Bewertung

Review: #1.04 Kalt erwischt

Als ich die Folge vor kurzem das erste Mal gesehen habe, war ich nicht sonderlich begeistert und eher genervt von der Hauptstory. Doch dieses Mal konnte ich den komödiantisch herausragenden Richard und die großartigen Schnitte besser zu schätzen wissen, weshalb diese Folge die für mich bisher beste der Staffel (bzw. natürlich gleichzeitig der Serie) darstellt.

Auch Elaine war in dieser Folge wieder besonders amüsant. Zunächst werden wir mir ihrer ersten großen Erfindung – dem Gesichts- BH – vertraut gemacht. Und wie sagt Richard so schön? "Nichts ist peinlich, wenn man Geld macht." Auch sehr lustig fand ich es, als Elaine in Billys Büro stürmen will, wo sich gerade Ally bei ihm ausweint, und Billys Sekratärin zu Elaine sagt: "Die Tür ist zu!", woraufhin die pragmatische Elaine erwidert: "Man kann sie öffnen!" und einfach hineingeht. Wo sie Recht hat, hat sie Recht.

Nun zur eigentlichen Hauptstory: Mit diesen "verheirateter, älterer Mann hat Affäre mit einer deutlich jüngeren Frau"-Storys kann ich wenig anfangen. Das hat für mich einfach einen bitteren Beigeschmack. Vor allem, da ich jemanden kenne, der (bzw. die) ein ähnliches Muster verfolgt (in der Rolle der jüngeren Frau) und selbst auch gerne mal mit solch unsinnigen Rechtfertigungen um sich wirft, wie es Ally in dieser Folge tut. Wenigstens zeigt mir Allys Einsicht, dass meine Stellung dazu nicht übertrieben moralisch ist, sondern einfach durch gesunden Menschenverstand begründet werden kann.

Und wieder einmal wendet sich Ally natürlich in ihrer Not an Billy. Aber daran werde ich mich wohl langsam gewöhnen müssen. Lustig war die Szene dann trotzdem, da es sehr amüsant war, mit anzusehen, wie Ally sich selbst belügt, um die Affäre irgendwie weniger schlimm aussehen zu lassen.

Ally: "Ich hab mich sofort [nachdem ich erfahren habe, dass er verheiratet ist] von ihm getrennt. Etwa fünf Monate später, oder so..."

Billy seufzt: "Ally. Hatte er Kinder?"

Ally: "Natürlich nicht! Nur zwei... kleine... Mädchen"

Wieder ein typischer Ally- Moment, als sie kurz darauf in totale Panik verfällt, nachdem Elaine ihr erzählt, dass die Frau des Professors in der Kanzlei ist und sie sehen will. Erfolgreich kann sie es verheimlichen, aber Ally wäre nicht Ally, wenn es nicht am Ende doch auf die peinliche Konfrontation hinauslaufen würde. Bei vielen der Szenen musste ich an erwähnte Bekannte denken, denn offensichtlich läuft es wirklich immer nach exakt demselben Muster ab. Ob es irgendein geheimes Buch für Männer gibt, von dem wir nichts wissen, in dem es eine Anleitung zur Affäre neben der Ehe gibt? Man weiß es nicht...

Cheanie tat mir in dieser Folge sogar ein bisschen Leid, denn er weiß ja nun wirklich nicht, was er tun soll, wenn Ally ihn einfach nicht an sich heran lässt. Es war einfach ein schlechter Zeitpunkt und warum sollte sich Ally als erstes ihm anvertrauen? Sie kennt ihn ja kaum. Wenigstens gab es am Ende einen Grund zum Feiern. Die beiden trennen sich und Cheanie verschwindet endlich. Lasst die Sektkorken knallen, Ally ist frei für den nächsten. Aber hoffentlich suchen sie sich diesmal einen interessanteren Menschen aus.

Billy und Georgia haben so viel mehr Chemie als er und Ally. Zumindest empfinde ich das so. Georgia ist mir auch sehr sympathisch. Sie wird nicht so "die böse Ehefrau/Freundin, die verhindert, dass das Traumpaar der Serie zusammen sein kann"- mäßig dargestellt, wie es sonst häufig in Serien ist. Ich kann Georgias Bedenken gegenüber Ally auch verstehen für den Fall, dass es in ihrer Ehe wirklich mal ernsthaft kriseln sollte. Trotzdem finde ich auch, dass Billy ihr nichts von den Dingen erzählen sollte, die Ally ihm im Geheimen anvertraut. Besonders da die beiden ja auch eine Art Freundschaft (hin und wieder zumindest) pflegen. Da würde ich es auch nicht wollen, dass meine Bekannte/Fast- Freundin von meinen Geheimnissen erfährt, ohne dass ich ihr selbst davon erzählt habe und vor allem ohne dass ich weiß, dass sie es weiß. Aber gut, zurück zu Ally.

Wie schon erwähnt, war es klar, dass es rauskommen musste, interessant auch, wie es passiert ist. Aber wie blöd muss man schon sein, wenn man seine Geliebte zu einem Zoobesuch mit seiner Tochter mitnimmt? Erwachsene glauben wirklich immer, dass Kinder degenerierte kleine Personen sind, die nichts mitbekommen. Tja, ich habe Neuigkeiten für euch: Dem ist nicht so!

Es muss wirklich schlimm für eine Ehefrau sein, so etwas über ihren Mann nach dessen Tod zu erfahren. Auch wenn sie ja vorher schon irgendwie davon wusste. Aber so konnte sie sich nie sicher sein. Nun weiß sie es. Dass Ally ihr nicht die vernichtende Wahrheit sagen konnte, war ja wohl klar, dafür brauchte sie doch Billy nicht. Aber die Szene, in der sie dann mit der Frau sprach, fand ich absolut genial. Die großartigen Schnitte zwischen den Szenen aus der Vergangenheit, die zeigen, wie es wirklich war, und denen der Gegenwart, in der Ally versucht, alles so darzustellen, dass es für die Ehefrau am wenigsten schmerzhaft ist. Man muss sich allerdings auch fragen, was die Frau hat hören wollen.

Auch der Trauergottesdienst war gut gemacht. Besonders, wie sie die Predigt so zweideutig angelegt haben, dass Ally sich am liebsten immer weiter in ihr Loch verkrochen hätte. Ungefähr so, wie ich in exakt dieser Minute, als gerade zwei Mormonen an meiner Tür geklopft haben und mit mir über Jesus Christus sprechen wollten. Geht’s noch penetranter? Aber nun gut, zurück zum Thema. Der absolute Fremdschämmoment war dann in dieser Folge Allys unerwartete Trauerrede. Aber wieder mal konnte sie sich gut aus der Affäre ziehen. Ha, ha, was ein Wortspiel. Ich sollte Comedian werden. Die sind ungefähr genauso lustig. Und das war nicht ironisch gemeint. Aber ich weiche wieder ab. Diese Mormonen haben mich wirklich etwas aus dem Konzept gebracht. Das Ende der Rede war jedenfalls perfekt und konnte auch mir ein paar Tränchen entlocken. Natürlich musste dem ganzen am Ende noch die Krone aufgesetzt werden, in dem Billy und Ally musiklos in ihrem Büro tanzen. Na ja, das hätte nun wirklich nicht mehr sein müssen.

Trotz dessen war die Folge sehr gelungen und konnte mit einem großartigen Richard aufwarten, der sich wirklich zu meiner Lieblingsfigur mausert. Besonders durch seinen Verdienst gab es in dieser Folge die meisten Szenen, in denen ich wirklich laut auflachen musste und auch sonst hatte die Folge fast alles, was man erwarten kann. Deshalb 8 Punkte.

Nadine Watz - myFanbase

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