Bewertung

Review: #3.17 Die Zerreißprobe

Foto: Justin Hartley & Susan Kelechi Watson, This Is Us - Copyright: 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Justin Hartley & Susan Kelechi Watson, This Is Us
© 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Nach dem großen Knall am Ende von #3.16 Don't Take My Sunshine Away war absehbar, dass man dieses Mal die kriselnde Ehe von Beth und Randall anpacken wird. Und obwohl wir uns nur einen Steinwurf vom Staffelfinale entfernt befinden, muss ich sagen, dass diese charakterzentrierte Episode eine gute Idee war. Nur mit sehr vielen Abstrichen hätte man all das, was man dem Zuschauer nun gezeigt hat, parallel zum aktuellen Geschehen bei den restlichen Pearsons einflechten können. Da der Konflikt sich außerdem seit langem abgezeichnet hat, ist es teilweise eine Erleichterung, dass nun endlich einmal Klartext geredet wurde. Gleichzeit taucht allerdings auch ein Gefühl wieder auf, das in den vergangenen Wochen beim Schauen von "This Is Us" ein ständiger Begleiter geworden ist: Schmerz. Denn auch wenn diese Episode stellenweise genau auf den Nerv trifft, tut es einfach nur weh, die Ehe von Randall und Beth auf diese Weise zerfallen zu sehen.

Bisher war ich bei dem Streit zwischen Beth und Randall durch und durch Team Beth. Randall zeigte sich von einer egoistischen, engstirnigen und standhaften Seite, die man so von ihm nicht kannte, weshalb man automatisch mit Beth mitfühlte, die sich mit dem neuen Job einen Herzenswunsch erfüllen wollte. Durch das Eintauchen in die gemeinsame Vergangenheit der beiden, zeigt man dem Zuschauer nun, dass die Geschichte nicht ganz so klar ist, wie es auf den ersten Blick aussieht – beziehungsweise, dass Randall nicht so out-of-character handelt, wie man ihm die ganze Zeit über unterstellt hat. Beths Worte, dass ihr Streit bereits zu Beginn ihrer Beziehung begann, rief bei mir erst einmal Verwunderung hervor, schließlich haben wir Beth und Randall bisher stets als eingespieltes Team erlebt. Ganz langsam zeigt man uns Zuschauern, dass Randall mit seinem Eifer schon immer dazu neigte, Beth zu Kompromissen zu drängen, auch wenn er dies nie in böser Absicht tat. Die Überredungskunst der Pearson-Männer haben wir schon häufig gesehen, erst in der letzten Episode war esKevin, von dem man uns zeigte, dass er nie wählen musste, sondern immer alles bekam, was er sich ersehnte. Es traf mich unvorbereitet, dass sich dieser rote Faden noch viel weiter zurückverfolgen lässt und dass sich das Verhalten von Randall auch in dem großen Streit widerspiegelt, den wir in #1.15 Jack Pearson's Son zwischen Jack und Rebecca erlebt haben. Bisher war mir diese Parallele nie so sehr aufgefallen, weshalb ich es umso grandioser finde, dass es "This Is Us" einmal wieder geschafft hat, den Bogen zurück zu einer bereits erzählten Geschichte zu spannen.

Doch auch wenn das Verhalten von Randall einem nun nicht mehr ganz so bitter aufstößt, bringt die Episode ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit mit sich. Man kann Beth voll und ganz verstehen, schon oft haben wir gesehen, wie sie Randall zuliebe zurücksteckte und das nie mit einem Funken von Bitterkeit. Die vielen Situationen, denen wir nun beiwohnen durften, machen Beths Wunsch danach, endlich einmal nur an sich selbst zu denken, vollkommen nachvollziehbar. Gleichzeitig kann man aber auch Randall nicht mehr so böse sein, denn wie sich nun zeigt, hat er die ganze Situation immer ganz anders wahrgenommen als Beth. Es war für ihn nie eine große Sache, dass sich alles zu seinen Gunsten gefügt hat – ganz ähnlich wie bei Kevin sind die Würfel immer in seinem Sinne gefallen. Dass Beth sich immer willentlich für ihren Mann verbogen hat und ihm nie verdeutlichte, dass sie ihm zuliebe etwas opfert, macht die Lage für Randall nun jedoch umso undurchsichtiger. Beths Worte darüber, dass sie ihr Eheversprechen gebrochen hat, indem sie sich vollkommen von Randall vereinnahmen lies, sind für Randall nicht so offenkundig wie für uns, denn er sieht nicht, wie häufig Beth für ihn zurückgesteckt hat. In dieser Situation stellen sich die Autoren allerdings auch selbst ein wenig ein Bein, denn Beth gab Randall ja häufig den Wink, dass sie sich dazu verpflichtet fühlt ihre Bedürfnisse hinten an zu stellen – der Nacho-Vergleich gefiel mir dabei übrigens sehr gut. Nie jedoch griff Randall die Worte seiner Frau ernsthaft auf und machte sich im Nachgang Gedanken, obwohl er ja eher ein Mensch ist, der Dinge gern viel zu genau analysiert.

#3.17 R & B dient nicht dazu, das Geschehen voranzubringen, man zeigt lediglich auf, dass Randall nicht 100% der Schuld zuzuschieben sind, da er die Ehe mit Beth bisher durch ganz andere Augen gesehen hat als sie. Dass es in der Handlung nicht voran geht, hinterlässt zum Schluss ein ähnlich unbefriedigendes Gefühl wie #3.15 The Waiting Room. Wie will man sich aus dieser Misere herausmanövrieren? Indem man sich nur auf die Vergangenheit von Beth und Randall konzentriert, rückt eine Lösung ihres Problems in noch weitere Ferne. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich der Konflikt der beiden beheben lassen soll und bin enttäuscht, dass sich dieses Liebespaar, das stets so unerschütterlich wirkte, vor dem Aus zu befinden scheint. Zwar hat es "This Is Us" bisher immer sehr gut geschafft, die Schattenseiten des Lebens zu beleuchten und wir haben die Figuren durch einschneidende Erlebnisse wie Tod, Geburt, Trennung und Hochzeit begleitet, doch auch wenn dies immer alles sehr realistisch umgesetzt war und man stets zu Tränen rühren konnte, möchte ich nicht, dass man uns jetzt die Geschichte einer Scheidung erzählt.

Randnotizen

  • Neben dem hohen Dramafaktor konnte die Episode auch mit einigen zutiefst rührenden Szenen aufwarten. Sowohl der – finale – Heiratsantrag als auch die Szene mit den Ehegelübden war einfach perfekt.
  • Nach #3.13 Our Little Island Girl hatte ich mir zwar gewünscht, die junge Beth und den jungen Randall noch einmal wiederzusehen, wirklich damit gerechnet hatte ich zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht. Umso schöner war es, die beiden gemeinsam zu sehen.
  • Zwar war es nur eine Szene, dennoch habe ich mich über das Wiedersehen mit William gefreut.
  • Um mal logisch an das Problem von Randall und Beth heranzugehen: der große Streitpunkt liegt in der Kinderbetreuung. Ich hatte bisher nicht den Eindruck, dass die beiden sich um Geld irgendwelche Gedanken machen müssen, sie leben in einem gigantischen Haus, das in einer sehr guten Wohngegend steht. Bis zu Beths Kündigung hatten die beiden gute Jobs und haben sicher nicht schlecht verdient und auch wenn ein Babysitter auf Dauer sicher nicht günstig ist, weshalb machen die beiden sich über die Kinderbetreuung so viele Gedanken? Déjà und Tess sehen in meinen Augen nicht wie Mädchen aus, die noch groß beaufsichtigt werden müssen. Weiterhin frage ich mich, was es für Randall ändern würde, wenn Beth ihren Job aufgibt, denn früher Zuhause wäre er ohnehin nicht und so könnte er auch dann nicht mehr Zeit mit seinen Töchtern verbringen, wenn Beth andere Arbeitszeiten hätte.

Fazit

Auch wenn die Episode im Großen und Ganzen auf der Stelle tritt, kann sie damit punkten, das Verhalten von Randall zu erklären. Leider macht auch das den Ehestreit nicht einfacher, es zeigt eigentlich nur, dass man sowohl für die eine als auch für die andere Seite argumentieren kann. Sich auszumalen, wie sich die Beziehung von Randall und Beth nun weiterentwickelt, gestaltet sich schwierig, denn von einem Lichtblick ist man weit entfernt und so bleibt zu befürchten, dass diese Staffel ein eher düsteres Ende haben wird.

Marie Florschütz - myFanbase

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