Review: #7.07 Ehe, wem Ehe gebührt
Nun ist es also passiert. Mitten in der Staffel. Ohne großes Tamtam. Liz hat geheiratet. Und das auch noch in einer Zeremonie, die ihresgleichen im Fernsehen vergeblich sucht und so wohl nur bei "30 Rock" funktionieren kann, denn sie war zwar romantisch und süß, aber weit entfernt von dem kitschigen Einheitsbrei anderer TV-Serien. Es passt zu Liz Lemon, dass sie am Ende in einem Prinzession-Leia-Kostüm vor der Standesbeamtin steht, während ihr Criss einen Schlagring eines Drogendealers ansteckt und ihr Ex-Freund Dennis Duffy neben Jack Donaghy als Trauzeuge fungiert.
Lange Zeit war Liz Lemon so ziemlich die einzige Frau in der TV-Welt, die mit über vierzig noch Single war, nach ihrem Mr. Right gesucht hat und dabei stets an die falschen Männer geriet. Gut, vielleicht nicht die einzige, aber immerhin die einzige, bei der ihre Suche nach dem einen speziellen Mann niemals ihre Persönlichkeit bestimmt hat. Sie war mit sich im Reinen und sie hätte es auch akzeptiert, wenn sie überhaupt niemals vor den Traualtar getreten wäre.
Dass Liz in der letzten Staffel schließlich Criss kennengelernt hat, hat sie verändert. Sie wurde entspannter und ausgeglichener, denn Criss hat sie akzeptiert, wie sie war. Mit all ihren Verschrobenheiten und Eigenarten. Sie hat ihren Traumprinzen gefunden, ohne dass daraus in der Sendung eine übermäßig große Sache gemacht worden ist. Nun tritt Liz Lemon, eine Feministin aus Überzeugung und ein wenig auch aus Eigennutz, doch noch vor den Standesbeamten, um zu heiraten.
Schon alleine der Heiratsantrag war genial, denn er entstand aus einer typischen Liz-Lemon-Wutrede, während sie und Criss sich über all die anderen heiratswütigen Menschen lustig gemacht haben. Der Antrag war alles andere als romantisch und wurde am Ende mit einem High-Five der beiden besiegelt. Und doch hat man just in diesem Moment das Gefühl, er kam bei beiden Charakteren aus ganzem Herzen. Dass Liz die ganze Sache um die Heirat dann herunterspielt und sogar vor hat, im Sweatshirt an einem Mittwoch Nachmittag zu heiraten, während zwei Penner aus dem Park ihre Trauzeugen spielen sollen, ist herrlich absurd, wenngleich man sich für Liz schon etwas anderes wünschen würde.
Criss spielt hier eine unglaublich tolle Rolle. Er ahnt, dass Liz tief in sich den Wunsch hat, eine Märchenhochzeit zu haben, in der es nur um sie geht und sie für einen Tag eine Prinzessin sein kann und lässt nichts unversucht, um genau diese Fantasie aus ihr heraus zu kitzeln. Es kostet ihm viel Kraft, sie soweit zu bringen, zuzugeben, dass ihr Hochzeitstag doch mehr bedeutet als einfach nur sich einen Wisch vom Amt abzuholen. Um Liz aber soweit zu bringen, sich dies selbst einzugestehen, beginnt er, die Hochzeit zu sabotieren. So vergisst er mal eben angeblich seine Geburtsurkunde und lädt dann auch noch Liz Ex-Freund Dennis Duffy ein, auf den Liz bekanntlich alles andere als gut zu sprechen ist. Am Ende bekommt Criss das, was er sich wünscht - eine Frau, die mit sich im Reinen ist und die es genießt, für einen einzigen Tag im Leben einmal eine Prinzessin zu sein. Und mit Prinzessin meinen wir natürlich Prinzessin Leia.
Und so ist es am Ende wunderschön mitanzusehen, dass Liz den ersten Teil ihres Happy Ends bekommen hat. Sie hat einen großartigen Kerl an ihrer Seite, der in guten, wie in schlechten Tagen zu ihr halten wird. Nun fehlt zu ihrem Glück nur noch ein Baby und da das Serienfinale immer näher rückt, denke ich mal, lässt auch der zweite Teil des Happy Ends für die moderne Karrierefrau nicht mehr allzu lange auf sich warten. Kudos jedenfalls für die Autoren, dass sie diese Hochzeit so herrlich unspektakulär inszeniert haben und es doch geschafft haben, ein positives Gefühl der Wärme für die Charaktere zu entwickeln.
Neben der Hochzeitsgeschichte geraten sämtliche Nebenhandlungen natürlich gehörig in den Hintergrund, was im Falle von Jenna auch durchaus zu verschmerzen ist. Die Geschichte um den Fan, der jahrelang Cola säuft, um am Ende Punkte in einer Aktion zu sammeln, um Jenna zu besitzen, ist lächerlich. Einzig und alleine die Tatsache, dass Jack durch Jenna erst erkennt, dass sie beide ihren Zenit längst überschritten haben und er in einem Job festsitzt, den er hasst, macht die abstruse Geschichte erträglich. Jack ist längst nicht mehr auf einem Höhenflug und muss sich arrangieren, dass seine Karriere auf dem absteigenden Ast ist. Glücklicherweise zieht ihn das nicht lange runter, denn ohne zu zögern eilt er sofort ins Rathaus, um als Trauzeuge für Liz zu fungieren. Etwas, das der karrierefokussierte Jack früher wohl nicht so einfach getan hätte.
Tracys kleine Nebengeschichte ist mitunter recht witzig, denn er erhält von Dr. Spaceman die schockierende Diagnose, dass er absolut gesund ist. Dies zieht ihn unglaublich herunter, da er stets glaubte, jung zu sterben. Nun muss er sich mit Collegefonds für seine Kinder und Altersvorsorge befassen. Er sieht sich schon gezwungen, all die Dinge aufzugeben, die Spaß machen und droht, zu einem echten Geschäftsmann zu avancieren. Doch dann naht die Rettung – er wird von einem Taxi angefahren, wodurch ihm klar wird, dass er immer noch jeder Zeit sterben kann. Für Tracy ist dies wie ein zweiter Frühling, denn er weiß jetzt, dass er immer noch tun und lassen kann, was er will.
Fazit
Es ist eine unglaublich unterhaltsame Episode. Wenn nicht sogar die beste der bisherigen siebten Staffel. Sie hat Witz und Situationskomik, sowie ernste und teilweise sogar abstruse Momente. Es sind mit Chris Parnell und Dean Winters ein paar wirklich klasse Gastdarsteller zurück und am Ende bekommt Liz Lemon ihr kleines Happy End mit einem wirklich toll Mann an ihrer Seite, ohne dass es aufgesetzt oder kitschig wirkt. So funktioniert gutes Fernsehen.
Melanie Wolff - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Mazel Tov, Dummies!Erstausstrahlung (US): 29.11.2012
Erstausstrahlung (DE): 21.08.2015
Regie: Beth McCarthy-Miller
Drehbuch: Tracy Wigfield
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