Bewertung

Review: #10.05 Babylon

Foto: David Duchovny, Akte X - Copyright: 2016 Fox Broadcasting Co.; Ed Araquel/FOX
David Duchovny, Akte X
© 2016 Fox Broadcasting Co.; Ed Araquel/FOX

Nach einer eher ernsten und traurigen Folge #10.04 Heimat erwartet uns mit #10.05 Babylon eine vor Insidern strotzende Episode, in der es zudem um den islamischen Terror, die Zusammenarbeit von Mulder und Scully, die Zusammenarbeit von Mulder und Scully 2.0 sowie die Zusammenarbeit von Mulder/Einstein und Miller/Scully geht.

Mulder und Scully = Miller und Einstein

Die Zusammenarbeit zwischen Mulder und Scully war und ist genial. Wenn man sich jetzt die Frage stellt, wie man dieses Gespann noch toppen kann, kommt man wohl zu der Erkenntnis, dass dies gar nicht möglich ist. Die "Akte X" - Macher haben es dennoch geschafft und alleine durch diese Episode hat sich das Revival meiner Meinung nach mehr als ausgezahlt. Als die beiden jungen Versionen von Mulder und Scully, als Miller und Einstein, den Büroraum von Mulder betreten, entsteht eine Art magischer Moment, den man selbst dann wahrnehmen konnte, wenn man keine halluzinogenen Substanzen oder dahingehende Placebos konsumiert hatte. Das Aussehen, die Kleidung, der Argumentationsstil - Miller und Einstein stehen 1:1 für den jungen Mulder und die junge Scully. Die Dialoge zwischen Miller und Einstein werden nur noch durch die Dialoge zwischen Mulder und Einstein sowie Miller und Scully getoppt, während beide "Teams" getrennt voneinander ermitteln. Scullys Déjà-vu-Reaktionen auf die Déjà-vu-Aussagen von Miller im Bezug auf das Übernatürliche und Geheimnisvolle sind sehr schön in Szene gesetzt und lassen den Fan mehr als einmal schmunzeln. Als noch genialer empfand ich dann die Szenen zwischen Mulder und Einstein. Dabei wirkte Einstein impulsiver und direkter als die junge Scully, was Mulder mit seiner lässigen und fast schon tiefenentspannten Art auskonterte. Die Art und Weise, wie er total geerdet und völlig unbeeindruckt das zickige Verhalten von Einstein hinnimmt und sie im Endeffekt in die Schranken weist, ist beeindruckend. Sowohl Mulder, als auch Scully besitzen große Klasse, aber der Fox Mulder alias David Duchovny in 2016 verdient hiermit nochmals ein Sonderlob. Selten habe ich einen Ermittler so entschlossen und gleichzeitig trocken-humorvoll-tiefenentspannt ermitteln gesehen. Die Endszene zwischen Miller und Einstein erinnert an die Endszenen von Mulder und Scully aus den ersten Staffeln der 90er. Die Endszene zwischen Mulder und Scully wird ebenso perfekt dargestellt: Ein gemeinsames Resümieren über die Erkenntnisse der Folge.

Anmerkung: Auch wenn es der Dynamik und Liturgie der Episode zuträglich war, muss man aus gesunden Gesichtspunkten heraus das Vorgehen von Mulder und Scully, getrennt zu ermitteln, nicht unbedingt nachvollziehen können. Ich kann es jedenfalls nicht.

Bewusstseinsebenen als Faktor X

Nicht unbedingt nachzuvollziehen ist es ebenso, wie Mulder es trotz Placebo schafft, halluzinogene Erlebnisse zu spüren. Der Faktor X an dieser Stelle ist natürlich nicht gänzlich neu. Die Kommunikation mit Patienten im Wachkoma oder mit kurz vor dem Tode Stehenden mittels menschlicher Medien, Hypnose oder Drogen ist nach 10 Staffeln "Akte X" fast schon ein alter Hut. Dennoch ist Mulders Trip sehr lustig anzusehen und bringt eine Menge an Humor und Entspannung in einen vom Inhalt her besorgniserregenden Fall. Die kurzen Auftritte von Skinner, den Einsamen Schützen und dem Raucher in Mulders Traumwelt sorgen natürlich zusätzlich für einen Kult-Faktor. Dass Mulder durch seinen Einsatz den Fall dann tatsächlich lösen kann, war abzusehen, wurde aber dennoch gelungen inszeniert.

Voraussetzung für das Lösen des Falls war selbstredend die Vorarbeit von Miller und Scully, die den Patienten mit aller Bestimmtheit vor anderen Ermittlern schützten und ihn somit bis zum entscheidenden Moment am Leben hielten. Die Kombination aus Wissenschaft und Scully sowie Magie und Mulder hat wieder einmal funktioniert. Das war damals so und das ist auch heute noch so.

Attentäter und Religion

Heute ist es auch so, dass eine große Gefahr von Terrorismus sowie asymmetrischem Krieg ausgeht und auch diese kriminellen Energien finden in "Akte X" Beachtung. Im Namen der Religion sprengen sich Menschen in die Luft und reißen damit andere Menschen mit in den Tod. Die Episode #10.05 Babylon zeigt dahingehend ein sehr realistisches Szenario, das auch in Europa passieren kann, wenn man nur mal an die Paris-Anschläge im November 2015 im Rahmen des Fußballspiels Frankreich - Deutschland zurückdenkt. Den Verbindungen zwischen Scullys Glauben einerseits und den islamischen Terroranschlägen andererseits folge ich persönlich indes nicht. Die Diskussionen um Gott, den Glauben und die Menschheit sind mir mittlerweile zu ausgelutscht.

Fazit

#10.05 Babylon ist eine vor Insidern strotzende Episode, die den islamischen Terror, die Zusammenarbeit von Mulder und Scully, die Zusammenarbeit von Mulder und Scully 2.0 sowie die Zusammenarbeit von Mulder/Einstein und Miller/Scully darstellt. Nach den fünf durchweg unterhaltsamen Episoden mit vielen Insidern, Humor, Ironie und auch Tiefgang ist "Akte X" für mich endgültig im Jahre 2016 angekommen. Zu schade, dass nächste Woche bereits die vorerst letzte Folge des Revivals über die deutschen Fernsehbildschirme flimmern wird.

Alexander L. - myFanbase

Die Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" ansehen:


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