Review: #6.04 09:00 - 10:00 Uhr
Ohne lange um den heißen Brei herumzureden, wird in dieser Episode gleich schweres Geschütz aufgefahren. Die verheerendste Katastrophe überhaupt ist tatsächlich geschehen. Eine Atombombe (eine Mininuke) wird in der Nähe von Los Angeles gezündet.
Schock
Alle Charaktere können es kaum fassen und dem Zuschauer geht es wohl kaum anders. Es ist tatsächlich passiert. Eine Atombombe wurde auf amerikanischen Boden gezündet, aber nicht wie in Staffel 2 mitten in der Wüste, sodass im Prinzip niemand zu schaden kommt, sondern mitten in einem kleinen Vorort in der Nähe von Los Angeles. Es dauerte wirklich ein paar Momente, bis man realisierte, was hier geschehen ist. Ein wahrer Paukenschlag nach nur vier Stunden und das ist noch lange nicht alles. Offenbar hat Fayed noch vier weitere Mininukes. Damit ist klar, in welche Richtung uns die nächsten 20 Stunden wohl noch führen werden.
Wenn man jetzt mal wirklich versucht, alles ganz analytisch zu betrachten, so ist es fast folgerichtig, dass es zu so einer Katastrophe kommen musste. Nach einer enorm starken 5. Staffel wollten die Autoren jetzt in nichts nachstehen und wussten sich offenbar nicht anders zu helfen, als das Prinzip "Höher, schneller, weiter" zu verfolgen. Da ich wirklich nicht erwartet hätte, dass man diesen Schritt geht, bin ich immer noch ganz perplex ob dieser Ereignisse. Was wird nun passieren? Karen hatte bereits ein Szenario dazu beschrieben. Es sind kurzfristig viele Opfer zu erwarten. Wer wird dabei sein? War Jack noch weit genug entfernt? In den nächsten Stunden wird uns noch viel Leid begegnen. Es ist zu erwarten, dass Tom jetzt seinen rigorosen Kurs durchsetzt. Das Land wird auf jeden Fall nun erst recht in Angst und Schrecken versetzt sein.
Bei all dem Entsetzen vergisst man dann fast die kleinen Schicksale, die alles erst möglich gemacht haben. Ray Wallace hat so aufopferungsvoll für seine Familie gekämpft. Das war zwar nicht ungeheuer spannend, aber emotional durchaus gefällig. Hätte er seine Familie geopfert, wenn ihm das Ausmaß seiner vollbrachten Lieferung früher bewusst gewesen wäre? Dass er es nicht überleben würde, war ihm wohlmöglich von Anfang an klar, aber der Schutz seiner Familie war ihm doch zu wichtig, anstatt einen Angriff auf Ahmed zu wagen und mit einem Querschläger seine Familie zu gefährden. Dass Jillian sich dann doch lieber für den Ruf der Polizei entschieden hat, wollte ich erst verurteilen, doch es war wohl doch die bessere Entscheidung.
Am Ende
Neben der großen Katastrophe spielte sich auch noch eine kleine ab. Jack musste Curtis anschießen, weil dieser sich so sehr Rache geschworen hat, dass er diese persönliche Emotion nicht unter die Bedürfnisse des Landes stellen konnte. Nach der dritten Episode hatte sich das schon angedeutet, zumal Roger R. Cross das mit seiner Mimik auch sehr nachhaltig und überzeugend darzustellen wusste. Schon da war mir bewusst, dass mir das mal wieder nicht gefallen wird. Dass es in irgendeiner Form eine Verbindung aus der Vergangenheit gibt, kann ich nachvollziehen. Dass sich die Leute aber nie unter Kontrolle halten können und statt nur ihren Schmerz zu sehen doch zunächst das große Ganze im Auge behalten, ist mir einfach zuwider. Immerhin muss ich zugeben, dass die Erlebnisse, die Curtis Assad zu verdanken hat, wirklich heftig und wohl kaum zu toppen sind und es auch eine kleine Anmaßung meinerseits ist, ihn für sein Verhalten zu verurteilen. Sicherlich lässt sich das nicht nachvollziehen. Trotzdem finde ich, dass es schon eine lange Zeit her ist und Curtis erstmal im Blick haben sollte, wie man die Zustände im Land am besten bereinigen könnte. Wenn das geschafft ist, kann er sich immer noch überlegen, wie er seine persönliche Rache nehmen kann. Insofern hat er Jack wirklich keine andere Wahl gelassen, damit aber immer noch unglaublich viel zerstört.
Mit der Attacke auf seinen Kollegen und Freund ist bei Jack nun wohl auch noch der letzte Glaube an ein glückliches Leben zugrunde gegangen. Er hat vor drei Stunden auf seinen Tod gewartet und war damit einverstanden. Jetzt ist er wieder mittendrin in diesem elendigen Leben voller Verantwortung, Angst und Schrecken und alle um ihn herum kommen gar nicht darauf, dass er eine Pause braucht, einen Schlussstrich um genau zu sein. Sein richtiger Riecher verleiht ihm vielmehr erneut eine Einzigartigkeit, auf die man nicht verzichten kann. Er ist es, der die Welt retten muss. Doch Jack ist sichtlich am Ende. Nach seiner Greueltat, die er sich selbst wohl am wenigsten vergeben kann, muss er sich sogar übergeben. So schwach hat man Jack bisher noch nicht gesehen. Der Mann ist am Ende und schon in den vergangenen Stunden hat man ihm vorgeworfen, dass er nicht mehr wie früher ist und Fehler mache. Ist er wirklich der Retter? Die Explosion der Atombombe wird ihn sicherlich nochmal neu motivieren. Die Notwendigkeit, dass er am Ball bleibt, ist nun offensichtlich. Doch es wird ein anderer Jack Bauer sein, als wir ihn bisher kannten. Diese Storyline kann sich als ungeheuer interessant herausstellen, wenn man richtig damit umgeht. Der Ansatz ist auf jeden Fall gut umgesetzt und in sich stimmig.
Palmers
Bleiben noch ein paar kurze Ausführungen zu den Palmers. Wayne muss wichtige Entscheidungen treffen und bewegt sich auf einem ganz schmalen Grat zwischen richtig und falsch. Im Prinzip gibt es nicht mal eine ordentliche Bewertung dafür. Jack spricht es dem Zuschauer von der Seele. Man kann einfach nur froh sein, dass man selbst nicht entscheiden musste. So oder so macht sich Wayne aber angreifbar und nach den Ereignissen ist er zum Handeln gezwungen. Seine erste Reaktion war ziemlich souverän, wobei er da wohl noch unter Schock stand. Man darf gespannt sein, wie er sich verhält, wenn er alles realisiert hat. Er kann nur hoffen, dass Assad ihm wirklich helfen kann. Inwieweit Tom sich noch gegen den Präsidenten richten wird, bleibt abzuwarten. Bisher ist er loyal zu seinen Entscheidungen, aber ein paar Aktionen hat er hinter seinem Rücken schon durchgeführt. Hier könnte es auch noch zu einem größeren Konflikt kommen.
Sandra geht nun auch auf Konfrontationskurs. Ihr Gerechtigkeitsstreben ist fast schon zu naiv, aber immerhin sehr konsequent. Sie macht deutlich, dass sie alles unternehmen wird, um die Vorurteile zu beseitigen. Mal schauen, ob die Explosion der Atombombe ihre Meinung dazu ändert oder ob sie wirklich so konsequent bleibt. Während sie relativ engstirnig versucht, Walid zu befreien, schaut dieser schon wieder über den Tellerrand hinaus und sieht seine Chance in der unfreiwilligen Festnahme. Er will sich als verdeckter Ermittler für sein Land einsetzen. Das ist doch mal eine ehrenwerte Einstellung. Er verurteilt seine unrechtmäßige Verhaftung nicht einfach nur, sondern nimmt sie hin und sucht das Positive daran. Hoffentlich dankt man es ihm auch. Im Moment ist er für mich ein potenzieller Charakter, der den Tag nicht überleben wird.
Fazit
Mit einem wahnsinnig spektakulären und vor allem unerwarteten Ende wird der Zuschauer in die nächste Stunde entlassen. Es war eine der heftigsten Episoden, die "24 – Twenty Four" bisher zu bieten hatte. Emotional ist es für Jack das Härteste, was ihm jemals passiert ist. Sein Land hat die schlimmste Katastrophe erwischt und er selbst musste auch noch einen Freund anschießen.
Emil Groth – myFanbase
Die Serie "24 - Twenty Four" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Day 6: 9:00 A.M. - 10:00 A.M.Erstausstrahlung (US): 15.01.2007
Erstausstrahlung (DE): 30.06.2008
Regie: Brad Turner
Drehbuch: Robert Cochran
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