Bewertung

Review: #1.13 Drei Sätze

Foto: Susan Kelechi Watson & Sterling K. Brown, This is Us - Das ist Leben - Copyright: 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Susan Kelechi Watson & Sterling K. Brown, This is Us - Das ist Leben
© 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Mit #1.13 Three Sentences kehrt "This Is Us" nach dem untypischen reinen Ausflug in die Vergangenheit in der letzten Episode zurück zum bewährten Erzählschema. Das soll aber nicht bedeuten, dass die Folge lediglich ein Standard-Repertoire an Geschichten abspulte. Ganz im Gegenteil, denn die emotionalen Punches wirkten dieses Mal wieder besonders intensiv und selbst in Episode 13 gelingt es den Autoren mit einer überraschenden Wendung, erneut geschickt verknüpft mit der Vergangenheitshandlung, einem Erzählstrang und damit auch dessen Hauptcharakter eine neue Facette zu verleihen.

"I was head over heels in love with you the moment that I saw you. I never should've let you go away."

Den dritten Satz habe ich mir aufgrund seiner Länge jetzt einmal gespart. Aber dieser an sich ist auch gar nicht so relevant, als vielmehr die Tatsache, wem gegenüber Kevin diese Worte äußerte. Bei der Geschichte weiß man gar nicht, wo man zuerst ansetzen soll: Bei der faustdicken Überraschung beim Anblick von Kevins Auserwählten und der dazugehörigen Offenbarung, bei seinem mitunter urkomischen Gespräch mit Toby oder bei der sich parallel zur Gegenwart entwickelnden Geschichte in der Vergangenheit. Hier kamen so viele emotionale Elemente auf einmal zusammen, dass man beim Zuschauen ständig zwischen Rührung und Staunen hin und her gerissen wurde. Dabei verblüfft einmal mehr, welches Potential in der Figur des Kevin eigentlich steckt. Gerade zu Serienbeginn hat man ihn doch schnell als oberflächlich abstempeln wollen, aber nach und nach offenbart sich seine sensible Seite, diese Unsicherheit, die er in der Öffentlichkeit gut zu verstecken weiß und die durchaus vorhandene Tiefgründigkeit seiner Gedanken, wenn er denn den nötigen Anstoß durch eine zweite Person bekommt. Das ist über eine lange Zeit seine Zwillingsschwester Kate gewesen, aber auch gemeinsame Gespräche mit William oder eben hier mit Toby haben ihm schon Anlässe für nachfolgende Taten gegeben. Offenbar kann Kevin per se erst einmal schlecht damit umgehen, von einer Frau ignoriert zu werden oder schlimmer gar, von ihr den Laufpass zu bekommen. Ich kann Sloanes nach wie vor abweisende Haltung durchaus verstehen, nahm jedoch fast selbstverständlich an, dass sich die beiden schon noch wieder versöhnen werden, allein schon durch ihre berufliche Situation. Ich sollte jedoch eines Besseren belehrt werden. Zuvor kam es jedoch zu dem bereits angesprochenen "Date" mit Toby, den der wieder einmal verunsicherte Kevin mit der verfahrenen Situation um Sloane und Olivia konfrontierte. Der daraus resultierende Dialog war einfach zu lustig zu verfolgen. Wenn ich allein an Tobys entsetzten Gesichtsausdruck denke, weil Kevin den Film "Notting Hill" nicht gesehen hat, muss ich direkt wieder grinsen. Überhaupt muss man Toby auch mal ein Lob aussprechen, wie er es immer wieder schafft, die richtigen Worte und Ideen zur rechten Zeit zu haben. Sein Ratschlag an Kevin, die Liebes seines Lebens vor seinem geistigen Auge zu visualisieren und sich drei Sätzen zu überlegen, die er ihr sagen will, führte schließlich zu einem für mich überraschendsten Moment der noch jungen Seriengeschichte. Mal ehrlich, wer hatte ernsthaft mit einer uns unbekannten, dritten Person gerechnet? Das musste ich erst einmal verarbeiten. Seine drei Sätze waren dann auch ein erster emotionaler Höhepunkt. Was für eine schöne Liebeserklärung. Doch das war noch gar nicht das Ende der Fahnenstange, denn die nächste Bombe platzte unmittelbar. Kevin war schon einmal mit ihr, Sophie, verheiratet! Wie konnte das bisher nur so unter dem Radar gehalten werden? Ich muss sagen, das funktioniert für mich als stimmige Geschichte wunderbar. Auf den ersten Blick spricht mich Sophie als Partnerin für Kevin auch gleich viel mehr an, als alle bisher kennengelernte Frauen in seinem Leben. Mit der parallel erzählten Geschichte aus der Vergangenheit setzten die Autoren dem ganzen aber noch die Krone auf, entpuppt sich Sophie doch als Kevins erste, ja man muss schon sagen, Kinderliebe. Das verleiht seinem Charakter noch einmal eine ganz besondere Note. Diese Beständigkeit, mit der er quasi sein Leben lang, in ihr die Liebe seines Lebens gesehen hat und selbst trotz gescheiterter Ehe nicht loslassen konnte, verstärkt seine sensible, verletzliche Seite noch einmal. Ich bin wirklich gespannt, wie es mit den beiden weitergeht und freue mich auch schon auf Szenen aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit.

Herausragend war in dieser Folge wieder einmal Chrissy Metz. Das ist für mich überhaupt die größte Entdeckung unter den erwachsenen Darstellern. Kates lautes Herausschreien der in ihr aufgestauten Wut und der Schmerzen der Vergangenheit wurde von ihr so beeindruckend interpretiert, dass ich Gänsehaut bekam. Was muss sich in Kate über all die Jahre davon angestaut haben. Vielleicht war man zunächst über ihren spontanen Ausbruch unter den auf das Training fokussierten Teilnehmern versucht zu lachen, doch blieb einem dieses unmittelbar als fetter Kloß im Hals stecken. Das Camp mag Kate vielleicht nicht beim Abnehmen helfen, als Therapie über die Ereignisse ihres Lebens scheint es jedoch gut zu funktionieren. Etwas skeptisch und auch durchaus beunruhigt bin ich dagegen über die Einführung von Duke, der offenbar als Gegenspieler von Toby installiert werden soll und somit ein mögliches Love Triangle entstehen lässt. Seine direkte Art und die kleinen Kabbeleien mit Kate gefielen mir zwar, dennoch will ich mir nicht vorstellen, dass Kate sich auf Dukes Avancen tatsächlich einlassen wird. Möglicherweise ist es für sie aber reizvoll, gleich bei mehreren Männern hoch im Kurs zu stehen. Das lässt dann auch den Bogen zurück in die Vergangenheitshandlung schlagen, die Kate an ihrem Geburtstag plötzlich ganz alleine sein lässt, weil ihre Gäste sich der Party von Kevin angeschlossen haben. Ein wahnsinnig trauriger, aber spätestens mit Jacks Aufmunterungsversuchen auch ein toller Moment. Jack ist wirklich ein Abziehbild des Traum-Vaters. Ich kann verstehen, warum die Kinder und auch Rebecca ihn so lieben. In Kates Ausbruch in der Gegenwart sehen wir dann auch erstmals kurze Bilder der Trauerfeier nach Jacks Tod. (Nicht nur) Kate hat darunter sehr gelitten und es gehört zu ihren schwersten Augenblicken. Weitere Bilder der Vergangenheit zum Folgenende lassen vermuten, dass wir wohl unvermeidbar schon in sehr naher Zukunft (vielleicht im Staffelfinale?), mehr über Jacks Tod erfahren werden. Ich mag schon jetzt gar nicht daran denken, wie emotional das werden wird. Daher noch eine kleine Bemerkung am Rande zu Madonnas "Vogue". Angesichts der Kostüme der Kinder, die mich eher an die Madonna der 80er Jahre erinnerten, dachte ich, dass dies zeitlich gar nicht zusammen passen kann. Tatsächlich erschien der Song aber bereits 1990 und damit im Jahr der gezeigten Geburtstagsparty.

Bemerkenswert ist für mich auch weiterhin die Figur des Randall. Das gilt spätestens mit dieser Folge auch für die Kinderrolle, die tatsächlich ein 1:1-Abbild des erwachsenen Randall ist. Es ist unglaublich, wie rational und reflektiert Randall Junior seine Umwelt wahrnimmt und mit dieser interagiert. Der von den Eltern durchaus naheliegende Grund seiner Hautfarbe für die Abwesenheit der Schulkameraden auf der Geburtstagsparty wird von ihm ganz sachlich und nüchtern gekontert. Das sind nun einmal nicht seine Freunde und daher hat er auch kein Problem damit, dass nicht alle erschienen sind. Da sind auch die Eltern gerührt und können zu Recht stolz auf ihren Sohn, aber auch ein wenig auf sich selbst und ihre Erziehung sein. Er war damit ja sogar Anlass, zumindest kurzzeitig über weiteren Nachwuchs nachzudenken, der jedoch auch schnell wieder ad acta gelegt wurde. Das ist mir ehrlich gesagt auch ganz recht, denn jetzt noch uns Zuschauern ein unbekanntes viertes Kind "unterzujubeln", wäre mir inzwischen doch etwas zu viel des Guten. Aber auch in der Gegenwart kann die Story um Randall punkten. Nachdem William seine Chemotherapie abgebrochen hat, will er nun seine persönliche "bucket list" mit allen Dingen abarbeiten, die er gerne vor seinem Tod noch tun will. Dafür spannt er Randall ein, der nach anfänglichem Zögern aufgrund eines wichtigen Geschäftstermins, sich aber mehr und mehr darauf einlassen kann und auch Spaß daran findet, seinen Vater so glücklich zu sehen, wie dieser das erste Mal in seinem Leben selbst Auto fährt. Das charakterisiert Randall einmal mehr als Familienmenschen und stellt so eine schöne Parallele zu seinem Ziehvater Jack her, der ihn diesbezüglich stark geprägt hat. Natürlich haben wir lange Zeit auch nur die vernünftige und zielorientierte Seite von Randall gesehen, die jedoch durch Williams Einfluss zunehmend aufgelockert wurde und uns inzwischen einen "neuen", entspannten Randall präsentiert. Die sich durch Vergangenheit und Gegenwart ziehende Vater-Sohn-Parallele wird durch die gleichzeitige Gegenüberstellung des herannahenden Todes von William und des erstmals gezeigten Todes von Jack noch zusätzlich verstärkt. Mir schnürte sich beim Zusehen der Hals immer mehr zu. Wie wird das wohl erst werden, wenn beide Themen tatsächlich im Fokus einer Folge stehen werden? Mit dem bereits langsam herannahenden Staffelfinale könnte dies möglicherweise schneller thematisiert werden als mir lieb ist.

Fazit

Es ist wirklich beeindruckend wie es die Serie schafft ihr erzählerisches Niveau über inzwischen 13 Folgen konstant hoch zu halten und dabei noch immer überraschen kann, ohne unglaubwürdig zu werden. Klar, wir sind noch immer am Serienanfang, aber die Ausarbeitung der Figuren ist bereits enorm und einfach schön zu verfolgen. Insbesondere Kate oder besser gesagt Chrissy Metz hat mich diesbezüglich einmal mehr überzeugen können. Die neu angestoßenen Geschichten um Sophie oder Jacks Tod lassen mich weiter zuversichtlich auf die leider nur noch fünf verbliebenen Folgen der ersten Staffel blicken. Am besten schon einmal die Taschentücher bereit halten.

Jan H. – myFanbase

Die Serie "This Is Us" ansehen:


Vorherige Review:
#1.12 Veränderungen
Alle ReviewsNächste Review:
#1.14 Überraschungen

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "This Is Us" über die Folge #1.13 Drei Sätze diskutieren.