Bewertung

Review: #1.14 Die Gruft

Erneut beweist "Vampire Diaries" ein enormes Tempo und somit öffnen die Macher bereits mitten in der ersten Staffel die Grabstätte, anstatt diese Öffnung als großen Cliffhanger der ersten Staffel zu nutzen. Gebannt fesselt man die Zuschauer so an die Bildschirme, und man stellt sich ernsthaft die Frage, was uns in der zweiten Hälfte der ersten Staffel noch alles erwarten wird und welche Trümpfe die Macher auspacken werden.

Admit it. You can't wait to get rid of me.

Damon ist mit dieser Episode definitiv der tragische Held der gesamten Serie für mich geworden. Seine beständige Suche nach Katherine, die bis dato die einzige Person war, die ihm wirklich etwas bedeutet hat, hat Damon zu der verzweifelten und unberechenbaren Person gemacht, die wir zu Beginn der Serie gesehen haben. Immer wieder macht er deutlich, dass er alles tun würde, um Katherine zurück zu bekommen. Und immer wieder hat sein Verhalten dazu geführt, dass seine Beziehung zu Stefan vollkommen strapaziert wurde und die beiden Brüder sich nun misstrauischer denn je gegenüber stehen, da keiner dem jeweils anderen erneut eine Chance geben möchte, nur um dann herauszufinden, dass sie wieder enttäuscht werden.

Der Grund für dieses angespannte Verhältnis der Salvatore-Brüder ist definitiv Katherine, mit der alles begann und dementsprechend seinen Untergang fand. Im Gegensatz dazu ist Katherines äußerliches Ebenbild Elena diejenige, die es nach über 140 Jahren schafft, dass die Brüder sich so langsam aber sicher wieder annähern. Wie Katherine damals, hat auch Elena eine ganz besondere Beziehung zu beiden Brüdern und erweckt in ihnen Vertrauen, dass sie sonst zu niemand haben. Auch Elena spürt diese enge Verbindung zu beiden Brüdern und will Damon dabei helfen seine große Liebe endlich wieder in die Arme schließen zu können, damit auch er endlich wieder glücklich sein kann. In einer intensiven Szene, die mal wieder grandios von Ian Somerhalder getragen wird, legt Elena ihre Kette mit dem Eisenkraut ab, um Damon so zu verdeutlichen, dass er ihr wirklich etwas bedeutet und sie ihm helfen möchte. So sehr ihr Vertrauensmissbrauch auch noch an ihm nagt, so wenig kann er sich ihrer Ehrlichkeit verweigern und stimmt dem Plan zu, um Katherine endlich wieder an seiner Seite zu haben.

Dass Stefan seinem Bruder helfen will, mag auf den ersten Blick ein wenig komisch wirken, schließlich kann man sich denken, dass die beiden in vollkommener Euphorie in jeder Stadt, die sie besuchen werden, ein endloses Blutbad hinterlassen. Jedoch ist dies erstens der einzige Weg, wie Stefan Damon endlich aus seinem Leben bzw. aus der Stadt bekommen kann und zweitens bedeutet ihm Damon, trotz aller Differenzen, die die beiden haben, immer noch sehr viel. Außerdem ist es natürlich Stefans Schuld gewesen, dass Katherine überhaupt gefangen genommen wurde, sodass dieser Aspekt mit Sicherheit auch noch mit in die Entscheidung fließt.

Damon findet sich also unmittelbar vor der Erfüllung seines größten Traums wieder. Die Grabstätte wurde geöffnet und mit einer Blutkonserve macht er sich auf den Weg ins Innere, um Katherine zu finden. Seine Geisel Elena lässt er mitten auf dem Weg einfach stehen, um endlich zu Katherine zu gelangen und vergisst dabei in seiner Vorfreude scheinbar vollkommen den Grund, warum er Elena mit sich genommen hat, nämlich um ein Erpressungsmittel zu haben, um nicht eingesperrt zu werden. Doch es kommt erneut anders als gedacht, denn Katherine ist nirgends aufzufinden. Nur schwer können Stefan und Elena ihn dazu bringen die Grabstätte rechtzeitig zu verlassen und Damon wird sich bewusst, dass all die Jahre nach Nachforschungen und des Wartens nichts gebracht haben, denn Katherine war nicht in der Grabstätte. Die Trauer, die Damon ins Gesicht geschrieben steht, nimmt einen in diesem Moment noch mehr mit, als sie es bereits in #1.09 Geister getan hat. Man verspürt nur noch Mitleid für Damon, der so kurz vor der Erfüllung seines Traums war und dann einen so herben Rückschlag einstecken musste.

Dies alles wirkt noch einmal viel schwerer, als wir durch Anna erfahren, dass Katherine niemals in der Grabstätte eingesperrt gewesen ist. Seit über 140 Jahren vergnügt sie sich auf der Welt und wusste die ganze Zeit darum, dass Damon verzweifelt auf der Suche nach ihr ist. Dies bestätigt natürlich in gewisser Weise das Bild, welches wir bisher von Katherine bekommen haben, zeigt jedoch auch, dass sie eine enorm sadistische Person ist, die auf die Gefühle von anderen nichts gibt. Es stellt sich hierbei natürlich die Frage, warum Katherine Damon und Stefan niemals kontaktiert hat? Wieso die beiden niemals Wind davon bekommen haben, obwohl sie ja scheinbar von anderen wie Anna gesehen wurde? Weshalb sie damals überhaupt mit den beiden Brüdern ein Verhältnis angefangen hat? War ihnen ein anderes Schicksal vorherbestimmt, welches Katherine verhindern wollte?

Das einzig Positive an dieser ganzen Misere ist wahrscheinlich, dass Stefan und Damon nun die Chance eines Neuanfangs haben, da auch Damon nun erkannt haben muss, dass er nur benutzt wurde. Der große Streitpunkt der beiden, der der Untergang ihrer Verbundenheit gewesen ist, wurde nun mit einem Mal ausgelöscht. Die Tatsache, dass Stefan bei seinem Bruder geblieben ist und ihm signalisiert, dass er für ihn da ist, ist schon einmal der erste Schritt in Richtung Annäherung. Nun liegt es an Damon, wie er damit umgeht. Auf jeden Fall freue ich mich jetzt schon darauf, wenn wir Katherine in der heutigen Zeit sehen werden, wie Damon auf sie reagieren wird und welche Rolle Stefan dabei spielen wird.

"You get your brother's girl then destroy the rest with fire. Then this will be all over!"

Schon mehrfach hat Sheila angedeutet, dass ihre Familie an erster Stelle steht und sie keine Lust mehr hat, dass ihre Familie andauernd in die Probleme der Vampire hinein gezogen wird. Somit fiel es mir sehr schwer zu glauben, dass sie Elenas Plan Katherine für Damon zu befreien zustimmte, nicht zuletzt nachdem dieser vor einigen Wochen ihre Enkelin fast ermordet hatte und sie ihm kurz zuvor die Stirn geboten hatte. Denn welchen guten Grund gibt es, dass man die Grabstätte öffnet? Ich verstehe hier Elenas und Stefans Motive, jedoch konnte ich mir nicht im Geringsten erklären, wieso Sheila oder Bonnie freiwillig bei der ganzen Sache mitmachen wollen würden, auch wenn laut Elena der Spuk dann ein Ende hätte.

Aber darüber brauche ich mir ja glücklicherweise nicht länger den Kopf zu zerbrechen, denn schon kurze Zeit später wurde uns offenbart, dass Sheila niemals vor hatte, Damon zu helfen, sondern im Gegensatz: Sie wollte die Grabstätte öffnen, um so auch gleich Damon darin gefangen zu halten, da der ausgesprochene Zauber lediglich dazu diente, dass Vampire in die Grabstätte hinein konnten, es ihnen jedoch nicht möglich war, wieder aus ihr herauszukommen.

Der Plan war äußerst genial, doch natürlich funktionierte er nicht, da Stefan Elena zur Hilfe kommen wollte. Während ich Sheila durchaus zugetraut hätte, dass sie auch Stefan in der Kammer eingesperrt lässt, da er schließlich um die Auswirkungen des Betretens der Kammer wusste, war es natürlich Bonnie, die hier nicht zulassen wollte, dass Stefan für immer dort eingesperrt ist. Tragisch ist hier natürlich, dass Bonnies Entscheidung einem Vampir zu helfen, letztlich zum Tod ihrer Großmutter geführt hat, die durch die Anstrengung vollkommen ihrer Kräfte beraubt wurde. Die Szene, in der Bonnie ihre tote Großmutter vorfindet war unglaublich intensiv gespielt, noch dazu mit einer passenden musikalischen Untermalung. Bonnies erste Reaktion zum Zauberbuch zu greifen, lässt neben dem tragischen Ereignis außerdem vermuten, dass sie immer mehr in die Rolle als Hexe hineinwächst und uns noch einige interessante Handlungsstränge erwarten.

Fraglich bleibt hier natürlich die letzte Szene, die wir gesehen haben. Mehr als einmal sprachen die Hexen davon, dass sie das Siegel mittels ihres Zaubers nur für kurze Zeit durchbrechen wollten. Sollte der Vampir entkommen können, bedeutet dies jedoch, dass das Siegel komplett zerstört wurde. Hängt dies eventuell mit dem Tod von Grams zusammen? Wie kann dies jedoch sein? Denn wenn ein Zauber im direkten Zusammenhang mit der Hexe stehen würde, dann hätte das Siegel schon mit dem Tod von Emily durchbrochen worden sein. Ich hoffe, dass dies kein Fehler der Drehbuchautoren ist, sondern wir eine Antwort darauf bekommen werden, was genau schief gelaufen ist.

I just wanted my mother back.

Annas Motiv für die Öffnung der Grabstätte wurde uns schon in der letzten Episode präsentiert: Ihre Mutter Pearl. Doch während man bisher noch kein wirkliches Bild von Anna hatte, bzw. eher dachte, sie würde buchstäblich über Leichen gehen, um an ihre Ziele zu kommen, hat man diese Episode ein anderes Bild präsentiert bekommen. Ihr ernstes Gespräch mit Elena hat uns offenbart, dass ihr einziges Ziel ist, ihre Mutter endlich wieder zu sehen und sie keineswegs daran interessiert ist, eine Blutspur hinter sich zu lassen.

Sie bringt natürlich die nötigen Opfer, um an ihr Ziel zu kommen, jedoch wirkt sie dabei nur bedingt bedrohlich und erweckt eher den Anschein einer mitfühlenden Person, die lediglich in einer misslichen Lage ist, die sie zu Handlungen zwingt, die ansonsten nicht zu ihrem Gemüt gehören. Somit fühlt sich ihre Zuneigung zu Jeremy auch sehr ehrlich an und ich hoffe, dass Anna uns nun, nach der Wiedervereinigung mit Pearl, noch weiterhin erhalten bleibt und uns somit zumindest eine gewisse Zeitlang einen weiteren Vampir in Mystic Falls beschert, der nicht nur nach Blut aus ist, sondern noch viel Menschlichkeit in sich vereint.

I've got another speech!

Neben der übergeordneten Handlung rund um die Öffnung der Grabstätte, hat sich auch die Beziehung von Matt und Caroline in dieser Episode weiter entwickelt. Wie zu erwarten war der Kuss in der letzten Episode keinesfalls ein absoluter Neubeginn, sondern die Unsicherheit der beiden ist immer noch vorhanden. Während Caroline jedoch eigentlich nur in Bezug auf Matts Gefühle unsicher ist, sich der Beziehung zu ihm jedoch vollkommen sicher zu sein scheint, ist Matt derjenige, der noch nicht wirklich einordnen kann, wie es mit den beiden weitergehen soll. Carolines Unsicherheit spielt dabei eine große Rolle, denn durch ihr Unbehagen weiß sie nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten soll, um ihn nicht zu verschrecken, aber ihm gleichzeitig auch zu zeigen, dass sie die Beziehung wirklich ernst meint.

Ich genieße das Zusammenspiel der beiden immer noch sehr, mag das kleine Drama, das sich immer wieder bei ihnen abspielt, da es sich hauptsächlich über eine Episode zieht und relativ schnell zum Ende der Episode gelöst wird. Auf lange Sicht muss man sich jedoch für die beiden etwas Gutes einfallen lassen, oder sie einfach wieder richtig in andere Handlungsstränge einbinden, damit sie nicht so vollkommen losgelöst von dem Haupthandlungsstrang agieren. Wobei es derzeit natürlich noch wunderbar funktioniert, wenn sie nur am Rande mit den anderen interagieren.

Randnotizen

Nach nunmehr drei Episoden der vollkommenen Abwesenheit, in denen er noch nicht einmal erwähnt wurde, bekommen wir Tyler nun endlich mal wieder zu Gesicht. Seine Abwesenheit wurde natürlich überhaupt nicht thematisiert, was ich jedoch bei den kurzen Szenen auch nicht erwartet habe. Und irgendwie wirkten seine Szenen auch etwas holprig bzw. unspektakulär. Ich hoffe man widmet sich diesem Charakter in den kommenden Episoden wieder etwas mehr und geht dementsprechend auch darauf ein, ob es sich bei ihm um einen Werwolf handelt oder nicht.

Nachdem Jeremy nun schon zwei Mal gesehen hat, wie Anna sich fast verwandelt hat, er außerdem seinen Essay über Vampire verfasst hat und generell durch seine Ahnen ein Teil des ganzen Mysteriums ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch er einmal nach Informationen zu Vampiren sucht. Interessant finde ich hierbei die Parallele zu seinem Vorfahren Jonathan Gilbert, der einst in Pearl verliebt war. Nun ist es Jeremy, der sich langsam aber sicher in Anna verliebt. Wir könnten uns, sofern Anna in der Stadt bleibt, also demnächst noch einmal in der gleichen Situation wiederfinden, wenn Jeremy herausfindet, dass Anna ein Vampir ist. Ich finde diesen Handlungsstrang vor allem deswegen sehr interessant, da sich dann zeigen wird, ob sich die Geschichtsschreibung wiederholen wird und Jeremy sich gegen Anna stellt, oder ob er im Gegensatz zu Jonathan seinem Herzen folgen wird.

Sean Faris' Auftritt als Ben war nur von kurzer Dauer, jedoch hat er auf jeden Fall noch einen netten Abschluss gefunden. Wie wir bereits erfahren haben, war Ben in der High School sehr beliebt, ein begnadeter Sportler und jemand, dem man eine große Zukunft vorausgesagt hat. Diese Stellung wollte er auch nach der High School behalten und mit der Verwandlung in einen Vampir hat er genau das bekommen, wonach er sich sehnte: Das ewige Leben. Wie schon so manch einer vor ihm, muss Ben jedoch bemerken, dass dies nicht nur seine Vorteile hat, denn nur weil jemand ewig leben kann, bedeutet dies noch lange nicht, dass dieses Leben auch vollkommen ist. Somit musste er zusehen, wie Anna sich vielmehr für Jeremy interessierte, ihn immer wieder wie ein kleines Kind behandelte und letztlich erlag Ben dann auch noch seiner eigenen Selbstüberschätzung und wurde von Stefan kurzerhand getötet. Dabei stellt sich mir übrigens erneut die Frage, was mit den "Leichen" von Vampiren geschieht, denn sie scheinen ja nicht zu Staub zu zerfallen und Sheriff Forbes hat in #1.10 Der Wendepunkt ja sogar die Leiche von Logan gefunden. Es scheint also wirklich einfach so zu sein, dass die Körper von Vampiren nicht einfach verschwinden, sondern wie auch bei Menschen zurückbleiben – also entgegengesetzt zu nahezu allen Vampirgeschichten, die es bisher gibt.

Zum Abschluss muss ich natürlich noch mit großer Freude anmerken, dass Matt Davis nun endlich in den Hauptcast befördert wurde, wie man diesmal in den Credits sehen konnte. Auch wenn Alaric diesmal nicht zu sehen war, bedeutet dies für mich jedoch erst einmal, dass er uns noch lange erhalten bleibt und nicht so schnell das Zeitliche segnet, war mich natürlich enorm begeistert.

Fazit

"Vampire Diaries" schafft es immer wieder sich zu steigern. Handlungsstränge, die man viel später erwartet hätte, werden einem schon frühzeitig präsentiert, Spekulationen werden über den Haufen geworfen, da die Autoren einen komplett anderen Weg einschlagen und die Spannung wird konstant gehalten. Ich bin gespannt, wie man mit Damon und seinem Wissen um Katherine weiter verfahren wird, welche Auswirkungen der Tod von Sheila auf Bonnie hat, was Jeremy herausfinden wird und welche Überraschungen uns in Mystic Falls noch erwarten werden.

Annika Leichner - myFanbase

Die Serie "Vampire Diaries" ansehen:


Vorherige Review:
#1.13 Kinder der Verdammnis
Alle ReviewsNächste Review:
#1.15 Isobel

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Vampire Diaries" über die Folge #1.14 Die Gruft diskutieren.