Bewertung

Review: #7.22 Alles beginnt in Oregon

Foto: David Duchovny & Gillian Anderson, Akte X - Copyright: 2000 Fox Broadcasting Company; Larry Watson/FOX
David Duchovny & Gillian Anderson, Akte X
© 2000 Fox Broadcasting Company; Larry Watson/FOX

Der Kreis schließt sich: Die "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI"-Episode #7.22 Alles beginnt in Oregon ist nicht nur als inhaltliche Fortsetzung des Piloten #1.01 Gezeichnet zu interpretieren, sondern war auch als etwaiges Serienende geplant. Eine Ära geht also zu Ende.

Der rote Faden: Come togehter - Mulder, Scully, Skinner, die Einsamen Schützen, Krycek, Covarrubias und der Raucher

Chris Carter hat in der letzten Episode der 7. Staffel an alles gedacht: Der rote Faden wird verständlich fortgeführt, alle wichtigen Personen werden nochmals in Szene gesetzt und das Ende dient sowohl als Cliffhanger, als auch als Abschluss, in dem jeder Vertreter im "Akte X"-Kosmos sein mehr oder weniger gerechtes Schicksal ereilt.

So gar nicht in den sonst so ernsten Tiefgang dieser Folge passt der Schreibtisch- und Paragraphenhengst der Controlling-Abteilung, welcher der Abteilung der X-Akten auf den Zahn fühlt, inwiefern die horrenden Ausgaben auch tatsächlich gerechtfertigt seien. Neben den ernsten Facetten liefern die Szenen zwischen Mulder, Scully und dem Controller viele humorvolle Elemente und Anspielungen. An diesen Stellen darf gerne geschmunzelt oder gelacht werden, denn ansonsten legt sich ein Schleier aus Melancholie, Depression und Verschwörung über die Episode. Nicht zu vergessen auch der Tiefgang und die Persönlichkeitsentwicklung der einzelnen Charaktere, wenn Mulder z.B. erkennt, dass sich nichts geändert habe, aber er sich geändert hat, während Mulder und Scully im Deja-Vu-Modus in Bellefleur ankommen. Mulder sieht generell die Welt nun mit anderen Augen, da er endlich erkennt, dass er sieben Jahre lang gegen Windmühlen gekämpft hat, ohne dass er jemals eine Chance gehabt hätte seinen Kampf gegen die Verschwörung zu gewinnen. Denn privates Glück und die Gesundheit jedes Einzelnen sei wichtiger, als auf Teufel komm raus alle X-Akten zu lösen.

An dieser Stelle wird deutlich, dass #7.22 Alles beginnt in Oregon ursprünglich als Serienfinale geplant war, weshalb Mulder sein Schicksal annehmen und seinen Frieden mit den X-Akten finden musste. Ob nun Mulders Gesinnungswandel glaubwürdig oder zu stark inszeniert war, darf jeder selbst für sich beantworten. Meiner Meinung nach ergibt es für mich aber einen gewissen Sinn, wie ich auch schon in meiner Review zu #7.11 Sternenlicht schrieb. Denn Mulder hat nach dem Ableben seiner Eltern und dem Aufklären von Samanthas Schicksal endlich Frieden im Privaten gefunden. Doch was könnte danach sein neuer Antrieb sein? Auf der einen Seite natürlich das weitere Lösen von X-Akten, auf der anderen Seite aber auch Gesundheit und privates Glück. Insofern war Mulder beinahe dabei sich aus dem Hamsterrad zu entfernen, in dem er seit Jahren steckte und in dem ihn der Cigarette Smoking Man immer drin haben lassen wollte, damit Mulder weiter seine Rolle spielt in einem viel größeren Spiel, um als eines von vielen Rädchen im gesamten Uhrwerk zu funktionieren.

Und genau in diesem Moment, in dem Mulder emotional und gewissenstechnisch eine Kehrwende vollzieht, tauchen Marita Covarrubias und Alex Krycek im Namen des Rauchers auf, um mit ihm gemeinsam das Mysterium des UFO's in Bellefleur zu lösen. Besser hätte es kein Drehbuch der Welt schreiben können, um doch noch eine gewisse Dramaturgie und Spannung in den roten Faden zu bringen. Dass Skinner, die Einsamen Schützen, Scully, Mulder, Krycek und Covarrubias zum Schluss nochmal zusammenarbeiten und der Raucher im Hintergrund die Fäden zieht, mutet schon fast etwas nostalgisch an. Trotz allem Vergangenem gefällt mir dieses come togehter - alle wichtigen Charaktere haben sich noch einmal versammelt, um einer der besten Serien aller Zeiten ihre Ehre zu erweisen und die Serie dementsprechend würdevoll zu beenden.

Dabei ist der Raucher immer noch extrem gezeichnet von seiner OP und wird wohl aller Voraussicht nach sterben. Dass Krycek ihn zum Schluss scheinbar umbringt, wirkt wie ein sinniger Abschluss seines Wirkens, allerdings werden wir William B. Davis noch öfter in seiner Paraderolle sehen dürfen. Ich vermute nämlich, dass seine "Hybridisierungs"-OP dazu geführt hat, dass er nicht auf normalem Wege sterben kann und dann irgendwie doch überlebt.

Dahingehend versuchen nun die Kolonisten nach der gescheiterten Verschwörung alle Beweise ihres Tuns mit dem Syndikat zu zerstören bzw. alle Menschen mit Alienkontakt einzusammeln, damit es offiziell keine Spuren mehr von der Verschwörung gibt. Entweder spinnen die Kolonisten nun einen neuen Plan, oder sie ziehen sich in den Wirrungen ihres Bürgerkrieges mit den Rebellen ganz von der Erde zurück, um in absehbarer Zeit nochmals einen Versuch zu starten, die Erde zu versklaven. Der Raucher hingegen wollte die Verschwörung nochmals ins Leben rufen, indem man das UFO birgt und die DNA der Aliens benutzt, um die Erde auch zukünftig vor der Invasion der Kolonisten zu schützen. Dieser Plan schlägt aber fehl. Mulder wird wie viele andere "Beweise" für die Verschwörung von dem UFO einfach mitgenommen, während Skinner, der endlich mal seinen Schreibtisch verlässt, fassungslos zurückbleibt. All diese Begebenheiten werden einmal wieder sinnig und stimmig dargestellt.

Das absolute Highlight liefert dann das Ende, als Scully Skinner erklärt, dass sie schwanger ist. Man darf vermuten, dass das Kind in der Nacht gezeugt wurde, in der Mulder und Scully "Löffelchen machten" und sowohl Mulder, als auch Scullys Gen-Anomalien irgendwie Leben erzeugen konnten, als sie sich zusammen paarten. Insgesamt wäre das ein gelungener Abschluss der Serie gewesen; allerdings bin ich dennoch ganz froh, dass es für "Akte X" doch noch weitergehrt.

Auf den Punkt: Drama, Spannung, Emotion - ein perfektes (Staffel/Serien)-Finale!

Ausblick

Doch was bleibt nach dieser 7. Staffel und wie geht es in Staffel 8 weiter?

Zunächst einmal bleibt festzuhalten, dass Staffel 7 eine der bisher besten Staffeln war. Selten gab es in einer Staffel mehr an rotem Faden, mehr an persönlichen Geschichten und mehr an unterschiedlichen Mythen. Für mich ist die 7. Staffel die bisher beste Staffel - mit Abstand. Und wäre die Serie mit dieser Episode zu Ende gegangen, dann hätte man als Fan wohl sehr gut damit leben können: Mulder von Aliens entführt, aber wohl nicht für immer; Scully mit einem Mulder-Scully-Baby und mit einer fast schon Mulder-mäßigen Sicht auf das Paranormale; Skinner endlich geläutert - vom Schreibtischhengst zum aktiven Ermittler, der Mulder und Scully beisteht; der Raucher endlich eliminiert. "Akte X" - Herz, was willst du mehr?

Wenn man in die Zukunft schaut, dann darf man gespannt sein, wie es mit Skinner und Scully weitergeht. Beiden - inklusive neue Charakteren - wird wohl noch mehr Screenzeit eingeräumt, während wir uns wohl von David Duchovny verabschieden müssen; zumindest werden wir Fox Mulder nicht mehr in jeder "Akte X"-Folge zu Gesicht bekommen. Ob die Serie dadurch ihr Niveau halten kann und viele Fans der Serie nicht den Rücken kehren, bleibt abzuwarten. Auf der einen Seite ist der Austausch von Charakteren eine Gewohnheitssache, auf der anderen Seite nimmt man einer Serie, wenn man DEN Hauptcharakter abzieht, auch irgendwie die Seele. Lassen wir uns also in der 8. Staffel einfach mal überraschen.

Insider & Hintergründe

  • Lange Zeit war unklar, ob es eine weitere 8. Staffel geben würde. FOX erklärte erst vor der Ausstrahlung der letzten Folge, dass die Serie in einer neuen Staffel weitergeführt wird. Vertraglich hatte man Gillian Anderson für eine 8. Staffel gebunden, David Duchovnys Vertrag lief dagegen aus, u.a. da er sich anderen Projekten widmen wollte, ehe er spontan doch für elf weitere Episoden verpflichtet wurde.
  • Die Großraumszene mit allen wichtigen Charakteren in Skinners Büro ist eine gelungene Anspielung auf Leonardo DaVincis Gemälde "Das letzte Abendmahl".
  • Chris Carter hielt das Ende der Episode bis zum letzten Drehtag geheim - da es ja das Serienende hätte sein können - und überbrachte Gillian Anderson und Mitch Pileggi die letzten Seiten des Drehbuchs persönlich und ausgedruckt am Set.

Fazit

Der Kreis schließt sich: Die Episode #7.22 Alles beginnt in Oregon war nicht nur als Staffelfinale, sondern auch als Serienende geplant. Eine Ära geht fantastisch zu Ende.

Alexander L. - myFanbase

Die Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" ansehen:


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Diskussion zu dieser Episode

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