Review: #4.10 Die Wahrheit
Eine wirkliche "bottle episode" blieb uns leider mit der hiesigen "Vampire Diaries"-Episode verwehrt, da man sich dazu entschloss auch die Nebenhandlung um Jeremy und Rudy Hopkins einzubauen. Genau diese beiden Handlungsstränge, die uns immer wieder aus dem Setting der Schule herausreißen, gleichermaßen jedoch keine neuartigen oder interessanten Fakten an den Tag bringen, sind der größte Störfaktor in der ansonsten erstmals wieder recht unterhaltsamen Episode.
"Why are my least favorite people always the most durable?"
Rebekah ist spätestens mit dieser Episode zum Sprachrohr der Zuschauer geworden, denn obgleich es eine Vielzahl von Stelena- und Delena-Fans gibt, die alle gleichermaßen behaupten, dass dieser oder jener Vampirbruder besser mit Elena zusammen passen würde, muss jeder doch auch irgendwie zugeben, dass der Störfaktor in beiden Gleichungen Elena selbst ist. Leider haben die Autoren es bis dato nicht zugelassen, dass auch nur einer der beiden männlichen Hauptcharaktere sich ernsthaft in eine andere Person als Elena verlieben darf. Die einzige Ausnahme bildet hier natürlich Katherine, die aus ganz vielen Gründen schlecht für beide Brüder ist. So wurden bisher alle potenziellen Liebschaften von Stefan und Damon sprichwörtlich um die Ecke oder auf eine andere Art und Weise völlig unbrauchbar gemacht, damit es letztlich nur auf eine Person hinausläuft: Elena Gilbert! Und dieses Liebesdreieck wird dem Zuschauer nun schon seit dreieinhalb Staffeln auf die Nase gebunden, ohne dass man sich dem auch nur irgendwie entziehen kann, da jeder einzelne Handlungsstrang genau damit irgendwie verknüpft ist.
Zusätzlich wird Elenas Leben über das aller anderen gestellt. Ihre Rettung ist – egal für wen und was – immer die oberste Priorität. Da zieht man also gerne auch mal in Betracht, dass Freunde, Bekannte und Verwandte im Kampf für Elena ihr Leben lassen müssen. Wie könnte man als Zuschauer also Rebekah auch nur ansatzweise verübeln, dass sie im Finale der dritten Staffel dafür gesorgt hat, dass Elena stirbt? Wäre der Plan aufgegangen, hätten sich fast alle Sorgen der Einwohner von Mystic Falls in Luft aufgelöst. Stefan und Damon wären sich schmerzlich in die Arme gefallen und hätten sich endlich wieder eine neue Lebensaufgabe suchen können. Klaus wäre sicherlich von Dannen gezogen und hätte woanders sein Unwesen getrieben. Matt hätte die Chance ein normales Leben als der einzige verbleibende Mensch zu führen. Caroline und Tyler könnten gemeinsam dem Sonnengang entgegen reiten und Jeremy könnte sich mit Bonnie ein ruhiges Plätzchen suchen, um endlich mal wieder durchatmen zu können. Aber das blieb uns eben leider verwehrt und so dürfen wir weiterhin jede Woche zur Elena-Show einschalten! Umso erfrischender, dass man Rebekah nun zu Elenas Erzfeindin auserkoren hat, welche die einzige Person auf der ganzen Welt zu sein scheint, der Elenas Leben vollkommen egal ist und die deswegen kein Blatt vor den Mund nimmt und allen vor Augen führt, dass Elena der Kern allen Übels ist. So eben auch in dieser Episode, in der Rebekah mit einer Mischung aus Rachsucht und Belustigung dafür sorgt, dass Elena, Stefan und Caroline in der Schule zusammen sitzen und herrlich ehrlich zueinander sind.
Bottle episodes sind dafür bekannt, dass sie vornehmlich durch die Dialoge der Protagonisten und deren Erkenntnisse leben, Dinge ans Tageslicht befördern und so einen großen Beitrag für die Entwicklung der Hauptcharaktere leisten. Davon ist #4.10 After School Special aber noch weit entfernt, zumindest wenn man die Episode mit anderen Serien vergleicht, bei denen dies wunderbar funktioniert hat – bspw. #3.10 Die Fliege ("Breaking Bad"), #6.14 Ein verfluchter Geburtstag ("Buffy") oder #2.08 Cooperative Calligraphy ("Community"). Dennoch bringt uns diese Episode einen großen Schritt weiter und lässt zunächst das nervige Liebesdreieck aussterben – sofern die Autoren nicht mit der nächsten Episode einfach wieder den Reset-Knopf drücken, wie sie es schon so häufig getan haben.
Die Ausgangslage ist also, dass Rebekah beschlossen hat, das unglaublich wichtige Heilmittel dafür zu benutzen, um die ultimative Rache an ihrem Bruder Klaus zu verüben: Ihn wieder menschlich machen! Bzw. vielmehr zu einem einfachen Werwolf, denn dafür gibt es ja (noch) kein Heilmittel, aber das ist an dieser Stelle erst einmal irrelevant. Dafür lockt sie Elena und Stefan zu sich, wobei Letzterer seine neue beste Freundin Caroline auch noch mitbringt, wodurch die Runde dann schließlich auch um Tyler erweitert wird. Eigentlich will Rebekah also nur alle bisherigen Informationen über das Heilmittel und den Fortschritt bei der Beschaffung in Erfahrung bringen. Doch die hübsche Urvampirin nutzt die Gelegenheit und die neue Erkenntnis, dass ihr Exfreund Stefan nicht mehr mit der allseits beliebten Elena zusammen ist, um ein absolutes Gefühlschaos anzurichten. Dadurch werden erstmals alle auf den derzeitigen emotionalen Stand der Serie gebracht: (1) Elena hat keine romantischen Gefühle mehr für Stefan, aber sie liebt Damon. (2) Caroline ist Stefan gegenüber loyaler als sie es gegenüber Elena ist. (3) Stefan ist durch mit Elena und würde am liebsten jegliche Erinnerung an sie auslöschen. (4) Tyler gibt sich die Schuld am Tod seiner Mutter und ist mit den Nerven am Ende. (5) Rebekah hat endlich ihre (verdiente) Rache bekommen.
Sollten die Autoren nicht sämtliche Ereignisse und Erkenntnisse dieser Episode einfach wieder über den Haufen werfen, wie sie es beschämender Weise mit der grandiosen Episode #3.03 Die dunklen Jahre getan haben, könnte die restliche vierte Staffel mehr als interessant werden. Sollte Stefan nun also wirklich jegliche Hoffnung auf ein Happy End mit Elena begraben haben, sodass wir Zuschauer nicht mehr in den Ungenuss eines treudoofen und langweiligen Stefans kommen müssen, sondern ihm ein eigener Handlungsstrang geschrieben wird, der nur noch marginal mit Elena zu tun hat, dann würde das sicherlich nicht nur das Publikum, sondern auch Paul Wesley selbst sehr freuen. Es bleibt zu hoffen, dass der Pakt zwischen Rebekah und Stefan länger als eine Episode anhalten wird, alleine, um den Spaßfaktor der Serie zu garantieren.
"You asked me to take notes"
Neben dem Höhepunkt rund um die Ereignisse in der Schule, hatte die Episode noch weitere sowohl positive als auch negative Einschübe zu bieten: Nachdem Carol Lockwood in der vergangenen Episode den Serientod gestorben ist, wurde uns mit dieser Episode vollkommen unverhofft Bonnies Vater präsentiert, der bisher lediglich kurz erwähnt wurde. Dieser ist nun der neue vorläufige Bürgermeister von Mystic Falls und die Probleme mit seiner Tochter sind (leider) jetzt schon vorprogrammiert. Diese ganze Einführung hätte in einer anderen Episode deutlich besser platziert werden können, jedoch schließt sie ein überraschendes Highlight mit ein: April zeigt endlich mal Aktionismus und hat demzufolge eine Daseinsberechtigung.
Jegliche Szenen mit Klaus, Damon und Jeremy dagegen waren vollkommen überflüssig, da sie nur dazu dienten zum x-ten Mal anzusprechen, was wir schon längst wissen, und gleichzeitig die Dynamik im Haupthandlungsstrang immer wieder durchbrachen. Ein fataler Fehler in der Erzählstruktur, welcher den Gesamteindruck der Episode schmälert. Kols unerwartetes Auftauchen hingehen wurde schön eingeflochten und sein Wissen über Silas sowie die Tatsache, dass der White-Oak-Pflock nun in seinem Besitz ist, spielt hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft noch eine Rolle.
Davon ab frage ich mich, ob man Bonnie nun auf den Pfad der Willow Rosenberg schicken will, da sie sich ja relativ schnell damit abgefunden hat, April fast das Leben genommen zu haben. Ich hoffe sie wird sich in ferner Zukunft nicht als der neue Big Bad herauskristallisieren, wie man es eben bereits in "Buffy" getan hat. Demgegenüber ist Tyler spätestens mit dieser Staffel zum moralischen Dreh- und Angelpunkt der Serie geworden, was es umso dringender macht, dass man ihm auch in der zweiten Hälfte der Staffel einen eigenen Handlungsstrang gibt.
"Was that necessary?" – "No, but it was fun."
Wir werden mit der Entscheidung zwischen Team Rebekah/Stefan, Team Shane/Bonnie und Team Klaus/Damon zurück gelassen, sowie der Frage, ob Caroline und Tyler nun vollkommen aus dem Spiel gelassen werden, da keiner von beiden ein wirkliches Interesse an dem Heilmittel hat. Letztendlich bildet diese Episode den Lichtblick, auf den ich lange in dieser Staffel gewartet habe, auch wenn diese Episode nicht wenige Schwächen aufwies. Drücken wir die Daumen, dass die Entwicklungen dieser Episode in den kommenden logisch fortgeführt werden und sich das Ganze nicht wieder in Luft auflöst.
Annika Leichner - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: After School SpecialErstausstrahlung (US): 17.01.2013
Erstausstrahlung (DE): 25.04.2013
Regie: David Von Ancken
Drehbuch: Brett Matthews
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