Spin-Offs - Erweiterung eines Serien-Universums
Es ist ein beliebtes Mittel der TV-Sender, den vorhandenen Erfolg einer Serie mittels eines Ablegers bzw. Spin-Offs auszuweiten und wir alle kennen zahlreiche Beispiele dafür. Angefangen von all den "Star Trek"-Serien bis hin zu den "Angels", "Private Practices" und den "Originals". Spin-Offs sind allgegenwärtig und im Rahmen dieser Ausgabe von "Was uns bewegt" beschäftigen sich die Autoren von myFanbase näher mit dem Phänomen Spin-Off. Zuerst werfen wir einen Blick auf die Geschichte der Spin-Offs, wir blicken in die Zukunft in Form der bevorstehenden neuen TV-Season und dann stellen wir euch exemplarisch einige Spin-Offs vor.
"Grey's Anatomy" - "Private Practice"
Als ich im Jahr 2007 gelesen hatte, dass Kate Walsh alias Dr. Addison Montgomery aus "Grey's Anatomy – Die jungen Ärzte" herausgeschrieben wird, damit ihr Charakter mit dem Spin-Off "Private Practice" mehr an Entwicklung gewinnen kann, war ich geteilter Meinung. Auf der einen Seite freute ich mich riesig, dass ich Kate demnächst in ihrer eigenen Serie sehen werde, doch "Grey's Anatomy" ohne Addison wollte ich mir nicht so recht vorstellen.
Als dann mit den Episoden #3.22 Die andere Seite des Lebens (1) und #3.23 Die andere Seite des Lebens (2) der Backdoor-Pilot für "Private Practice" über die Bildschirme flimmerte, freundete ich mich schon etwas eher mit dem Gedanken, Addison plötzlich in Los Angeles zu erleben, an. Natürlich war dann der Start der vierten Staffel von "Grey's Anatomy" erst einmal völlig ungewohnt ohne Addison. Immerhin hatte sie schon eine gehörige Fangemeinde erobert, etwas, was das Spin-Off erst noch schaffen musste.
Ich brauchte erst einmal eine gewisse Zeit, um mich an das Neue um Addison herum zu gewöhnen. Jedoch machten es mir die Crossover zwischen der Mutterserie und dem sogenannten "Nachwuchs" etwas leichter. Mit der zweiten Staffel von "Private Practice" hatte ich mich schon mehr an die Umgebung und an die neuen Charakterfiguren und die neuen Beziehungen gewöhnt und hatte zumindest nach den ersten beiden gelaufenen Episoden immer mehr Gefallen an der Serie gefunden. Jedoch Addison und damit auch Kate Walsh immer mal wieder in der Ursprungsserie zu sehen, war immer wieder ein Highlight für mich. Mit der Zeit aber entwickelte sich das Spin-Off immer mehr und ich persönlich gewann einen positiveren und sympathischeren Eindruck von den anderen Charakteren, mit denen Addison nun zu tun hatte. Mit der dritten und vierten Staffel, hatte mich "Private Practice" schließlich vollkommen auf seine Seite gezogen und ich war sogar mehr von dem Spin-Off begeistert als von der Mutterserie, die zu diesem Zeitpunkt eher von mäßiger Qualität war. Doch je mehr allerdings in die Charakterentwicklungen eingedrungen wurde, desto mehr bekam ich den Eindruck, dass Addison ihren Charme und ihre touche Art verlor und sie sich nur noch mit ihrem Beziehungsleben und ihrem Wunsch von einem Baby beschäftigt ist. Dadurch entwickelte sie sich im Laufe der Serie eher zu einer nervigen (Rand)Figur und ich sehnte mich nicht nur zeitweise öfters danach, sie endlich wieder in die Mutterserie zu sehen, bei der sie ihre Charakterzüge beibehalten hatte, sondern ich fand auch immer mehr Gefallen an anderen Figuren von "Private Practice" und deren Handlungen. Mein etwas kritischer Standpunkt gegenüber Addison, änderte sich erst ein wenig, als Dr. Derek Shepherds kleine Schwester Dr. Amelia Shepherd in der Gemeinschaftspraxis auftauchte und sie mit ihrer frechen, witzigen Art frischen Wind in die Serie brachte und durch sie ebenfalls nochmals die eine oder andere Crossover-Folge zwischen "Grey's Anatomy" und "Private Practice" konstruiert wurde.
Obwohl Addison in "Private Practice" nur in der ersten Staffel der Serie ihre Stärke beibehalten hatte, kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass das Spin-Off mich überzeugen konnte und Addison letztlich ein Happy End mit Dr. Jake Reilly beschert wurde, welches sie in der Mutterserie wohl nie erhalten hätte. | Daniela S.
"Doctor Who" - "Torchwood"
Auch die Briten sind dem beliebten Mittel, einen Publikumserfolg herzunehmen und auf weitere Serien auszudehnen nicht abgeneigt. In jüngster Vergangenheit ist das beste Beispiel eines britischen Spin-Offs wohl "Torchwood", der Ableger zum Science-Fiction-Urgestein "Doctor Who". Dieses kann man sicher auch schon als Franchise bezeichnen, denn neben "Torchwood" wurde auch noch die Serien "The Sarah Jane Adventures" und "K-9" vom Mutterschiff abgespalten, da es diese beiden aber nicht nach Deutschland geschafft haben, widmen wir uns hier nur dem ersten Spin-Off "Torchwood". Interessant an diesen Beispielen ist aber auch, dass die neuen Serien den Zielgruppenbezug von "Doctor Who" noch einmal verfeinert haben, denn die Mutterserie ist berühmt dafür, Unterhaltung für die ganze Familie zu sein und Erwachsene wie Kinder vor de Bildschirmen zu vereinigen. Und während "The Sarah Jane Adventures" und "K-9" den Bezug zu den Kindern im Fordergrund hatten und klare Jugendserien waren, ist "Torchwood" das Gegenstück für Erwachsene.
Deutlich wird dies vor allem in den Themen, um die sich die Serie dreht, die doch viel expliziter in Sachen Sex und Gewalt sind, als es "Doctor Who" jemals sein kann, und sich vor allem die Darstellung und Erforschung von LGBT-Themen (LGBT = lesbian-gay-bisexuell-trans) auf die Fahne schrieb. So sind zahlreiche Charaktere in "Torchwood" in ihrer Sexualität nicht festgelegt und sehr variabel, auf diese Weise werden viele unterschiedliche Beziehungsformen über die in Film und Fernsehen gewohnten heterosexuellen Varianten hinaus erforscht und thematisiert. "Torchwood" (übrigens ein Anagramm zu "Doctor Who") wurde klar als Erweiterung des Spektrums von "Doctor Who" konzipiert, in dem sich Serienmacher Russel T Davies in einem anderen Themenumfeld austoben konnte als in der Mutterserie. Hierfür wurde der beliebte Charakter des Captain Jack Harkness (John Barrowman), einem Zeitagenten aus dem 51. Jahrhundert, der in der ersten Staffel der Neuauflage von "Doctor Who" zuerst auftauchte, und nach dem Finale dieser Season einerseits unsterblich wurde, und andererseits im Cardiff der Jetztzeit strandet als Hauptfigur genutzt. Die Institution Torchwood wurde in der zweiten Staffel von "Doctor Who" inhaltlich vorgestellt, so dass die Ablegerserie dann nach deren Staffelfinale in Serie gehen konnte. Zwar wurde "Torchwood" von der Kritik zunächst mit gemischten Gefühlen aufgenommen, auch weil der inhaltliche Ton stark schwankte, von komplett albern bis zu todernst und diese Umbrüche nicht immer stilvoll umgesetzt wurden, aber da die Zuschauer am Ball blieben hatte die Serie im Laufe der Zeit die Möglichkeit, ihre wahre Seele zu finden. Diese bildete sich vor allem um die Geschichte des Paares Jack und Ianto (Gareth David-Lloyd), aber auch inhaltlich begann sich "Torchwood" zu emanzipieren und sich mit Fragen des Existentialismus, der Korruption der Macht und Religiösität zu beschäftigen. Seinen Höhepunkt hatte man sicherlich mit der dritten Staffel, die als zusammenhängende Miniserie konzipiert, in der innerhalb von fünf Folgen eine durchgängige Geschichte erzählt wird, und die in Großbritannien auch als Event an fünf aufeinanderfolgenden Abenden ausgestrahlt wurde.
Nach diesem dramatischen und emotionalen Höhepunkt, den die dritte Staffel darstellte, war einige Zeit nicht klar, ob es für die Serie überhaupt weitergehen sollte, mit einer Koproduktion durch den amerikanischen Kabelsender Starz konnte dann schließlich eine vierte Staffel realisiert werden, die zahlreiche logistische und inhaltliche Veränderungen mit sich brachte. Schnell wurde aber klar, dass die Qualität mit den alten Staffeln nicht mithalten konnte und nachdem die letzte Folge der Serie bereits 2011 ausgestrahlt wurde, schwebt das Schicksal von "Torchwood" immer noch offiziell im Limbo, inoffiziell kann man aber davon ausgehen, dass dies wohl das Ende darstellte. "Torchwood" war nie perfekt, aber ebenso wie die Mutterserie brannte sie voller Leidenschaft und Energie und hat den Fans viele emotionale Stunden beschert. Aus diesem Gesichtspunkt betrachtet hat sich die Erweiterung des Serienuniversums zweifellos gelohnt, zumal sich auch die Wege der Torchwood-Crew und des Doctors noch einige Male gekreuzt haben. | Cindy Scholz
Daniela S. & Cindy Scholz - myFanbase
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