter zu Mutter-Kommentar bringt es wohl auf den Punkt. Trotzdem finde ich, dass dies ihre Stellung unter den Whisperern nicht bessern dürfte, weil sie so nachgiebig ist. Immerhin wäre sie beinahe getötet worden. Aber das sind wohl alles Macht-/Psychospielchen, die vielleicht im weiteren Verlauf der Staffel noch eine Bedeutung haben könnten. Carol wurde jedenfalls emotional getroffen und hat im Fortgang noch viel mehr mit sich zu tun.

"Seit wann nimmst du diese Pillen?"

Mit Koffeintabletten pumpt sie sich regelrecht voll und beginnt zu halluzinieren. Ich finde es etwas seltsam, dass sie trotz der offensichtlichen Schwierigkeiten so lange damit durchkommt bzw. es sich nicht selbst eingesteht. Es hängt einfach viel zu viel daran, aber von außen lässt sich das immer leicht sagen. Selbsterkenntnis bzw. sich einzugestehen, nicht mehr klarzukommen, ist nicht einfach und Carol ist als Persönlichkeit natürlich nicht in der Lage, sich Hilfe zu holen. Lieber kämpft sie gegen Geister und hat richtige Zeitaussetzer. Hier muss man aber auch Daryl fehlende Kompetenzen vorwerfen. Er kennt Carol so gut und müsste eigentlich schneller merken, dass sie wirklich verwirrt ist und Hilfe benötigt. Ähnlich ist es auch mit Siddiq, der unter dem Trauma leidet und nicht mehr arbeiten kann. Auch er gibt es aber nicht zu, hat aber immerhin einen Gegenüber, der mit seinen Kriegserfahrungen etwas besser geschult ist und auch noch ganz clever erst sich selbst offenbart, statt Siddiq zu konfrontieren. Ich hoffe sehr, dass Siddiq sich nun Dante anvertraut, damit seine traumatischen Erlebnisse handhabbar werden. Immerhin hat er mit Rosita und dem Kind auch noch eine große Aufgabe, die nicht kleiner wird, jetzt wo es solch eine tragische Auseinandersetzung zwischen Eugene und Rosita gab. Das war wirklich eine traurige und sehr intensive Szene, in denen die beiden sich dann zwangsläufig ausgesprochen haben. Man möchte Eugene einfach nur in den Arm nehmen. Auf die weitere Entwicklung bin ich sehr neugierig.

"Dann hast du deine Frau auf dem Gewissen."

Einen weiteren spannenden Konflikt kämpfen Aaron und Negan aus. Letzterer muss im Kampf gegen die Beißer helfen, bekommt von Aaron aber keinerlei Vertrauen geschenkt. Das ist nachvollziehbar, in dieser Umsetzung aber auch nur kontraproduktiv. Dass Negan sich die ganze Zeit zu beherrschen weiß und jede Chance auf Flucht nicht wahrnimmt, seine Loyalität also absolut beweist (gut, wo soll er auch sonst hin), macht auch diese Konstellation spannend. Was will Negan? Wo liegt seine Motivation? Wird er noch eine Schlüsselrolle spielen?

Fazit

Alles, was mit den Beißern zu tun hatte, war etwas aufgesetzt, und auch das Carol so lange so agieren kann, ist etwas übertrieben dargestellt. Die kleinen, zwischenmenschlichen Sequenzen wussten aber wieder zu überzeugen und machen Lust auf mehr dieser Geschichten.

Emil Groth - myFanbase

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