Bewertung

Review: #1.01 00:00 - 01:00 Uhr

Das ist sie also, die erste von vielen Stunden im Leben von Jack Bauer (Kiefer Sutherland). Mit Hochspannung wurde für den Auftakt der neuen Action-Serie "24 - Twenty Four" die Werbetrommel gerührt, so dass man als Zuschauer sogar in der bis dato einzigartigen Situation war, beim Kauf einer bestimmten TV-Zeitschrift bereits die erste Folge vor der Free-TV Premiere sehen zu können, wenn man denn wollte.

Der Auftakt mit dem typischen 24-Emblem und dem dazugehörigen herabzählen des 24-Countdowns verspricht schon einmal, dass es nicht langweilig werden wird und deutet das grundsätzliche Konzept der Serie schon einmal an. Echtzeit. 24 Stunden schön hübsch verpackt und aufgeteilt in 24 einzelne Folgen. Klingt simpel, funktioniert aber einfach genial. Wo bisher jede andere Serie die Autoren gezwungen hat, eine (abschließende) Story in einer ca. 42-minütigen Folge unterzubringen, hat man hier den Autoren die Möglichkeit geschaffen, aus ihrem bisherigen Dasein auszubrechen und einfach umzudenken. Einzige Einschränkung dabei ist, dass ein Tag eben nur 24 Stunden hat. Welche Probleme das mit sich bringt und was das für die Glaubhaftigkeit der Serie bedeutet, wird sich im Laufe, von bisher in Deutschland ausgestrahlten sechs Staffeln, zeigen. Ähnliches hat man bis dahin – meines Wissens – am besten und erstmalig bei "Star Trek Deep Space Nine" in der siebten Staffel umgesetzt, als man ab dem 2/4 der finalen 26 Episoden umfassenden Staffel einen durchgehenden Handlungsstrang den Zuschauern geboten hat, der es in sich hatte. Mit dieser guten Erfahrung bin ich in das Schauen von "24 - Twenty Four" heran gegangen und - vorweg genommen - ich wurde überwiegend nicht enttäuscht.

Im Großen und Ganzen ergeben sich in der ersten Folge vier Handlungsstränge; Familienprobleme im Hause Bauer, der afroamerikanische Präsidentschaftskandidat Senator David Palmer (Dennis Haysbert), die Counter Terrorist Unit (CTU) inkl. der Team-Mitglieder von Jack und der Attentäter in der Boing 747 auf dem Weg in die Vereinigten Staaten.

"THE FOLLOWING TAKES PLACE BETWEEN MIDNIGHT AND 1:00 A.M., ON THE DAY OF THE CALIFORNIA PRESIDENTIAL PRIMARY."

"EVENTS OCCUR IN REAL TIME."

Das berichtet uns die Stimme von Jack Bauer, bevor mit beeindruckenden Bildern von den Petronas Towers und dem Fernsehturm aus Kuala Lumpur die erste Stunde um 16h:00m:24s eröffnet wird. Die Ereignisse beginnen am Tag der kalifornischen Vorwahl zur amerikanischen Präsidentschaft. Wie es der Zufall so will, ist beim Entstehen dieses Textes, gerade der Vorwahlkampf der Demokraten in den USA vor einigen Wochen zu Ende gegangen und hat den afroamerikanischen Bewerber um das Präsidentenamt Barack Obama als Sieger hervorgebracht. Eine Vorahnung der Autoren?!

Kuala Lumpur

Man hält sich nur kurz in Kuala Lumpur auf und zeigt einen hektisch agierenden Mann, der eine Satellitengestützte Verbindung in die Vereinigten Staaten von Amerika aufbaut. Mein erster Gedanke zu dieser Szene; eindeutig CIA – das fängt schon einmal agentenmäßig an. Kurz darauf wird auch klar, was er via Satellit der Heimat berichtet hat. Es gibt offenbar einen Anschlagsplan auf den designierten Bewerber um das Präsidentschaftsamt, Senator David Palmer.

00:02:13 – 12:20:07

In den ersten 20 Minuten wurde der Zuschauer auf eine gelungene Art und Weise in die Serienthematik eingeführt. Er erhält einen knappen Überblick über die erföffneten Handlungen. CTU-Agent Jack Bauer hat offenbar Eheprobleme und die Bauers müssen sich zu dem mit ihrer gemeinsamen, stark pubertierenden Tochter Kimberly kurz Kim (Elisha Cuthbert) rumschlagen, die – wie beide kurzerhand feststellen mussten - abgehauen ist, um mit Ihrer Freundin eine College-Party aufzusuchen. Zu allem Überfluss wird Jack von seiner Kollegin Nina Myers (Sarah Clarke) in die CTU beordert, da deren Direktor Walsh Jacks Team sofort versammelt sehen will.

Als Jack in der CTU angekommen ist und die ersten Infos über das geplante Attentat dem Team bekannt gegeben wird, erhält Jack den Sonderauftrag Augen und Ohren offen zu halten, da Direktor Walsh vermutet, dass der Attentäter aus den eigene Reihen kommt. In der Szene erkennt man, wenn man es so weit interpretieren möchte, etwas über die charakterlichen Grundzüge der Figur Jack Bauer. Man erfährt nämlich, dass Jack vor kurzem ein paar korrupte Kollegen hat auffliegen lassen, was wiederum den Schluss zulassen könnte, dass Jack der sterotype all-american-hero ist, dem die Gerechtigkeit über alles geht. Dass deshalb seine Kollegen, allen voran Tony Almeida (Carlos Bernard), nicht gut auf ihn zu sprechen sind, hindert Walsh nicht daran, den Geheimauftrag an Jack zu vergeben.

Inzwischen hat Teri Bauer (Leslie Hope), Jacks Ehefrau, eine Handvoll Joints bei ihrer Tochter gefunden und informiert den besorgten Vater und Ehemann, über den aktuellsten Fund. Das jetzt auch noch Drogen ins Spiel gebracht werden ist eine gelungene Zeichnung einer normalen, anscheinend etwas zerrütteten Familie, die mit den Problemen eines heranwachsendes jungen Menschen und den damit verbunden Herantasten an Grenzen auf überstürzende Art und Weise konfrontiert wird.

Man erhält ebenso einen ersten Einblick in das Leben von Senator Palmer, als dessen Wahlkampf auf vollen Touren läuft und er zusammen mit seiner Wahlkampfleiterin an einer Rede feilt. Hier finde ich die Schauspielerauswahl mehr als gelungen. Senator Palmer verkörpert und kommuniziert für mich in den ersten Szenen den perfekten Bewerber aus dieser lang hinten anstehenden Bevölkerungsschicht der USA.

12:22:51 – 12:34:22

Innerhalb der nächsten Minuten erfährt man, dass man einen Täter aus Übersee evtl. sogar aus Deutschland(!) erwartet und prompt wechselt die Szene auf einen jungen Mann, der sich in einem Flugzeug befindet und seinen Termin als Fotograf bei Senator Palmer bei der Wahlkampfleiterin bestätigt. Moment mal, eine Info aus Kuala Lumpur über einen Anschlag auf den US-amerikanischen Senator Palmer von einem Attentäter aus Deutschland. Interessante Konstruktion, aber doch etwas weit ausgeholt. Durch das belauschte Telefonat widmet sich seine attraktive Sitznachbarin unserem Palmer-Fotografen voll. Mein erster Gedanke in dieser Szene mit dem Vollbild des Fotografen ist, dass das sehr gut gelöst wurde, indem man vom Attentäter schon ein Bild bekommt. Wenn er es denn ist…

Kim hat sich unterdessen näher mit ihrem Fang des heutigen Abends befasst und tischt ihm die Lügengeschichte auf, dass ihr Vater vor einem halben Jahr gestorben sei, lobt ihn aber in den höchsten Tönen. Ich vermute mal, das war ein Versuch der Autoren, die Verzweifelung eines Teenagers zu verdeutlichen. Mit dem fingierten Todeszeitpunkt könnte Kim evtl. auf eine Trennung von ihrem Vater hinweisen, da zu Anfang deutlich wurde, dass die Eheleute Bauer sich in letzter Zeit wenig zu sagen hatten… Gab es etwa vor einem halben Jahr einen Vorfall zwischen den Eheleuten Bauer?!

Inzwischen ist George Mason in der CTU Zentrale eingetroffen und übergibt Jack eine Diskette(!) – kein USB-Stick, woran der technische Fortschritt seit Beginn der Serie im Jahr 2001 deutlich wird - mit zu überprüfenden Informationen. Jack misstraut George, wie sich herausstellt auch berechtigterweise, und bringt ihn mit Hilfe eines Schusses aus einer Betäubungspistole in einen 30minütigen Schlaf. Eine erste Erschütterung in meinem bisher gezeichneten Bild vom Agenten-Helden Jack Bauer. Eine etwas untypische, aber dennoch wirkungsvolle Herangehensweise, die ich mal als den "Jack-Style" bezeichne in der Vermutung – oder gar Hoffnung?! – dass er den öfter zeigt. Etwas schmunzeln konnte man über das Bürolager der CTU. Ich gebe ja zu, der zur Verfügung stehende Platz auf dem gearbeitet wird, wirkt etwas, nennen wir es mal komprimiert, aber seit wann lagert man Betäubungspistolen und Aktenordner direkt nebeneinander?!

Ebenfalls bemerkt man in den Dialogen zwischen Jack und Nina eine gewisse Anspannung und Distanz von Jack aus. Was es damit auf sich hat, wird sich später mit Sicherheit auflösen.

12:38:39 – 12:46:51

Jetzt ist die erste Bombe geplatzt. Jack hatte anscheinend eine Affäre mit seiner Kollegin Nina, die wiederum zur Zeit mit Tony anzubandeln scheint, was Jack ebenfalls nicht entgangen ist. Ah, wunderbar ein Beziehungsdreick á la "Dawson’s Creek". Ich hoffe nicht, denn immerhin handelt es sich hier um eine Action-Serie. Das Konstrukt an sich ist eine gute Idee, aber sollte meiner Meinung nach nicht zu sehr intensiviert bzw. ausgebaut werden. Eine nymphomanisch veranlagte Agentin ist hier Fehl am Platz. Oder dient das ganze gar als Mittel zum Zweck...

Als wenn die Affäre mit Nina mein Bild vom Top-Agenten mit weißer Weste nicht schon genug Kratzer zugefügt hätte, muss Jack meine Grundvorstellung eines amerikanischen TV-Helden weiter erschüttern. Er missachtet das Gesetz, um an das Passwort des E-Mail-Accounts seiner Tochter zu gelangen. Das zähle ich mal zum gewaltlosen Jack-Style. Wird unser Top-Agent das öfter so handhaben?! Ich hoffe doch,… denn das gefällt mir irgendwie!

Muss ich mir dennoch Sorgen machen, dass jemand anhand meiner Telefonnummer meinen E-Mail Account knacken kann!? Wenn das 2001 schon so möglich war, was kann man jetzt schon alles damit anstellen. Mir wird mulmig.

Unser Todes-Fotograf freundet sich immer mehr mit seiner Sitzkumpanin an, was wiederum in einer jugendfreundlichen Szene auf der Boardtoilette endet. Okay, Sex sells. Aber muss man in den vorangegangenen Dialog eine zu dem Zeitpunkt vor fünf Jahren verstorbene Prinzessin aufnehmen?! Da hat sich aber jemand als Diana-Fan geoutet. Wer ist es wohl, Robert oder Joel (Anm. d. Autors: die Drehbuchautoren)?

Ebenfalls erhält der Zuschauer einen tieferen Einblick in die Welt von David Palmer, als dieser nach einem Anruf einer Journalistin wütend und aggressiv auf alle anwesenden im Raum wirkt und er seine Frau barsch abweist, als diese ihm diesbezüglich etwas fragen will. Auch hier scheint Konfliktpotential zwischen den Eheleuten Palmer vorhanden zu sein, da es nicht normal erscheint, dass man wegen eines einfachen Anrufes seine bessere Hälfte so kalt stehen lässt und sich auf den Apartment-Balkon verzieht. Auch hier gibt es für die Detailverliebten wieder etwas zum Schmunzeln. In der betreffenden Szene als Palmer auf den Balkon tritt und die ihm dargebotene Skyline von L.A. genießt, fährt die Kamera auf ihn zu und der Schatten auf seinem Hemd wird größer und größer… Kann passieren, sollte aber nicht.

12:49:11 – 12:59:57

Die Spannung steigt, vier parallel verlaufende Handlungen sind gestartet und man erwartet sehnsüchtig, wie die erste Folge in guter alter Cliffhanger-Manier enden wird. Kim hat inzwischen mitbekommen, dass ihre Eltern wissen, dass sie nicht mehr zu Hause ist, es packt sie das schlechte Gewissen und sie will umgehend nach Hause. Da haben die Autoren noch gerade mal so die Kurve bekommen, um Kim nicht als total versoffene, kiffende und partyfeiernde Bauer-Tocher dastehen zu lassen. Es gibt also Hoffnung. Kims Wille, nach Hause zu kommen, wird aber durch ihre neuen Freunde weniger unterstützt, als sie zunächst hoffte.

Jack zieht berechtigterweise den Zorn von George Mason auf sich, als dieser sich durch einen Erpressungsversuch gezwungen sieht, die Quelle der zu überprüfenden Informationen preis zu geben. Da haben sich zwei gesucht und gefunden. Das verspricht Konfliktpotenzial für die Zukunft.

In unserem Flugzeug überschlagen sich die Ereignisse. Die so gesprächige Sitznachbarin unseres verdächtigen Fotografen entpuppt sich zunächst als Kleinganovin, da sie dem Fotografen seine Brieftasche samt Presseausweis für das Date mit Palmer entwendet, dann übt sie sich als Krankenschwester und legt eine Stewardess schlafen, um dann als Bombenexpertin den Feuerlöscher zu plündern, um die Boing 747 zu sprengen - Beweismittelvernichtung, versteht sich - und mit Hilfe eines übergroßen Handgepäcks eine Flugzeugtür wegzusprengen. Wie jetzt?! Das ist mir alles ein bisschen zu viel des Guten und verdient daher entsprechend ein wenig Kritik. Wobei das Abschlussbild mit der dahinsegelnden geheimnisvollen Super-Frau schon super aussieht.

Fazit

Alles drin, alles dran. Abgesehen von den üblichen Kinderkrankheiten, den Pilotfolgen so mit sich bringen, ist alles dabei gewesen. Erotik, Action, spannungsgeladene Handlungsbögen. Ein gelungener Staffelauftakt, der definitiv Lust auf mehr macht. Allerdings hat man sich damit die Latte für die zukünftigen Erwartungen sehr hoch gehängt. Ob dieses Level durchweg bis zum Ende der Staffel gehalten werden kann bzw. für eine entsprechende Anzahl an Staffeln zu halten ist, bleibt abzuwarten und wird meinerseits aufgrund dieser gesehenen ersten Folge stark bezweifelt. Der Einsatz der Split-Screens erhöht den Spannungsfaktor erheblich und ermöglicht es dem Zuschauer, alle parallel laufenden Handlungen auf einmal vor das geistige Auge zu führen. Toll.

Statistik

Aufgrund der bisher gelaufenen sechs Staffeln von 24, werde ich für jede Episode mitzählen, wie viele Menschen durch Jacks Hand ums Leben gekommen sind bzw. verwundet wurden. Ebenso zähle ich seine Gesetzesverstoße. Da ich diese beiden Punkte für die größten Kritikpunkte an der Serie halte, bin ich gespannt, was am Ende dabei raus kommt.

Kills: 0

Verwundete: 0

Gesetzesverstöße: 1

Steve S. – myFanbase

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