Review: #1.05 Kontrolle ist besser
Nach der eher vergangenheitsgerichteten Folge der letzten Woche stellt uns diese Folge wieder in Veronicas Jetzt. Auch wenn wir erneut mit vielen Flashbacks konfrontiert werden, bewegt diese Folge doch mehr in Veronicas Leben als die letzte. Allen voran sind es zwei Dinge, die diese Folge zeichnen: die Geschichte um Veronicas Mutter und natürlich das Ende von Troy Vandegraff.
Flaschenpost
Neben der offensichtlichen Außenseiterrolle, in welche Veronica durch den Fall um Lilly Kane gedrängt wurde, ist das Verschwinden ihrer Mutter das, was sie am meisten bewegt und ihr Leben prägt. Im Gegensatz zu Ersterem ist Veronica aber nicht so einfach in der Lage ihre Gedanken um ihre Mutter in ihrer gewieften und leicht distanzierten Weise zu sehen. Wenn es um ihre Mutter geht, ist sie wirklich das, was jeder Mensch in dieser Situation wäre: verletzt und irrational.
Neben ihren immensen Bemühungen ihre Mutter wiederzufinden (der letztwöchige Trip nach Arizona oder in dieser Folge das Versenden ihrer ganz eigenen Flaschenpost) muss sie in dieser Folge jedoch feststellen, dass ihr Vater nicht die selben Bemühungen hegt. "Well, maybe I don’t care to find her. Have you ever considered that?” Das sagt ihr ihr Vater ins Gesicht. Für Veronica wie ein Schlag, denn sie glaubt noch daran, dass die Rückkehr ihrer Mutter sie wieder zu einer glücklichen Familie machen kann – Keith ist in seiner Betrachtung nüchterner, realistischer. Veronicas Standpunkt ist allerdings mehr als nur verständlich: ihr Leben wurde zerstört und ihre Mutter verließ sie in der denkbar schwersten Zeit; sie sehnt sich nach einem bisschen Halt, sie braucht die entfernte Möglichkeit, dass alles wieder in Ordnung sein kann.
Und Keiths Beziehung mit einer anderen Frau stellt diese Möglichkeit in Frage. Wie bei vielen Scheidungskindern wird der Partner des Elternteils verachtet, weil er das glückliche (meist im Nachhinein überzeichnete) Leben der Vergangenheit schlussendlich begräbt und einen so vor eine neue, härtere Realität stellt. Veronica dient hier als Identifikationsfigur für viele junge Menschen, die in Scheidungsfamilien aufgewachsen sind – wirklich schön gemacht.
Die Lügen, die wir glauben
Das nachgestellte Interview in Veronicas Journalismus-Klasse dient hier als Konzentrat ihrer gesamten Lebenseinstellung: sie glaubt von sich immer die Wahrheit wissen zu müssen, sie glaubt nicht an die Plattitüde, dass manche Lügen besser verträglich sind als die Wahrheit. Und das zeichnet sie ja letztlich als die alles hinterfragende junge Frau aus, die wir hier bestaunen (ich zumindest).
Und (mit Ausnahme der Situation um ihre Mutter) geht sie auch tatsächlich so vor. Als sie vor die Wahl gestellt wird ihre glückliche Beziehung weiterzuführen oder die Wahrheit (mit allen Unschönheiten) über Troy herauszufinden, wählt sie die Wahrheit, nicht die angenehmere Lüge. In diesem Fall ist es das Beste für sie, denn Troy fliegt als Hochstapler und Betrüger auf. Zwar ist er es, der sie verlässt, aber sie lässt ihn nicht mit dem Gefühl des Siegers davonkommen. Das beansprucht sie (fast immer) für sich. Schade eigentlich, dass Veronica in ihrer ersten Beziehung nach dem Zusammenbruch ihres Lebens an einen Betrüger gerät, aber auch irgendwie typisch für sie. Es stärkt sie und hat letztendlich die Möglichkeit gebracht wieder näher an ihren alten Freundeskreis heranzurücken.
Schnipsel
- Veronica weiß, dass ihre Mutter Alkoholikerin ist. (Ihr glaubt mir nicht, schaut euch die Rückblende zwischen ihr und ihrer Mutter in der Schule noch mal an!) Dennoch klammert sie sich an die oben erklärte Hoffnung.
- Der desolate, beinahe leere Gesichtsausdruck Liannes als Veronica erwähnt, wer ihr Freund ist, lässt doch nichts Gutes vermuten. Es bestärkt sich immer mehr der Verdacht, dass mit Duncan etwas nicht in Ordnung ist. Wenn man dann noch hereinwirft, dass sich ihre Mutter mit seinem Vater trifft, lässt das nichts Gutes für die Zukunft vermuten.
- Veronica stellt fest, dass ihre Mutter erpresst wurde. Entweder sie geht, oder Veronica stößt etwas zu. Das kratzt an ihrer banalen Definition "The hero is the one that stays. The villain is the one that splits." Aber wer würde die Gründe besitzen einen Profi anzuheuern um sie zu bedrohen? Die Spannung steigt. *trommelwirbel*
Fazit
Eine unbequeme Folge, welche Veronicas Liebesleben zerstört und ein unglaublich detailliertes Bild einer verletzten, verlassenen Tochter zeichnet.
Unbequem ist meiner Ansicht nach das richtige Wort für diese Folge. Es wird wirklich sehr viel getan. Vieles beleuchtet Veronica und macht sie realistischer, dreidimensionaler, und dennoch konnte mich die Folge irgendwie nicht mitreißen. Ich weiß nicht, woran es liegt, die Geschichte um den Drogenschmuggel war gut in die Story um Troy integriert und auch nett anzusehen und auch ein schönes Familiendrama wurde inszeniert, aber irgendetwas fehlte. Vielleicht Lilly Kane, ich weiß es nicht. 5 Punkte.
Martin Schultze - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: You Think You Know SomebodyErstausstrahlung (US): 26.10.2004
Erstausstrahlung (DE): 29.04.2006
Regie: Nick Gomez
Drehbuch: Dayna North
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