Bewertung

Review: #1.08 Alle erschaffenen Dinge

Foto: James Purefoy, The Following - Copyright: 2013 Fox Broadcasting Co.; David Giesbrecht/FOX
James Purefoy, The Following
© 2013 Fox Broadcasting Co.; David Giesbrecht/FOX

Da glaubt man, nach einer Episode wie der vorherigen kann es unmöglich schlimmer werden und wird dann eines besseren belehrt. Dieses Mal ist die ganze Geschichte nicht nur vorhersehbar und lächerlich, es kommt auch noch eine gehörige Portion Langeweile dazu.

Das FBI hat aus dem Fiasko der letzten Wochen gelernt und beschlossen, neue Saiten aufzuziehen. Und neue Besen kehren ja bekanntlich gut, also wird gleich der stinkende Kopf des FBI abgehakt und durch einen energischeren Typen ersetzt, der nicht nur alles besser weiß, sondern alles viel besser weiß als alle anderen, die sich schon weitaus länger mit dem Fall beschäftigen. Gut, geben wir diesem Nick Donovan eine Chance, sich zu beweisen, auch wenn er sich eigentlich gleich mit seiner ersten Amtshandlung ins Aus manövriert. Er schiebt die Schuld für die Fehlschläge Ryan zu und verlangt von ihm, dass er sich aus den aktiven Ermittlungen gefälligst heraus zu halten hat und nur noch als Berater für das FBI auftreten soll. Ich frage mich just in diesem Augenblick, ob Donovan verstanden hat, dass Joe explizit nach Ryan Hard verlangt hatte.

Natürlich kommt es, wie es kommen muss. Donovan will seinen ersten Zeugen verhören – den Typen, in dessen Bein Hardy in der letzten Episode herum gepult hat – und muss sich prompt vor den Latz knallen lassen, dass dieser nur mit Hardy sprechen will. Also muss er vor Hardy auftauchen und ihn bitten, David zu befragen. Ryan versucht, möglichst cool rüber zu kommen und will sich auf Davids Spielchen nicht einlassen. Er kontert seine Zitate von Ted Bundy mit lockeren Sprüchen und für einen kleinen Moment rechnet man damit, dass Ryan jetzt vielleicht mal die Oberhand behalten könnte. Diese Hoffnung zerschlägt sich bereits Sekunden später und mal wieder muss er mit ansehen, wie sich ein potentieller Zeuge selbst eliminert, bevor er sinnvolle Informationen von ihm erhalten hat. Tja, Pech gehabt.

Und wäre das nicht schon genug, nur kurze Zeit später sorgt Ryan dann auch noch dafür, dass Mike vorübergehend suspendiert wird. Was daraufhin folgt sind fünf pseudospannende Minuten, in denen man die Zuschauer in die Paranoia von Mike miteinbeziehen will und hinter jedem Menschen auf der Straße plötzlich einen potentiellen Jünger Joes sieht. Natürlich ist es nicht die Frau, die Mike in den Fahrstuhl und darüber hinaus fast schon verfolgt. Nein, es sind Roderick und seine Kumpels, die in Mikes Wohnung auf ihn warten und ihn in ein abgelegenes Gelände entführen, um von ihm zu erfahren, wo man Claire hingebracht hat.

Man muss es Mike wirklich hoch anrechnen, dass er sich von Roderick, Charlie, Louise und all den anderen namenlosen Jüngern nicht einschüchtern lässt und sich tapfer gegen die prügelnden, schlagenden und stechenden Männer zur Wehr setzt. Zugegeben, ein wenig lächerlich ist die ganze Szene schon, doch man wünscht sich am Ende, dass das Durchhaltevermögen von Mike belohnt wird. Dank Ryans untrüglichem Bauchgefühl und seines beherzten Eingreifens kann der arme Mike gerettet werden. Zu dumm nur, dass das FBI mal wieder nur mit einer minimalen Anzahl an Agenten angerückt ist und alle wichtigen Charaktere am Ende unversehrt entkommen können. Sie wollen einfach nicht daraus lernen, das man an einen möglichen Tatort nicht zu zweit auftauchen sollte, sondern mindestens gleich vier bis sechs Streifenwagen im Schlepptau hat. So bleibt Debra mal wieder nichts anders übrig, als dumm aus der Wäsche zu schauen, während Roderick mit den anderen davon fährt.

Apropos Roderick. Er hat definitiv das Potential, zu einem wahren Gegenspieler von Joe zu werden. Er hat in der Abwesenheit des großen Gurus eine kleine Gemeinde aufgebaut, deren Sheriff er ist. Er ist stolz darauf, sein eigenes kleines Mörderdorf auf den Weg gebracht zu haben und ist sichtlich genervt davon, dass niemand zu schätzen weiß, was er aufgebaut hat, sondern alle sich nur Joe zu Füßen werfen, der sich erst einmal genüsslich in seinem neuen Hause besäuft. Zuerst versucht er natürlich, zu seinem Sohn Joey durch zu dringen, der ihm jedoch kein einziges Wort zugesteht, was Joe sichtbar frustriert. Glücklicherweise hat er ja Emma, die sich rührend um ihn kümmert und ihm dann sogar klar macht, dass er sich ruhig auf andere Frauen einlassen kann, solange Claire noch nicht da ist. So ganz will mir noch nicht einleuchten, wieso Joe unbedingt will, dass Claire zu ihm in sein Clubhaus kommt. Er beteuert immer wieder, dass Joey eine Mutter braucht und er selbst seine Frau noch immer liebt, doch was genau er sich davon erhofft, wenn er Claire zu sich holt, das ist noch nicht ganz klar.

Am Ende gibt es wieder – wie fast in jeder Episode – eine richtig starke Szene. Charlie, der auf Claire angesetzt war und zweimal hintereinander keine Ergebnisse liefern konnte, ist am Boden zerstört und bittet Joe, ihn umzubringen, damit sein Leben endlich wieder einen Sinn hat. Seine abgedrehte Logik will mir nicht ganz einleuchten, Joe hingegen ist sichtlich gerührt, umarmt seinen Jünger und sticht ihm liebevoll ein Messer in den Bauch. Untermalt wird diese Szene wieder durch tolle, dieses Mal klassische Musik. Doch anstatt Joes Charakter weiter zu definieren, wirkt die Szene am Ende einfach nur verstörend und absolut unnötig.

Viel besser gefällt mir dann schon, dass Hardy am Ende ins Krankenhaus fährt, um dort an Mikes Bett zu wachen, der die Messerstecherei glücklicherweise überlebt hat. Ryan staunt nicht schlecht, dass Mike tatsächlich wusste, wohin man Claire gebracht hat und trotz der Folter nicht verraten hat, wo man sie hin gebracht hat. Es ist vielleicht noch etwas früh, Ryan und Mike als Freunde zu bezeichnen, aber es ist schön mitanzusehen, wie die beiden momentan füreinander einstehen.

Fazit

Die wenig guten Momente werden wieder einmal durch so viele unglaublich dumme Momente zunichte gemacht, dass es schwierig ist, der Serie im Moment etwas positives abzugewinnen. Die Geschichte ist keinen Millimeter vorwärts gegangen, aber mal ehrlich, wie könnte sie auch? Das hebt man sich bestimmt alles bis zum Ende der Staffel auf. Alles was bis dahin kommt, ist nerviges Katz-und-Maus-Spiel, das Joe am Ende für sich entscheiden wird.

Melanie Wolff - myFanbase

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