Review: #1.12 Gefahr im Verzug
Nachdem die Serie im Mittelteil teils eklatante Schwächen aufwies und so mancher Plott-Twist wirklich hahnebüchen war, gelingt es den Autoren pünktlich zum Staffelfinale, das Ruder noch einmal herum zu reißen. Sicherlich ist auch in dieser vorletzten Episode der ersten Staffel nicht alles perfekt, aber über eventuelle kleinere Ungereimtheiten hilft das ungemein angezogene Tempo und ein hervorragen aufgelegter Dean Norris hinweg.
"The only thing necessary for the triumph of evil is for good people to do nothing"
Big Jim hat sich vom fiesen Möchtegern Machthaber von Chester's Mill endgültig zum ultimativen Bösewicht der Serie entwickelt. Spätestens jetzt mit dem Mord an der unbescholtenen, gutmütigen Dodee dürfte er jegliche Gunst beim Zuschauer verloren haben. Wirkte er zu Beginn der Staffel noch wie ein kleiner Politiker, der gerne groß aufspielen wollte, aber das Pech hatte, als lokaler Autodealer ein tristes Dasein in einer Kleinstadt fristen zu müssen, so hat er sich dank der Kuppel auf dem Rücken etlicher (mehr oder minder braver) Bürger in eine Position gepusht, die ihn quasi zum Alleinherrscher über Recht und Gesetz in Chester's Mill macht.
Dass Big Jim dafür über Leichen geht, wusste der Zuschauer schon lange, doch mit dem Mord an Dodee dürfte er wohl das letzte bisschen Menschlichkeit verloren haben, das er noch in sich trug. Der Mord an Lester Coggins war verschmerzbar, immerhin hatte auch der nach außen hin gutmütige Pfarrer Dreck am Stecken. Der Tod von Maxine und Agatha war notwendig, um diese absolut hirnrissige Geschichte um die beiden ein für alle Mal zu beenden. Doch der Mord an Dodee, war nun der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ab hier hat Big Jim eine Grenze überschritten, bei der es nun für ihn keinen Weg mehr zurück geben kann. Sein altes Leben hat er verwirkt und eigentlich kann es für ihn am Ende gar nicht mehr gut ausgehen.
Noch kann er aber darauf vertrauen, dass der Großteil der Bürger von Chester's Mill auf seiner Seite stehen und seine Worte zu keinem Zeitpunkt in Frage stellen. Nicht einmal Linda zweifelt seine Worte an. Sie hat Barbie zwar kennen gelernt, hat Zeit mit Julia verbracht und weiß, dass die beiden dabei waren, eine Beziehung aufzubauen. Trotzdem zögert sie keinen Augenblick, Big Jim zu folgen, als er sie auf die Jagd nach Barbie schickt und ihr ein ums andere Mal erzählt, welch ruchloser Mörder Barbie eigentlich ist. Linda ist ein essentieller Teil des Lügengebildes, das Big Jim um Barbie aufgebaut hat und ich hoffe inständig, dass sie ihre Naivität ablegt und beginnt, Dinge, die er ihr aufträgt, zu hinterfragen. Immerhin sind einige seiner Entscheidungen bar jeglicher Vernunft.
Wie kann es sein, dass sich niemand Gedanken macht, dass Big Jim zwei Jugendliche unter Arrest stellt und sie brutal von seinen Schergen abführen lässt. Müsste nicht spätestens hier Linda einschreiten und Big Jim klar machen, dass er in in der Stadt überhaupt keine Autorität hat. Gut, der einzige, der es gewagt hat, sich Big Jim in den Weg zu stellen, ist durch ihn zum Staatsfeind Nummer eins geworden und alle glauben Big Jim, dass Barbie nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Und das, obwohl er der Stadt ohne zu Zögern in jeder Krisensituation eine helfende Hand gereicht hat. Aber so ist das mit Kleinstädten, die zwei Wochen lang unter einer Kuppel gefangen sind. Man folgt dem am lautesten rufenden Irren, der sich hinstellt und verspricht, dass alles gut werden wird. Der Weg zu einem brutalen Diktator, dem sich in den Weg zu stellen sich niemand mehr wagt, ist nicht mehr weit.
Es ist allerdings schön zu sehen, dass gerade die Jugendlichen sich nicht von Big Jim beirren lassen. Faszinierend ist hier mitanzusehen, wie Norrie sich gegen Big Jim stellt und sich auch durch offene Drohungen nicht einschüchtern lässt. Sie ist momentan neben Big Jim der vielleicht stärkste Charakter und Mackenzie Lintz steht in dieser einen Szene Dean Norris in schauspielerischer Leistung in nichts nach.
Eine überaus starke Szene hatte dieses Mal auch Junior zu bieten, der noch immer hin und her gerissen ist, was er von der Vision seines Vaters halten soll. Die beiden haben in der Staffel mehr als einmal gezeigt, dass zwischen ihnen keine heile Familienbande herrscht, aber sie immerhin genug füreinander empfinden, um über die Schwächen des anderen am Ende hinweg zu sehen. Und so hat Junior auch keine Zweifel daran, dass das, was sein Vater ihm über Barbie erzählt, nicht wahr sein sollte. Erst als er immer wieder nachfragt, ob Julia bei Bewusstsein war, beginnt er an ihm zu Zweifeln. Als Junior auf ihn zu läuft und ihm droht, dass er ihn nicht belügen sollte, da blitzt ganz kurz eine interessante, potentielle Storyline auf – der durchgeknallte Sohn gegen den dämonischen Vater – die es sich vielleicht näher zu beleuchten lohnt, denn die beiden funktionieren ebenso gut als Gegenspieler, wie als Verbündete.
Ich muss ja zugeben, dass ich mich so langsam an Junior gewöhne und in Szenen wie der mit seinem Vater, da bin ich froh, dass er noch nicht das Zeitliche gesegnet hat. Obwohl die Szene zwischen ihm und Angie McAlister mal wieder alles andere als angenehm anzusehen war. Der halbherzige Versucht von Angie, ihren Ex-Freund zu verführen war nicht einmal ansatzweise glaubwürdig und dass Junior einzig und allein an dem Geschmack nach Zigaretten ausmacht, dass Angie mit Barbie unter einer Decke steckt, ist einfach nur lächerlich. Als rauche Angie nur, wenn sie mit Barbie zusammen ist. Aber gut, solche Kleinigkeiten können den Spaß an der Episode nicht trüben.
Die letzten zwei Minuten läuten schließlich gekonnt das Finale von "Under the Dome" ein und verspricht eine spannende letzte Folge. Die Minikuppel macht durch ein unglaubliches Geschrei auf sich aufmerksam, der Falter ist kurz vor dem Schlüpfen und Barbie bietet Big Jim die Stirn, obwohl er eine ganze Stadt gegen sich hat. Es wird ein ein würdiges, starkes Finale werden, dessen bin ich mir jetzt schon sicher.
Fazit
Die vorletzte Episode fokussiert in erster Linie eine faszinierenden Wandlung von Big Jim, für den es nach dem Mord an Dodee nun kein Zurück mehr gibt. Sie punktet aber auch mit einer durchgehend spannenden Geschichte, die sich endlich nicht mehr Nebensächlichkeiten und dämlichen Plotttwists verliert, sondern sich auf ihre Stärken besinnt und dabei Mystery und Action miteinander vereint.
Melanie Wolff - myFanbase
Die Serie "Under the Dome" ansehen:
Vorherige Review: #1.11 Tod und Teufel | Alle Reviews | Nächste Review: #1.13 Glanz und Finsternis |
Diskussion zu dieser Episode
Du kannst hier mit anderen Fans von "Under the Dome" über die Folge #1.12 Gefahr im Verzug diskutieren.
Informationen zur Episode
Englischer Titel: Exigent CircumstancesErstausstrahlung (US): 09.09.2013
Erstausstrahlung (DE): 02.10.2013
Regie: Peter Leto
Drehbuch: Adam Stein
Links
Jetzt ansehen/bestellen
Episode jetzt bei Apple TV+
ansehen
Episode jetzt bei Amazon.de
ansehen
DVD jetzt bei Amazon.de
bestellen
Blu-ray jetzt bei Amazon.de
bestellen
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr