Review: #1.04 Der Zorn der Betrüger
Ab in Runde vier. Diesmal mit einer Folge, meiner Ansicht nach mit nicht ganz so viel Tiefe und Bewegung aufwartet wie die drei Vorherigen, denn die CotW scheint ein wenig abgegrenzt von der Geschichte der Flashbacks um Lilly Kane.
In Erinnerung
Es ist offensichtlich, dass die eigentliche Bewegung der Folge in der Vergangenheit passiert. Lilly Kane wird vom bloßen Fall, der Veronicas Leben bestimmt, zu einer Person mit (in ihrem Fall besonders vielen) Ecken und Kanten. Ein Partygirl allererster Güteklasse. Und darin liegt auch die Unterhaltung in dieser Folge, man sieht sehr sympathischen, jugendlichen Blödsinn, man sieht Veronica, wie sie einmal war.
Neben dieser netten Darstellung Lillys rückt auch Celeste Kane in den Fokus. Die von ihr angedachte Eigenwerbung durch Lillys Darstellung als unschuldiges, kleines Mädchen scheint einer trauernden Mutter doch schon sehr unangemessen. Doch mich hat besonders das Verhältnis der Beiden (in zwei Flashbacks sehr schön angedeutet) fasziniert – der Satz "Any trouble this family ever had, you’ve been the root of it." zeigt doch eher ein Zerwürfnis der Beiden als eine liebende Familienbeziehung. Das versetzt einen doch in die Lage zu fragen, ob Veronica und Keith nicht den falschen Kane jagen, zumal der Vater von seinen Gefühlen übermannt beinahe zusammenbricht, als er das Video sieht, Celeste hingegen eiskalt und nur durch die Frechheit Logans schockiert scheint.
Sehr schön anzusehen auch, wie Logan und Veronica (tatsächlich in einem Raum und ohne Feindseeligkeiten miteinander sprechend! Wow, ich bin schockiert) aus dem Tribut an die Kanes ein tatsächliches Tribut an Lilly machen. Sie kommen sich hier näher, man spürt die Wände aus Hass langsam bröckeln. Nett, dass der Ausgangspunkt ihres Zerwürfnisses auch das ist, was die Kraft mit sich bringt die Wogen zu glätten.
Travestie
Das unterhaltsamste an dieser Folge ist jedoch für mich, wie Veronica in allen Facetten glänzt. Neben der unbeschwerten, fröhlichen Veronica der Rückblendenzeit sehen wir auch gleich zu Beginn eine fröhliche Veronica... Moment, nicht wirklich das breite Spektrum. Aber es war sehr schön sie auch einmal für eine kurze Zeit in einer funktionierenden Beziehung glücklich zu sehen. Das breite Spektrum bringt dann die Veronica des Jetzt ins Spiel. Sie stellt in dieser Folge alles dar, was man aus ihr nur irgendmöglich machen kann. Von der hübschen, dummen Blondine über den heißen, japanische-Schulmädchen-Look bis hin zur betrunkenen Collegebewerberin.
Sehr schön anzusehen, aber in meinen Augen überzeichnet. In dieser Folge kommt etwas zum Ausdruck, was vielen Kritikern dieser Serie an Veronica Mars missfällt. Sie wird als Omnipotent dargestellt. Nicht nur, dass sie eine wahre Wandlungskünstlerin zu sein scheint, sondern sie schafft es in MacGyveresker Manier ihre Widersacher in der CotW zu überlisten. Abzüge hier für den fehlenden Realismus, der in vorangegangen Folgen nie so deutlich geworden ist wie hier.
Andeutungen
Wenn die Folge schon nicht viel bewegt im Seasonarch, so muss es doch einige Andeutungen geben, die sich interessant entwickeln könnten. Neben der oben erwähnten Beziehung zwischen Lilly und ihrer Mutter, die sich hier alles andere als beliebt macht, gibt es da auch eine ganz kurze Szene um Weevil. Er besucht die Einweihung des Gedenkspringbrunnens, da sie als Vorzeremonie des 09er-intensiven Balls dient, wird der aufmerksame Beobachter hier bereits skeptisch. Doch als er sich umdreht, sein Gesicht von Tränen bedeckt, werden wir doch mehr als skeptisch. Was dort wohl noch kommt?
Eine weitere Andeutung findet man in der (zum Schreien komischen) Szene zwischen Keith und Troy. Sicherlich könnten es einfach seine überschäumenden Hormone sein, die ihn dazu veranlasst haben das Zimmer zu reservieren, aber wer weiß. Genauso erstaunlich: die Andeutung, dass Keith ihn schon unter die Lupe genommen hat. Wenn dort etwas zu finden war, wird es mit Sicherheit nicht lange auf sich warten lassen.
Fazit
Eine Folge der netten Unterhaltung, aber leider ohne viel Tiefgang und mit einer übermenschlich erscheinenden Veronica Mars.
Diese Folge hat mich wirklich gut unterhalten. Wirklich. Aber bei einem (durch ein Review nun einmal nötigen) Auseinanderpflücken der Folge fällt auf, dass ihr der Tiefgang fehlt. Die CotW ist nett anzusehen, aber völlig losgelöst von den eigentlichen Entwicklungen der Folge. Gute Unterhaltung, aber leider nicht mehr. Daher nur eine solide, mittelmäßige Vorstellung. 5 Punkte.
Martin Schultze - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Wrath of ConErstausstrahlung (US): 19.10.2004
Erstausstrahlung (DE): 22.04.2006
Regie: Michael Fields
Drehbuch: Diane Ruggiero
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