Bewertung

Review: #1.02 Invasion

Foto: American Horror Story - Copyright: Robert Zuckerman/FX
American Horror Story
© Robert Zuckerman/FX

Nach dem durchaus spannenden Auftakt fällt die zweite Episode leider weit weniger mysteriös aus als die erste. Das heißt nicht, dass es nicht in Ansätzen spannend zur Sache ging, aber in der ersten Episode sind so viele Dinge angesprochen worden, von denen hier jedoch nur ein Bruchteil wieder aufgenommen wird.

Auch lässt sich im Moment noch nicht so recht erkennen, wohin die Serie sich eigentlich bewegen will. Klar, der Titel "American Horror Story" deutet schon darauf hin, dass man sich hier eher im Horrorgenre bewegen wird. Und diese Elemente können auch in dieser Episode wieder richtig überzeugen. Was mich ein bisschen stört ist der dramatische Aufbau und die ganze Problematik der Familie.

"You don't have a choice, you're going to have to do the honorable thing to save your family. You're going to have to lie."

Vivien macht sich Sorgen um ihr ungeborenes Baby, denn anders als in ihren Schwangerschaften zuvor verspürt sie kaum Anzeichen, dass sie ein Kind erwartet. Angesichts der Tatsache, dass sie ihr letztes Baby im siebten Monat als Totgeburt auf die Welt bringen musste und sie die vierzig längst überschritten hat, ist es verständlich, dass sie eine gewisse Angst in sich aufkeimen spürt. Ben ist ihr hier leider alles andere als eine Stütze und auch Violet hat nicht viel übrig für die Entscheidung ihrer Mutter, noch einmal ein Kind austragen zu wollen.

Familie Harmon ist tief zerrüttet, was man in dieser Episode ebenfalls drastisch zu spüren bekommt. Violet hat weder zu ihrer Mutter, noch zu ihrem Vater einen guten Draht und sieht die Beziehung ihrer Eltern deutlich pessimistischer als Ben und Vivien es tun. Man könnte sogar soweit gehen zu sagen, sie sieht sie wesentlich realistischer als ihre Eltern. Den Vertrauensbruch, den Ben begangen hat, wird auch das angeblich gemeinsame Kind nicht aufwiegeln können und hin und wieder hat man auch das Gefühl, als wüssten beide Parteien es, können aber einfach noch nicht loslassen.

Gerade in der Zeit, in der Vivien ihren Mann am dringendsten braucht, macht er sich nach Boston auf, um dort seiner Ex-Geliebten Hayden das Händchen zu halten, während sie ihr gemeinsames Kind abtreiben lässt. Hayden gibt zwar vor, das Kind nicht haben zu wollen, weil es zur falschen Zeit am falschen Ort gezeugt wurde, doch so recht glauben will man ihr nicht, auch wenn sie beteuert, über Ben hinweg zu sein. Sie leidet darunter, dass er sich für seine Familie entschieden hat, weiß aber durchaus auch, dass seine Entscheidung unumkehrbar ist. Ben ist sicherlich nicht zu beneiden in seiner Situation, auch wenn man sagen muss, dass er ja selbst Schuld an seiner Misere ist. Wer herumvögelt muss eben auch die Konsequenzen tragen können.

"I'm home." "No your not. We're selling this house."

Während Ben also in Boston ist, durchlebt seine Familie eine unvergessliche Nacht. Plötzlich steht eine angeblich verletzte Frau vor der Tür und bittet um Einlass. Vivian verweigert dies vernünftigerweise, was die Frau und ihre zwei verrückten Begleiter nicht daran hindert, sich Zugang zum Haus zu verschaffen. Was folgt erinnert ein klein wenig an "Funny Games", wenngleich es dieser Horrorklassiker deutlich besser verstand, das Martyrium der Familie darzustellen, einfach weil die Eindringlinge in das Haus wesentlich mehr Charisma hatten und einen unglaublichen Nihilismus in den Vordergrund stellten. Hier stürmen ein paar Irre das Haus der Familie und wollen einen Mord nachspielen, über den sie in Zeitungen gelesen haben.

Ehrlich gesagt, was mich am meisten an der Episode stört, war der Flashback in die 60er Jahre zu Beginn. Denn dies Darstellung der Gewalttat an den beiden Krankenschwestern nimmt jegliche Spannung an den Dingen, die Vivian und Violet passieren, denn sobald die drei Verrückten auftauchen und anfangen zu erklären, was sie vorhaben, ahnt man bereits, was kommen wird. Hätte es die ersten fünf Minuten nicht gegeben oder hätte man sie ans Ende der Episode gestellt, dann wäre die versuchte Nachstellung der Tat wesentlich spannender gewesen.

Keine Frage war der Kampf von Vivian und Violet gegen die Eindringlinge in ihr Haus durchaus spannend inszeniert, aber es wirkte dann eben alles so als hätte man es irgendwo anders schon einmal wesentlich besser gesehen.

Am Ende sorgt dann Tate dafür, dass die Eindringlinge das Zeitliche segnen und am Ende wissen wir auch, warum. Wie Constance und Moira weiß er um die Dinge, die im Haus und insbesondere im Keller geschehen. Das wirft natürlich so viele Fragen auf, dass es fast unmöglich ist, in der nächsten Woche nicht wieder einschalten zu wollen. Man möchte wissen, was er mit dem Haus zu tun hat und wie er in Verbindung zu Moira und Constance steht. Auch Letztere wirft erneut mehr Fragen auf als dass sie beantwortet. Sie gesteht Vivien, dass sie insgesamt vier Kinder hat und behauptet, dass alle ihre Sprößlinge an der ein oder anderen Erkrankung litten, nur ein Sohn nicht. Sie wird richtig emotional, als sie über ihn spricht, doch ich werde das Gefühl nicht los, dass das alles wieder nur Fassade war. Man wird einfach nicht schlau aus Constance. Was mir nicht aus dem Kopf geht: Warum backt sie Muffins mit Brechmittel und besteht darauf, dass Violet diese kostet. Was hat sie davon, wenn Viviens Tochter sich vor Scherzen krümmt und sich die Seele aus dem Leib kotzt... Fragen über Fragen.

Fazit

So ganz schlau werde ich aus "American Horror Story" noch nicht. Es gibt einige richtig gute Elemente und das Haus, insbesondere aber jedoch der Keller, versprühen einen unglaublich guten Charme, den man sonst nur aus früheren Horrorstreifen kennt. Und auch der ein oder andere Charakter erweckt durchaus Interesse. Leider bleiben im Moment noch die drei Hauptcharaktere, Familie Harmon, recht blass. Aber das war ja jetzt erst Episode zwei und man sollte den Autoren einfach noch etwas Zeit geben, um ihren großen Plan zu enthüllen.

Melanie Wolff - myFanbase

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