Review: #3.11 Offenbarung

Nach einer Episode, die gänzlich auf Mulder zugeschnitten war (#3.08 Parallele), erhält in dieser Folge Scully ihren gänzlich auf sie abgestimmten Fall. Dabei erleben wir einen analytisch-rationalen Mulder und eine an Wunder glaubende Scully; kurzum wir sehen eine scheinbar verkehrte "Akte X" - Welt. Motive und Tiefe der wichtigen Nebencharaktere fehlen dahingehend leider.

Ein Fall für Scully

Während in 3.08 Mulder emotional höchst involviert war, erleben wir in dieser Episode Scully als diejenige, auf die der Fall geradezu zugeschnitten zu sein scheint. Die ansonsten so rationale und auf Wissenschaft beharrende Scully öffnet im Ränkespiel zwischen Himmel und Hölle ihren Geist dem Unglaublichen. Ihr Glaube an Bestimmung und Wunder gibt ihr die nötige Kraft und Kombinationsgabe, um den Fall zu lösen und den jungen Auserwählten zu retten. Zuerst muss Scully allerdings durch "Mentoren" wie Michael Kryder oder Owen Jarvis an ihren Gottesglauben erinnert werden, was wie in der klassischen Heldenreise zunächst für Verwirrung bei ihr sorgt, ehe sie inspiriert ist und die Dinge beginnen wie von selbst zu funktionieren. Nach einigen Schicksalsschlägen, die Scully erleiden musste, bietet dieser Fall für sie genau das richtige positive Erlebnis zum richtigen Zeitpunkt. Ich hoffe, ihr Glaube an Gott und vor allem auch an sich selbst bleibt somit weiterhin gestärkt. Davon abgesehen mag ich den Abwechslungsreichtum in "Akte X". Neben Aliens, Verschwörern, Paranormalem und Monstern gibt es auch die Sparte Glauben und Religion, was mir persönlich gut gefällt.

Scheinbar verkehrte Welt: Der analytisch-rationale Mulder vs. der Scullys Glaube

Normalerweise spinnt Mulder die heftigsten und skurrilsten Fantasien, während Scully ihn dank ihrer Rationalität auf den Boden der Tatsachen zurückholt. In dieser Episode ist es genau anders: Mulder mimt den Skeptiker, vielleicht sogar mit einem Hauch an Blasphemie, und Scully ist diejenige, die an Wunder sowie nicht rational erklärbare Zusammenhänge glaubt. Was scheinbar wie ein Widerspruch klingt, ist auf den zweiten Blick doch nur allzu logisch. Mulder ist auf Grund seiner Erfahrungen im Bezug auf einen guten Gott und Religionen verbittert, weshalb er seinen persönlichen Glauben aus Paranormalem und Science-Fiktion zieht. Mal abgesehen davon, ist er ein genauso guter rationaler Analytiker wie Scully. Scully hingegen glaubt an Gott und das Christentum. Ihre rationalen Anteile lebt sie in der Wissenschaft und im Alltag bei Kriminalfällen aus. Man kann also festhalten, dass beide Ermittler sowohl gläubig sind, als auch rational analysieren können; nur eben mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Insgesamt erachte ich es allerdings als witzig und unterhaltsam, wenn in einer Episode Scully die Glaubende ist und Mulder den Skeptiker spielt. Es wirkt dann fast wie eine Satire oder Karikatur von dem FBI-Gespann auf sich selbst.

Fehlende Motive und Tiefe zwischen Himmel und Hölle

Trotz allem bleibt es mir nicht erspart, Wasser in den Wein zu füllen. Denn wie so oft in den zeitlich begrenzten Episoden, fehlt es den Nebencharakteren an Motiven und Tiefe, wenn die Hauptcharaktere so stark im Fokus stehen. Sowohl der göttliche Kevin als auch der teuflische Simon Gates fallen dahingehend leider etwas ab. Was genau ist Kevins Aufgabe? Was genau sind seine Fähigkeiten? Steht uns die Apokalypse bevor? Woher hat Simon Gates die Fähigkeit mit seinen Händen andere verbrennen zu können und was genau machte ihn zum scheinbaren Diener des Teufels? Ich für meinen Teil hätte solche Aspekte gerne detaillierter beleuchtet, um der Episode das Prädikat "sensationell" zu verleihen.

Fazit

Ein mysteriöser Fall mit Scully im Fokus und scheinbar verkehrten Rollen in unserem Ermittlerteam machen diese Episode spannend und unterhaltsam. Die Sparte Religion und Glaube erweitert das "Akte X"-Universum vorteilhaft. Leider fehlen mir persönlich die Motive und der Tiefgang im Bezug auf die wichtigen Nebencharakteren, um 8 oder 9 Punkte zu vergeben.

Alexander L. - myFanbase

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