Review: #1.10 Herz und Verstand
Die Episode beginnt dieses Mal ganz unüblich mit unserer kleinen Widerstandsgruppe in Aktion. Mit einer High-Tech-Waffe schießen sie ein Shuttle nieder, in der sie anscheinend einen V-Tracker vermutet hatten. Wie sich jedoch bald herausstellt, waren an Bord Menschen, was vor allem Jack fast zur Verzweiflung bringt.
We can't lose sight of who we are.
Jack erkennt schließlich, dass sie selbst den Besuchern immer ähnlicher werden. Sie foltern, sie zerstören und das ohne Rücksicht auf Verluste. Verständlich, dass er schließlich alles hinwerfen will und sogar mit dem Gedanken spielt, sich zu stellen. Vor allem, weil er und Erica sich von Beginn an nicht sicher waren, dass sie das Richtige getan haben. Immerhin war die Chance groß, dass sich auch Menschen an Bord des Shuttles befunden haben und nicht V-Tracker, die Anna auf sie angesetzt hatte. Anna stürzt die Gruppe damit in eine moralische Krise, denn die Vier ahnen nicht, dass Chad Decker ihre Aktion ausgeplaudert hatte.
Chad Decker, das Zünglein an der Waage. Er schafft es fast zu einfach, sich Jacks Vertrauen zu erschleichen und ihm klar zu machen, dass er den Besuchern nicht traut. Das Problem ist, dass man ihm jedes seiner Worte abkauft und man als Zuschauer selbst gewillt ist, zu glauben, dass Decker mittlerweile auch gegen die Besucher ist. Doch just zwei Szenen später steht er vor Anna und erzählt ihr brühwarm, was er herausgefunden hat. Für die Zuschauer macht es ihn zu einem unliebsamen Charakter, der möglichst schnell von der Bildfläche verschwinden sollte. Für die Geschichte an sich ist er jedoch unglaublich wichtig. Er ist momentan das Bindeglied zwischen Besucher und der Fifth Column und das ohne es zu registrieren. Beide könnten ohne ihn nicht so erfolgreich agieren, hätten aber zur gleichen Zeit auch wesentlich weniger Probleme.
Glücklicherweise verplappert sich Chad genau bei Jack, der dadurch erkennt, dass Anna ihnen diese Falle gestellt hat. Und glücklicherweise landet Jack, als er vom FBI aufgegriffen wird, ausgerechnet bei Erica, die ihm klar macht, dass sie in eine Falle getappt sind und an Bord des Schiffs nur Leichen gefunden haben, keine lebenden Menschen. Hier zeigt es sich jedoch wieder einmal, wie schwer es die Fifth Column hat, gegen Anna etwas auszurichten. Sie ist gut organisiert, hat Augen und Ohren überall und schafft es immer wieder, sich medienwirksam zu positionieren, so dass die Vs als Opfer und die Fifth Column als Terroristen dastehen.
"I did everything I could, but I believe the pull of his mother was too strong for him."
Das FBI beschließt endlich einmal, aktiv zu werden und gründet eine Task-Froce gegen die Fifth Column. Bislang glänzten die örtlichen Behörden ja nicht gerade durch Tatendrang oder eine gute Aufklärungsquote. Dass sie jetzt auch gerade ein Mitglied der Fifth Column einsetzen, ist auf der einen Seite schon witzig. Ich frage mich sowieso, wie Erica es schafft, für den Widerstand zu arbeiten und gleichzeitig für das FBI. Die müssten doch langsam feststellen, dass sie andauernd weg ist und sie dürfte eigentlich auch gar nicht up-to-date bezüglich Ermittlungen sein, immerhin ist sie ja fast nie im Büro. Aber gut. Viel interessanter ist ja, dass Erica nun mit Malik arbeiten soll, die sich mal eben als V-Schläfer entpuppt. Wer hätte das gedacht.
Einen kleinen Lichtblick bietet in dieser Episode erneut Lisa, die zu hinterfragen beginnt, was ihre Mutter mit den Menschen an Bord eigentlich so treibt. Nach einem Gespräch mit einer verängstigen jungen Frau geht sie auf Erkundungstour und muss mitansehen, wie einige ihrer Artgenossen horrende Versuche an den Menschen durchführen. Das lässt sie nun endgültig nicht mehr kalt. Wer also bislang gezweifelt hat, dass Lisa sich tatsächlich verändert, der wird hier eines besseren belehrt. Um Tyler zu schützen, trennt sie sich schließlich von ihm und hofft dadurch, dass sie ihn vom Schiff fernhalten kann, auch wenn es ihr das Herz bricht.
Aber apropos Emotionen. Die Beesucher werden uns als Wesen porträtiert, die sich von menschlichen Gefühlen nicht leiten lassen. Dafür zeigen meiner Meinung nach aber insbesondere Marcus und Anna viel zu viel Emotionen. Natürlich nicht so etwas wie Mitgefühl oder Angst, dafür aber Hass, Schadenfreude und eine gehörige Portion Überheblichkeit. Mehr als einmal erwischt man Marcus dabei, wie er bei Annas Gedankenspielchen zu Lächeln anfängt, was ich von einer völlig rationalen Rasse, die frei von Emotionen ist, nicht erwarten würde. Mir käme da eher so etwas wie die Vulkanier bei "Star Trek" in den Sinn. Aber vielleicht sehe ich das auch nur falsch und die Besucher sind unempfänglich für Mitgefühl, Angst und Liebe, nicht jedoch für Hass und Rachegedanken. Es wirkt in manchen Situationen einfach etwas deplatziert, wenn Anna und Marcus sich hämisch angrinsen und Anna im gleichen Moment jemanden töten lässt, weil er zu viel Gefühl zeigt.
Dass Anna skrupellos ist, ist keine Frage. Sie schreckt schließlich nicht einmal davor zurück, Lisa zu schlagen und ihr die Beine brechen zu lassen, damit sie sicher gehen kann, dass Tyler doch noch zu ihr rennt und an Bord des Schiffes leben möchte. Immerhin gibt es keine größeren Antrieb für einen jungen Mann als seine Jungfrau in Nöten. Wir Menschen sind auch unglaublich berechenbar!
Fazit
Emotional eine unglaublich wichtige Episode, da sie unsere Helden klar macht, dass sie nichts weiter sind als Terroristen. Sie macht ihnen jedoch auch klar, dass sie nicht vergessen sollten, dass sie immer noch Menschen sind, die nicht vergessen sollten, für wen sie kämpfen. Leider überzeugen ausgerechnet die Szenen auf dem Schiff dieses Mal überhaupt nicht, da es einfach nicht sein kann, dass niemand auch nur annähernd in Frage stellt, dass Anna vielleicht nicht die ist, die sie zu sein scheint. Ein wenig Skepsis würde der Menschheit sicherlich nicht schaden...
Melanie Wolff - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Hearts and MindsErstausstrahlung (US): 04.05.2010
Erstausstrahlung (DE): 08.08.2011
Regie: Bobby Rich
Drehbuch: Gregg Hurwitz
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