Review: #2.06 Tot bleibt tot?
Nicht gegeneinander sondern miteinander versuchen es Tru und Jack in dieser Episode, denn Tru wird von einer Frau um Hilfe gebeten, die schon ein halbes Jahr tot ist, und dann ist schließlich auch Weihnachten.
Weihnachtsmann
Bevor ich mich der Haupthandlung widme, gehen wir erst mal wieder auf das Geplänkel zwischen Davis und Carrie ein, das sich aus der Sicht von unserem Lieblingsleichenschauhauschef eigentlich richtig schön entwickelt hat. Als er erkennt, dass Carrie durch ihre Arbeit mit Kindern eingespannt ist, der erwartete Weihnachtsmann aber nicht kommen wird, übernimmt er spontan diese Rolle. Das wäre unglaublich romantisch, wenn er damit dem Feind nicht nur noch weiter in die Falle laufen würde. Davis kann einem somit nur Leid tun, weil er richtig aufgeht und wirklich glücklich ist, schöne Ideen hat und sich so wunderbar umständlich verhält, weil er so süß verknallt ist. Einen kurzen Moment hatte ich sogar den Eindruck, dass Carrie sich geschmeichelt fühlte und ihre bösen Absichten vergessen hat. Davis Geschenke sind dann natürlich typisch für ihn völlig fehl am Platz. Das ist zwar witzig, aber auch ein wenig zu übertrieben, denn das darf man einfach nicht erlauben.
Wenn man mal davon absieht, dass Davis Carrie also richtig schön ins Messer rennt, dient die Storyline auch dazu, Carrie noch etwas mysteriöser zu gestalten. Was sind denn nun ihre Motive dafür, Jack zu helfen? Ist sie nur deshalb in der Hilfsorganisation, um Davis an die Leine zu kriegen, oder ist sie eigentlich von Grund auf ein unglaublich netter, hilfsbereiter und sozialer Mensch? Dieser Widerspruch macht Carrie endlich richtig interessant. Dass sie außerdem das Ziel erreicht hat und nun nicht nur noch spioniert sondern von Davis in Trus Gabe eingeweiht wurde, macht das noch besser, zumal sich dadurch ein Keil zwischen Tru und Davis festgesetzt hat, der sich in den letzten Episoden schon gebildet hatte. Die Lügen kommen jetzt von beiden Seiten.
Gemeinsame Sache
Tru bekommt ein Hilfegesuch von einer Frau, die schon seit sechs Monaten tot ist und die Wiederholung des letzten Tages somit überhaupt nichts bringt. Zumindest nicht für die Tote. Schnell ist klar, dass es also um etwas anderes geht, als einen Tod zu verhindern. Da auch Jack das erkannt hat, bietet er seine Dienste sogar an, denn egal was passieren wird, seine Absichten können gar nicht gefährdet werden. Das ist mal wieder eine ganz neue Idee und für eine Weihnachtsepisode irgendwie auch geschaffen. Natürlich weigert sich Tru zunächst, erkennt dann aber zähneknirschend die Chancen, die sich durch Jack ergeben, und nähert sich ihm an. Das erfordert dann den typischen Erklärungsbedarf den anderen gegenüber, aber Tru war schon immer dominant genug, um sich da gar nicht erst reinreden zu lassen.
Gemeinsam gehen sie den kleinen Hinweisen nach und in gewisser Weise finden Tru und Jack richtig Gefallen an der Sache. Mir als Zuschauer erging es genauso. Was erst absurd wirkte, machte insgesamt doch richtig Sinn, wirkte nicht aufgesetzt und entwickelte sich zu einer gelungenen Haupthandlung, die auch Jack wieder um einiges menschlicher und somit sympathischer erscheinen ließ. Dass dann auch noch der Wunsch nach Zweisamkeit zu Weihnachten ins Spiel gebracht wurde, ist ein schöner Wink gewesen, den Tru aufgegriffen hat. So ergab sich am Ende eine wunderbare Szene mit allen Beteiligten der Serie, Protagonisten wie Antagonisten, die ihre gegensätzlichen Vorstellungen relativ aus dem Spiel gehalten haben, sondern saisonal bedingt einfach mal alle Menschen waren. Allerdings konnten sich Jack, Trus Vater und Carrie in der Episode eine sehr gute Ausgangsposition erarbeiten, um beim nächsten Mal knallhart zuschlagen zu können. Die aufgezeigte heile Welt ist also eigentlich nicht vorhanden.
Harrisons Misstrauen
Dabei hätte es durchaus zum großen Knall kommen können, denn Harrison misstraut seinem Vater schon seit einiger Zeit und hat ihm nachspioniert. Er wollte ihm zwar eigentlich ein Verhältnis nachsagen, doch als er Jack sieht, ist dann die Bombe am Platzen. Leider ist es nicht ganz logisch, dass er bei seinen bisherigen Nachforschungen noch nicht auf mehr Informationen gestoßen ist und Jack immer verpasst haben soll. Dass Harrison von seinem Dad dann richtig hart angegangen wurde, offenbarte all die Widerlichkeit, die in dieser Vaterfigur steckt. Diesen Charakter kann man nur verabscheuen. Leider hat er nicht wirklich etwas Interessantes gesagt und ist nur auf dieser "Du verstehst das nicht" – Schiene gefahren, sodass der Nutzen für den Zuschauer sehr gering war. Tru hat es auch überhaupt nicht geholfen, weil sich der Tag wiederholt, bevor Harrison sich melden konnte. Jack warnt dann vor allem und Harrison bekommt den Eindruck vermittelt, dass sein Vater ein ganz toller Dad ist, weil er ihm eine Wohnung organisiert hat. Das haben die "Bösen" gut gelöst. Insgesamt war das nur leider recht vorhersehbar und hat keine Entwicklung für die Handlung gebracht.
Abruptes Ende
Leider war dies die letzte Episode der Serie. Es ist jetzt nicht so, dass ich jeder Folge entgegengefiebert hätte, aber es gab doch einige gefällige Episoden, recht viel Potenzial, Spannung und verschiedenste Möglichkeiten der Weiterführung. Zudem hatten sich mit der Zeit genügend Fragen aufgebaut, auf deren Antwort man doch gehofft hat. Vielleicht war es aber auch das Problem, dass man zu selten Antworten geliefert und die Zuschauer so lange hingehalten hat, bis sie das Interesse verloren und abschalteten. Auch mir hat mehrmals in dieser Hinsicht das Tempo gefehlt. In dieser Episode hat man beispielsweise fast keine Zeit darauf verwenden, was denn nun durch Jensens Rettung für Konsequenzen folgen. Diesen Strang so stiefmütterlich zu behandeln, ist schon ärgerlich. So was ist auch schon in anderen Episoden aufgefallen, dabei war gerade die Haupthandlung die Stärke der Serie. Die Fälle der Woche waren nettes Beiwerk, konnten aber nur selten packen, wenn sie wirklich im Mittelpunkt standen. Durch die Notbremse ist jetzt aber niemandem geholfen, denn diejenigen, die durchgehalten und so viele Fragen haben, werden jetzt völlig unbefriedigt abgefertigt. Wie so oft muss man sich damit aber abfinden. Eine abschließende Episode, die Fans ordentlich Abschied nehmen lässt und wichtige Fragen beantwortet, wäre sehr wünschenswert gewesen. Schade. Einen solchen Abschluss hat keine Serie verdient.
Fazit
Leider stellt diese weitestgehend gelungene Weihnachtsepisode das Ende der Serie dar. Irgendwie ist diese Episode aber auch sinnbildlich für die Defizite, die man nie beseitigt hatte. Die Episode war ordentlich, unterhaltsam und abwechslungsreich, hatte aber trotzdem ihre Fehler und die wichtigen Fragen der gesamten Serie wurden eher unzureichend betrachtet bzw. die Haupthandlung zu langsam vorangetrieben.
Emil Groth – myFanbase
Die Serie "Tru Calling - Schicksal Reloaded" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: 'T was the night before Christmas ... againErstausstrahlung (US): 21.01.2008
Erstausstrahlung (DE): 05.11.2005
Regie: Jesús Salvador Treviño
Drehbuch: Zack Estrin
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