Review Staffel 2
Es waren widrige Umstände, mit denen diese zweite Staffel von "Jericho" zu leben hatte. Der Sender wollte ursprünglich gar keine mehr produzieren lassen. Nachdem die Fans aufgrund des heftigen Cliffhangers von Staffel 1 aber zu Proteststürmen antraten, beugten sich die Verantwortlichen und gaben grünes Licht für sieben weitere Folgen, die die Serie zu einem richtigen Ende bringen sollte. "Immerhin" möchte man sagen, aber sieben Episoden reichten einfach nicht.
Beweise nach Texas
Robert Hawkins findet nach und nach heraus, wie alles miteinander verstrickt ist und muss es irgendwie schaffen, die Bombe nach Texas zu bringen, damit der Plan der Verantwortlichen für diese Katastrophe doch noch abgewendet werden kann. Es war im Prinzip von Beginn an klar, dass dies bis zum Serienfinale von Bedeutung sein wird. Und der Weg erweist sich als erwartet schwierig. Zwar konnte Hawkins zunächst seine wahre Identität vor Beck verstecken und hatte somit keine unmittelbare Gefahr zu fürchten, aber dies auch zu erhalten und trotzdem Schritte vorwärts zu kommen, erforderte einige Tricks und die Hilfe von seiner Frau, von Jake und später sogar von Heather, die schließlich eine entscheidende Rolle spielt. Hinzu kommen noch Leute von außerhalb, die Robert entscheidende Informationen übermitteln. John Smith spielt lange eine wichtige Rolle, vertritt aber natürlich seine eigenen Interessen und nutzte Hawkins nur als seine Marionette. Obwohl Hawkins genau dies zu vermeiden versuchte, musste er letztlich einsehen, dass er am kürzeren Hebel sitzt. Der Verlust der Bombe spitzte die Geschichte dann nochmal zu. Robert muss sie erst zurückbekommen und braucht dabei die Hilfe von Jake und einem weiteren Vertrauten aus Cheyenne, der plötzlich auftaucht und genau so schnell auch ins Gras beißen muss. Mit Hochspannung wird die zurückeroberte Bombe schließlich von Jake und dem fast verblutenden Hawkins nach Texas gebracht, wo Chavez, ein weiterer Freund, bereits alles Wesentliche in die Wege geleitet hat.
Insgesamt ist dies wirklich eine gute und spannende Storyline gewesen, die viele Geheimnisse um die erste Staffel aufgeklärt hat. Gerade die Offenbarungen von John Smith haben viel dazu beigetragen. Für diese Storyline haben auch die sieben Episoden ausgereicht. Es war eigentlich die perfekte Länge, um diesen guten Spannungsbogen zu ziehen. Außerdem ist durchaus immer noch die Option vorhanden, die Serie fortzusetzen, denn eigentlich geht es jetzt erst richtig los. Die Verbündeten von Cheyenne und die Verbündeten mit Texas werden jetzt um die Vorherrschaft in den ehemaligen vereinten Staaten von Amerika streiten und Jericho ist mitten drin auf der Seite gelegen, die die Bürger niemals unterstützen würden, weil sie die Wahrheit kennen. Was würde man nicht für eine dritte Staffel geben.
Jericho
Der Cliffhanger der ersten Staffel war gar nicht so sehr auf die Gesamthandlung um die Anschläge gelegt, sondern ließ einfach das Schicksal unserer kleinen Stadt Jericho offen. Dass der zweite Schwerpunkt also auch weiterhin auf der Stadt liegen wird, war vorherbestimmt und im Prinzip auch das wichtigste, denn mit den Charakteren litten wir schon eine Staffel lang mit. Mit dem Zeitsprung haben die Autoren eigentlich eine gute Variante gewählt, um keine Ballerserie zu machen, sondern sich wirklich mit Aufbau und Lebensstil der Menschen zu beschäftigen. Hier boten sich nun allerdings zahlreiche Möglichkeiten, die die wenigen Folgen nicht alle bedienen konnten. Viele Charaktere wurden nur noch im Hintergrund gezeigt. Ihre weiteren Entwicklungen spielten kaum eine Rolle (dazu später mehr im Abschnitt "gekürzte Emotionen"). Die Geschichte um einen möglichen Virus wurde schnell abgehandelt und war plötzlich kein Problem mehr. Der Besuch des neuen Präsidenten spielte auch nur in einer Episode eine Rolle, obwohl hier noch viel mehr Politik hätte gemacht werden können. Eine komplette Staffel hätte den Autoren ermöglicht, hier noch viel mehr Potenzial zu entfalten, aber man musste sich beschränken.
Der Fokus musste auf die Neuerungen gelegt werden, die der Handlungsverlauf unweigerlich mit sich brachte. So spielte natürlich "Jennings & Rall" eine große Rolle, da sie für den Wiederaufbau verantwortlich war und somit das Stadtbild mitbestimmte. Ebenso war die militärische Präsenz Gegenstand der Ausführungen. Mit Beck wurde ein toller Charakter eingeführt, der das Richtige tun wollte, aber leider unwissentlich auf der falschen Seite stand. Er stand symbolisch für eine Vielzahl von Menschen, die in erster Linie mit den Ereignissen des Anschlags umzugehen versuchten und wenig Zeit hatten, alles zu hinterfragen, weil sie sofort bereit sein mussten, um alles für die Menschen zu tun. Ich habe die ganze Staffel über gehofft, dass die Autoren ihn aus der Unwissenheit befreien und Jake und Hawkins ihn in ihr Wissen einweihen, doch diesen riskanten, aber meiner Meinung nach richtigen Schritt wagten sie nicht. Seine weitere Rolle würde mich auch sehr interessieren.
Weiterhin war die Rückkehr von Ravenwood ein großartiger Zug, der Hochspannung und Tragik nach Jericho gebracht hat und dann auch noch die Verbindung zu New Bern herstellte. Das wurde alles auch ordentlich umgesetzt und in einer passenden Ausführlichkeit dargeboten. Es war nicht zu viel und nicht zu wenig, belegte aber eben auch wieder viel Platz, der Kleinigkeiten nicht mehr zur Verfügung stand. Aber was sollten die Autoren auch machen.
Gekürzte Emotionen
Den Autoren war wohl von Beginn an klar, dass sie keine große Möglichkeit haben, auf die Emotionen in der Serie regelmäßig Rücksicht zu nehmen und so hat man sich wohl entschieden, einen Strang ordentlich zu bearbeiten, statt alles nur ein wenig anzureißen. Die Liebe zwischen Stanley und Mimi sowie der damit in Verbindung stehende Tod von Bonnie war eine großartige Geschichte, die mich tief berührt hat. Ich bin froh, dass man es in dieser Ausführlichkeit und Emotionalität erzählt hat und sich eben nicht auf vielen verschiedenen Schauplätzen verlor. Aber gerade weil es so schön in Szene gesetzt wurde, trauert man den Geschichten nach, die dadurch kaum noch eine Erwähnung fanden. Was ist denn aus Jake und Emily geworden? Wäre da doch noch was mit Heather geworden? Wie haben sich Eric und Mary weiterentwickelt und was ist eigentlich aus Dale und Skylar geworden? Viele Fragen, die keine Antwort bekommen konnten. Das war wirklich schade, aber wohl das geringste Übel, denn eine bessere Möglichkeit fällt mir auch nicht ein.
Fazit
Man muss wohl einfach froh sein, dass es überhaupt eine zweite Staffel gab. Diese ist auch wirklich gut gelungen, musste aber leider auch so viel Potential im Keim ersticken, weil sieben Episoden einfach nicht den Rahmen boten, um alles ordentlich zu inszenieren. Mit diesem Kompromiss musste man leben und es lebte sich insgesamt ganz gut damit.
Emil Groth – myFanbase
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