Bewertung

Review: #7.06 Wahlkampf im Mittleren Westen

Foto: Alison Pill, American Horror Story: Cult - Copyright: 2018 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Alison Pill, American Horror Story: Cult
© 2018 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die bisherigen Staffeln von "American Horror Story" hatten in Mitte der Staffel immer gewisse Schwachpunkte, über die man teilweise nicht hinwegsehen konnte. Staffel 7 befindet sich mit #7.06 Wahlkampf im Mittleren Westen auch in der Mitte der Staffel und ich muss sagen: Die bisherige Stärke wird in jedem Fall beibehalten. Nicht nur der Cliffhanger sorgt dafür, dass man nicht drumherum kommt, unbedingt weiter gucken zu wollen und auch irgendwie zu müssen, sondern auch, wie stark Motive sein können, um einen Menschen in den Wahnsinn treiben zu wollen.

Ivys Motive

In meiner letzten Review stellte ich verschiedene Theorien an, welche Motive Ivy dafür hatte sich a) Kai anzuschließen und b) Ihre Frau Ally zu manipulieren und ich bin erneut ein bisschen darüber geschockt, dass die Motive so 'normal' erscheinen. Der Wahlausgang hat nur bedingt was mit Ivys Handeln zu tun, aber man könnte sagen, dass dieser das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Viel entscheidender war das Motiv der Eifersucht. Man sagt, Eifersucht hat etwas mit der Angst zu tun, etwas zu verlieren. Eifersucht sorgt aber auch dafür, dass man etwas tut, was nicht dem eigentlichen Charakter entspricht. Doch genau das ist in meinen Augen die große Frage bei Ivy: Was ist ihr eigentlicher Charakter? Wir haben Ivy als eine Person kennen gelernt, die eigentlich bodenständig, verständnisvoll und als liebevolle Mutter und Ehefrau daher kommt. Nach den letzten Ereignissen und der Tatsache, dass sie Winter und Gary bereits vor dem Wahltag kennen lernte, arbeitete es wirklich massiv in meinem Kopf, was Ivy dazu veranlasst hat, so brutal vorzugehen: Eifersucht.

Vor eigenen Wochen hatte ich schon vermutet, dass Oz der biologische Sohn von Ally ist. In dieser Episode bekommen wir die Bestätigung und auch gleich die Hintergründe geliefert, warum sich Ivy Kai und Co. angeschlossen hat. Zunächst habe ich mich wirklich erschreckt, dass Oz' Geburt durch Ally tatsächlich der Hauptgrund für Ivys Entscheidung gewesen sein soll. Wenn man sich das Zusammenleben der Drei nochmals in Erinnerung ruft, dann kann man sich nur schwer vorstellen, dass ausgerechnet Ivy das meiste an Gefühlen nur vorgespielt haben soll. Vor allem, wenn man mal die Zeitspanne betrachtet. Als ich aber länger darüber nachgedacht habe, konnte ich mich zumindest zum Teil in sie hinein versetzen. Denn ich glaube, sie hatte von Anfang an Angst, dass Oz sie niemals so ganz als Mutter ansehen würde und Ivy das natürlich im Herzen weh tut, weil es nun mal eine Tatsache ist, dass sie nicht seine biologische Mutter ist. Und jeder Mensch hat mindestens einen wunden Punkt, bei dem er bei der kleinsten Kleinigkeit hochsensibel reagiert und jedes gesagt Worte auf die Goldwaage legt. Bei Ivy ist es Oz. Und obwohl Ally und Ivy gemeinsam beschlossen haben, ein Kind zu bekommen, muss sie fürchten, dass Oz eine sehr viel stärke Bindung zu Ally haben wird.

Für mich gibt es zwei Arten, wie man mit Eifersucht umgeht: Die eine ist, dass man versucht, dass diese nicht die Kontrolle über einen hat, und die andere ist: Man lebt sie 'aus' und rächt sich an demjenigen, den man für 'verantwortlich' ansieht. Ivy hat die Extreme gewählt und will ihre Frau in den Wahnsinn treiben, damit sie Oz für sich haben kann und Ally bei der Scheidung nicht das Sorgerecht zugesprochen wird. Wobei man Ivy dabei aber eigentlich auch zugute halten muss, dass sie ihre Frau zwar hasst, sie aber vor dem Tod verschont.

Interessant werden sicher auch die fortlaufenden Folgen sein, denn für mich sah es so aus, als sei Ivy schockiert darüber, dass Ally scheinbar zu einer Massenmörderin geworden ist, allerdings war Ivy in Kais Pläne gar nicht eingeweiht.

Maedow als liebeskranke Marionette

Wenn ich Kai mit drei Worten beschreiben müsste, wären das folgende: ehrgeizig, machtbesessen und manipulativ. Und ich frage mich wirklich, welches der drei Dinge am schlimmsten ist. Aber ich denke, manipulativ, wie man in dieser Episode wieder sehen konnte.

Kai hat schon in mehreren Episoden zuvor deutlich gemacht, dass er ganz genau weiß, was er den Menschen um ihn herum sagen muss, damit sie unbewusst das tun, was er will. Eines der besten Bespiele ist Harrison gewesen. Diesem hat er klar gemacht, dass er genau dieselbe Stärke wie er hat und brachte ihn dazu, seinen Vorgesetzten zu ermorden.

Da Maedow den Mord an demjenigen gesehen hat, gehörte sie von da an auch zu Kais Truppe, doch eine richtige Funktion hatte sie in meinen Augen nicht. Sicher, sie hat die Zeichnungen für die Masken angefertigt, die verdecken sollen, wer die Morde begeht. Doch sonst war sie eigentlich eher Mitläuferin – bis heute. So dachte ich.

Schon in der letzten Episode wurde deutlich, dass Maedow anscheinend mehr auf Allys Seite steht und sie vor dem großen Boöen warnen will. Maedow ist es in dieser Episode, die Ally die komplette Wahrheit über den Cult und Kais Pläne erzählt. Maedow ist es auch, die Ally dazu ermutigt, etwas dagegen zu unternehmen, und Maedow ist es auch, die den Massenmord begeht. Somit deutete eigentlich alles darauf hin, dass Ally eine Verbündete hat. Allerdings wurde dem Zuschauer später gezeigt, dass das alles zum Plan von Kai gehört hat. Da Ivy schon gute 'Vorarbeit' geleistet hat und ihre Frau in den Wahnsinn getrieben hat und Kai genau dieses als Vorlage genutzt hat und sein weiteren Plan, Ally als durchgeknallte Mörderin dastehen zu lassen, der kein Mensch glaubt, da sie ohnehin unter Wahnvorstellungen leidet, hatte auch Maedow leichtes Spiel, dass Ally ihr Vertrauen gewinnt. Somit ist Ally ein Opfer, ebenso wie Maedow.

Von dieser erfahren wir, dass sie sich nach Liebe und Anerkennung sehnt und somit ebenso zugänglich für Kai ist. Denn im Gegensatz zu ihm, scheint sie diesen tatsächlich zu lieben. Im Gegensatz zu Harrison und Jack bemerkt sie aber rechtzeitig, dass Kai ein Blender ist und jedem das Gleiche erzählt, um sie oder ihn auf seine Seite zu ziehen. Maedow zieht ihre Konsequenzen und will aussteigen – doch das geht bei einer Sekte nicht so einfach. Deswegen soll Maedow bestraft werden – ähnlich wie R.J. Doch im Gegensatz zu ihm hat Kai für sie noch Verwendung, was einzig und alleine an ihren Gefühlen für ihn liegt. Denn Kai weiß ganz genau, welche Knöpfe er bei Maedow drücken muss, um sie für sich geschmeidig zu machen.

Nachdem er ihr eindrucksvoll klar gemacht hat, dass er nur sie liebt und sie die einzige für ihn ist, bringt er sie dazu, Ally die Wahrheit über Cult zu erzählen und dafür zu sorgen, dass sie nicht nur den Mord an Sally Keffler (Willkommen zurück, Mare Winningham!) mitzubekommen, sondern selbst von der Polizei als Massenmörderin abgeführt wird. All das war der Plan von Kai und mit einem hat er durchaus recht: Niemand glaubt Ally und das kann sehr gefährlich werden. Denn obwohl Ally keine Mörderin ist (ja, ich weiß, der Mord aus einer der vergangenen Episode geht auf ihr Konto), könnte Ally über kurz oder lang zu einer werden und damit hätte Kai sein nächstes Ziel erreicht: Dass sie sich ihm anschließt.

Randnotiz

  • Mir war schon vor dem Ende dieser Episode klar, dass es nicht Ally gewesen sein kann, die geschossen hat. Denn Ally hat keine manikürten Fingernägel, ganz im Gegensatz zu Maedow.

Fazit

Es ist beängstigend, dass "American Horror Story" schon wieder eine unglaublich starke Episode abliefert, wenn auch nicht ganz zu stark wie die letzte. Aber es ist durchaus zu erkennen, dass die US-Wahlen nur einen gewissen Anstoß an die eigentliche Thematik geliefert hat. Auch wenn der Horror nicht sichtbar ist, er ist in jedem Fall greifbar. Er steckt in den Handlungen, Gedanken und Gefühlen der Menschen und das finde ich sehr interessant.

Daniela S. - myFanbase

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